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Science Fiction aus Deutschland PDF

244 Pages·2013·1.69 MB·German
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Preview Science Fiction aus Deutschland

Über dieses Buch Deutsche Autoren haben es in der Science Fiction Literatur nicht eben leicht. Daß sie durchaus Anspruch auf einen Platz in den oberen Rängen dieses Genres erheben können, wird diese Sammlung von Stories – hoffentlich – belegen. Die Herausgeber haben bewußt auf einige populäre Autoren verzichtet, um jenen Bereich des Genres auszuklammern, der den Wunsch nach Utopischem gern mit reaktionärem bis faschistischem Gedankengut betrügt. Aber auch ohne solche Beiträge umfaßt diese Anthologie wohl das ganze Spektrum, das die deutsche Science Fiction zu bieten hat. Von Laßwitz und Scheerbart spannt sich der Bogen über Franke, von Tramin und dem außerhalb der SF zu Lorbeeren gelangten Gerhard Zwerenz, zu den Nachwuchsautoren wie Pukallus, Vieton, Fangmeier und Buwert. Fantastisches ist ebenso vertreten wie Romantisches und natürlich auch Gesellschaftskritisches. Eine Anthologie, die sich bemüht zu zeigen, was werden muß und werden kann, und versucht, systemimmanente Widersprüche aufzudecken. Science Fiction aus Deutschland 24 Stories von 20 Autoren Herausgegeben von Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Originalausgabe Fischer Taschenbuch Verlag September 1974 Umschlagillustration: Helmut Wenske Umschlagtypographie: Jan Buchholz / Reni Hinsch Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main © 1974 Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main Gesamtherstellung: Hanseatische Druckanstalt GmbH, Hamburg Printed in Germany Scan by Brrazo 07/2011 Epub by Brrazo 12/2013 ISBN 3436019879 Inhalt Vorwort Gerd Maximovič Die erste Liebe Harald Buwert Selbstversuch Wolfgang G. Fienhold Kompensation Martin Beranek Peter T. Vieton Verkauf uns deinen Enkel Reinhard Merker Der bayrische Mutant Hermann Ebeling Projekt Pandora oder Das große Abc Jörg Spielmans Die Traumkappe Gerhard Zwerenz Gemachter Mann mit 28 Jahren Wolf gang Jeschke Pater Ramseys Totenmessen Kurd Laßwitz Auf der Seifenblase Reinhard Merker Die Insel Horst Pukallus Interludium Bernt Kling L wie Liebe Norbert Fangmeier Heimatland Gerhard Zwerenz Nicht alles gefallen lassen . Helmut Wenske Der Chronist Hans Wolf Sommer Der Totale Krieg Peter von Tramin Der Kanalrat Norbert Fangmeier Am Rande des anderen Lebens Paul Scheerbart Steuermann Malwu Peter T. Vieton Martin Beranek Tobacco Road Gerhard Zwerenz Der Letzte Herbert W. Franke Sperrgebiet Gerd Maximovič Die helfende Hand Biographien u. Quellennachweise Vorwort Utopisch läßt sich der Deutsche gern unterhalten. Nicht nur im Jahre 1974, wo derzeit Monat für Monat rund 30 Science-Fiction-Hefte und 20 Science- Fiction-Taschenbücher (die Buchausgaben gar nicht mitgerechnet) auf dem Markt erscheinen. Das war schon so im vorigen Jahrhundert, wo die Lieferungsromane eines Robert Kraft Karl Mays Trivialkünste utopisch fortsetzten oder dokumentierte sich in frühen Heftserien wie Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff am Anfang unseres Jahrhunderts. In der Weimarer Zeit und im Hitler-Faschismus kamen Hans Dominik, Rudolf Heinrich Daumann und Thea von Harbou zum Zuge, und in der Bundesrepublik führte die Entwicklung von Karl Rauchs erfolglosen Weltraumbüchern über Pabels erfolgreiche Utopia-Serien in den fünfziger Jahren zu Moewigs Auflagenkönig Perry Rhodan. Kurzgeschichten deutschsprachiger Autoren, zumal nach dem II. Weltkrieg, gibt es allerdings gar nicht so viele, denn abgesehen von dem gescheiterten Versuch, das amerikanische Modell der Magazin-Science-Fiction auf den bundesdeutschen Markt zu übertragen (Pabels Utopia-Magazin erreichte von 1955 – 1959 nur 26 Ausgaben, Moewigs Galaxis 15 Ausgaben in den Jahren 1958 und 1959), gab es nur das neomystische Planet-Magazin (auch das erfolglos), ein paar Amateur-Magazine mit Kleinstauflagen (Anabis, Pioneer, Robot) und hin und wieder Kurzgeschichtensammlungen einzelner Autoren. Selten nur konnte ein deutscher Autor in die eine oder andere SF-Anthologie eindringen. Junge Autoren haben es schwer, ihre Gehversuche zu veröffentlichen; sie müssen schon mit romanlangen Manuskripten aufwarten, um in die Phalanx der etablierten Autoren einzubrechen. Diese Situation macht es auch schwer, eine SF-Kurzgeschichtensammlung mit ausschließlich deutschen Beiträgen zusammenzustellen, vermutlich aus diesem Grunde ist dergleichen bisher auch nie geschehen, sieht man einmal von den Experimentalbeiträgen genrefremder Autoren in Walter Aues ›Science & Fiction‹ (Melzer) ab. Bedenkt man weiterhin, daß der Wunsch des Deutschen nach Utopischem gern mit reaktionärem bis faschistischem Gedankengut betrogen wird, und versucht man solche Elaborate möglichst auszuklammern, dann bleibt fast gar nichts mehr. Was wir dennoch für wert befanden, folgt auf den nächsten Seiten. Das sind zunächst zwei Beiträge aus der Zeit der Jahrhundertwende von Kurd Laßwitz, dem Klassiker der deutschen Utopie und Paul Scheerbart, dem wohl originellsten deutschen Phantasten. Dann sind dabei als bekannte Vertreter bundesdeutscher Science Fiction Herbert W. Franke und Wolfgang Jeschke, beide mit bisher unveröffentlichten Geschichten sowie die außerhalb der SF zu Lorbeeren gelangten Autoren Hermann Ebeling, Peter von Tramin und Gerhard Zwerenz. Von Gerd Maximovič, der die Anthologie einleitet und beschließt, wird eine Kurzgeschichten-Kollektion vorbereitet. Harald Buwert, Bernt Kling und Jörg Spielmans werden dem SF-Leser keine Unbekannten mehr sein, aber sie zählen wie Martin Beranek, Norbert Fangmeier, Reinhard Merker, Horst Pukallus, Hans Wolf Sommer, Peter T. Vieton und Helmut Wenske eher zu den neuen Autoren, zumindest auf dem Gebiet der Kurzgeschichte. Wolf gang Günther Fienhold gar stieß von der Lyrik zur SF. Eine Reihe unserer Autoren bemüht sich um Distanz zu den bekannten Klischees der Science Fiction, und häufig begreifen sie Science Fiction als Mittel der Gesellschaftskritik. Das ist auch unsere Auffassung von fortschrittlicher Science Fiction. Sie müßte demokratische Inhalte verinnerlichen und den Finger auf die blutigsten Wunden unserer Gesellschaft legen, sie müßte sich der vorhandenen Klischees bedienen und diese Klischees transparent machen, sie könnte Satire sein, aber sie könnte auch Actionstory sein, die dem Leser allerdings die gewohnte Optik zertrümmert, weil sie Leute gewinnen läßt, die sonst immer verlieren oder weil sie die gewohnten Gewinner madig macht. Sie könnte sich in der Gegenutopie einrichten und tagespolitisch agitieren. Umweltverschmutzung, Napalmkrieg und die immer unbewohnbarer werdenden Städte, Unterdrückung, Manipulation und Faschisierung könnten und müßten Themen sein, die darauf hoffen dürfen, im Verein mit öffentlich zugänglichen Analysen und Zuordnungen solcher Detailkritik zu gesamtgesellschaftlichen Theorien, den Blick zu schärfen und Einsichten zu vermitteln. Oder sie sollte zurückkehren zur Utopie der Altvorderen, die dem schlechten Sein eine positive Alternative gegenüberstellen wollten. Grundsätzlich gibt es für die Science Fiction keine anderen Aufgaben als für jede Art von Literatur, ihr steht lediglich ein anderes und in mancher Hinsicht vielleicht schärferes Instrumentarium zur Verfügung. Science Fiction hat – zumindest in der Theorie – thematisch weniger Grenzen und muß deshalb doch nicht nur bezuglosen Phantasterei werden; sie zeigt auf, was werden muß und werden kann; ihre Nähe zu Wissenschaft und Technik kann systemimmanente Widersprüche besonders deutlich hervorheben, weil diese Widersprüche mit Wissenschaft und Technik besonders viel zu tun haben. Die Science Fiction muß Literatur werden, die Wahrheit an den Tag fördert und Lüge markiert, muß Fremdbestimmung kenntlich machen und den Weg zur Eigenbestimmung weisen. Wenn diese Anthologie hier und da ein paar Anstöße gibt, dann sind wir – fürs erste – zufrieden. Hans Joachim Alpers Ronald M. Hahn Gerd Maximovič Die erste Liebe Walter Ronnegart, Bewährter ersten Grades, wälzte sich auf seinem Bett, und kalter Schweiß bedeckte seine Stirn. Seine schlanke Gestalt duckte sich unter imaginären Peitschenhieben. Sein Körper war verkrümmt und schmerzte. In seinen Augen lag Furcht. Hin und wieder zuckte es um seine Lippen. Sein Haar war verklebt und zerwühlt. Er lag angezogen, in zerknautschten Kleidern auf dem Bett. Der Raum war einfach eingerichtet. Die Türe befand sich rechts. Wenn man hereinkam, war zur Linken ein brauner Metallkasten mit aufgemalter Maserung, der Schrank. Daran schloß sich das Bett an. Neben dem Bett war der kleine Tisch mit Schreiblampe, Wecker, Bleistiften, Papier, Ausweisen und Brille. Hinter dem Tisch war in der Wand ein Quadrat, groß genug, um den Raum zu erhellen, ohne Vorhänge: das Fenster. An der rechten Wand hing ein Bild des Ersten Aggressors, unter ihm stand ein Fernsehapparat. Auf dem Fernseher befand sich ein Handkalender. Er zeigte den 12. Juni im Jahre des Heils 2995. In der Mitte des Zimmers lag der Stuhl auf dem Boden. Neben ihm stand ein Sessel. Dei Boden wurde von keinem Teppich bedeckt. Die Wände trugen – wie der Schrank – eine eintönige, aufgemalte Maserung. Die Decke war nackt und weiß. In der Mitte der Decke steckte ein Haken. Früher hatte daran Ronnegarts Patent gebaumelt, jedem Eintretenden sofort sichtbar. Nun hatten sie es ihm abgenommen. Er war nichts mehr. Er war weiß wie eine unerforschte Landschaft. Er lag auf dem Bett und fror. Seine Gedanken waren unstete, flüchtige Schatten. Die Zukunft stand Schlange und drängelte sich an seinem Bett. Er wagte nicht zu hoffen, daß sie ein unermeßliches Einsehen haben würden. Er zuckte zurück. Er verdiente es nicht. Walter Ronnegart war ein Verräter. Er war gestempelt und nackt. Es war kalt gewesen vor einem halben Jahr. Der Winter hatte früh eingesetzt und sich die Wochen hindurch klirrend aufgetürmt. Die Leute froren. Ronnegart war Bewährter ersten Grades, ihm stand ein Pelz zu. Es lohnte sich schon, der rechten Überzeugung zu sein. Er dachte voll freudiger Erregung an die Zeit seiner Prüfung. Er erinnerte sich an den Geruch der Räume, an die köstliche Atmosphäre, er erinnerte sich an die erwartungsvollen Blicke seiner Kameraden, die nur darauf warteten, ihr Wissen und ihre Überzeugung loszuwerden. Sie

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