Vorwort In dem vorliegenden Buch werden zum ersten Mal dem Buch „Sauerstoff -Mehrschritt-Th erapien“ (Ar- Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede der Sauer- denne) ein umfassendes Werk zur Verfügung steht. stoff -, Ozontherapien, HOT und UVB (recht) umfas- Uns war es auch wichtig, Aussagen zur Wirksamkeit send dargestellt. Zudem wurden die Th erapien ein- der Ozon-Sauerstoff -Th erapien aufzuführen und die gebettet in den Kontext der Regulationsmedizin klinischen Studien (Kap. 8) zu bewerten. Praktische (Kap.1) und hier nicht nur auf dem Hintergrund des Hinweise für den Kliniker oder Praktiker, Arzt oder Regulationsstoff wechsels thematisiert, sondern auch Heilpraktiker, zu einzelnen Indikationen in Bezug zu im Zusammenhang der ihm übergeordneten Regula- Sauerstoff -, Ozontherapien, HOT und UVB sind aus- tionsbiologie sowie der Regulationsphysiologie und führlich in Kapitel 13 dargestellt. -psychologie. Außerdem benennt die „Regulations- Dieses Buch ist ein Gemeinschaft swerk von vier soziologie“ im Rahmen der heutigen zivilisatorischen Autoren, das von Dr. Ronald Dehmlow, ebenfalls Entwicklungen den Zusammenhang dieser Th era- Autor und zusätzlich als Herausgeber tätig, betreut pien zum Dauerstress, da ständiges Wachstum und wurde. Die Beiträge von Siegfried Kämper, Dr. med. Beschleunigung aller Prozesse nicht zu übersehen Heinz Schöbe und Dr. med. Beat Unternährer, wur- sind. Die theoretischen Konzepte wären ohne das den nicht gesondert ausgewiesen, sondern sind inte- Konzept der Autoregulation, ohne die Grundlagen graler Bestandteil des praktischen Teils. Der Heraus- der Reizphysiologie der Zelle und Gewebe und ohne geber dankt all seinen Autoren und Mitstreitern für das Konzept der Grundregulation und die Zusam- die Mitarbeit und tatkräft ige Unterstützung. Dabei menhänge zum Vegetativum unvollständig (Kap. entstandene Fehler gehen jedoch ausschließlich zu 9–12). Mit der Phasentheorie der Ruhe und Erre- Lasten des Ersteren. gung (Segal, Dehmlow) stehen zudem halb-quantita- Die Autoren und insbesondere der Herausgeber tive Beziehungen und mit der Assoziations-Induk- dankt zudem dem Verlag Elsevier, Urban und Fi- tions-Hypothese (Ling) eine voll geprüft e quantita- scher für die vielfältige Unterstützung bei der Reali- tive Th eorie und Praxis zur Verfügung. sierung dieses Buchprojekts: Herrn Lenzen für anre- Grundlagen und Praxis der einzelnen Th erapie- gende Diskussionen, Frau Puchner für die Erstellung verfahren (Kap. 2–7) werden so dargestellt, dass der des ersten Konzepts und der Lektorin Frau Hämmer- Anfänger eine umfassende Einführung in die Kon- le für Ihr Engagement und Ihre Ideen während der zepte erhält und der bereits Praktizierende wichtige Realisierungsphase des nun vorliegenden Buches. Aspekte nachschlagen kann. Reine Sauerstofft hera- pien (Kap. 3) werden nur kurz erwähnt, da hier mit Der Herausgeber September 2007 Herausgeber- und Autorenverzeichnis Herausgeber: Dr. rer. nat. Ronald Dehmlow Geschwister-Scholl-Str. 39 16547 Birkenwerder Autoren: Dr. rer. nat Ronald Dehmlow Geschwister-Scholl-Str. 39 16547 Birkenwerder Siegfried Kämper Am Stadtgarten 2 45883 Gelsenkirchen Dr. med. Henrik Schöbe Henrik Augustaplatz 2 76530 Baden-Baden Dr. med. Beat Unternährer Oberdierikoner Str. 3 CH-6030 Ebikon Zuschriften und Kritik an: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, Lektorat Komplementäre und Integrative Medizin, Karlstraße 45, 80333 München Wichtiger Hinweis für den Benutzer Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klinische Erfahrungen. Herausgeber und Autoren dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten therapeutischen Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes aber nicht von der Verpflichtung, anhand weiterer schriftlicher Informationsquellen zu überprüfen, ob die dort gemachten Angaben von denen in diesem Buch abweichen und seine Verordnung in eigener Verantwortung zu treffen. Wie allgemein üblich wurden Warenzeichen bzw. Namen (z.B. bei Pharmapräparaten) nicht besonders gekennzeichnet. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten 08 09 10 11 12 5 4 3 2 1 Für Copyright in Bezug auf das verwendete Bildmaterial siehe Abbildungsnachweis. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Um den Textfluss nicht zu stören, wurde bei Patienten und Berufsbezeichnungen die grammatikalisch maskuline Form gewählt. Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer Frauen und Männer gemeint. Planung: Ingrid Puchner, München Lektorat: Christel Hämmerle, München Redaktion: Stefan Oestreich, München Herstellung: Antje Arnold, München Satz: abavo GmbH, Buchloe; TnQ, Chennai Druck und Bindung: Krips b.v., Meppel Fotos/Zeichnungen: Susanne Adler, Lübeck; abavo GmbH, Buchloe Umschlaggestaltung: SpieszDesign, Büro für Gestaltung, Neu-Ulm Gedruckt auf 115g Eurobulk, 1,1faches Volumen ISBN 978-3-437-57780-2 Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.elsevier.de und www.elsevier.com KAPITEL Sauerstoff-, Ozon-, HOT 1 und UVB-Therapien in der Regulationsmedizin 1.1 Was, wo und wie wird reguliert? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.2 Regulation als Herstellung kohärenter Zustände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1 2 1 Sauerstoff-, Ozon-, HOT und UVB-Therapien in der Regulationsmedizin Alle naturheilkundlichen diagnostischen und thera- auf pathophysiologische Entzündungsreaktionen peutischen Verfahren, so auch die Sauerstoff -, Ozon-, (›Kap. 10.1, ›Kap. 10.2) im Vordergrund [54]. HOT und UVB-Th erapien sind im Kontext einer Zusätzlich sind bei Regulationsstörungen infolge 1 ganzheitlichen Medizin zu betrachten, die sich dem von oxidativem Stress bzw. dessen Folgereaktionen Konzept der Regulationsmedizin (auch ›Kap. 9.1) die neurophysiologischen Komponenten der Erre- verpfl ichtet fühlt. Diese thematisiert die untrennbare gung und Dauererregung zu berücksichtigen Einheit von Prozessen der Regulationsphysiologie (›Kap. 9.3, ›Kap. 10.4). Zudem können Mangel- und Regulationspsychologie, d.h. die Einheit und erscheinungen (Sauerstoff mangel, Energiemangel) Wechselwirkung zwischen Entgleisung, Kompensa- als mögliche Krankheitsursachen erfolgreich behan- tion und Dekompensation des (Regulations-)Stoff - delt und somit die Sauerstoff utilisation aller Zellen, wechsels bis zur Erschöpfung und chronischen Er- Gewebe und Organe verbessert werden [56]. Zentra- krankungen einerseits und zwischen Angst, le Schaltstelle der physiologischen Vorgänge ist das Aggression und Depression als Disharmonie der Vegetativum verbunden mit den katabolen und ana- Psyche andererseits. bolen Entgleisungen auf Stoff wechsel- oder bioche- Sauerstoff - und Ozontherapien (Letztere: Ozon- mischer Ebene [54, 56, 226]. therapien sowie HOT und UVB ›Kap. 3.1–›Kap. 7.4) lassen sie sich mit allen anderen Th erapieverfah- ren der konventionellen Medizin sowie mit den (klassischen) Naturheilverfahren, wie z.B. Balneolo- 1.2 Regulation als Herstellung gie, Phyto- und Ernährungstherapie sowie den er- kohärenter Zustände weiterten Naturheilverfahren (z.B. Ozontherapie, Magnetfeldtherapie), aber auch mit Homöopathie und Akupunktur kombinieren. Wie bei allen naturheilkundlichen Verfahren, die au- toregulative Prozesse in Gang setzen, markieren auch die Sauerstoff - und Ozontherapien den Über- 1.1 Was, wo und wie wird gang zu einer echten komplementären Medizin im reguliert? Sinne Bohrs oder besser zu einer Ganzheitsmedizin im Sinne Popps und der Quantentheorie (Quanten- medizin). Nach Popp scheint eine ausreichend „zielgenaue“ schnelle und komplexe koordinierende Sauerstoff - und Ozontherapien (letztere: Ozonthera- Regulation aller biochemischen Prozesse in Organel- pien sowie HOT und UVB ›Kap. 3.1–›Kap. 7.4) len (z.B. Mitochondrien), Zellen, Organen und im sind grundsätzlich Reiz-Reaktions-(Regulations)- ganzen Organismus bei Wachstum und Altern, Ge- Th erapien zur Behandlung von Regulationsstö- sundheit und Krankheit nur über kohärente und rungen und -erkrankungen, die nach Schole/Lutz „gequetschte“ Zustände möglich. Erste Hinweise [254] durch Stoff wechselentgleisungen sowohl auf und Beweise liegen vor [213]. Insbesondere die UVB der anabolen Seite bis zum Schock, z.B. Schocklunge und HOT haben hier eine besondere Analogie zur als auch auf der katabolen Seite, insbesondere durch (therapeutischen) Wirksamkeit der Sonnenstrahlen Dauerstress (physisch und psychisch) verursacht über die Haut und auch ins Blut (vermittelt über das sind. Da Heilung nur möglich ist bei Normalisierung verwendete Eigenblut (auch ›Kap. 2.3.1 und [57]). des Regulationsstoff wechsels, liegen die therapeu- Eine vollständige Beschreibung dieser Prozesse setzt tischen Ziele in der Erhöhung der Regulationskapa- die ausreichende Berücksichtigung der Potenzial- zität (›Kap. 9.1, ›Kap. 9.2, und ›Abb. 9.1) wirbel voraus, insbesondere auch im Rahmen einer Im Fall der Ozon-Sauerstoff -Th erapieverfahren konsequenten Umweltmedizin (z.B. Auswirkungen wie auch anderer naturheilkundlicher Th erapiever- eines zunehmenden Elektrosmogs). fahren steht die therapeutische Einfl ussnahme KAPITEL 2 Sauerstoff und seine Modifi kationen 2.1 Sauerstoff: Biochemie und physiologische Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.1.1 Physikalische und chemische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.1.2 Technische Verwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.1.3 Therapeutische Wirkungen von Sauerstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2 Ozon: Biochemie und physiologische Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.2.1 Physikalische und chemische Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.2.2 Therapeutische Wirkungen von Ozon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.3 Sauerstoff- und ozonangereichertes Eigenblut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.3.1 Eigenblut als therapeutisches Medium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.3.2 Sauerstoffmangelzustände und -erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2 4 2 Sauerstoff und seine Modifi kationen 2.1 Sauerstoff: Biochemie und wendet. Dies gilt speziell für das autogene Schweißen physiologische Funktionen mit Acetylen und O und für die Verwendung der 2 Knallgasfl amme zum Schmelzen von Quarz und hochschmelzenden Metallen oder zur Herstellung künstlicher Edelsteine. Große Mengen O werden in 2 2.1.1 Physikalische und chemische der Metallurgie, zum Beispiel beim Hochofenpro- Eigenschaften zess, zum Schmelzen und Frischen von Eisen be- 2 nutzt. Auch in die industrielle Synthese hat O Ein- 2 Sauerstoff ist geruchlos, geschmacklos und unsicht- gang gefunden. Man benötigt ihn bei der bar. Ohne Sauerstoff ist Leben unmöglich, die Erde Olefi noxidation (z.B. bei der Herstellung von Ethy- wäre eine Geröllwüste ohne höhere Lebewesen. Sau- lenoxid aus Ethylen), bei der Oxychlorierung von erstoff kommt in freiem Zustand als Bestandteil der Alkenen zu Chloralkanen sowie beispielsweise bei Luft vor, in gebundenem Zustand in Wasser, zudem der Umwandlung von SO in SO, NH in NO, HS in 2 3 3 2 in Form von Oxiden, Karbonaten und Silikaten. SO. Auch zur Synthesegaserzeugung und als Oxida- 2 Die Hauptquelle der Sauerstoff aufnahme für Men- tionsmittel für Raketentreibstoff e wird O benötigt. 2 schen ist die Atemluft mit ca. 21% Sauerstoff , 78% O dient ferner zur Füllung von Atemschutzgeräten; 2 Stickstoff , ca. 1% Erdgase (Argon, Helium, Krypton, mit O angereicherte Luft kommt in der Medizin zur 2 Neon, Radon, Xenon) und 0,03% Kohlendioxid. Die Unterstützung der Atmung zur Anwendung. Bedeu- Ausatemluft enthält noch 16% Sauerstoff , d.h. unser tung hat O auch in der biologischen Abwasserbe- 2 Körper nutzt lediglich 5% für seine Funktion. Die handlung erlangt. Sauerstoff aufnahme ist abhängig vom Sauerstoff par- Das technische Gas ist im Handel in blauen oder tialdruck (pO) – dem prozentualen Sauerstoff anteil auch grauen Stahlfl aschen mit weißer Schulter er- 2 (ca. 160 mmHg): Je größer das Atemvolumen, je hältlich. mehr Frischluft in die Lunge gelangt, desto höher ist auch der pO. Sauerstoff enthält zwar selbst keine 2 Energie, ist aber Voraussetzung für die Energiege- 2.1.3 Therapeutische Wirkungen von winnung aus den energietragenden Nährstoff en. In Sauerstoff dieser Funktion kann Sauerstoff durch keinen ande- ren Stoff ersetzt werden. Th erapeutisch verabreichter Sauerstoff bewirkt nicht Sauerstoff tritt durch Diff usion in die Lungenalve- nur Veränderungen an festen und fl üssigen Blutbe- olen über und wird hier gelöst bzw. an Hämoglobin standteilen, sondern er ruft aufgrund der Verbesse- gebunden. Die unmittelbare Sauerstoff verteilung an rung der Sauerstoff utilisation auch Veränderungen die Zellen erfolgt über die Kapillaren. In die Zelle ge- an Stoff wechselparametern hervor. langt der Sauerstoff durch Perfusion. Während der mehrstufi g ablaufenden biochemischen Reaktion („Atmungskette“) entstehen aus Sauerstoff und Veränderungen an Blutbestandteilen Nährstoff en in den Zellen die für den Menschen ver- und Stoffwechselparametern wertbaren Energieformen, v.a. ATP. Je höher der pO 2 des Bluts ist, desto besser und vollständiger kann • Biophysikalische und chemische Verände- diese biologische Oxidation ablaufen. rungen: – Verbesserung der elektrophoretischen Beweg- lichkeit der Erythrozyten 2.1.2 Technische Verwendung – Erhöhung der elektrischen Ladung der Ery- throzyten und der Chemolumineszenz des Überall dort, wo es bei Verbrennungsvorgängen auf Bluts die Erreichung möglichst hoher Temperaturen an- – Verminderung der Oberfl ächenspannung des kommt, wird Sauerstoff (O) anstelle von Luft ver- Bluts 2 2.1 Sauerstoff: Biochemie und physiologische Funktionen 5 • Hämatologische Veränderungen: ren ablaufenden Schaltmechanismus der Blutmikro- – Vermehrung der Erythrozyten, Leukozyten, zirkulation: Unterschreiten Sauerstoff -Partialdruck basophilen Granulozyten, Lymphozyten, und Perfusion am venösen Ende bestimmte Werte, Th rombozyten schwellen die Kapillarwandzellen an und eine Ver- – Anstieg des Hämoglobins langsamung des Blutfl usses tritt ein. Durch Zufuhr • Hämostaseologische Veränderungen: von Sauerstoff und die Erhöhung des Sauerstoff parti- – Verminderung des Fibrinogens, der Th rombo- aldrucks wird nach von Ardenne die Mikrozirkulation 2 zytenaggregation hoch geschaltet und eine verbesserte Sauerstoff ver- – Normalisierung der Fibrinolyse, tendenzielle sorgung des gesamten Organismus erzielt [6, 7, 8]. Normalisierung der Fibrinspaltprodukte • Hämorheologische Veränderungen: – Verminderung der Vollblutviskosität in nie- Entzündungshemmende Wirkung deren Scherbereichen und der Plasmaviskosi- tät Entzündungen gehen einher mit einer Übersäuerung – Verringerung der erhöhten Erythrozytenag- des Gewebes. Durch den zugeführten Sauerstoff gregation werden im Rahmen der Verbesserung der Mikro- zirkulation auch saure Produkte aus dem Gewebe In der Folge verändern sich die Hämodynamik (Erhöhung geschwemmt. Zudem wird eine ausreichende ATP- des poststenotischen arteriellen Drucks und des Strom- Bildung gewährleistet. Eine entzündungshemmende zeitvolumens), die körpereigene Abwehr (Anstieg der Wirkung ist die Folge. Phagozytose, Zunahme der Bakterizidie des Bluts, Verän- derung des Immunstatus) sowie die muskuläre Leistung (Verlängerung der Gehstrecke, Verbesserung der ergo- Sauerstoff als Ausgangssubstanz für metrischen Leistung). Reaktive Sauerstoffverbindungen Die verbesserte Sauerstoff utilisation geht einher (ROS) mit einer Veränderung folgender Stoff wechselpara- meter: Aerobe Organismen benutzen molekularen Sauer- • Anstieg des arteriellen pO, des venösen pCO, stoff als Oxidans bei der Atmung. Obwohl in dieser 2 2 der arteriovenösen Sauerstoff diff erenz Form Sauerstoff nicht sehr reaktiv und eher harmlos • Abfall des venösen pO, des Pyruvat- und Laktat- ist, hat er jedoch das Pozential nur teilweise reduziert 2 spiegels zu werden, so dass toxische Zwischenprodukte, wie • Senkung von Cholesterin- und Triglyzeridwerten Singulett-Sauerstoff (1O*), Superoxidradikal (O−·), 2 2 und Fibrinogenkonzentration Hydroperoxylradikal (HO−·), Wasserstoff peroxid 2 • Senkung von Plasmaviskosität, Erythrozytenag- (HO) und das Hydroxylradikal (•OH) entstehen. 2 2 gregation Diese auch als Reaktive Sauerstoff verbindungen • Erhöhung der Peroxidzahl (ROS: „Reactive Oxygen Species“) bezeichneten For- men sind extrem reaktiv und sie sind in der Lage, biologische Moleküle wie beispielsweise die DNA, Förderung der Durchblutung und Proteine und Lipide zu oxidieren. Welche ROS gebil- Mikrozirkulation det werden, hängt ab von der Konzentration der ein- zelnen Moleküle und dem jeweiligen Radikalschutz- In der Sauerstofft herapie wird die Versorgung des system. Organismus mit Sauerstoff gezielt beeinfl usst, um die die Sauerstoff versorgung der Körperzellen und Bildung der ROS die Blutzirkulation in den Geweben zu verbessern. Von Ardenne, der Begründer der Sauerstoff -Mehr- • ROS können endogen durch folgende Prozesse schritttherapie (›Kap. 3), entdeckte in den Kapilla- entstehen: als Nebenprodukte der mitochondri- 6 2 Sauerstoff und seine Modifi kationen alen Atmung, im Rahmen des Phagozytosepro- 2.2 Ozon: Biochemie und zesses durch Aktivierung der Makrophagen bzw. physiologische Funktionen Granulozyten bei Entzündungen, Autoimmuner- krankungen oder im Umfeld von Tumoren. Zu- dem durch das hepatische Detoxifi kationssystem, ferner bei neuralen Entzündungsreaktionen so- War das Wort Ozon früher ein Begriff , mit dem nur wie durch die Eisen-katalysierte Radikalgenera- Experten einiger Fachgebiete vertraut waren, so ist 2 tion auf der Oberfl äche von Proteinen. das Wort inzwischen Bestandteil unseres Alltags- • Exogene Faktoren, die die Entstehung von ROS wortschatzes und der Stoff Ozon gehört zu unserem begünstigen sind: Beeinträchtigung der antioxi- Alltag. Seit einigen Jahren ist seine schleimhautrei- dativen Schutzmechanismen oder Induktion von zende Wirkung insbesondere während des sog. Som- ROS in der Zelle, v.a. durch chronischen Stress mersmogs den meisten Menschen vertraut. Ebenso (Adrenalin), UV- und radioaktive Strahlung, sind inzwischen Informationen über das Ozonloch Ozon, Chemikalien in der Umwelt, am Arbeits- in der 10 bis 50 km von der Erdoberfl äche entfernten platz oder in der Nahrung, Schwermetalle, Ziga- Stratosphäre, das mehr schädigendes UV-Licht auf retten oder übertrieben körperliche Belastung die Erdoberfl äche lässt, Allgemeinwissen. Dass dieses (Übertraining). aggressive Gas in der Medizin eingesetzt wird, ver- unsichert viele Th erapeuten und v.a. Patienten (›Kasten Pressespiegel): Auf der einen Seite ver- Funktionen der ROS bieten erhöhte Ozonwerte in der Atemluft einen Auf- Der Körper verfügt über ein hoch entwickeltes exo- enthalt im Freien, auf der anderen Seite soll dieses genes und endogenes Schutzsystem und nutzt so- Gas z.B. ins Blut gegeben werden. Kann eine Sub- wohl Vitamin C und E, Carotinoide, Ubichinon, stanz sowohl Atemgift des „Ozonsmogs“, ein Kon- Glutathion, Flavonoide als auch Enzyme wie Su- glomerat aus Abgasen und Ozon sein, als auch thera- peroxiddismutase, Glutathionperoxidase, Katalase, peutisch genutzt werden? Glutathionreduktase und Glutathion-S-Transferasen zur Entgift ung der oxidativen Metaboliten. Pressespiegel: Ozon im Kreuzfeuer der • Durch ihr hohes zytotoxisches Potential können Meinungen ROS störend in die körpereigenen Schutzfunk- • „Ozon ist gut fürs Schwimmbad, aber nicht für die tionen eingreifen und z.B. die Aktivität von En- Arterien.“ [89] zymen und Strukturporteinen beeinträchtigen, • „Nach Erlernen der Ozontherapie stellte ich nach die Energieausbeute in den Mitochondrien redu- kurzer Zeit fest, dass Ozon als Medikament über- zieren, zudem können sie zu einer verminderten haupt das wirksamste uns bis jetzt zur Verfügung Nervenleitgeschwindigkeit, zu einer einge- stehende Mittel bei der Behandlung von Durchblu- schränkten zellulären Immunfunktion und zu tungsstörungen jeglicher Art ist.“ [294] bleibenden Schäden des Genoms beitragen. • Münchner Abendzeitung (November 1979): • ROS haben neben ihren toxischen Wirkungen „München: Mit einer Ozonspritze hatte die allerdings auch eine fundamentale Bedeutung als Münchner Heilpraktikerin Margit M. (46) die zelluläre Signalmoleküle. Sie sind an wesent- Schlafstörungen der 69-jährigen Marion O. zu lichen Abläufen wie Infl ammation, Proliferation, kurieren versucht. Der Erfolg: die Frau wurde be- Antioxidation, Immunaktivität oder Apoptose wusstlos.“ be teiligt, indem sie z.B. als redoxsensible Fakto ren • Tabakova [297]: „Die Ozontherapie unter Anwen- im Zytoplasma eine enorme Vielfalt an Signalen dung eines Gerätes mit exakter Dosierbarkeit stellt auslösen. ein außergewöhnlich gutes und erfolgreiches phy- siologisches Heilverfahren dar, besonders bei Ge- fäßerkrankungen. Dabei kann die Ozontherapie als direkte und selbstständige Th erapie erfolgen, sie 2.2 Ozon: Biochemie und physiologische Funktionen 7 kann aber auch als Hilfstherapie mit anderen Be- Th orp [304] in gasförmigem Zustand bei Konzentra- handlungsmethoden kombiniert und synchroni- tionen von 320 μg/ml – diese Konzentrationen lie- siert oder aber im Wechsel mit solchen Methoden gen außerhalb des therapeutischen Bereichs. angesetzt werden. Deshalb sollte sie in den angege- Da Ozon schwerer als Luft ist, beträgt die Halb- benen Fällen als Behandlungsmethode Allgemein- wertszeit von Ozon in einem geschlossenen Raum gut der Medizin werden.“ durch reine Autokatalyse bei normaler Raumtempe- • Pencz [205]: „Gasembolien nach intravasaler ratur ca. drei Tage. Der Zerfall geht umso schneller 2 Sauer stoff -Ozon-Injektion. Die Annahme, dass vor sich, je höher die Temperatur ist: Bei + 37°C voll- eine intravasale Sauerstoff -Ozon-Th erapie völlig zieht sich augenblicklich die Umwandlung, d.h. der ungefährlich sei, lässt sich nicht aufrechterhalten. Zerfall von Ozon in molekularen Sauerstoff und ato- Dies beweisen zwei Fälle, in denen es nach dieser maren Sauerstoff – dieser sehr aktive energiereiche Behandlungsform zu Komplikationen kam. Wäh- Sauerstoff „in statu nascendi“ kann direkt an die Ery- rend die Komplikation im einen Fall – eine mas- throzyten abgegeben werden. sive zerebrale Gasembolie – eindeutig auf die In- jektion zurückzuführen ist, lässt sich der Kausalzusammenhang im zweiten Fall nicht si- Bildung und Vorkommen chern; ein Spinalis-anterior-Syndrom als Folge der intravasalen Injektion ist jedoch wahrscheinlich. Ozon ist ein natürlicher Bestandteil der Atmosphäre, Wegen dieser Risiken ist zu fordern, dass die Indi- dessen Menge einer beständigen Zu- und Abnahme kation zu einer intravasalen Sauerstoff -Ozon-Th e- in rhythmischen Schwankungen unterliegt. Es bildet rapie bei schweren Gefäßerkrankungen relativ eng sich in der Atmosphäre v.a. auf drei Arten: und nur vom Angiologen gestellt wird.“ • Energiereiche Sonnenstrahlung spaltet Sauer- • Münchner Boulevardpresse, April 1992: „Ozon- stoff -Moleküle in der Stratosphäre in zwei einzel- therapie, Münchnerin starb in der Praxis! 48-Jäh- ne Atome, die sich jeweils mit einem weiteren rige nicht der erste Todesfall.“ Sauerstoff -Molekül zu Ozon vereinigen. Dieser • Prof. W. Eisenmenger [74]: „Ist die Ozontherapie Vorgang der Spaltung von Sauerstoff -Molekülen wirklich ungefährlich? Aufgrund dieser Tatsachen durch energiereiche UV-Strahlung mit einer erscheint mir jede Form der intravasalen Ozon- Wellenlänge von < 0,242 μm wird als Photodis- Sauerstoff -Injektion ein Risiko darzustellen, soziation bezeichnet. welches in keinem Verhältnis zu dem nachgewie- • In Erdnähe bildet sich Ozon aus einer Reaktion senen Erfolg steht.“ zwischen Stickstoff dioxid NO und Sauerstoff O 2 2 unter dem Einfl uss von UV-Strahlung. • Während eines Gewitters entstehen durch den 2.2.1 Physikalische und chemische elektrischen Stromfl uss zwischen Wolke und Eigenschaften Erdboden bei der Blitzentladung Ozon, aber auch Salpetersäure und andere Stoff e. Ozon (O von griechisch ozein = riechen) ist ein aus Ohne Ozon ist ein Leben auf der Erde nicht möglich, 3 drei Sauerstoff atomen bestehendes, instabiles Mole- da es die Sperrschicht für UV-Strahlen bildet und kül, das innerhalb kurzer Zeit zu dimerem Sauerstoff damit Bildung und Wachstum organischer Stoff e er- zerfällt. Ozon weist einen charakteristischen Geruch möglicht. Man geht heute davon aus, dass die Erde in auf; es wird bei -111,9°C fl üssig und bei -192,5°C fest. Urzeiten vornehmlich aus Wasser bestand, auf das Als starkes Oxidationsmittel kann es an Doppelbin- die UV-Strahlung der Sonne ungehindert aufprallte. dungen organischer Moleküle sog. Ozonide bilden. Durch diese Energie entstand aus dem HO-Molekül: 2 Ozon ist in festem Zustand ein schwarzer Kristall, in H+ und 2 O−·, der leichtere Wasserstoff entwich in die fl üssigem Zustand von tiefb lauer Farbe, als Gas ist es Atmosphäre, auf den Sauerstoff prallte noch immer farblos und hat einen typischen Geruch. In allen drei die UV-Energie der Sonne und ließ so einen O-Man- 3 Aggregatzuständen ist es höchst explosiv: nach tel entstehen, der die Sonnenenergie nun bei ihrem