KIM LANDERS SCHATTENFÜRST EROTISCHER VAMPIRROMAN © 2009 Plaisir d’Amour Verlag, Lautertal Plaisir d’Amour Verlag Postfach 11 68 D-64684 Lautertal www.plaisirdamourbooks.com [email protected] Lektorat: Helena Hollerbach © Coverfoto: Sabine Schönberger (www.sabine-schönberger.de) Coverlayout: Christoph Spittler ISBN ePub: 978-3-86495-011-7 Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. 1. Prag, zu Beginn des 19. Jahrhunderts Die Nacht legte sich wie ein schwarzer Schleier über Prag. Wo noch vor einer Stunde Hufgetrappel und Schritte durch die Straßen hallten, herrschte nun Totenstille. Dominik liebte es, durch die menschenleere Stadt zu schlendern. Es war nicht die kalte Novembernacht, die die Menschen auch heute zurück in ihre Häuser trieb, sondern es war die Furcht vor Vampiren, die nachts auf Beutezügen die Stadt durchstreiften. Der Hunger auf frisches Blut hatte auch Dominik in die Stadt gelockt. In Gestalt eines Wolfes erbeutete er Ratten am Flussufer. Danach trabte er die Prager Stadtmauer entlang. Sein Ziel war das verrufene Palais des Grafen von Boskovic. Das Licht des Vollmondes überzog die feuchten Straßen mit einem silbrigen Glanz. Dichter, weißer Nebel schwebte über der Moldau und umhüllte die Statue des heiligen Johannes wie ein Leichentuch. Schnelle Schritte näherten sich. Dominik verharrte auf der Stelle. Dann sprang er lautlos auf die Stadtmauer und erkannte von oben den Nachtwächter, der gerade seine Runde beendete. Einer der wenigen Bewohner, die trotz der Gefahr ihre Pflicht erfüllten. Deutlich witterte Dominik den Schweißgeruch des Mannes und die Furcht, die darin lag. Der Alte hatte ihn noch nicht bemerkt, sondern blies nach einem flüchtigen Blick über die Schulter das Licht in der Laterne aus. Dann eilte er über die Karlsbrücke, die sich über die Moldau spannte. Dominik folgte ihm und tauchte in den Nebel ein. Als sie die Brücke zur Hälfte überquert hatten, lichtete sich der weiße Schleier und gab Dominik preis. Der Alte blieb abrupt stehen. Langsam drehte er sich um. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, und er setzte an zu schreien. Doch nur ein heiseres Röcheln drang aus seiner Kehle. Die Todesangst verlieh dem Nachtwächter ungeahnte Kräfte. Mit einer Geschwindigkeit, die Dominik ihm nicht zugetraut hätte, drehte sich der Alte um und rannte weiter. Dabei bekreuzigte er sich und murmelte ein Gebet. Dominik folgte ihm in einigem Abstand. Er genoss es, den Alten in Angst zu versetzen. Nach wenigen Metern erlahmten die betagten Beine des Nachtwächters, jeder seiner Atemzüge wollte ihm die Brust sprengen. Nur wenige Schritte trennten ihn von seinem Haus, das sich nahtlos an die Brücke anschloss. Dominik beobachtete in Ruhe, wie der Alte in Panik vor ihm herstolperte und hinter der ersten Haustür verschwand. Der Alte wäre jederzeit ein leichtes Opfer gewesen, wenn Dominik nur gewollt hätte. Anschließend schlug er den Weg zum Marktplatz ein. Niemand begegnete ihm, als er durch die schmalen Gassen lief. Nur die Wagemutigen unter den Bewohnern Prags suchten ihr nächtliches Vergnügen in dem berüchtigten Stadtpalais, das am Ende des Marktplatzes lag. Aus dem Innern des herrschaftlichen Gebäudes erklangen Walzermelodien. Die abgerundeten Fenster der ersten Etage waren hell erleuchtet. Unter riesigen Kronleuchtern schwebten Damen und Herren in festlicher Abendrobe übers Parkett. Gelächter mischte sich mit Geigenklängen und Gläserklirren. Dominik ließ sich von dem Bild eines harmlosen Balles nicht beirren. Jiri Graf von Boskovic war der Anführer des Prager Vampirclans. Dieser lud alles, was Rang und Titel besaß, regelmäßig zu pompösen Bällen ein, die für ihre Ausschweifungen überall bekannt und heiß begehrt waren. In den gehobenen Gesellschaftskreisen galt er als ehrenhaft, und man folgte seinen Einladungen gern. Die Damenwelt lag ihm zu Füßen, geblendet von seinem Reichtum und seiner charismatischen Ausstrahlung ergeben. Doch sein wahres Gesicht zeigte er, wenn er eine der Frauen zu seiner Auserwählten erkor. In den Kellergewölben seines Stadtpalastes feierte er Orgien und blutige Rituale. Gaben sich die Damen willig seinen Verführungskünsten hin, wurden sie zu seinen Sklavinnen, um dann als eine Gefährtin der Nacht wiedergeboren zu werden. Widersetzten sie sich ihm, wartete der Tod auf sie. Dominik schlich näher ans Fenster heran, um neugierig einen Blick auf die heutige Gesellschaft zu werfen. Er wandelte seine Gestalt in eine Fledermaus und flatterte auf den Fenstersims, um das Geschehen aus der Nähe zu betrachten. Neben dem Fenster stand eine junge Frau mit einem Weinglas in der Hand. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt. Ihr langes, goldenes Haar ergoss sich wie ein Wasserfall über die bloßen Schultern bis zu den Hüften. Die Arme steckten bis zum Ellbogen in seidenen, weißen Handschuhen, passend zum hellblauen Kleid. Der Anblick ihrer zarten, pfirsichfarbenen Haut erweckte in ihm sofort Begehren. Sein Magen knurrte wieder, als er ihren Pulsschlag in der Halsbeuge erkannte. Sie öffnete einen Fächer und fächelte sich Luft zu. Dann stellte sie das Weinglas auf einem kleinen Beistelltisch ab und drehte sich zum Fenster. Dunkle Augen sahen gelangweilt durch die Fensterscheibe in die Nacht hinaus. Ihr ebenmäßiges Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den roten Lippen weckten in ihm Gefühle, die er schon lange nicht mehr in dieser Intensität verspürt hatte. Als sie mit der Zunge ihre Lippen befeuchtete, löste das bei ihm ungezügeltes Verlangen aus, sie zu besitzen. Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu ihrem tiefen Dekolleté, wieder hinauf, um dann erneut in der weißen Halsbeuge zu verharren, in der er deutlich das Pulsieren ihrer Ader erkannte. Er breitete seine ledrigen Flügel aus. In diesem Moment bedauerte er, ihr nicht als Ballgast entgegentreten zu können. Viele schöne Frauen waren ihm begegnet, doch diese hier verkörperte Lust und jungfräuliche Reinheit in einem, was ihn mehr als alles andere reizte. Jemand rief und lockte sie vom Fenster fort, was er bedauerte. Er spähte durch die Scheibe und suchte nach ihrer Erscheinung. Nicht weit entfernt entdeckte er Vampire, die sich angeregt mit den Gästen unterhielten. Er kannte alle von Jiris Clan. Sein Blick suchte nach dem Gastgeber. Hatte er etwa die Fremde gerufen? Die furchtbare Ahnung stieg in ihm auf, sie könnte Jiris nächstes Opfer werden. Er hatte schon viele beobachtet, die durch Jiri gestorben oder verwandelt worden waren. Zum ersten Mal rührte ihn das Schicksal einer Sterblichen. Er musste wissen, was mit ihr geschah. Den Weg zum Kellergewölbe kannte Dominik nur zu genau. Oft hatte er die dämonischen Rituale heimlich beobachtet und wusste, was die Frauen erwartete. Er flatterte zur Hinterseite des Hauses, zu dem kleinen Innenhof, dann die schmale Stiege hinab, die zum Kellergewölbe führte, und klammerte sich an dem rostigen Gitter fest. Dann spähte er durch das winzige Loch in der Mauer, das einem menschlichen Auge verborgen blieb. Es bot sich ihm eine ähnliche Szene wie neulich, und er wurde wieder zum Beobachter. Inmitten des von zahlreichen Kerzen beleuchteten Raumes lag eine nackte Frau auf einem steinernen Altar, die Hände oberhalb des Kopfes festgekettet, die Beine gespreizt. Ihre Haut war schweißnass. Ihr Kopf steckte in einer schwarzen Henkersmaske. Zwischen ihren Beinen kniete der nackte Jiri. Sein wohlgebauter Körper schimmerte wie Alabaster, glänzte vom Fett ehemaliger Opfer, die sich ihm widersetzt oder eine Wandlung nicht überlebt hatten. Er liebte es, sich vor jedem Ritual mit ihrem Fett einzuschmieren, um sich an den Genuss ihres Todeskampfes zu erinnern. Sein schlohweißes Haar fiel wie ein seidiger Vorhang auf den Bauch der Frau, die sich stöhnend unter ihm wand, als seine lange Zunge von ihren Brüsten zu ihrem Venushügel wanderte, zwischen ihre Schamlippen glitt, um in ihre Feuchte einzutauchen. Sie reckte ihr Becken in die Höhe. Wie sehr hoffte Dominik, es möge nicht die Schöne aus dem Ballsaal sein. Aus den dunklen Nischen traten Gestalten in schwarzen Kapuzenumhängen hervor, die einen monotonen, immer schneller werdenden Singsang anstimmten. Aus dem Nichts flogen schattenhafte Wesen herbei und schwebten über dem Kopf des Anführers - Schattendämonen, die auf die Gunst eines menschlichen Körpers hofften, um ein irdisches Dasein für die Ewigkeit zu führen. Und unter ihnen lag das Opfer, das durch den Meister einen neuen Herrn erhielt. Es war der Tribut für ein Machtbündnis zwischen Vampiren und Schattendämonen. Der Singsang wurde durch die verzückten Schreie der Frau übertönt, als der Vampir ihre Beine anwinkelte, seine Hände unter ihr Gesäß presste und sich damit näher an ihren Unterleib schob, um sich mit ihr zu vereinigen. Dominik schluckte, fühlte sich machtlos, weil wieder eine Unschuldige ins Reich der Dunkelheit geführt wurde, ohne dass er ihr zu helfen vermochte. Verdammt! Warum meldete sich bei ihm überhaupt ein Gewissen? Der Vampir warf seinen Kopf mit einem lauten Brüllen zurück und sein Penis drang grob in die Frau ein, die laut aufschrie. Rhythmisch bewegte er sich in ihr, während ihn der drängender werdende Singsang zu schnellerem Tempo stimulierte. Riesige, spitze Zähne wuchsen aus seinem Mund, als er sich über den Hals der Frau beugte. Dann senkten sie sich in das weiche Fleisch ihrer Kehle und öffneten die Schlagader. Er saugte genüsslich das warme Blut in seinen Schlund. Das wehrlose Opfer lag wie eine wächserne Puppe unter ihm. Nach kurzer Zeit wich die letzte Lebenskraft aus dem Körper der Frau, deren Glieder unregelmäßig zu zucken begannen. Der Singsang steigerte sich zum Höhepunkt, den auch der Anführer erlebte. Als er genug des Lebenssaftes getrunken hatte, richtete er sich auf. Das Blut rann ihm übers Kinn und tropfte auf seine weiße Brust. Dann biss er sich selbst in den Unterarm und beträufelte die Lippen der unter ihm Liegenden. Schließlich presste er seinen Arm auf ihren Mund, bis diese gierig sein Blut trank. Der undeutliche Singsang wechselte in die Worte „Libera me!“, erst leise, dann immer lauter, fordernd, drängend. Der Vampir streckte seine Arme in die Höhe und schloss die Augen. Aus seiner rechten Hand trat eine blaue Flamme hervor. Dämonenfeuer! Dominik erstarrte. Noch nie zuvor hatte er es bei einem dieser Rituale gesehen, und selbst als Geschöpf der Finsternis betrachtete er es mit Respekt. Es war der Pakt mit den Schattendämonen aus Satans Welt, der Jiris Kräfte stetig wachsen ließ. Mit einem Fauchen hieb der Anführer seine Hand in den Brustkorb der Frau, tauchte direkt in die Aorta. Unter einem lauten Knirschen brachen ihre Rippen. Das Blut schoss in einem gewaltigen Schwall aus dem Loch in ihrer Brust. Der Körper der Frau zuckte so heftig, als wäre der Blitz in sie gefahren. Mit einem klatschenden Geräusch ergoss sich ein Blutschwall über den Steinboden. Sofort gesellten sich die dunklen Gestalten gierig um den weiter sprudelnden Lebenssaft, um ihn mit Schalen aufzufangen und zu trinken. Sie schlugen ihre Kapuzen zurück, und Dominik erkannte in ihnen die Vampire, die eben noch mit den Sterblichen in Harmonie auf dem Ball getanzt hatten. Einer der Vampire riss dem Opfer die Maske vom Kopf und entblößte ein schmales Gesicht mit flatternden, bläulich verfärbten Lidern und schwarzem Haar. Es tröstete Dominik, dass es nicht die Fremde aus dem Ballsaal war. Der Blutfluss versiegte, und die Vampire zogen sich zurück. Nur die Schattendämonen zogen über dem weißhaarigen Vampir ihre Kreise wie die Raben über der Prager Burg. Dann löste sich auf ein Zeichen des Anführers einer von ihnen und glitt in den Körper der Frau, um ein neues Leben zu beginnen. Jiri erhob sich mit einem triumphierenden Lächeln und stieg vom Altar. Die anderen Vampire ketteten das Opfer los. Es verging nur eine kurze Zeit, bis der Brustkorb der Frau sich wieder gleichmäßig hob und senkte, ein Zeichen neuen Lebens. Als sie sich aufrichtete, glühten ihre Augen in einem irisierenden Blau. Sie fauchte und entblößte dabei ihre Reißzähne. Das Loch in ihrer Brust verschloss sich augenblicklich unter der blauen Flamme, die noch immer in der Wunde glomm. Plötzlich klapperten Absätze auf dem Kopfsteinpflaster und ließen Dominik herumfahren. Er flatterte auf, um nachzusehen. Rasch überquerte er den Innenhof und erkannte von Weitem die blonde Fremde, die davon eilte. Einem inneren Zwang folgend, flog er ihr nach.
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