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Schule, Gewalt und Rechtsextremismus PDF

290 Pages·1995·6.7 MB·German
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Wilfried Schubarth/ Wolfgang Melzer (Hrsg.) Schule, Gewa1t und Rechtsextremismus Reihe Schule und Gesellschaft Herausgegeben von Franz Hamburger Marianne Horstkemper Wolfgang Melzer Klaus-Jürgen Tillmann Band 1 Wilfried Schubarth Wolfgang Melzer (Hrsg.) Schule, Gewalt und Rechtsextremismus 2. Auflage Leske + Budrich, Opladen 1995 ISBN 978-3-8100-1423-8 ISBN 978-3-322-95781-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95781-8 © 1995 by Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Vedages unzuHissig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Einführung .......................................................... ........... ..... ...... ...... ..... 7 1. Zur Aktualität, zum Ausmaß und zu den Ursachen von Gewalt und Rechtsextremismus in der Schule WolJgang MelzerlWilJried Schubarthl Klaus-Jürgen Tillmann Gewalt in der Schule: zum Forschungsstand eines (wieder) aktuellen Themas ........................................................... 15 Klaus Hurrelmann Aggression und Gewalt in der Schule ........ .......... ................................. 39 WolJgang MelzerlWilJried Schubarth Das Rechtsextremismussyndrom bei Schülerinnen und Schülern in Ost- und Westdeutschland .................................................. 51 Uta Starke Gewalt bei ostdeutschen Schülerinnen und Schülern ........ .... ...... .......... 72 Jürgen ManseI Schulische Gewalt und Kriminalisierung .............................................. 84 Wilfried Schubarth Gewalt an Schulen als Medienereignis ................... ............... ................ 104 2. Schule als Quelle von Gewalt und Rechtsextremismus Heinz Günter HoltappeIs Aggression und Gewalt als Schulproblem - Schulorganisation und abweichendes Verhalten ................................... 115 Lothar Bähnisch Schule als anomische Struktur ................ .............................................. 141 Franz Hamburger Gewaltdiskurs und Schule ...................................................... .......... ..... 152 Heinz Sünker Politische Kultur und institutionalisierte Bildung in Deutschland - Zur Gewaltförmigkeit der Staatsschule in historischer Sicht ............................................................................... 164 3. Präventions-und Interventionsmaßnahmen gegen Gewalt und Rechtsextremismus in der Schule Klaus-Jürgen Tillmann Gewalt in der Schule - Entstehungsbedingungen und Handlungsperspektiven .... ...................... ........................ ........... ..... 179 Wilhelm Heitmeyer Überlegungen zu Pädagogik und Fremdenfeindlichkeit: Je höher die Moralisierung, desto niedriger die Kommunikationschancen ... ... ................... ......... ..... ............ .......... ... ...... 190 Heike Buhse/I'homas Niemeyer Rechtsextremistisch motivierte Gewalt - eine Herausforderung an die pädagogische Weiterbildung ................... 196 Comelius Erf Mündigkeit gegen Rechtsextremismus - Schulische Prävention durch politische und historische Bildung .......... 213 Dorit Stenke Umgang mit Fremdenfeindlichkeit in der Schule ................................. 230 Erika Richter Interkulturelle Bildung als Aufgabe der Schule .................................... 246 Literatur.......... ... ..... ..... ..... .... ....... ..................... ..... ..... ....................... ... 269 Autorinnen und Autoren ................ ........................... .......... ............. ... 292 Einführung Der ungebrochenen Aktualität des Themas und einer entsprechenden Nach frage unseres Bandes über "Schule - Gewalt - Rechtsextremismus" ,verdan ken' wir diese zweite, aktualisierte Auflage. Was ist los an deutschen Schulen, gehen wir auf "amerikanische Verhält nisse" zu? Nimmt die Gewalt tatsächlich so dramatisch zu, wie die Medien berichterstattung es suggeriert? Woher kommt die Gewalt, wie äußert sie sich und welche Rolle spielt dabei die Schule? Und vor allem: Was kann man dagegen tun? Das sind nur einige Fragen, die gegenwärtig in der öffentlichen Diskussion eine beachtliche Rolle spielen und die zunehmend auch Eltern, Lehrer und Erzieher bewegen. Die sich in der Gesellschaft artikulierenden Gewalt- und Extremismusphänomene fordern Staat und Wissenschaft zu Stellungnahmen, Analysen und zur Entwicklung von Präventions- und Interventionsstrategien heraus. Immer häufiger wird derzeit mit der Parole "Die Erziehung hat versagt" der Familie und auch der Schule eine (voreilige) Schuld an der Entstehung von Gewalt und Rechtsextremismus bei Kindern und Jugendlichen zuge schrieben. Der Verlust an Autorität stellt die wesentliche Ursachenebene dar, meinen mittlerweile sogar Exponenten der "kritischen" Sozialwissenschaft; diese Auffassung findet im konservativen Lager noch stärkeren Zuspruch mit der Behauptung eines allgemeinen Werteverfalls und gipfelt in dem Vorwurf, linke Lehrer hätten rechte Schüler produziert. Gewalt und Rechtsextremismus bei Heranwachsenden sind ein von der Ju gendforschung vielfach untersuchtes Thema - allerdings mit Forschungs lücken im Bereich der primären und sekundären Sozialisation als Bedin gungsfaktoren. Insbesondere die Thesen über "Schule, Gewalt und Rechtsex tremismus" haben rudimentären und z.T. spekulativen Charakter. Es liegen nur wenige empirische Untersuchungen vor, die das Ausmaß dieser Problem konstellation abschätzbar machen, noch dürftiger sind die Beiträge zur Frage der "strukturellen Gewalt" der Institution Schule. Diese Forschungsdefizite will der vorliegende Band schließen helfen und zudem ein Angebot von ex emplarischen Präventionsansätzen für die Schulpraxis unterbreiten. Diesem Ziel folgend, ist der vorliegende Band aus drei Teilen aufgebaut: Im ersten Teil geht es um die Aktualität, das Ausmaß und die Ursachen von Gewalt und Rechtsextremismus unter Schülerinnen und Schülern. Dieses 8 Wolfgang Melzer/Wilfried Schubarth Kapitel wird mit einer neuen Bestandsaufnahme der Forschungssituation im Bereich Schule und Gewalt eingeleitet. Wolfgang Melzer, Wilfried Schubarth und Klaus-Jürgen Tillmann skizzieren ausgehend von internationalen Befun den schwerpunktmäßig den Stand der empirischen Untersuchungen in Deutschland (alte BRD, DDR, vereinigtes Deutschland) und berichten über Ergebnistrends einer vergleichenden Schulleiterbefragung in Sachsen und Hessen. Der Beitrag verdeutlicht, daß "Schule und Gewalt" an westdeutschen (und wohl auch an ostdeutschen) Schulen schon seit längerem ein besonderes Problem darstellt; allerdings sind im historischen Zeitverlauf in bezug auf Äußerungsformen, Ursachenfelder und öffentliche Wahrnehmungen von Gewalt Unterschiede bzw. Akzentverschiebungen zu registrieren. Der sich anschließende Beitrag von Klaus Hurrelmann geht der Frage nach, wie es zur Gewalt an Schulen kommt und was dagegen getan werden kann. Ähnlich wie andere Autoren des Bandes, z. B. Hamburger, Holtappeis, Mansei und Schubarth wendet er sich gegen eine Dramatisierung der Situa tion an Schulen, aber auch gegen eine Verharmlosung. Für einen starken An stieg der Gewalt an Schulen gibt es bisher keine ausreichenden Belege, gleichwohl scheinen die Aggressions- und Gewalthandlungen an Heftigkeit zugenommen zu haben. Auf Ursachen eingehend, zeigt Hurrelmann schuli sche und außerschulische Faktoren auf. Aggression und Gewalt können dabei auch als Kompensationsreaktion gegen psychische und soziale Verletzungen angesehen werden, die von der Schule ausgehen. Deshalb müssen Interventi onsmaßnahmen auch die Schule umfassen, z.B. gezielte Leistungsförderung, soziales Kompetenztraining, transparente und gerechte Chancenstruktur. Die Verbreitung rechtsextremistischer Orientierungen bei Schülerinnen und Schülern und die ihnen zugrundeliegenden Ursachen sind Gegenstand der Untersuchungen von Wolfg ang Melzer und Wilfried Schubarth. Ausge hend von einem theoretischen Modell des "Rechtsextremismus syndroms" und seinen Vermittlungen, in dem die bei den Haupterklärungsansätze für Rechtsextremismus - das Modernisierungs-/Individualisierungstheorem und das klassische Konstrukt autoritärer Charakterstrukturen - integriert sind, werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in bezug auf Ausprägung und Ursachen des Rechtsextremismus bei ost- und westdeutschen Schülerinnen und Schülern dargestellt. Die zentrale Rolle solcher Determinanten, wie Bil dung, Schulform, soziale Herkunft und Geschlecht werden dabei offensicht lich. Auch Uta Starke stützt sich bei ihrer Analyse des Gewaltphänomens bei Schülerinnen und Schülern in den neuen Bundesländern auf umfangreiches empirisches Material. Anhand von Schüleraussagen zum Thema "Gewalt" tritt der Stellenwert von Gewalt im Erleben Jugendlicher plastisch hervor. Kinder und Jugendliche sehen und erleben heute nicht wenig Gewalt, reflek tieren über Gewalt und bekommen oft auch Gewalt als erfolgreiches Verhal tensmuster vorgeführt. Die dargestellten empirischen Befunde veranschauli- Einführung 9 chen, was Schülerinnen und Schüler unter Gewalt verstehen, wie sie Gewalt erfahren haben und wie sie gegenüber Gewaltanwendung eingestellt sind. Schließlich wird auf Gewaltursachen eingegangen, wobei auf spezifische Be dingungsfaktoren in Ostdeutsch land verwiesen wird. Der Beitrag von ]ürgen ManseI beschäftigt sich mit dem Thema "Schuli sche Gewalt und Kriminalisierung". Dargestellt wird eine empirische Unter suchung, die die Bedeutung des Ausbildungsstatus und der Herkunftsfamilie auf den Prozeß der Kriminalisierung von Jugendlichen überprüft. Die Ergeb nisse machen deutlich, daß die These, wonach die Polizei und die im Straf prozeß nachgeordneten Instanzen sich stärker auf sozial unterprivilegierte Personen konzentrieren, auch heute noch Gültigkeit hat. Für die Praxis der Strafverfolgung lassen sich somit Selektionsprozesse nachweisen. Die empi rischen Ergebnisse zeigen zugleich, daß sich die Schule im Prozeß der Krimi nalisierung bisher zurückgehalten und nur in Ausnahmefallen abweichendes Verhalten an die Strafverfolgungsbehörden weitergemeldet hat. Daran sollte sich die Schule auch künftig halten, um nicht selbst Stigmatisierungs- und Etikettierungsprozessen Vorschub zu leisten. Das Kapitel zum Thema "Aktualität, Ausmaß und Ursachen von Gewalt phänomenen" wird abgerundet und abgeschlossen mit einem (in der ersten Auflage nicht enthaltenen) Beitrag von Wilfried Schubarth, in dem die Rolle der Medien im Mittelpunkt der Analyse steht. An ausgewählten Fällen wird gezeigt, daß z.B. durch überzogene oder verfälschende Presseberichterstat tung zu einer ungerechtfertigten Dramatisierung des Themas in der öffentli chen Meinung beigetragen wird. Ein Vergleich dieser Pressedarstellungen mit den eingangs des Kapitels vorgestellten Forschungsbefunden macht deutlich, daß die Formel "Gewalt als Medienereignis" wenigstens teilweise ihre Berechtigung besitzt. Während im ersten Teil des Bandes Schule vor allem als Ort von Gewalt und Rechtsextremismus im Mittelpunkt steht, rückt im zweiten Teil die Insti tution Schule als Quelle für die genannten Erscheinungen ins Blickfeld der Analysen und Erörterungen. So deckt Heinz Günter Holtappeis devianzför dernde Strukturen der institutionellen Organisation der Schule auf. Die Insti tutionenkritik betrifft dabei u.a. die lebensfernen Bildungsinhalte, die Starr heit der Organisation schulischer Lernprozesse, die Mechanismen der Lei stungsauslese und die sozialen Interaktions- und Beziehungsformen. Die Ein übung partizipatorischer und demokratischer Lern- und Erfahrungsprozesse, die Entwicklung demokratischer Umgangsformen und politischer Gestal tungskompetenz wird dadurch erschwert. Die institutionellen Normierungen und Organisationsmechanismen tragen somit auch Elemente struktureller Ge walt. Andererseits kann das Schulklima in hohem Maße das Devianzrisiko beeinflussen. Gestützt auf empirisches Material weist HoltappeIs die Bedeutung aggressions- und devianzfördernder Faktoren, wie hoher Leistungsdruck, Versagensängste, Lehrer-Schüler-Konflikte, Bewegungsarmut u.a. nach. Ähnlich 10 Wolfgang Melzer/Wiljried Schubarth wie Hurrelmann folgert Holtappeis, daß die als "abweichend" eingestufte Schülerhandlung zu einem beträchtlichen Teil als Technik zur Schulalltags bewältigung interpretiert werden kann. Abschließend beschreibt Holtappeis - ebenfalls anband von Beispielen - das Devianzphänomen als Produkt schuli scher Etikettierungsprozesse. Den aus der Kriminologie bzw. der Soziologie abweichenden Verhaltens stammenden ,,Anomie"-Begriff wendet Lothar Böhnisch strukturanalytisch auf die Schule an. Diese Institution wird dabei nicht einfach vordergründig als ,,kriminogene" Struktur begriffen, die abweichendes Verhalten erzeugt, sondern "als gesetzte, institutionell verfaßte Struktur", die - so Böhnisch - bestimmten Prozeßanforderungen ausgesetzt ist, welche in ihr Konflikte und Diskrepanzen erzeugen, auf die wiederum Schüler, Lehrer und Eltern in spe zifischer Weise reagieren. Anomieprobleme, zu denen auch gewaltförmiges Verhalten gerechnet wird, entstehen nach dieser Konzeption auf der Schüler ebene im wesentlichen aus der Diskrepanz von "Schülerrolle" und "Schüler sein", aus den Strukturveränderungen der Jugendphase und der Diffusion von Schule als Sozialraum. In dem Beitrag von Franz Hamburger wird eine (ideologie)kritische Ana lyse des Gewaltdiskurses im Zusammenhang mit Schule vorgenommen. Der Autor diagnostiziert eine "Logik des Steigerungsdiskurses", an dem vor al lem die Medien beteiligt seien. Weiterhin werden verschiedene Dilemmata des aktuellen Gewaltdiskurses aufgezeigt, z.B. in bezug auf eine starke Mora lisierung individuellen Handeins bei gleichzeitigem Ausblenden gesellschaft licher Strukturverhältnisse oder hinsichtlich der Konzentration auf Schüler gewalt und deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Die Fixierung auf die offene Gewalt dürfe dabei die Bedingungen für Gewalt in der Mitte der Ge sellschaft und die Prozesse, die ganze Personengruppen zu potentiellen Op fern machen, nicht außer acht lassen. Schule hat deshalb - so der Autor - eine zweifache Aufgabe: ihre Binnenbeziehungen als Umgang mit Aggres sion zu kultivieren und Einsicht in Gewaltverhältnisse zu vermitteln. Die Frage von Gewalt und Rechtsextremismus in der Schule stellt Heinz Sünker in seinen historisch-bildungstheoretischen Überlegungen zum Wesen der Staatsschule in den Kontext der politischen Kultur. Schule und Kaserne seien in Deutschland historisch immer gleichzeitig gedacht worden. Das Spezifikum der auf diese Weise gewachsenen politischen Kultur in der deut schen Geschichte - beim Fehlen eines selbstbewußten bürgerlichen Libera lismus im jungen Nationalstaat nach 1871 beginnend, in der "Militarisierung des Alltagslebens" im Wilhelminischen Reich sich fortsetzend, bis hin zur Unterdrückungsmaschinerie des Nationalsozialismus mit seiner "Volks ge meinschaftsideologie" - zeige auch in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg Konti nuität und lasse sich insgesamt durch hierarchisches Denken, Untertanengeist und Präferenz für gewaltförmige Lösungen bei gesellschaftlichen Konflikten charakterisieren.

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Der ungebrochenen Aktualität des Themas und einer entsprechenden Nach­ frage unseres Bandes über "Schule - Gewalt - Rechtsextremismus" ,verdan­ ken' wir diese zweite, aktualisierte Auflage. Was ist los an deutschen Schulen, gehen wir auf "amerikanische Verhält­ nisse" zu? Nimmt die Gewalt tats
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