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Schuhmode und Gesundheit PDF

56 Pages·1958·1.679 MB·German
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Schuhmode und Gesundheit von Dr. med. K. Sigg, Binningen Leiter der Poliklinik für Venenerkrankungen des Frauenspitals Basel Beratender Arzt für Venenerkrankungen am Kantonsspital in Liestal und Dr. med. F. Oesch, Bern Stadtarzt in Bem Mit 25 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1958 Alle Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. ISBN 978-3-8070-0243-9 ISBN 978-3-642-88144-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-88144-2 © by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1958 Ursprünglich erschienen bei J. F. Bergmann, München 1958. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Inhalt Einleitung . . . . . 5 Historischer Überblick 7 Gesunde Füße oder Modeschuhe? 12 Diskussion 34 Ratschläge 53 Literatur . 55 Einleitung Die Reaktion auf den Artikel "Mode und Gesundheit" in der "Tribüne" der "Basler Nachrichten" vom 4.f5. August 1956 war sehr rege und ist vor allem sehr positiv ausgefallen, trotz der Behauptung fast sämtlicher Schuhfabrikanten, daß die ana tomisch einwandfreie und für die Gesundheit der Füße zuträg liche Schuhform dem Geschmack des Publikums nicht entspreche und deswegen auch nicht verlangt werde. Natürlich werden die Modediktatoren immer ihre Gefolgschaft haben, mag es ihnen auch weniger um die gesundheitliche Zuträglichkeit ihrer Mo delle gehen als darum, durch raschen Wechsel der Mode die Kauflust anzuregen. Doch wie aus der Diskussion in der "Tri büne" (s. S. 34) hervorgeht, ist das Bedürfnis nach gesunden Schuhen, aller Mode zum Trotz, weit verbreitet. Es sollte daher möglich sein, jenen Fußgängern, denen ihre Füße lieber sind als der letzte Schrei der Mode, zu gut gebauten und bequemen Schuhen zu verhelfen. Darum halten wir es für richtig, den Auf satz mit den Diskussionsvoten in den "Baslc;r Nachrichten" vom 18./19. August 1956 und deren Beantwortung (die leider in der "Tribüne" nicht mehr aufgenommen werden konnte), ergänzt durch einen kurzen historischen Überblick, als kleines Heft im Druck erscheinen zu lassen. Dies gibt uns auch Ge legenheit, einige Abbildungen, die zur Illustration und besserem Verständnis von Nutzen sind, einzufügen. Seit mehreren Jahren ist ja in Deutschland bereits auf den Nachteil der modernen Fußbekleidung durch namhafte Ärzte und Orthopäden aufmerksam gemacht worden, hauptsächlich durch die Professoren HoHMANN und THOMSEN und Dr. MARG. SCHMIDT-SCHÜTT. Ferner wurde versucht, in den deutschen Fußgesundheitswochen 1953 und 1954 eine gute, für den Fuß 5 unschädliche Schuhform zu empfehlen. Auch der soziale Ge sundheitsdienst in England warnte kürzlich die Frauen vor dem Tragen hoher Schuhabsätze, da dies zu unheilbaren orthopä dischen Spätschäden führe. Trotz alledem nehmen gerade in den letzten Jahren die schädlichen, der natürlichen Form des Fußes nicht entsprechenden Damen- und Herrenschuhe überhand. Es ist deshalb nötig, die Frage der Fußgesundheit und guter Schuhe immer wieder zu erörtern, damit sie nicht zur Ruhe kommt und die Frau nicht der Meinung ist, der Modeschuh sei ein fußgerech ter Schuh. Obwohl wir uns nicht anmaßen, selbst die unver nünftigsten Launen der Schuhmode nur einen Deut ändern zu können, hoffen wir doch, diese Veröffentlichung diene nicht nur dem Publikum als kleiner Anstoß, fußgerechte und für die Ge sundheit nicht schädliche Schuhe zu tragen, sondern auch den Schuhfabrikanten als Ermutigung, solche Modelle wenigstens versuchsweise einmal herzustellen. Herrn Prof. Dr. A. HEIM und Frau Dr. MARG. SCHMIDT ScHÜTT möchten wir für die Überlassung der Fußumrisse und Fräulein E. SPINNLER für ihre Mithilfe herzlich danken. 6 Historischer Oberblick Das Wort "Schuh" wird von dem altindischen "scutani" "bedeckt" hergeleitet und ist im Deutschen dem Wort "schüt zen" verwandt2• Der Schuh soll schützen, nicht schaden! An verschiedenen Stellen der Erde sind, unabhängig von einander, je nach Klima, Tätigkeit des Trägers und Beschaffen heit des Bodens, Fußbekleidungen als Schutz gegen Verlet zungen, Schlangenb iß, Nässe und Kälte entstanden: In den heißen Ländern vorwiegend Sandalen, in kälteren Gegenden eher Schuhe und Stiefel, doch durchdringen sich die Verbrei tungsgebiete. Die früheste bekannte Schuhdarstellung geht ins 4. Jahr tausend v. Chr. zurück und wurde in Obermesopotamien ge funden3. Aus ägyptischen Königsgräbern, ca. 3000 v. Chr., stammen die ältesten erhaltenen Sandalen. Diesseits der Alpen sind Schuh- und Stiefelamulette aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. erhalten (frühe Eisenzeit, Hallstatt). Die Sandalen waren von unterschiedlichem Typus; insbeson dere aus Ägypten sind wunderbar fußgerechte Formen erhal ten. Sie wurden aus Holz, Leder oder einem Flechtwerk aus pflanzlichen Faserstoffen hergestellt. Man befestigte sie entweder einfach mit einem Zehenpflock zwischen der großen und der zweiten Zehe oder mit Riemen, deren einer zwischen der großen und der zweiten Zehe durchgeführt und oberhalb des Sprung gelenks an einem Querriemen befestigt wurde. Die Griechen verwendeten Fußbekleidungen nur zum Aus gehen, neben Sandalen (Abb. 1) auch verschiedene Stiefelarten2• Im Hause gingen sie immer barfuß. Allgemein bekannt ist der 2/3 Die kleinen Zahlen im Text beziehen sich auf das Literaturverzeichnis auf s. 55. 7 Kothurn, der einzige überhöhte Schuh der Griechen. Er wurde nur von Schauspielern getragen. Seine Überhöhung erfaßt die ganze Schuhsohle, nicht nur den Absatz, und erreicht oft 10 cm und mehr. Auch die Römer gingen viel barfuß, trugen jedoch im Hause auch Sandalen. Zu Märschen benützten sie die sogenannten "caligae" (Abb. 2), eine Art Soldatenstiefel, zum Teil auch Abb. 1. Griechische Sandale Abb. 2. Römische Caliga genagelte Sandalen. Dagegen bedeutete das lateinische "aesti valis", von dem unser "Stiefel" sich ableitet, ursprünglich einen sommerlich leichten Schuh. Leicht und niedrig war auch der "calceus", eine Art Halbstiefel, sowie der "soccus" genannte Halbschuh. Als sicher bezeugt ist ferner, daß etwas klein ge ratene Römerinnen sich einer kothurnartigen Nachhilfe für ihre Statur bedienten. Bei den Germanen finden sich in vorrömischer Zeit die Bund schuhe, die über dem Rist durch eine Schnur oder einen Riemen zusammengehalten waren, später auch der aus dem römischen "soccus" entstandene "Socken", ein anliegender, niedriger Schlüpfschuh, der übrigens im französischen Sprachgebiet heute noch in den Holzschuhen der Wäscherinnen, den "socques", weiterbesteht. Wann die Strümpfe erfunden wurden, wissen wir nicht. Der älteste erhaltene Strumpf stammt aus Ägypten, aus byzantini scher Zeit. Er war mit einem besonderen Fach für die Großzehe 8 ausgestattet und erlaubte so den Zehen freie Beweglichkeit, ohne sie seitlich einzuengen. Anfänglich muß der Schuh abergläubische Verehrung genos sen haben, als schützender, wärmender und wohl auch heilender oder Heilung fördernder Gegenstand. Dafür zeugen Votivdar stellungen, Amulette und Trinkgefäße in Schuhform aus frühe ster Zeit und aus verschiedenen Ländern. Oft findet sich auf Amuletten der Schuh neben der Sonne oder einem Sonnensymbol, ein Zeichen für die Wertschätzung, die er genoß. Wurde die Sonne als ein Leben-, Licht- und Wärme spender verehrt, so der Schuh als ein Wärmespender und Gesund erhalter, als ein Schutz vor Un glück. Auch galt er seit den älte sten Zeiten als ein Rangabzeichen. Abb. 3. Schnabelschuh 1410 Die Hierarchie in der Schuhtracht dürfte erst durch die französische Revolution hinweggefegt worden sein. Mit der Vermischung römischer und germanischer Kultur im Mittelalter entwickelte sich eine in ganz Europa gültige Mode. Während aber die vornehme Welt den spitzen Schlüpfschuh trug, der sich im 14. Jahrhundert zu dem ganz schmalen und un natürlich lang ausgezogenen Schnabelschuh (Abb. 3) entwickelte, waren den Werktätigen von Gesetzes wegen nur Bundschuhe oder Socken erlaubt, sofern sie nicht überhaupt barfuß gingen. Nach geschriebenem Gesetz durfte der Schuh um so länger sein, je höher der Rang des Trägers. Schließlich wurde er so lang, daß die Schnabelspitze mit einer Schnur oder einem Riemen am Schuhschaft oder auch an einem über der Wade sitzenden silbernen Kettchen befestigt werden mußte, damit der Träger überhaupt gehen konnte. Um die oft kostbaren Schuhe vor Beschmutzung und Nässe zu schützen, benützte man bei schlechtem Wetter hölzerne, oft 9 durch zwei Querstege etwas erhöhte Unterlagen, die sogenann ten "Trippen", deren späte Nachkommen wir heute noch als "Zoccoli" kennen. Anfang des 16. Jahrhunderts kam in Europa ein anderes Extrem, die Mode der Bärenklauen (Abb. 4) oder Kuhmäuler auf, Formen, die, vorne sehr breit, oft sackartig gebauscht, viel fach geschlitzt und in verschiedenfarbigem Tuch oder Leder Abb. 4. Bärenklaue 1490 Abb. 5. Louis XV. Schuh gearbeitet, wahrscheinlich die bequemsten modischen Schuhe darstellten, die je getragen worden sind. Bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts war der Absatz unbekannt, so unvorstellbar uns dies heute vorkommen mag. Bald nach 1600 eroberte er aber ganz \':'esteuropa. Mit der führenden Stellung Frankreichs in der Mode kommen Schuhe und hohe Stulpstiefel mit Absätzen und großen Rosetten oder Schleifen auf. Unter Ludwig XIV., dem Sonnenkönig, erreicht der Ab satz schon eine beträchtliche Höhe. Die Zeit Ludwigs XV. brachte dann stark erhöhte Absätze (Abb. 5), wogegen das ausgehende Rokoko unter Ludwig XVI. wieder niedrigere, aber sehr geschweifte. Absätze bevorzugte, allerdings unter Beibehaltung der spitzen Schuhform. Schon 1783 mußte des halb der holländische Anatom und Arzt Petrus Camper schrei ben, die Sorge für die Füße der Pferde und Ochsen erstrecke sich bis auf Kleinigkeiten, während der menschliche Fuß ver nachlässigt und den Gesetzen einer lächerlichen Mode und einem verdorbenen Geschmack preisgegeben werde, und er 10

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