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Sekretion und Exkretion bei Pflanzen PDF

184 Pages·1969·10.723 MB·German
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PROTOPLASMATOLOGIA HANDBUCH DER PROTOPLASMAFORSCHUNG BEGRUNDET VON L. V. HEILBRUNN . F. WEBER PHILADELPHIA GRAZ HERAUSGEGEBEN VON M.ALFERT· H.BAUER . C.V.HAHDlNG . W.SANDRITTER· P.SITTE BERKELEY TtJBINGEN ROCHESTER FREIBURG I. BR. FREIBURG I. BR. MITHERAUSGEBER J. BRACHET·BRUXELLES • H. G. CALLAN· ST. ANDREWS • R. COLLANDER·HELSINKI K. DAN·TOKYO • E. FAURE·FREMIET·PARIS • A. FREY·WYSSLING-ZtJRlCH L. GEITLER·WIEN . K. HOFLER·WIEN . M. H. JACOBS· PHILADELPHIA N. KAMIYA·oSAKA • W. MENKE·Ki:iLN . A. MONROY·PALERMO A. PISCHINGER·WIEN . 1. RUNNSTROM·STOCKHOLM BAND VIII PHYSIOLOGIE DES PROTOPLASMAS 8 SEKRETION UND EXKRETION BEl PFLANZEN 1969 SPRING ER-VERLAG WIEN . NEW YORK SEKRETION UND EXKRETION BEl PFLANZEN VON E. SCHNEPF HEIDELBERG MIT 76 TEXTABBILDUNGEN 1969 SPRING E R-VERLAG WIEN . NEW YORK ALLE RECHTE VORBEHALTEN REIN TElL DIESES BUCHES DARF OHNE SCHRIFTLICHE GENEHMIGUNG DES SPRINGER-VERLAGES tlBERSETZT ODER IN IRGENDEINER FORM VERVIELFA.LTIGT WERDEN © 1969 BY SPRINGER-VERLAG/WIEN Softcover reprint of the hardcover ist edition 1969 LffiRARY OF CONGRESS CATALOG CARD NUMBER: 55-880 ISBN-13 :978-3-7091-5490-8 e-ISBN-13:978-3-7091-5489-2 DOl: 10.1007/978-3-7091-5489-2 TITEL-NR.8759 Protoplasmatologia VIll. Physiologie des Protoplasm as 8. Sekretion und Exkretion bei Pflanzen Sekretion und Exkretion bei Pflanzen Von EBERHARD SCHNEPF Heidelberg Mit 76 Textabbildungen Inhaltsiibersicht Seite 1. Einleitung': Begriffsbestimmungen und Stoffabgrenzung 2 2. Granulocrine Ausscheidung hydrophiler Substanzen . 7 2.1. Die granulocrine Ausscheidung durch den Golgi-Apparat 8 2.1.1. Bau des Golgi-Apparates bei Pflanzen 8 2.1.1.1. Terminologie . . . . . . . . 8 2.1.1.2. Geschichtliches ....... 8 2.1.1.3. Struktur des Golgi-Apparates und seiner Komponenten 9 2.1.1.4. Enzyme im Golgi-Apparat. ....... 22 2.1.1.5. Entstehung und Vermehrung der Dictyosomen 23 2.1.2. Sekretion durch den Golgi-Apparat: Beispiele 24 2.1.2.1. Golgi-Apparat und Zellwandbildung . . . . . 24 2.1.2.2. Golgi-Apparat und Schleimsekretion . . . . . 37 2.1.2.3. Sekretion von Schuppen, Theken und Schalen bei Algen durch den Golgi-Apparat . . . . . . . . . . . . .. ....... 51 2.1.2.4. Golgi-Apparat und Wasserausscheidung . . .. ....... 58 2.1.2.5. Weitere sekretorische Funktionen des Golgi-Apparates in Drtisen- zellen ....................... 61 2.1.2.6. Golgi-Apparat und innere Sekretion . . . . . . . . 61 2.1.3. Physiologie der Ausscheidung durch den Golgi-Apparat 62 2.1.3.1. Art der Sekrete 63 2.1.3.2. Ingestion . . . . . . . . . . 64 2.1.3.3. Synthese des Sekretes 65 2.1.3.4. Bildung und Wanderung der Sekretvesikel 66 2.1.3.5. Extrusion des Sekretes und Wanderung im Apoplast 67 2.1.3.6. MembranfluIl ............. 68 2.1.3.7. Regulation der sekretorischen AktiviHit . 72 2.2. Granulocrine Ausscheidung ohne Golgi-Apparat 73 3. Eccrine Ausscheidung hydrophiler Substanzen . . 77 3.1. Das Plasmalemma als Struktur der eccrinen Ausscheidung 77 Protoplasmatoiogia VIII/S 2 VIIII8: E. SCHNEPF, Sekretion und Exkretion bei Pflanzen Spite 3.1.1. Zellwandprotuberanzen und -labyrinth 78 3.1.2. Lomasomen . . . . . . . . . . 80 3.2. Beispiele fur eccrine Ausscheidung 80 3.2.1. Polysaccharide der Zellwand 80 3.2.2. Nektarsekreti()n . . . . . . . 84 3.2.2.1. Nektar . . . . . . . . . . 85 3.2.2.2. Stoffwechsel der Nektarien 86 3.2.2.3. Anatomie und Cytologie der Nektarien 88 3.2.2.4. Vorstellungen tiber den Sekretionsmechanismus 92 3.2.2.5. Beeinflussung der Nektarsekreti()n 97 3.2.3. Ausscheidung von lonen und Salzen 98 3.2.4. Wasserausscheidung ........ . 102 3.3. Ruckblick auf die eccrine Ausscheidung . 106 4. Weitere Ausscheidungen hydrophiler Substanzen .... 107 4.1. Verdau ungsdrusen .... 107 4.2. "Innere Drusen" . . . . . . . . 109 4.3. Wurzelausscheidungen ..... 111 5. Ausscheidung lipophiler Substanzen 114 5.1. Ausscheidung von Exkreten . . 115 5.1.1. Lipophile Exkrete . . . . . . 115 5.1.2. Intrazelluliire Exkretabscheidungen 116 5.1.3. Intrazelluliire Exkretausscheidungen 117 5.1.4. Extrazelluliire Exkretausscheidungen 118 5.1.4.1. Endotrope Ausscheidungen in schizogene Exkretriiume 119 5.1.4.2. Endotrope Ausscheidungen in lysigene Exkretbehiilter 121 5.1.4.3. Endo-exotrope Ausscheidungen . . 123 5.1.4.4. Exotrope Exkretausscheidungen 126 5.2. Ausscheidung lipophiler Wandsubsianzen 136 5.2.1. Ausscheidung von Suberin . 136 5.2.2. Ausscheidung von Cutin . . . . 137 5.2.3. Ausscheidung von Wachs en .. 139 5.2.4. Ausscheidung von Spof()pollenin 141 5.3. Riickblick auf die Ausscheidung lipophiler Subsianzen 143 6. Schlu.!! . . 144 Literatur 145 Autorenverzeichnis 1n 1. Einleitung: Begriffsbestimmungen und Stoffabgrenzung Sekretion und Exkretion sind notwendige Teilprozesse des Stoffwechsels. Der pflanzliche Organisrnus scheidet wie der tierische zahlreiche Substanzen aus, entweder weil sie nicht rnehr benotigt werden oder nicht rnehr ver wendet werden konnen oder aber, weil sie nur auBerhalb des Organisrnus, der Zelle oder des Protoplasten ihre Funktion erfiillen konnen. Zahlreiche der irn nachstehenden haung benutzten Begriffe werden in der Literatur in verschiedener Weise gebraucht. Urn Unklarheiten zu ver- Einleitung: Begriffsbestimmungen und Stoffabgrenzung 3 meiden, sei eine kurze Erlauterung vorausgeschickt. Es wird angestrebt, die Termini nach Moglichkeit so wie in der Tierphysiologie zu verwenden. Sekretion und Exkretion sind allgemeine biologische Prozesse. Dem sollte eine einheitliche Benennung Rechnung tragen. Das ist jedoch nicht immer leieht durchzufiihren (vgl. KISSER 1958). Die Termini Sekretion und Exkretion sind von der Tierphysiologie ge pragt. Ex k ret e sind dort Endprodukte des Stoffwechsels, die nicht mehr weiter verwendet und als Schlacken eliminiert werden. S e k ret e er fiillen dagegen nach ihrer Ausscheidung noch wichtige physiologische Auf gaben. Schon in der Tierphysiologie kann diese Einteilung nach dem Niitz lichkeitsprinzip im Einzelfall schwierig sein; man hat deshalb versucht, weitere Kriterien einzufiihren (vgl. HIRSCH 1965). In der Pflanzenphysiologie kennt man die Bedeutung der Ausscheidung haufig nicht genau genug, deshalb ist die Zuordnung eines ausgeschiedenen Stoffes noch unsicherer. Man suchte daher nach anderen Definitionen. lliBERLANDT (1924) versuchte eine cytologisch-anatomische Abgrenzung. Diese befriedigte jedoch nicht (KISSER 1926). FREy-WYSSLING (1935) schlug deshalb vor, nach stoffwechselphysiologi schen Gesichtspunkten einzuteilen; nach ihm ist eine Ex k ret ion die Ausscheidung von Dis s i mil ate n, wobei er unter Dissimilation nicht nur Stoffabbau, sondern die "Stoffentfremdung" iiberhaupt verstanden wissen will. Ais S e k ret ion bezeichnet er die Ausscheidung von Ass i m i I ate n unter Umgehung des dissimilatorischen Stoffwechsels. Zusatzlich verwendet er den Begriff R e k ret ion: eine Ausscheidung von' Sub stanzen, die nach ihrer Aufnahme keinen assimilatorischen oder dissimila torischen Prozessen unterliegen. Diese Gliederung hat manches fiir sich; sie entfernt sich aber doch stark von der in der Tierphysiologie gebrauchlichen. Auflerdem ist es wohl kaum moglich, den einwandfreien Rekretcharakter eines Stoffes festzustellen. Wasser und Salzionen passieren nicht nur den Korper, sondern sie und ihre Teile werden vielfach auch in den Stoffwechsel einbezogen und u. U. erst nach mannigfaltigen Umsetzungen wieder aus ihm entlassen. 1m folgenden steht der Begriff "S e k ret" nach Moglichkeit fiir einen ausgeschiedenen Stoff, mit dem der Organismus oder die Zelle in Wechsel beziehung zur engeren oder weiteren Umgebung tritt oder der eine unmittel bare Folge solcher Wechselbeziehungen ist. Als "E x k ret e" bezeichnen wir Schlacken, deren Bildung nicht direkt umweltbezogen ist. Eine scharfe Abgrenzung ist vorerst nicht moglich und auch nicht erforderlich. Erst eine tiefere Einsicht in die physiologischen Zusammenhange wird eine bessere Klassifizierung ermoglichen (ZIEGLER 1965). Eiri. Beispiel fiir die Problematik dieser Begriffe stellt die N ektarsekre tion dar. Zucker wird von vielen Pflanzen im Bliitenbereich sezerniert. Er lockt die Bestauber an, ist also ein Sekret. Zucker wird aber auch von extra nuptialen Nektarien ausgeschieden, sogar von Farnen (FIGDOR 1891. LUTTGE 1961), moglicherweise als Folge eines Ungleichgewichtes zwischen StickstofIverbindungen und Kohlenhydraten, das sich in wachsenden Ge weben bei einer mangelnden Regulierung des Phloemtransportes ergeben 1* 4 VIII!8: E. SCHNEPF, Sekretion und Exkretion bei Pflanzen konnte (Saftventil-Theorie; FREy-WYSSLING 1935, ZIEGLER 1965). Diese Zuckerausscheidung hat dann den Charakter einer Exkretion. Sekrete und Exkrete stehen hiiufig am Ende einer liingeren Kette von Stoffwechselreaktionen. Diese wird durch die Ausscheidung unterbrochen, hiiufig irreversibel. Jedoch konnen wahrscheinlich Sekrete (z. B. Verdau ungsenzyme carnivoreI' Pflanzen odeI' Zellwiinde, die del' Auflosung ver fallen) auch wieder direkt oder, wohl hiiufiger, nach ihrem Abbau in den Metabolismus eingefuhrt werden. In Ausnahmefiillen werden aueh Exkrete wieder umgesetzt (MOTHES 1966). Speieherstoffe sind dadurch gekenn zeichnet, daR sie stets nul' vorubergehend ausgesehieden werden. Auch hier sind die Dbergiinge flieRend: Nektarien konnen sezernierten Zucker wieder riiCkresorbieren (PEDERSEN, LEFEVRE und WILBE 1958, SHUEL 1961 b); in man chen Samen dienen Zellwiinde del' Kohlenhydratspeicherung. Wenn eine Substanz aus dem Stoffwechsel ausscheidet, muR sie nicht unbedingt aueh die Zelle odeI' gar den Organismus verlassen. Sie kann aueh im Zellinneren abgelagert werden, beispielsweise in Vaeuolen. Aus scheidung, Sekretion und Exkretion sind also jeweils Bezeiehnungen fur zwei ganz verschiedene Prozesse, die hiiufig zusammen ablaufen, abel' durchaus nicht miteinander verknupft zu sein brauchen: Stoff- und Orts wechselprozesse. 1m Rahmen dieses Handbuchabschnittes ist es vorgesehen, nur diesen letzten Aspekt del' Sekretion und Exkretion darzustellen. All die Prozesse, bei denen zwar Exkrete gebildet und aus dem Metabolismus, nieht abel' aus del' Zelle ausseheiden, sondern intrazelluliir abgelagert werden, mussen unberucksichtigt bleiben odeI' werden nur am Rande erwiihnt. Es handelt sieh dabei meistens urn die Synthese reeht komplizierter Stoffe, die ganz verschiedenen Klassen angehoren konnen und die als "sekundiire Pflanzen stoffe" zusammengefaRt werden, vgl. hierzu die Dbersiehten bei FREY WYSSLING (1935), PAECH (1950), im Band X des Handbuehes fur Pflanzen physiologie, red. von PAECH und SCHWARZE (1958), bei HEG:-.lAUER (1962ff.), MOTHES (1965,1966) und MOTHES und SCHUTTE (1966). Eine solche Ausklamme rung erfordert die Disposition dieses Handbuches, vgl. hierzu die Ab sehniHe II B (Cytoplasma-Chemie) und III D (Cytoplasma-Organellen Vaeuom). Aus demselben Grund sollen auch die Ausseheidungsprozesse nieht besprochen werden, bei denen gasfi:irmige Exkrete die Zelle auf Grund eines Konzentrationsgefiilles verlassen: das Kohlendioxyd, das bei del' Atmung und Giirung, und del' Sauerstoff, del' bei del' Photosynthese anfiillt, die Abgabe von Athylen, die Wasserabgabe dureh Transpiration usw. Es gibt jedoch auch bei Pflanzen eine Gasdruse: die BIasen von Nereoc,Ystis luetkeana enthalten CO bis zu 12 % (LANGDON 191'7). Sekretion und Exkretion sind unter dem hier berueksichtigten Aspekt Sonderfiille eines Transportes (im engeren Sinne eines aktiven Transportes), wenn man unter Transport ganz allgemein eine Stoffbewegung versteht. Sie lassen sich jedoeh gemeinsam als E x port einem T I' a n s port im engeren Sinne und einem Imp 0 I' t gegenuberstellen; in jedem Fall wer den Substanzen verlagert: Beim Transport und Import werden sie schlieR lieh von einer Zelle aufgenommen, beim Export bleiben sie auRerhalb. Einleitung: Begriffsbestimmungen und Stoffabgrenzung 5 Dennoch sind gewisse Dberschneidungen mit dem vorhergehenden Teil dieses Handbuches (LuTTGE 1968) nicht zu vermeiden. Viele Einzelheiten des T I' a n s portes werden durch das Studium typischer E x portvorgange aufgeklart. Deshalb fiihrt LUTTGE (1968) auch Beispiele aus dem Gebiet del' Sekretion und Exkretion mit an; er beriicksichtigt VOl' allem den physio logisch-biochemischen Aspekt del' Transportprozesse, auch bei del' Aus scheidung. Del' hier vorliegende AbsehniH stellt im Gegensatz dazu die Morpho logie del' Ausscheidung und die Beteiligung del' verschiedenen ZeHstruk turen daran in den Vordergrund. Die Anatomie sezernierender und ex zernierender Organe ist schon mehrfach monographisch dargestellt (NETOLITZKY 1932, SPERLICH 1939, KISSER 1958, UPHOF 1962, vgl. z. B. IL.BER LANDT 1924, SCHRODTER 1926, J. G. ZIMMERMANN 1932, FELDHOFEN 1933, FREY WYSSLING 1935 und SCHMUCKER und LINNEMANN 1959). Es sollen daher VOl' aHem die Ausscheidungsprozesse behandelt werden, bei denen die Morpho logie des Exportes untersucht wurde. Durch neue Gerate und Methoden hat sich die Cytologie in den letzten 15 Jahren geradezu sprunghaft entwickelt. Das hat dazu gefiihrt, daH die meisten alter en Untersuchungen iiber den strukturellen Aspekt del' Sekre tion und Exkretion heute nul' noch von historischer Bedeutung sind (vgl. z. B. die Diskussion iiber den Golgi-Apparat bei KUSTER 1956). Es kann daher darauf verzichtet werden, die altere Literatur in alIer Breite anzu fiihren. Sie findd sich in den genannten Werken. 1m typischen Fall besteht del' cytologische AusscheidungsprozeH aus einer Reihe von aufeinanderfolgenden Schritten (HIRSCH 1960: "FlieHhand"). Man kann ihn formal in Ingestion (Eintransport des Rohmaterials), Syn these (metabolische Ausscheidung) und Extrusion aufteilen. Die Synthese ist kein notwendiges Glied diesel' KeHe. Sie kann entfallen ("Rekretion") odeI' auch VOl' del' Ingestion (in anderen Zellen) odeI' nach del' Extrusion (auHerhalb des Plasmas) vollzogen werden. Del' cytologische Ausscheidungs prozeH ist allein dureh die Extrusion charakterisiert. Ingestion und Syn thesen sind T eilschriHe auch anderer physiologischer Prozesse. Drii sen z ell en sind fiir die Ausscheidung spezialisiert. Ex k I' e t z ell e n dagegen extruieren das Exkret nicht, sondern lagern es in ihrem Inneren abo Sie zeichnen sich durch eine metabolische Exkrdion ohne Extrusion aus. Entscheidend fUr den Unterschied zwischen Driisenzelle und Exkretzelle miiHte also sein, ob das Ausscheidungsprodukt die Zelle ver liiHt odeI' nicht. In einem Gewebe ist es jedoch kaum moglich, zu entschei den, wo eine Zelle aufhort und die andere beginnt, denn die Mittellamelle ist in dies em Sinne keine schade Zellgrenze. Deshalb und auch aus cyto physiologischen GrUnden ist es besser, den Austritt durch das Plasmalemma als das Kriterium fUr eine Extrusion zu wahlen. Dann sind auch die Zell wand und ihre Bestandteile Sekrete des Protoplasten (FREY-WYSSLING 1935). Eine Ablagerung von Exkreten in del' Zelle erfolgt meistens in del' Vacuole. Auch hierbei tritt das Exkret durch eine Membran. Diese, der Tonoplast, ist abel' im Gegensatz zum Plasmalemma eine innerplasmatische Membran. Ahnliche innerplasmatische Membranen sind die des Golgi- 6 VIIII8: E. SCHNEPF, Sekretion und Exkretion bei Pflanzen Apparates und des endoplasmatischen Reticulums (ER). Sie trennen Kom partimente, die wohl nicht eigentlich plasmatischer Natur sind (SCHNEPF 1964 d, 1966 a), von der cytoplasmatischen Matrix abo Es ist eine Frage der Definition, ob man bereits den Austritt durch eine dieser Membranen als eine Ausscheidung aus dem Protoplasten bezeichnet oder erst die Passage des Plasmalemmas. In vielen Fallen vermitteln diese Kompartimente bei der Extrusion. Lebendes Protoplasma ist stets ltickenlos von einer Membran umhtillt (WOHLFARTH-BoTTERMANN 1962, SCHNEPF 1966 b); das gilt auch fur die sezer nierende Zelle. Allerdings beobachtete SEEMAN (1967) bei der Haemolyse von Erythrocyten vorubergehend auftretende groRere Membranporen, doch sind die Erythrocyten nach diesem ProzeU kaum noch als lebende Zellen zu J bezeichnen. edoch diskutiert auch BUVAT (1966) eine Ausschleusung von Material durch ein "geoffnetes Plasma lemma". Es muU abgewartet werden, AD ob ein solcher ProzeU real ist oder ob er durch Artefakte vorgetauscht wird. Das gleiche gilt ftir die Angaben von CHATTERJEE und DAS (1%6) tiber eine ---= Ausscheidung durch Abschniiren klei ~ ner Plasmateile bei Vibrio dwlerae. ,( Die in die intrazellularen, nicht cytoplasmatischen Kompartimente Abb. 1. lIfOglichkeiten der Stoffausscheidung, schema tisch. Naheres im Text. transportierten Sekrete und Exkrete werden zunachst in diesen gespeicbert. Sie konnen dann durch "Exocytose" nach auRen befordert werden, indem das Kompartiment sich nach auRen offnet, nach Art einer umgekehrten Pinocytose. Sie werden manchmal auch durch die Lyse der ganzen Zelle frei. Eine weitere Moglichkeit ist bei Pflanzen noch nicht eindeutig nachge wiesen: die AbstoRung von Sekret-Kompartimenten mit ihrer Membran und etwas Plasma. Eine solche apocrine Ausscheidung scheint auch in tieri schen Zellen seltener vorzukommen, als urspriinglich angenommen wurde (HELANDER 1965). Demzufolge ergeben sich als die ftinf wichtigsten Moglichkeiten einer Stoffausscheidung (Abb. 1): 1. Die Substanz wird im Plasma gebildet und wird hier auch abgelagert (nur metabolische Exkretion) (Abb. 1: M). 2. Die Substanz tritt durch eine innere Membran, sie wird in einem intraplasmatischen, "nicht-cytoplasmatischen" Kompartiment gespeichert (Exkretabscheidung) (Abb. 1: A). 3. Die Substanz passiert eine innere Membran, sammelt sich in einem "nicht-cytoplasmatischen" Kompartiment und gelangt durch Exocytose nach auRen (granulocrine Ausscheidung) (Abb. 1: G). 4. Die Substanz tritt direkt durch das Plasmalemma nach auRen (eccrine Ausscheidung), das kann "passiv" auf Grund eines Konzentrationsgefalles Einleitung: Begriffsbestimmungen und Stoffabgrenzung 7 oder "aktiv" erfolgen (vgl. den vorstehenden Artikel von LUTIGE) (Ab bildung 1: E). 5. Die Substanz wird durch Auflosen der Zelle (lysigen) frei (holocrine Ausscheidung). Eine zusammenfassende Darstellung der verschiedenartigen Sekrete und Exkrete mit ihrem chemischen Aufbau, ihrer Synthese und den Wegen ihrer Extrusion muB den Rahmen dieser Dbersicht sprengen (zur Physiologie pflanzlicher Driisen vgl. ZIEGLER 1965, LUTTGE 1966 c). Es gibt wahrscheinlich kaum eine pflanzliche Substanz, die nicht auch irgendwo einmal ausgeschie den wird, und es gibt keine aktive Zelle, die nicht Stoffe ausscheidet. Da die Sekretion und Exkretion im Zusammenhang mit dem Transport, also unter dem cytologischen Aspekt, gesehen werden solI, muB die Rolle der einzelnen Zellkomponenten im Vordergrund der Betrachtung stehen. Das bedingt, daB besonders die merocrine Ausscheidung (Typ 3, granulo crine, und Typ 4, eccrine Ausscheidung) beriicksichtigt wird. Allerdings lassen sich viele Ausscheidungsprozesse noch nicht sicher oder iiberhaupt noch nicht in dieses Schema einordnen (vgl. ZIEGLER 1965). Es ist damit zu rechnen, daB nach einer griindlicheren Analyse die hier getroffene Zuord nung fiir einzelne Beispiele revidiert werden muB. Nach dem oben aufgestellten Schema lassen sich die Prozesse der Aus scheidung hydrophiler Substanzen gut klassifizieren. Hydrophobe Stoffe konnen durch Entmischung im Cytoplasma zusammentreten, ohne daB da bei eine Membran durchquert werden muB. Wieweit die Grenzschicht sol cher Harz-, Fett- oder Oltropfen einer normalen cytoplasmatischen Mem bran gleicht, ist unbekannt. Sicherlich ordnen sich aber hier Molekiile des Plasmas (Proteine) und die Lipide des Tropfchens in besonderer Weise. Insofern sind z. B. WOODING und NORTHCOTE (1965 c) berechtigt, von "Lipid vesikeln" in den Harzdriisen von Pinus zu sprechen und deshalb handelt es sich auch hier urn eine Art von granulocriner Sekretion, die sich aber wohl doch von der granulocrinen Ausscheidung hydrophiler Substanzen unter scheiden diirfte. Trotz des reichen Vorkommens von 01- und Harzdriisen bei Pflanzen sind die Ausscheidungsprozesse, die in ihnen ablaufen, nur selten mit modernen cytologischen Verfahren untersucht, hauptsiichlich wohl wegen technischer Schwierigkeiten. Es ist daher bislang noch nicht moglich, allge meine GesetzmiiBigkeiten bei diesen Vorgiingen abzuleiten. Deshalb solI die Ausscheidung hydrophober Substanzen in einem besonderen Kapitel und nicht zusammen mit der granulocrinen und eccrinen Sekretion bespro chen werden. 2. Granulocrine A usscheidung hydrophiler Substanzen Fiir die granulocrine Ausscheidung ist, wie schon kurz bemerkt, charak teristisch, daB das Sekret oder Exkret (oder V orstufen) in molekularer Form durch eine inn ere cytoplasmatische Membran hitt und damit die cytoplasmatische Matrix der Zelle verliiBt. Es sammelt sich in Komparti menten des endoplasmatischen Reticulums, des Golgi-Apparates, des Vacu-

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