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Selbstbestimmung oder Geschlechtergerechtigkeit PDF

313 Pages·2015·2.06 MB·German
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Selbstbestimmung oder Geschlechtergerechtigkeit Karin B. Schnebel Selbstbestimmung oder Geschlechtergerechtigkeit Karin B. Schnebel Universität Passau Passau Deutschland ISBN 978-3-658-04208-0 ISBN 978-3-658-04209-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-04209-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; de- taillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht aus- drücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Ein- speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk be- rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Lektorat: Jan Treibel, Monika Mülhausen Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media www.springer-vs.de Für Christian, Yoel-Delian und Elea-Malou Vorwort Frauen sind in der Geschichte der Menschheit und kulturübergreifend bis in die Gegen- wart hinein eine benachteiligte Gruppe. Hierzu gibt es vor allem im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts unzählige Untersuchungen, Schriften und auch politische Bewegungen. In der vorliegenden Arbeit soll gezeigt werden, dass in den letzten 20 Jahren unter dem „Label“ der Emanzipation nicht nur Benachteiligungen für Frauen abgebaut wurden, son- dern auch neue Diskriminierungen für das weibliche Geschlecht entstanden sind. So ste- hen Frauen heute wieder weniger Optionen zur Verfügung, als noch vor zwei Jahrzehnten. Dies zu erkennen, zu belegen und in einen theoretischen Rahmen zu fassen, ist mein An- liegen. In den Mittelpunkt meiner Studie habe ich die Idee der Selbstbestimmung gestellt. Es geht um Überlegungen, inwiefern diskriminierte Gruppen in einer Gesellschaft autonom und selbstbestimmt handeln können. Hier finden sich Bezüge zu meiner Dissertation, in der es um ethnische und nationale Minderheiten ging. Im Rahmen eines Postdoc-Stipen- diums an der Universität München, genauer am Geschwister-Scholl-Institut, war es mir möglich, die Recherchen und das darauf folgende theoretische Konzept weiterzuführen und von ethnischen Minderheiten auf die Problematik der Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern zu übertragen. Während ich mir in der Dissertation die Frage gestellt habe, wie viel Selbstbestimmung für Minderheiten nötig ist, um die Integration der Minderheiten zu fördern, wird hier nun diskutiert, wie viel Selbstbestimmung für Frauen nötig ist, um ihnen sowohl Chancen- gleichheit in öffentlichen Räumen zu ermöglichen, als ihnen auch die Wahl zu lassen, ihren Fokus entweder auf das Öffentliche und Politische oder auf das Private, und damit die herkömmlicherweise weiblichen Tätigkeiten, zu legen. Hier wird davon ausgegangen, dass unabhängig von dieser Entscheidung der jeweiligen Frau Gerechtigkeit zwischen den Ge- schlechtern möglich sein sollte, das heißt die herkömmliche oder nicht herkömmliche Auf- teilung der Tätigkeiten zwischen den Geschlechtern kann nicht das entscheidende Indiz für die Diskriminierung der Frau sein. Dieser hier vertretene Blickwinkel zeigt, dass die ak- tuelle Politik, insbesondere die Familienpolitik, sich nicht in Richtung Geschlechtergerech- tigkeit, sondern in Richtung einer Re-Etablierung patriarchaler Strukturen bewegt. Jüngere Entwicklungen in der Gesetzgebung und der Rechtsprechung machen dies deutlich. VII VIII Vorwort Betrachtet man diesen bis heute delikaten, konfliktbeladenen und kontroversen gesell- schaftlichen Konflikt näher, ist es unvermeidlich, auch die Rolle der Frau in der Geschichte der politischen Ideen zu untersuchen, denn mit einer solchen Analyse wird ein Bewusst- sein für die Problematik geschaffen, wie tief verwurzelt die Rollenaufteilung zwischen den Geschlechtern ist. Mit Hilfe dieser historisch-philosophischen Analyse steht die Frage nach der Aufteilung zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten in einem neuen Licht und bietet Ansätze, wie über eine geschlechtergerechte Gesellschaft neu nachgedacht wer- den kann. Eng damit verbunden ist eine theoretische Betrachtungsweise, welche die Frage der Selbstbestimmung neu aufgreift und vorschlägt, die Gerechtigkeitstheorien mit den Anerkennungstheorien zu ergänzen. Dieses Buch ist das Ergebnis einer langjährigen persönlichen, politischen und wissen- schaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit. Viele Institu- tionen und Personen haben mich bei dieser Auseinandersetzung begleitet, unterstützt und inspiriert. Durch meine Studien und meine wissenschaftlichen Tätigkeiten an den Uni- versitäten und Hochschulen in Stuttgart, Tolosa (Spanien), Bilbao (Spanien), Paris, Mün- chen, Frankfurt und Passau und durch meine weiteren wissenschaftlichen Erfahrungen beispielsweise im Europäischen Parlament, in der OSZE und in Friedensforschungsinstitu- ten, konnte ich ganz unterschiedliche Blickwinkel kennenlernen und zu einer theoretisch und empirisch fundierten Untersuchung verdichten. Diese Multiperspektivität hat meine Arbeit bereichert, wenn sie auch den Prozess zuweilen erschwert hat. Herausfordernd war dies insbesondere, weil viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine unkonventio- nelle und interdisziplinäre Herangehensweise kritischer sehen, als es für den wissenschaft- lichen Erkenntnisgewinn hilfreich wäre. Wissenschaftliches Arbeiten muss aber ohne das Denken in disziplinären Grenzen, ohne die Einordnung in Denkschulen und ohne die Anpassung an Mainstreamtheorien möglich sein. Dass dies viele Wissenschaftler so nicht sehen, war eine bisweilen ernüchternde Erkenntnis. Danken möchte ich insbesondere Frau Prof. Ursula Apitzsch, die sich immer wieder dieser Arbeit intensiv gewidmet hat und diese durch Ideen, Anregungen und konstruktive Kritik bereichert und entscheidend beeinflusst hat. Ebenso danke ich Herrn Prof. Armin Nassehi, der mir mit hilfreichen Ratschlägen beiseite stand und mich ermutigt hat, diese Arbeit weiterzuführen und zum Ende zu bringen. Ähnliches gilt auch für Frau Prof. Ursula Münch, die mir seit vielen Jahren mit Rat und Tat zur Seite steht. Auch will ich mich bei verschiedenen Kollegen und Freunden für die Durchsicht des Textes bedanken. Hierzu gehören vor allem Prof. Dirk Lüddecke, Dr. Tanja Zinterer, PD Dr. Martin Rechenauer und Oberstudienrätin Lucia Saal. Nicht zuletzt bedanke ich mich bei meiner Familie für deren liebevolle Unterstützung und vor allem für deren Geduld. Hierzu gehören meine Kinder Yoel-Delian und Elea- Malou und mein Mann Dr. Christian Boeser-Schnebel, der mich auf vielerlei Weise unter- stützt hat. Die aus der Arbeit entstandenen kontroversen Diskussionen zwischen ihm und mir, haben uns dazu veranlasst, bereits an einem weiterführenden gemeinsamen Buch zu arbeiten. Inhaltsübersicht 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Teil I Ursachen der Ungleichheit und Ungerechtigkeit 2 Gerechtigkeits- und (Un)gleichheitsverständnis in der Geschichte der Politischen Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3 Die Bedeutung geschichtlicher Hintergründe für die zeitgenössischen Gerechtigkeitsvorstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 4 Geschlechtergerechtigkeit und Macht (Butler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Teil II Gerechte Zweiteilung der Gesellschaft? 5 Betrachtungen über Privatheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 6 Öffentliches und Privates (in der liberalen Tradition?) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 7 Freiheitsformen, Autonomie und Selbstbestimmung im Privaten . . . . . . . . . . . 129 8 Private Sphäre: Rechtsschutz versus Verrechtlichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 9 Exkurs: Men’s Studies und Umkehrung der Geschichtsschreibung . . . . . . . . . . . 187 Teil III Gleichheit, Anerkennung und Gerechtigkeit 10 Überlegungen zu den Anerkennungstheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 11 Anerkennung und Geschlechtergerechtigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 12 Gleichheit, Differenz und Freiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 IX X Inhaltsübersicht 13 Vereinbarkeit von Freiheit, Autonomie, Gleichheit, Gerechtigkeit und Selbstbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 14 Rawls: Geschlechtergerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 15 Walzer: Vorstellungen zur Rolle der Frau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 16 Schlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 Literatur und Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Teil I Ursachen der Ungleichheit und Ungerechtigkeit 2 Gerechtigkeits- und (Un)gleichheitsverständnis in der Geschichte der Politischen Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.1 Ungleichheit in den antiken Gerechtigkeitsvorstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.1.1 Ägypter, Sumerer und Akkader . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.1.2 Polytheismus im griechischen Denken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.1.3 Platon (427–347 v. Chr.) und Aristoteles (384–422 v. Chr.) . . . . . . . . 23 2.1.4 Verteilungsgerechtigkeit bei Aristoteles und Platon . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.1.5 Die folgende Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2.2 Gerechtigkeitsvorstellungen und Begründung der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern im Spätmittelalter bis zur europäischen Aufklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.2.1 Thomas von Aquin (1225–1274) und Niccolò Machiavelli (1469–1527) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.2.2 Thomas Hobbes (1588–1679) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2.2.3 John Locke (1632–1704) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 2.2.4 Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 2.2.5 Immanuel Kant (1724–1804) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2.2.6 Johann Gottlieb Fichte (1762–1814) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 2.3 Gerechtigkeitsvorstellungen und Begründungen von Ungleichheiten in der Moderne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 2.3.1 Georg W. F. Hegel (1770–1831) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 2.3.2 John Stuart Mill (1806–1873) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 2.3.3 Karl Marx (1818–1883) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 2.3.4 Johan Jakob Bachofen (1815–1887) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 2.3.5 Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert: Ferdinand August Bebel, Clara Josephine Zetkin, Virginia Woolf, José Ortega y Gasset, Simone de Beauvoir . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 XI

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