Isabelle Penning Schülerfirmen aus Sicht von Lehrenden Eine qualitative Studie zu einem Lernarrangement der ökonomischen Bildung Schülerfirmen aus Sicht von Lehrenden Isabelle Penning Schülerfirmen aus Sicht von Lehrenden Eine qualitative Studie zu einem Lernarrangement der ökonomischen Bildung Isabelle Penning Berlin, Deutschland Dissertation, Technische Universität, Berlin, 2017 u. d. T. Schülerfirmen aus Sicht von Lehrenden ISBN 978-3-658-19665-3 ISBN 978-3-658-19666-0 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-19666-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. 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Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Vorwort Als ich im Rahmen meines Lehramtsstudiums das erste Mal von Schü- lerfirmen erfuhr und ihre Arbeitsweise im Rahmen von Hospitationen ken- nenlernen durfte, war ich fasziniert: Schulischer Unterricht kann anders aussehen, als ich es in meiner eigenen Schullaufbahn erlebt habe, kann von den Schülerinnen und Schülern maßgeblich mitbestimmt sein sowie einen hohen Lebensweltbezug haben und zu einem veränderten Lehrer- Schüler-Verhältnis führen. Diese Faszination hat viele Jahre angehalten und so habe ich mein Forschungsfeld mit viel Enthusiasmus nach und nach genauer erkundet. Meine Faszination für Schülerfirmen teilen offen- bar viele Pädagoginnen und Pädagogen, was den deutlichen Auf- schwung begründet, den Schülerfirmen in den letzten Jahrzehnten erfahren haben. So stellte sich die Herausforderung, sowohl die rasanten Entwicklungen als auch die Veröffentlichungen parallel zum Schreibpro- zess in diese Arbeit aufzunehmen und dabei nicht den Fokus zu verlieren. Leitgebend war für mich eine Irritation, die mich seit Jahren umgetrieben hat, eine wahrgenommene Dissonanz zwischen den Versprechungen der Schülerfirmen und deren Realität. Der offene Forschungszugang, der in der Durchführung durchaus mit zahlreichen Herausforderungen verbun- den war, erwies sich letztlich als ergiebige Fundgrube und meine Inter- viewpartnerinnen und -partner führten mich durch ihre Offenheit und Kooperationsbereitschaft zum eigentlichen Kernproblem: den zahlrei- chen Widersprüchen, die mit der Methode Schülerfirma verbunden sind und die es gilt individuell zu lösen. Den Lehrkräften, die sich dieser schwierigen Herausforderung teilweise bereits seit Jahren und mit verschiedenen Schülerfirmen immer wieder stellen, gilt mein größter Respekt! Schülerfirmen gehören ganz klar zur „Kür“ der schulischen Unterrichtsentwicklung (vgl. Meyer 2015, S. 97), bei denen Lehrkräfte mit einem hohen Idealismus neue Erfahrungsräume ermöglichen, die sie individuell ausgestalten. VI Vorwort „Wissenschaft muss kritisch sein können – auch wenn das nicht allen gefällt“ (von Unger 2014, S. 29). Diese Prämisse ist für mich bei dieser Arbeit leitgebend. Dennoch hoffe ich, dass insbesondere die Lehrkräfte das Potenzial dieser Arbeit für ihre persönliche Praxis erkennen und ich mich ihrer bereitwilligen Teilnahme am Forschungsvorhaben gegenüber gerecht erweise, indem ich nicht nur die Hindernisse, sondern auch den Wert der Unterrichtsmethode Schülerfirma darstelle. Jede Leserin und jeder Leserin soll individuell, auf reflektierter Basis, entscheiden können, inwieweit Schülerfirmen geeignet sind, die damit verbundene Zielstellung zu verfolgen. Diese Arbeit kann dazu motivieren, das Konzept Schüler- firma zu überdenken, anzupassen und zu relativieren, um die vielfach überzogenen Ansprüche „eines Allheilmittels“ zu relativieren: Schülerfir- men sind eine Unterrichtsmethode, die Potenzial aufweist, aber je nach Schülerschaft und fachlicher Schwerpunktsetzung gezielt aufbereitet werden muss, um einer Überfrachtung entgegenzuwirken. Nur so kann verhindert werden, dass die Schülerfirmenarbeit ihren Herausforderun- gen unterliegt und die durchaus produktive, jedoch fokussierte Arbeit in Schülerfirmen zu „einstürzenden Neubauten“ (vgl. Meyer 2015, S. 150) führt. Als Schlüsselpunkt sind die fachlichen Zielsetzungen in den Blick zu nehmen, anhand derer Schülerfirmen als Unterrichtsmethode im Fachunterricht ausgerichtet werden müssen. Die vorliegende Dissertation ist an der Technischen Universität Berlin im Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre entstanden. Ein besonde- rer Dank gilt meinen „Doktoreltern“ Frau Prof. Dr. Kirsten Lehmkuhl (Technische Universität Berlin) und Herrn Prof. Dr. Ralf-Kiran Schulz (Universität Kassel). Herr Schulz hat es geschafft, die pädagogischen Prämissen der Schülerfirmenarbeit in die Betreuung der Doktorarbeit zu überführen. Er begegnete meinem selbstbestimmten Lernprozess stets mit Wertschätzung, war immer ein fachlich versierter Gesprächspartner und gleichzeitig mein Modell eines professionell agierenden Wissen- schaftlers. Im Arbeitsprozess habe ich zahlreiche Weggefährten kennen und schät- zen gelernt, die meine Arbeit durch fachliche Gespräche bereichert und vorangebracht haben. Während viele hier ungenannt bleiben müssen, Vorwort VII möchte ich jedoch besonders Katja Svensson für den regelmäßigen Aus- tausch und den Vertreterinnen des Berliner Fachnetzwerkes Schülerfir- men für die interessanten Diskussionen sowie die offenen Einblicke in ihre Arbeit danken. Obwohl ich bemüht bin, Berufliches und Privates voneinander zu trennen, muss ich einräumen, dass natürlich auch meine Familie, meine Freunde und Bekannten immens zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Da ihr ja selbst wisst, welchen Beitrag ihr habt, verzichte ich darauf, euch hier namentlich zu nennen, möchte euch jedoch herzlich danken: Ihr wart mir nicht nur eine wichtige emotionale Stütze, sondern habt durch die ge- meinsame Freizeitgestaltung dazu beigetragen, dass ich den Entste- hungsprozess dieser Arbeit selten als belastend, sondern bis zum Ende als bereichernd und faszinierend wahrgenommen habe. Isabelle Penning, Berlin, 21.08.2017 Inhalt Abbildungsverzeichnis ...................................................................... XIII Tabellenverzeichnis ............................................................................XV 1 Einleitung ........................................................................................ 1 2 Das Lernarrangement Schülerfirma ............................................. 7 2.1 Begriffsexplikation ................................................................. 8 2.1.1 Begriffsklärung Schülerfirmen ........................................... 8 2.1.2 Verwandte und alternative Lernarrangements ................ 10 2.2 Gestaltungsmerkmale einer Schülerfirma ......................... 13 2.2.1 Rahmenbedingungen ...................................................... 13 2.2.2 Phasen der Schülerfirmenarbeit ...................................... 16 2.2.3 Rollenumschreibung der Beteiligten ................................ 28 2.3 Mit Schülerfirmen verbundene Zielsetzungen ................... 32 2.3.1 Schülerfirmen als Reaktion auf institutionelle Reformen . 34 2.3.2 Kompetenzerwerb in Schülerfirmen ................................ 36 2.3.3 Didaktische Konzepte ...................................................... 56 2.3.4 Qualitätsmaßstäbe für Schülerfirmen .............................. 84 3 Schülerfirmen als Simulationsmodell ...................................... 101 3.1 Modelltheorie....................................................................... 102 3.2 Lernen mithilfe eines Simulationsmodells ....................... 106 3.3 Wirtschaftsunternehmen als Bezugssystem ................... 111 3.3.1 Betriebswirtschaftliche Entwicklungen und Perspektiven .................................................................. 112 3.3.2 Entwicklungsperspektiven für Schülerfirmen ................. 114 X Inhalt 4 Forschungsstand ....................................................................... 119 4.1 Qualitätssicherung durch empirische Studien ................ 120 4.1.1 Erhebung arbeitsrelevanter Basiskompetenzen in Schülerfirmen ............................................................. 125 4.1.2 Bestandsaufnahme der Berliner Schülerfirmen ............ 127 4.1.3 Evaluationsstudie „Nachhaltige Schülerfirmen“............. 128 4.1.4 Forschungen zu Lern- und Übungsfirmen ..................... 131 4.1.5 Sozialwissenschaftliche Studien zu Schülerfirmen ....... 134 4.2 Zusammenfassung ............................................................. 137 5 Empirisches Design ................................................................... 139 5.1 Forschungsinteresse und -design .................................... 140 5.2 Erhebung ............................................................................. 147 5.2.1 Analyse des Samples und Hinweise zur Durchführung 148 5.2.2 Das narrative Interview als Erhebungsmethode............ 158 5.2.3 Design und Erläuterung des Erhebungsinstruments ..... 168 5.3 Auswertung: Dokumentarische Methode ......................... 172 5.3.1 Datenaufbereitung ......................................................... 173 5.3.2 Auswertungsverfahren ................................................... 176 5.3.3 Interpretationsschritte .................................................... 185 5.4 Qualitative Gütekriterien .................................................... 192 5.4.1 Intersubjektive Nachvollziehbarkeit ............................... 194 5.4.2 Indikation des Forschungsprozesses ............................ 196 5.4.3 Empirische Verankerung ............................................... 197 5.4.4 Forschungsethik ............................................................ 198 6 Ergebnisse: Schülerfirmen aus Sicht von Lehrpersonen ..... 203 6.1 Wirtschaftlichkeit vs. Selbstständigkeit ........................... 207 6.1.1 „Safety first“ /„Profit first“ ................................................ 209 6.1.2 „Gratwanderer“ .............................................................. 218 6.1.3 „Selbstständigkeitsförderer/Supporter“ .......................... 224 6.1.4 Resümee Selbstständigkeitsförderung in Schülerfirmen ................................................................ 227 6.2 Lehrer-Schüler-Interaktion ................................................. 230 Inhalt XI 6.2.1 Lehrkraft als zentraler Akteur ........................................ 232 6.2.2 Erweiterte Verantwortung der Lehrkraft ........................ 234 6.2.3 Gleichbleibende Rollenaspekte ..................................... 240 6.2.4 Partnerschaftliche Beziehung ........................................ 241 6.2.5 Lehrkraft als Begleiterin oder Begleiter ......................... 245 6.2.6 Resümee Lehrer-Schüler-Interaktion ............................ 248 6.3 Potenziale von Schülerfirmen ........................................... 250 6.3.1 Bedeutsamkeit von Schülerfirmen ................................. 251 6.3.2 Didaktische Prinzipien ................................................... 254 6.3.3 Kompetenzen und Lernziele .......................................... 268 6.3.4 Resümee Potenziale von Schülerfirmen ....................... 299 6.4 Entgrenzung von Schülerfirmen ....................................... 308 6.4.1 Unterrichtliche Entgrenzungen ...................................... 309 6.4.2 Alternative Schülerfirmenkonstruktionen ....................... 342 6.4.3 Resümee Entgrenzung .................................................. 359 7 Resümee ..................................................................................... 365 7.1 Zusammenfassung: subjektive Schülerfirmenkonzepte. 367 7.2 Vergleich zur fachdidaktischen Methodenkonstruktion . 374 7.3 Fachdidaktische Implikationen ......................................... 384 7.4 Qualität der qualitativen Forschung ................................. 391 8 Ausblick ...................................................................................... 397 9 Literaturverzeichnis ................................................................... 401 Anhang ............................................................................................... 427 Anschreiben Lehrpersonen .......................................................... 427 Interviewleitfäden .......................................................................... 430 Lehrkräfte mit Schülerfirmenerfahrung ........................................ 430 Interviewpartner ohne Schülerfirmenerfahrung ........................... 434 Interviewprotokollbogen ............................................................... 438