essentials Essentials liefern aktuelles Wissen in konzentrierter Form. Die Essenz dessen, worauf es als „State-of-the-Art“ in der gegenwärtigen Fachdiskussion oder in der Praxis ankommt. Essentials informieren schnell, unkompliziert und verständlich • als Einführung in ein aktuelles Thema aus Ihrem Fachgebiet • als Einstieg in ein für Sie noch unbekanntes Themenfeld • als Einblick, um zum Thema mitreden zu können. Die Bücher in elektronischer und gedruckter Form bringen das Expertenwissen von Springer-Fachautoren kompakt zur Darstellung. Sie sind besonders für die Nutzung als eBook auf Tablet-PCs, eBook-Readern und Smartphones geeignet. Essentials: Wissensbausteine aus Wirtschaft und Gesellschaft, Medizin, Psycholo- gie und Gesundheitsberufen, Technik und Naturwissenschaften. Von renommier- ten Autoren der Verlagsmarken Springer Gabler, Springer VS, Springer Medizin, Springer Spektrum, Springer Vieweg und Springer Psychologie. Ralf T. Vogel Schicksal und Psychotherapie Therapieschulübergreifende Anregungen Prof. Dr. phil. Ralf T. Vogel Ingolstadt Deutschland Dieser Beitrag ist die erweiterte Ausgabe eines Artikels in „Psychotherapeut“, ISSN Print 0935-6185, Volume 59, Issue 2, March 2014. ISSN 2197-6708 ISSN 2197-6716 (electronic) ISBN 978-3-662-44761-1 ISBN 978-3-662-44762-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-44762-8 Springer Heidelberg Dordrecht London New York Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vor- behalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzel- fall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundes- republik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Gedruckt auf säurefreiem Papier Springer ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Ihr wandelt droben im Licht Auf weichem Boden, selige Genien! Glänzende Götterlüfte Rühren euch leicht, Wie die Finger der Künstlerin Heilige Saiten. Schicksallos, wie der schlafende Säugling, atmen die Himmlischen; Keusch bewahrt In bescheidener Knospe, Blühet ewig Ihnen der Geist, Und die seligen Augen Blicken in stiller Ewiger Klarheit. Doch uns ist gegeben, Auf keiner Stätte zu ruhn, Es schwinden, es fallen Die leidenden Menschen Blindlings von einer Stunde zur andern, Wie Wasser von Klippe Zu Klippe geworfen, Jahr lang ins Ungewisse hinab. Hölderlin 1799 Hypeirons Schicksalslied Was Sie in diesem Essential finden können Eine Herleitung des Schicksalsbegriffs Das Schicksal in der akademischen Psychotherapie Psychopathologie und Schicksal Akademische Schicksalsforschung Das Schicksal im psychoanalytischen Kontext Das Schicksal im existenziellen Kontext Das Schicksal in Therapie und therapeutischer Beziehung VII Vorwort Die vorliegende Schrift ist einerseits eine Erweiterung des 2014 in der Zeitschrift Psychotherapeut erschienenen Artikels ‚Schicksalsklüfte‘, andererseits werden nun auch andere Schwerpunkte gesetzt. Ging es in jenem Artikel um einen psy- chotherapeutischen Nachvollzug des existenziellen Pfades der beiden ‚Halblinge‘ Frodo Beutlin und seinem (therapeutischen) Gefährten Samweis Gamdschie zu den Schicksalsbergen in J. R. Tolkiens Epos ‚Herr der Ringe‘ (2013), mit lediglich abschließenden Hinweisen zur Konsequenz des Schicksalsgedankens für die the- rapeutische Beziehung, so soll es nun, angereichert durch einen Überblick über die akademisch-psychologische Befassung mit dem Schicksalsbegriff und einem Hin- weis auf das psychotherapeutisch sehr bedeutsame Gut-Böse-Problem, verstärkt um eben diese hochrelevante Facette der – auch schicksalsbestimmten – Bezie- hung zwischen Therapeut und Patient gehen. Deutlich wird in der Auseinanderset- zung mit einem Begriff wie ‚Schicksal‘ v. a. aber auch die notwendige Herleitung psychologischen Wissens und Handelns aus den philosophischen Disziplinen, die Definition von Psychotherapie also als eine angewandte und in einer bestimmten Beziehungsform umgesetzte Form der Philosophie. IX Inhaltsverzeichnis 1 Der Schicksalsbegriff. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Das Schicksal in der akademischen Psychotherapie. . . . . . . . . . . . . . . . 7 3 Psychopathologie und Schicksal. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 4 Akademische ‚Schicksalsforschung‘. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 5 Das Schicksal im psychoanalytischen Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 6 Das Schicksal im existenziellen Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Was Sie aus diesem Essential mitnehmen können. . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 XI Der Schicksalsbegriff 1 O trotz Schicksal: die herrlichen Überflüsse unseres Daseins, in Parken übergeschäumt, – oder als steinerne Männer neben die Schlüsse hoher Portale, unter Balkone gebäumt! O die eherne Glocke, die ihre Keule täglich wider den stumpfen Alltag hebt. Oder die eine, in Karnak, die Säule, die Säule, die fast ewige Tempel überlebt. Heute stürzen die Überschüsse, dieselben, nur noch als Eile vorbei, aus dem waagrechten gelben Tag in die blendend mit Licht übertriebene Nacht. Aber das Rasen zergeht und läßt keine Spuren. Kurven des Flugs durch die Luft und die, die sie fuhren, keine vielleicht ist umsonst. Doch nur wie gedacht. Rainer Maria Rilke aus: Die Sonette an Orpheus – Zweiter Teil Der Schicksalsbegriff durchzieht die abendländische Denktradition von ihren my- thischen Anfängen über die griechische und römische Philosophie hin zu Schopen- hauer, Nietzsche und Camus bis in die heutigen, aktuellen Philosophiedebatten. Das philosophische Wörterbuch definiert das Schicksal als „das Insgesamt alles Seienden, was das Dasein eines Menschen, eines Volkes usw. beeinflusst, aber nicht vom Menschen selbst geändert werden kann“ (Schmidt 1979, S. 591). In allen bedeutenden europäischen Mythologien finden wir eine mächtige Dreiheit © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 1 R. T. Vogel, Schicksal und Psychotherapie, essentials, DOI 10.1007/978-3-662-44762-8_1