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Seßhaftwerden von Nomaden: Geschichte, gegenwärtiger Stand eines wirtschaftlichen wie sozialen Prozesses und Möglichkeiten der sinnvollen technischen Unterstützung PDF

211 Pages·1963·7.108 MB·German
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FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr.1238 Herausgegeben im Auftrage des Ministerprasidenten Dr. Franz Meyers von Staatssekretar Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt DK: 397.7 (64) (65) (611) (612/619) (62) (53) Forschungsinstitut fur Internationale Technische Zusammenarbeit an der Rheinisch-Westfalischen Technischen Hochschule Aachen (FIZ) Privatdozent Dr. phil. Rolf Herzog SeBhaftwerden von Nomaden Geschichte, gegenwartiger Stand· eines wirtschaftHchen wie sozialen Prozesses und Moglichkeiten der sinnvol1en technischen Unterstiitzung WESTDEUTSCHER VERLAG . KOLN UND OPLADEN 1963 ISBN 978-3-663-06688-0 ISBN 978-3-663-07601-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-07601-8 Verlags-Nr.011238 © 1963 by Westdeutscher Verlag, K61n und Opl.den Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag Inhalt A. Einleitendes Kapitel 1. Definition des Begriffs »Nomaden« 9 2. Geographische Ausbreitung .................................. 11 3. Das Nomadentum in der Geschichte . . . . . . . . ... . . . . . . . . . . . . .. .. 12 4. Die Entstehung des Beduinentums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 16 5. Der Islam und das Nomadentum .............................. 19 6. Die Beduinen und die Expansion des Islams. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 21 7. Die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung des Nomadentums und seine Einordnung in kulturhistorische Theorien ................. 23 B. Das nordafrikanische Nomadentum in der Gegenwart 29 1. Marokko a) Geographische Gegebenheiten ............................ " 29 b) Ethnische Gliederung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 30 c) Demographisches Material. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 31 d) Wirtschaft ............................................. " 32 e) Nomaden in der friiheren Landesgeschichte .................. 33 f) Das Nomadentum in der Gegenwart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 35 2. Algerien a) Geographische Gegebenheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 39 b) Ethnische Gliederung ................................... " 42 c) Demographisches Material ............................... " 42 d) Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 45 e) Nomaden in der friiheren Landesgeschichte .................. 49 f) Das Nomadentum in der Gegenwart . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . .. 51 3. Tunesien a) Geographische Gegebenheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 b) Ethnische Gliederung ................................... " 61 c) Demographisches Material. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 62 d) Wirtschaft ............................... , . . . . . . . . . . . . . .. 63 e) Nomaden in der friiheren Landesgeschichte .................. 64 f) Das Nomadentum in der Gegenwart ........................ 67 5 4. Libyen a) Geographische Gegebenheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 73 b) Ethnische Gliederung . . . . . . . . .. . . .. . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . .. 74 c) Demographisches Material. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 75 d) Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 76 e) Nomaden in der fruheren Landesgeschichte .................. 77 f) Das Nomadentum in der Gegenwart ........................ 82 5. Vereinigte Arabische Republik a) Geographische Gegebenheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 87 b) Ethnische Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 88 c) Demographisches Material. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 89 d) Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 90 e) Nomaden in der fruhen Landesgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 94 f) Das Nomadentum in der Gegenwart .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 95 6. Sud-Sahara und Sahel Spanisch West-Sahara ........................................ 102 7. Mauretanien a) Geographische Gegebenheiten .............................. 104 b) Ethnische Gliederung ..................................... 105 c) Demographisches Material ................................. 106 d) Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 106 e) Die Nomaden in der Landesgeschichte ....................... 107 f) Das Nomadentum in der Gegenwart ........................ 108 8. Republik Mali a) Geographische Gegebenheiten .............................. 109 b) Das Nomadentum ........................................ 110 9. Die Republiken Niger, Nigeria und Kamerun a) Geographische Gegebenheiten .............................. 111 b) Ethnische Gliederung und demographisches Material . . . . . . . . .. 111 c) Die Nomaden in der Landesgeschichte ....................... 112 d) Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 113 10. Republik Tschad a) Geographische Gegebenheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 115 b) Ethnische Gliederung und demographisches Material .......... 115 c) Nomaden in der Landesgeschichte .......................... 117 d) Wirtschaft ............................................... 118 11. Republik Sudan a) Geographische Gegebenheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 119 b) Ethnische Gliederung ..................................... 121 c) Demographisches Material ................................. 121 d) Die Nomaden in der Landesgeschichte ....................... 123 6 12. Erythraa a) Geographische Gegebenheiten .............................. 136 b) Ethnische Gliederung und demographisches Material. . . . . . . . .. 136 c) Die Nomaden in der Landesgeschichte ....................... 138 13. Somalia a) Geographische Gegebenheiten .............................. 140 b) Ethnische Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 141 c) Demographisches Material ................................. 142 d) Wirtschaft ............................................... 143 e) Die Nomaden in der Landesgeschichte ....................... 144 C. Das Nomadentum in Asien (Kurzer Oberblick) 1. Saudi-Arabien............................................... 149 2. Iraq ....................................................... 152 3. Syrien, Libanon, Palastina und Jordanien ....................... 155 4. Iran ....................................................... 160 D. Die Bewertung des Nomadentums ................................. 163 E. Versuche, das Nomadentum durch Gesetze umzugestalten ............ 171 F. Technische Hilfsmoglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 177 G. SchluBfolgerungen und Empfehlungen ............................ 185 Literaturverzeichnis ................................................ 191 7 A. Einleitendes Kapitel 1. Definition des Begriffs »Nomaden« Die Untersuchung des SeBhaftwerdens setzt zunachst die Definition des Begriffs »Nomaden« oder »Halbnomaden«, wie wir ihn in der folgenden Abhandlung verstanden wissen mochten, voraus. Das etymologisch auf das Griechische zuriickgehende Wort »Nomade«, das WINDBERG1 von dem Verbum VO{LcXXw »grasen« ableitet, hat in fast aIle euro piiischen Sprachen Eingang gefunden. Es bedeutet »Weide Suchende«; am treffendsten wird es im Deutschen mit »Wanderhirten« wiedergegeben. Der Geograph VON RICHTHOFEN2 formulierte, das Nomadentum »beruhe in der Beweglichkeit des aus Herden bestehenden Eigentums und der an dasselbe ge bundenen Wohnhiiuser, daher in der oftmaligen Veranderung des Wohnsitzes als Eigenschaft eines ganzen Volksstammes«. Das beachtenswerte Merkmal VON RICHTHOFENS, die Wanderung des ganzen Stammes, behalt auch MERNER3 bei, der die Periodizitat der Bewegungen hervorhebt, wenn er das Nomadentum als »standiges und meist periodisches Wandern ganzer Stamme von Viehhaltern zum Zwecke der Weidegewinnung fiir ihre Herden« definiert. 1m allgemeinen wird als Kriterium fiir die Abgrenzung der »Halbnomaden« von den soeben charakterisierten reinen oder »Vollnomaden« das AusmaB des Anbaus in der Wirtschaft dieser Stamme herangezogen. In den oben gebotenen Defi nitionen MERNERS und VON RICHTHOFENS ist irgendwelcher Bodenbau iiberhaupt nicht erwahnt. Man dad also unterstellen, daB beide von der erwiesenen Existenz einzig von Viehzucht lebender Nomaden iiberzeugt waren. FlieBend wird die Grenze schon bei WERTH4, der sagt: »Nimmt bei den Vieh-Nomaden der Anbau von Pflanzen einen groBeren Umfang an, so pflegt man sie als Halbnomaden zu bezeichnen«. Geringer Anbau ist somit bei ihm noch mit dem Begriff des Voll nomadentums in Einklang zu bringen. Wo aber ist die Grenze zum »Anbau im groBeren U mfange« ? Hier wird die Definition verschwommen! Wir werden spater erkennen, daB das Bild des nichts anbauenden, mit seiner Herde unbegrenzt schweifenden Nomaden hypothetisch ist, daB vielmehr die Bodenbearbeitung 1 WINDBERG: Nu:nidia. Pauly-Wissowa Realencyclopadie der classischen Altertums wissenschaft, Bd. 17, Stuttgart 1937, S. 1348. 2 RICHTHOFEN, FERDINAND VON: Vorlesungen uber allgemeine Siedlungs- und Ver kehrsgeographie. Hrsg. von Schluter. B~rlin 1908, S. 134. 3 MERNER, PAUL-GERHARDT: Das Nomadentum im nordwestlichen Afrika. Disser tation, Math.-nat. Fak., Berlin 1937, S.7. 4 WERTH, EMIL: Grabstock, Hacke und Pflug. Ludwigsburg 1954, S. 116. 9 eine weit wichtigere Rolle spielt, als die Nomaden gemeinhin zugeben und die Theoretiker der Kulturgeschichte wie der Volkerkunde wahrhaben wollen. SchlieBlich, urn die Terminologie weiter auszufeilen - und gleichzeitig zu kom plizieren -, fiihrte man noch »Bergnomaden« oder »Transhumantes« in die Fach literatur ein. Dem lag die richtige Beobachtung zugrunde, daB viele Gruppen von Hirten (meist Schaf-und Ziegenziichter), je nach der Jahreszeit, hochliegende Bergweiden aufsuchen, dann aber wieder mit ihren Tieren in die Taler absteigen. Suchen die Hirten dabei feste Wohnstatten mit Stallungen auf und bebauen Felder, sind sie also nur noch Halbnomaden; andernfalls bleiberi sie Vollnomaden. Zu dem an sich schon nicht scharf umrissenen Nomadenbegriff tritt noch die Bezeichnung »Beduine, Beduinentum«, die von einigen Autoren synonym zu »Nomade«, von den meisten aber richtiger auf solche arabischer Herkunft ein geengt, gebraucht wird. Das Wort kommt yom arabischen J..(~ (badw), das sinn gemaB wiederum am treffendsten mit »Wanderhirten« zu iibersetzen ist. WEHR5 gibt die zwei Bedeutungen mit »Wiiste« und »Nomade« an; fiir das aus badw gebildete .J\..(~ (badawa oder bidawa) vermerkt er »Wiistenleben, Beduinen dasein; Beduinenart«. COON6 hebt die arabische Eigenart der badw hervor, wenn er sie zusammenfassend beschreibt als »des pasteurs nomades de sang, de langue et de culture arabes vivent dans la peninsule arabique proprement dite et aussi en Iran, dans Ie Turkestan sovietique, en Afrique du Nord et au Soudan«. Es diirfte sich bei Beduine urn ein genuin arabisches Wort handeln, und EMBERS7 Versuch, es auf einen altagyptischen, in Hieroglyphen iiberlieferten Stamm zu riickzufiihren, scheint abwegig. In nicht wenigen Landschaften mit arabisch sprechender Bevolkerung werden zudem noch Formen von »Arab« in gleicher Bedeutung wie »Beduine« gebraucht. Fiir das Kollektivum YJ~ (,arab) mit den Pluralformen YJJ~ (,uriib), YJ~\ (a'rub), 0l'J~ (,urban) und besonders Y~~\ (a'rab) gibt WEHR8 als Ober setzung »Araber; echte Araber; Wiistenaraber; Beduinen«. Das Nebeneinander der Begriffe »Nomaden« und »Beduinen« wird auch bei DrcKsoN9 deutlich, der ausfiihrt: »In Arabic al badia means the nomad-inhabited desert; al badu or al baduwi (feminine: al badawiyah) the desert-dwelling nomad, whom in English we call the ,Badawin'. The nomad naturally does not refer to himself as a Badawin, but rightly styles himself an Arab.« 5 WEHR, HANS: Arabisches Worterbuch fur die Schriftsprache der Gegenwart. Leipzig 1952, Bd. 1, S. 42. Vg!. CASKEL, WERNER: Zur Beduinisierung Arabiens, in: Zeit schrift der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft, Bd. 103, Wiesbaden 1953, S.28*. 6 COON, C. S.: Badw. - Encyclopedie de l'Islam; Nouvelle. Edition, tome 1, Leiden 1958, S.896; vg!. HENNINGER, JOSEPH: La societe bedouine ancienne. L'Antica Societa Beduina, hrsg. von F. GABRIEL!, Studi Semitici Bd. 2, Rom 1959, S.69/70; vg!. OPPENHEIM, MAX VON: Die Beduinen, Bd. 1, Leipzig 1939, S. 22; vg!. RONART, STEPHAN, and NANDY: Concise Encyclopaedia of Arabic Civilization, Amsterdam 1959, S. 529. 7 EMBER, A.: Egyptian BT »shepherd« - »Bedouin«, in: The John Hopkins University Circular, Jahrg. 1919, Baltimore 1919, S. 18. S WEHR, a.a.O., Bd. 2, S. 541 9 DICKSON, H. R. P.: The Arab of the Desert. 2. Auf!., London 1951, S. 27. 10 In der bisher gebotenen Begriffsbestimmung versuchten wir herauszuschalen, daB »Nomadentum« begrifflich wie praktisch untrennbar mit Viehzucht und Weidesuche gekoppelt ist. Es ist deshalb irrefiihrend und terminologisch falsch, die rein aneignenden »Jager und Sammler« (gelegentlich auch Wildbeuter ge nannt) - die auf der primitivsten Wirtschaftsstufe der Menschheit stehen -, welche weder Anbau noch Tierzucht kennen, als nomadisch zu bezeichnen. Leider unterlauft dieser Lapsus noch in der Gegenwart gar nicht selten Gelehrten, deren Verdienste auf anderen Gebieten als dem der Nomadenforschung unbe stritten sind. THURNWALD10 gebrauchte z. B. »nomadisch« allgemein als »schwei fend«, wenn er aufzahlte: »There are hunting and collecting nomads, pastoral nomads and, in a few instances, agricultural nomads.« Ebenso faBt PIDDINGTONll, der »hunters and food-gatherers ... usually nomadic« leben laBt, den Begriff zu weit. Auch MURDOCK12 greift terminologisch daneben; er rubriziert Stamme in Siidwest-Kolumbien, Siid-Venezuela und im Innern Brasiliens als »various nomadic tribes«. In Aquatorialafrika werden die Bambuti-Pygmaen von SCHE BESTA 13 als Nomaden vorgestellt. Gerade die haufigen Fehlanwendungen lassen es angezeigt erscheinen, gleich eingangs darauf hinzuweisen, daB in dieser Abhandlung unter Nomaden Wander hirten, deren wesentliche Existenzgrundlage Viehzucht ist, zu verstehen sind. SchlieBlich bleibt noch kurz zu umreiBen, wie in dieser Abhandlung »seBhaft werden« und »ansiedeln« unterschieden sind. »Ansiedlung« von Nomaden ist eine von der Obrigkeit, dem Staat, der Kolonialverwaltung oder ahnlichem beschlossene, verfiigte und kontrollierte MaBnahme. »SeBhaft« werden die schweifenden Hirten dagegen aus eigenem Antrieb und aus freier Entscheidung; gleichgiiltig bleibt dabei, ob Not sie zu diesem Schritt - als letztem Ausweg aus einer Misere - treibt, oder ob sie den Verlockungen einer bequemeren Lebens form nachgeben, denn auch bei wirtschaftlicher Zwangslage stehen - in der Regel jedenfalls - mehrere Ausweichmoglichkeiten zur Wahl. Die Entscheidung fur den einen Weg, namlich den Obergang zur SeBhaftigkeit, treffen die Nomaden selbstverantwortlich, ohne staatlichen Eingriff. In Fallen, in denen die Impulse fUr die Aufgabe des Wanderhirtentums nicht deut lich werden, ziehen wir den Terminus »SeBhaftwerden« vor, weil in ihm auch sprachlich die Zustandsanderung, nicht das gezielte Handeln, Ausdruck findet. 2. Geographische Ausbreitung Nomadentum nach unserer Auffassung kommt nur in den sogenannten Offen landschaften, das heiBt Steppen, Savannen und Halbwusten der Alten Welt, vor, 10 THURNW ALD, RICHARD: Nomads. - Encyclopaedia of the Social Sciences, Bd. XI, 2. Aufl., New York 1950, S. 390. 11 PIDDINGTON, RALPH: An Introduction to social Anthropology. Bd. 1, Edinburgh 1950, S. 165. 12 MURDOCK, GEORGE PETER: South American Culture Areas, in: Southwestern Journal of Anthropology, vol. 7, Albuquerque 1951, S. 432. 13 SCHEBESTA, PAUL: Pygmaenmission - ein Problem, in: Zeitschrift fiir Missionswissen schaft. Bd. 42, Miinster 1958, S. 39. 11 insbesondere in Zentral- und Westasien und Nordafrika. Breite Zonen der Erde sind wegen ihres Landschaftscharakters von Natur aus fUr nomadische Vieh wirtschaft ungeeignet, so zum Beispiel mit dichtem Urwald uberzogene Gebiete, wie Neu-Guinea, Siidostasien und Aquatorialafdka. Die erstaunliche Tatsache, daB sich auf dem amerikanischen Doppelkontinent - wo in der nordamerikanischen Priirie und der siidamerikanischen Pampa fiir Weidewirtschaft idea Ie Bedingungen geboten sind - kein Nomadentum entwickelt hat, fiel vor fast anderthalb Jahrhundert schon ALEXANDER VON HUMBOLDT auf. Die graBriiumige Viehzucht eingewanderter Kolonisten gehart hier nicht her. Die Indianer sind vor dem Eintreffen der Weif3en entweder Jager und Samm ler oder Hackbauern gewesen. Rein aneignend blieb auch die Wirtschaft der primitiven Ureinwohner Australiens. Die nomadische Rentierhaltung der Lappen im nordastlichsten Europa soH ebenso unberucksichtigt bleiben wie die einiger sibirischer Stamme, wie Tun gusen, Jukagiren und Tschuktschen. Unsere Untersuchung darf sich somit auf die Erdteile Afrika und Asien be schranken, wobei das Schwergewicht auf Nordafrika und Westasien liegen solI. Repriisentative Vertreter des Nomadentums waren in der Vergangenheit und sind zum Teil noch heute: Mongolen und Turkstamme in Zentralasien, arabische Stamme im Euphrat-Tigris-Becken und auf der arabischen Halbinsel, arabische und berberische Stamme, oft miteinander vermischt, in Nordafrika, und einige Valkerschaften mit hamitischen, semitischen oder isolierten Sprachen, wie Fulbe, Tibbu und Bedja im West-, Zentral- und Ostsudan. Die Nordgrenze des aquato rialen Urwaldes steHt in Afrika zugleich die Sudgrenze des Lebensraumes der Nomaden dar. 3. Das Nomadentum in der Geschichte FRIEDRICH RATZELl4, einer der Begriinder der Anthrapogeographie, geht von der Erkenntnis aus, daB man das Gegenwartige im Volkerleben nicht verstehen kanne, ohne das Vergangene zu kennen. Uns scheint dieser Blick auf die Geschichte gerade bei den Nomaden unerlaf31ich. Der folgende Abschnitt solI jedoch nur einen graBen Uberblick bieten; ins einzelne wollen wir, wenn notig, nur bei den Landerbetrachtungen gehen. Die Offenlandschaften, das heif3t die breiten Giirtel der Stepp en von Zentralasien bis in die ungarische Puf3ta und die Halbwusten vom Euphrat bis zu den Atlas landern, waren schon in der Fruhzeit Lebensraum der Nomaden. Aus unbekann ten Fernen brachen die beweglichen Reiterhorden hervor, drangen in die fruhen uns bekannten Staatsgefuge der Sef3haften ein und brachten Krieg und Ver heerung mit sich. 14 RATZEL, FRIEDRICH: Anthropogcographie. 2. Auf!., Leipzig 1912. 12

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