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Selektivschutz: Meßtechnische Grundlagen Schaltungsmöglichkeiten und Anwendungen PDF

281 Pages·1958·10.76 MB·German
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Selektivschutz MeBtechnische Grundlagen Schaltungsmoglichkeiten und Anwendungen Von Dipl.-Ing. H. Neugebauer Eriangen Zweite neubearbeitete Auflage Mit 272 Abbildungen Springer-Verlag Ber Ii nl G ottingenl Heide I b erg 1958 ISBN-13: 978-3-642-92746-1 e-ISBN-13: 978-3-642-92745-4 DOT: 10.1007/978-3-642-92745-4 Aile Rechte, insbesondere das der Dbersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Ohne ausdriickliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfiiltigen Copoyrig ht 1955 by Springer-Verlag ORG., Berlin!Gottingen!Reidelberg by Springer-Verlag OR G., Berlin! GottingenjReidelberg 1958 Softcover reprint of the hardcover 2nd edition 1958 V orwort zur zweiten Auflage Bei der guten Aufnahme und lebhaften Zustimmung, die meine Darstellung des Selektivschutzes gefunden hat, habe ich sie in der zweiten Auflage bis auf einige wenige, priizisere Formulierungen unveriindert gelassen. Ent sprechend verschiedener Wiinsche habe ich jedoch ein neues Kapitel iiber "Stromverteilung bei Erdkurzschlu.B im starr geerdeten Drehstromnetz" eingefiigt, da diese bei dem Feststellen des fehlerbehafteten Leiters u. U. beriicksichtigt werden mu.B. Dabei bin ich gleichzeitig auf den Unterschied zwischen dem Begriff der Nullimpedanz Zo bei der Rechnung mit symme trischen Komponenten und der fiktiven Erdimpedanz ZE beim Distanzschutz niiher eingegangen. Ich habe mich auch hierbei bemiiht, eine moglichst ein fache und fa.Bliche Darstellung zu finden. Erlangen im Mai 1958. Hermann Neugebauer. Vorwort zur ersten Auflage Die Veranlassung zum vorliegenden Buch war der Wunsch weiter Kreise nach einer Neuauflage des Buches "Die moderne Selektivschutztechnik und die Methoden zur Fehlerortung in Hochspannungsanlagen", herausgegeben von Dr. Manfred Schleicher. Sowohl der Herausgeber, als auch einer der vier Autoren, Herr Dr. Schimpf, weilen nicht mehr unter den Le benden. Da ich von den iibrigen drei Autoren als einziger noch heute unmittelbar auf dem Selektivschutzgebiet tiitig bin, habe ich die Aufgabe einer Neu fassung iibernommen. Auf diese Weise konnte der Stoff in einheitlich3r Form neu dargestellt werden. Seit dem Erscheinen des obigen Buches im Jahre 1936 hat sich au.Berdem dieses Gebiet wesentlich mehr abgerundet. Ich habe diejenigen Teile, die ich in der obigen Fassung als erschOpfend und praktisch ab geschlossen betrachte, z. T. unveriindert iibernommen. Andererseits habe ich den Stoff ausschlie.Blich auf den Selektivschutz beschrankt. Es wurden daher der Abschnitt tiber Fehlerortung weggelassen, der Teil iiber die Kurz schlu.Bberechnung wesentlich verkiirzt und von den konstruktiven Angaben nur diejenigen erwahnt, die ich zum Verstiindnis fur erwahnenswert hielt. IV Vo rwort zur ersten Auflage Wie sein Vorganger, soIl auch dieses Buch nur das Grundsatzliche der Selektivschutztechnik darstellen. Es wird also nicht auf eine heute auf dem Markt befindliche Konstruktion eingegangen, soweit nicht die eine oder andere heute verwendete Schaltung als Beispiel fUr einen grundsatzlichen Gedankengang gezeigt wird. Ich habe versucht, das ganze Gebiet in moglichst einfacher und faBlicher Form zu behandeln und habe darum die mathematische Darstellung auf ein MindestmaB beschrankt. So wichtig dieses Gebiet fiir die gesamte Energieversorgung ist, so fern liegt es vielfach dem Starkstromingenieur des Betriebes, da namlich die yom Betrieb gestellten Aufgaben meistens nur mit Mitteln einer speziellen MeBtechnik gelost werden konnen. Das Buch hat seinen Zweck erfiillt, wenn der Betriebsingenieur ein Verstandnis fiir die Grundlagen und MaBnahmen gewinnt, auf denen der Selektivschutz aufgebaut ist und auch kaum anders gebaut werden kann. Fast dreiBig Jahre habe ich selbst an der Entwicklung des Selektiv schutzes unmittelbar teilgenommen, so daB das Buch zugleich auch die Ent wicklung dieses Zweiges der Elektrotechnik widerspiegelt. Wenn ich daher auch Losungsmoglichkeiten diskutiere, die heute nicht mehr angewendet werden, so solI damit gezeigt werden, welche verschiedenen Wege, Irrwege und Umwege, beschritten worden sind und auch gegangen werden muBten, bis der heutige, recht bemerkenswerte Stand der Entwicklung erreicht wurde. Die Praxis spricht stets das abschlieBende Urteil, so daB auch manche interessante und geistvolle Losungsidee fiir neue und weitergehende An spriiche als nicht befriedigend fallen gelassen werden muBte. Aber jede Entwicklung baut sich immer auf den schon gemachten Erfahrungen auf und kristallisiert sich schlieBlich in relativ wenigen, oft recht einfach er scheinenden Formen. Diesen Kristallisationsvorgang auf dem Gebiet des Selektivschutzes soIl auch die Fassung des vorliegenden Buches zeigen. Nicht nur dem Betriebsingenieur, sondern auch dem Studenten bzw. jedem, der sich ein Bild von den Grundgedanken und den Losungsmoglich keiten des Selektivschutzes machen will, soIl dieses Buch ein Hilfsmittel sein. An dieser Stelle mochte ich allen meinen Mitarbeitern und besonders Fraulein Wittich fur die wertvolle Unterstutzung bei der Korrektur des Buches meinen Dank aussprechen. Erlangen, im Januar 1955 Hermann Neugebauer Inhaltsverzeichnis Erster Teil: Allgemeine Grundlagen des Selektivschutzes Scite A. Aufgabenstellung . 1 B. Hilfsmittel ffir die Messung 3 I. Strom- und Spannungswandler und ihre Besonderheiten fiir den Selektivschutz. . . . 3 1. Spannungswandler. . . . . 4 2. Stromwandler. . . . . . . 4 a) tTherstromziffer n S. 6.- b) Grenzleistung eines Stromwand. lers S. 9.- c) Sekundiire Kurvenform S.lO.- d) Sekundiir offene Stromwandler S. 10. II. MeBwerte. . . . . . . 14 1. Spannungs-MeBwerte 15 2. Strom-MeBwerte. . . 19 Summen-und Differenzbildung. S. 22. 3. Kiinstliche Phasenverschiebung . . . 25 a) Spannung S. 25. - b) Strom S. 25. CJ. Selektionsmittel 26 I. Selektionsmittel der Fehlerart. . . . . . . . 27 1. Fehlerkriterien des Kurzschlusses . . . . . . 28 a) Stromerhiihung S. 29. - b) Spannungserniedrigung S. 35. - c) Widerstandserniedrigung S. 35. 2. Fehlerkriterien bei Erdschliissen in nicht starr geerdeten Netzen. 43 3. Unsymmetrische Strome und Spannungen . . 50 4. tTheriast . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 II. Selektionsmittel zum Bestimmen des Feh lcrortes . 54 1. Richtungsbestimmung . . . . . . . . . . . 54 a) Dynamometrische Leistungsmesser S.55. - b) Induktions prinzip S. 56. - c) Vergleichsprinzip S. 57. - d) Ortsdiagramm des Richtungsrelais S. 60. - e) Richtungsrelais mit Spannungen, die nicht dem KurzschluBkreis angehiiren S. 63. - f) Mehrpolige Richtungsrelais S. 65. 2. Zeitstaffelung mit entfernungsunabhiingigen Zeiten . . . . . . 67 a) Allgemeines S. 67. - b) Grundtypen der entfernungsunabhiin gigen Zeitelemente S.69. VI Inhaltsverzeichnis. Seite 3. Zeitstaffelung mit entfernungsabhangigen Zeiten. 73 4. MeBmoglichkeiten der Widerstandsmessung. . . 74 a) LichtbogeneinfluB S. 74. - b) Widerstandsbezeichnungen S.78. - c) Ortsdiagramme der Grundformen von Widerstands bezeichnungen S. 79. - d) Allgemeine Polargleichung des Kreises S. 82. 5. Widerstandsrelais in Verbindung mit Richtungsgliedern 85 6. Moglichkeiten der praktischen Verwirklichung der Ortskurven. . 86 a) Quadratisches Verhaltnis S. 86. - b) Lineares GroBenverhaltnis von Vektoren S. 89. - c) Wmkelbezieh~en der Vektoren S.92. 7. Vereinigung der Widerstandskipprelais mit Zeitelementen zum widerstandsabhangigen Zeitablauf. . . . . . • . . . . . . . 95 a) Zeitabhangige Veriinderung der Spannungsseite S.95. - b) Zeitabhangige Verstiirkung der Stromseite S. 97. - c) Zeitab hiingige Veriinderung der Hebelarme beim Waagebalkenrelais S. 98. - d) WiderstandsmeBsysteme mit eigenem Zeitablauf S. 99. - e) Sonderkonstruktionen, die nicht unter die bisher be handelten Betrachtungen fallen S.101. - f) Schnellarbeitende Kipprelais S. 103. • 8. Vergleich von MeBgroBen zweier voneinander entfernter Leitungs- punkte .................•....... 105 a) Direkter Vergleich S.105. - b) Indirekter Vergleich S.112. III. Verhalten dar Selektionsmittel beim AuBertrittfallen der Kraftwerke 112 Zweiter Teil: SpezieUe Scbutzscbaltungcn I. Allgemeines. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 II. Grundsiitzlicher Aufbau einer Schutzschaltung. . . . 120 a) Der Wandlerkreis. S. 121. - b) Der Arbeitskreis. S. 121. A. Generatorsebntz .. 121 I. WicklungsschluB = KurzschluB zwischen zwei Leitern im Generator 121 II. WindungsschluB = KurzschluB zwischen Windungen des gleichen Leiters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 1. Durch Ausgleichstrome bei parallelgeschalteten Leitern 126 2. N llistrom bei L'I-Generatoren. . . . . . . . . . . . 127 3. Spannungsvergleich zwischen Generatorsternpunkt und einem kiinstlichen Sternpunkt . . . . . . . . . . . . . . . 127 4. Feststellung einer l00-periodigen Frequenz im Erregerkreis .. 129 III. GestellschluB = Beriihrung eines Leiters mit Gehause (ErdschluB) 129 1. Generator und Transformator als Einheit = Blockschaltung. .. 130 100% GestellschluBschutz S. 131. 2. Generator speist auf ein Netz oder auf eine Sammelschiene mit parallellaufenden Generatoren. 133 IV. Rotorfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Inhaltsverzeichnis. VII Seite V. Gefahren, die dem Generator durch auBere Fehler erwachsen konnen 139 a) Uberlastung S.139. - b) SpannungserhOhung S.140. - c) Unsymmetrische Belastung S. 140. - d) Riickwattschutz S. 141. - e) Ausbleiben der Erregung S. 142. VI. Schutzmallnahmen = Abschalten, Entregen, Brandloschen .... 142 1. Feldschwachung im NebenschluB der Erregermaschine ..... 142 2. AufreiBen des Rotorkreises und KurzschlieBell- tiber einen Wider- stand . . . . . 143 3. Ausschaltmotor . . . . 144 4. Schwingungsentregung . 144 Brandloschung . . 147 VII. Meldeeinrichtungen 147 VIII. Montage, Inbetriebsetzung, Wartung und Priifung 148 B. Transformatorensehutz. . . . . . . . . . . . ." . 150 1. Differentialschutz . . . . . . . . . . , . . 151 a) Differentialschaltungen fUr Zweiwickeltransformatoren S. 155. - b) Differentialschutz fUr Mehrwickeltransformatoren S. 158. - c) Leerlauf· und Einschaltstrome S. 160. 2. Andere elektrische Schutzschaltungen . . . . . . . . . . • . 162 a) Summenschaltung S.162. - b) WindungsschluB S.163.- c) Gehausespannung gegen Erde S. 163. - d) Richtungsvergleich S. 164. - e) Impedanzschutz S. 164. 3. Gasschutz (Buchholzschutz). 164 4. Uberlastungsschutz . . . . . . . . 165 5. Eisenbrand. . . . . . . . . . . . 166 6. Inbetriebnahme, Wartung und Priifung. 167 (J. Leituugssehutz . . . . . . . . . . . 167 I. Netzeigenschaften und Netzfehler 168 1. Verschiedenheiten der Netze . 168 2. Fehlerhaufigkeiten und Fehlerarten 169 3. Fehlerverlauf ......... 170 4. Fehlerwichtigkeit . . . . . . . . 171 II. Uberstromzeitschutz = entfernungsunabhangige Zeitstaffelung 172 1. Aufgebaute Primarausloser . . . . . . . . . . . . . .. 172 2. Sekundare Uberstromzeitrelais . . . . . . . . . . . .. 174 3. lJberstrom. plus getrenntem Zeitrelais als lJberstromzeitschutz 175 4. Gerichteter Uberstromzeitschutz . . . . . . . . 180 III. Entfernungsabhangiger Staffelschutz = Distanzschutz 184 1. Widerstande der Leiter in Hochspannungsnetzen . 184 VIII Inhaltsverzeichnis. Seite 2. Stromverteilung bei ErdkurzschluB im starr geerdeten Drehstrom- netz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19] a) Einpoliger ErdkurzschluB S. 194 - b) Geerdeter Trafo ohne Speisung mit einem nicht geerdeten Trafo mit Speisung S. 195. - c) Beide Trafo geerdet. Jedoch nur Speisung von einer Seite S. 197. - d) Beide Trafo gespeist und nur einer geerdet S. 198. e) Beide Trafo gespeist und geerdet S. 199. - f) Zweipoliger KurzschluB mit Erdberiihrung S. 199. 3. Widerstandsmessung in Drehstromnetzen 201 4. Schaltungen mit Widerstandszeitrelais . . 202 a) Dreirelaisschaltungen S. 202. - b) Zweirelaisschaltungen S. 205. - c) Einrelaisschaltungen S. 205. 5. Schaltungen mit Widerstandskipprelais und getrenntem Zeitrelais 210 a) Besonderheiten der Widerstandskipprelais gegeniiber dem Wider standszeitrelais S. 210. - b) Sechsrelaisschaltungen S.213. - c) Dreirelaisschaltungen S. 214. - d) Einrelaisschaltungen S.214. 6. Der Staffelplan und seine Grenzfalle. . 220 7. Inbetriebnahme, Wartung und Priifung. 227 IV. Vergleichssysteme . . . . . 229 1. Direkte Vergleichssysteme 229 a) Langsdifferentialschutz S. 229. b) Querdifferentialschutz S.237. 2. Indirekte Vergleichssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . 240 a) Die einfachen Verriegelungssysteme S.240. - b) Richtungs~ vergleichsschutz S.241. - c) Distanzabhangiger Richtungsver gleich S. 249. - d) Richtungsvergleich mit Hochfrequenzverbin dung S. 251. V. Kurzunterbrechung (Wiedereinschaltung) . 253 VI. ErdschluBschutz. . . . . . . . . . . . 255 D. Sammelschienenschutz 259 1. Sammelschienen-Differentialschutz fiir Einfachsammelschienen 259 Indirekter Vergleich S. 261. 2. Mehrfachsammelschienen . 261 E. Schutz von Motoren 264 Literaturverzeichnis . 266 Sachverzeichnis . . 271 Erster Teil Allgemeine Grundlagen des Selektivschutzes A. Aufgabenstellung Jeder Laie kennt einen echten Selektivschutz aus eigener Erfahrung, nam lich die Sicherung seines W ohnungsanschlusses. Diese Sicherung hat die glei chen Aufgaben wie der Selektivschutz in Hochspannungsnetzen und weist aIle wesentlichen Kennzeichen eines echten Selektivschutzes auf. Tritt ein KurzschluB in einem Abzweig der W ohnung auf, so solI dieser Abzweig so rasch wie moglich vomNetz getrennt werden, damit einmal die anderen Lei tungen in Betrieb bleiben und zweitens keine groBeren ZerstOrungen an der KurzschluBstelle auftreten. Die Starke des Schmelzfadens bestimmt, welche Hohe des Stromes als ge fahrlich angesehen wird. Der Schmelzfaden stellt also das Anregeglied des Schutzes dar. Die Schmelzdauer ist der Zeitablau/ des Schutzes. In Serie mit der Sicherung der W ohnung liegt die Sicherung des Hausanschlusses. Ist die Sicherung der W ohnung flir 10 A ausgelegt und die des Hausanschlusses fiir 25 A, so iibersteigt der KurzschluBstrom bei einem KurzschluB in der Woh nung sicher 25 A. Da aber die Schmelzdauer der 10 A-Sicherung kiirzer ist, unterbricht diese zuerst die Leitung. Es ist also eine richtige Zeitstaffelung zwischen den beiden Sicherungen. Ware die 10 A-Sicherung etwa iiberbriickt, so wiirde bei dem gleichen KurzschluB die 25 A-Sicherung nach einer etwas langeren Zeit ebenfalls durchschmelzen, diese stellt die Reservezeit dar. SchlieBlich enthalt die Sicherung auch die eigentliche SchutzmaBnahme, nam lich das Abschalten der Leitung. Die gleiche Aufgabe hat auch der Selektivschutz in Hochspannungs net zen der offentlichen Energieversorgung zu erfiillen. Die einzelnen Funk tionen, die die Sicherung in sich vereinigt, miissen nunmehr auf Einzelglieder verteilt werden. Strom und Spannung miissen in einen be quem meBbaren Wert umgewandelt werden. Die Relais miissen in der Lage sein, nicht nur die Art der Fehler, sondern auch den Fehlerort selektiv bestimmen zu konnen, und schlieBlich muB die Leitung durch einen besonderen Leistungsschalter abgeschaltet werden. Wandler, Relais, Hilfsspannung und Schalter stellen da her die gesamte Selektivschutzeinrichtung einer Hochspannungsleitung dar. Die Versorgungsnetze sind im Laufe eines halben Jahrhunderts aus kleinen Anfangen zu einem einzigen groBen Netz iiber ganze Lander ange- Neugebauer, Selektivschutz, 2. Auf!. 1 2 Allgemeine Gl'undlagen des SeJektivschutzes wachsen, wobei die Spannungen von den kleinen Versorgungsspannungen no und 220 V bis zu der Hohe von 400 k V angestiegen sind. Die Leistungen der ersten Netze entsprachen kaum der Hohe des heutigen AnschluBwertes eines groBen Geschliftshauses und die Abschaltleistungen haben anstatt von Hunderten von kW Millionenbetrage davon erreicht. Die Aufgaben, die mit jeder VergroBerung der Leistung, der Spannung und der Netze neu hinzu kamen, machten immer weitergehende Konstruktionen an Maschinen und Ubertragungsmitteln notwendig. Vollkommen parallel mit dieser Entwick lung mehrten sieh auch die Aufgaben fiir den Selektivschutz. Geniigten fUr die Anfangsnetze noch Sicherungen iiblicher Bauart, so sind fUr die Hochst spannungsnetze hochwertigste Einriehtungen notwendig. Die nachfolgenden AusfUhrungen fassen die Aufgaben und ihre Losungen zusammen, die im Laufe dieser Entwieklungszeit gestellt bzw. die in der Praxis angewandt wurden und werden. Die Hauptaufgabe des Setektivschutzes besteht in der A14reclcterhaltung der Energieversorgung. Bei einem KurzschluB auf einer Leitung z. B. bricht die Spannung in einem groBen Teil des der KurzschluBstelle benachbarten Netzes zusammen. Die in diesem Teil angeschlossenen Verbraucher erhalten praktisch keine Energie mehr zugefUhrt. Weiterhin sind die angeschlossenen Zentralen durch den KurzschluB entkuppelt und konnen sich gegenseitig nur noch schwer oder gar nicht mehr synchron halten. Dieser Zustand muB so rasch wie moglich beseitigt werden, was nur durch Herausschalten des fehIer haften Teiles geschehen kann. Notwendig ist daher, daB dieser Teil mit Sicherheit aus einem vermaschten Netzgebilde herausgefunden wird, d. h. der Schutz muf3 selektiv arbeiten. Die zweite Aufgabe besteht in der Beschriinkung der iYrtlichen Zerstorung. Bei Leitungsfehlern tritt diese Aufgabe gegeniiber der vorher erwahnten zuriick, obgleich auch hier raschestes Abschalten Zerstorungen an Leitungen vermeiden kann. Bei Generatoren und Transformatoren allerdings gewinnt die Zerstorungsbeschrankung eine gleich groBe Bedeutung wie das selektive Abschalten. Einen auftretenden Fehler zu vermeiden, ist auch dem besten Selektiv schutz nicht moglich, wohl aber, ihn aus einem Netz in kiirzester Zeit heraus zutrennen und damit die iibrige Versorgung aufrechtzuerhalten und die ort Hche Zerstorung zu beschranken. Die Schutzeinrichtung einer Absehaltstelle umfaBt die Strom- und Span nungswandler, die die primaren Strome und Spannungen in leicht meBbare GroBen umwandeln und die Gerate von der Hochspannung isolieren, die Uberwachungsrelais, die Hilfsspannungsquelle und schlieBlich den Leistungs schalter. Das Betatigen dieses Schalters stellt in allen Fallen die eigentliche SchutzmaBnahme dar, zu welcher bei Stromerzeugern noch die Entregung hinzu kommt. Von dem zuverlassigen Arbeiten der eben genannten vier Hauptteile einer Schutzeinrichtung hangt seine Wirksamkeit abo Die Selektiv-

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