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Ruhm und Unsterblichkeit: Ein Menschheitstraum von der Antike bis heute PDF

267 Pages·2000·33.61 MB·German
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Klaus Thiele-Dohrmann Ruhm unciUnsterblichkeit Klaus Thiele-Dohrmann Ruhm und Unsterblichkeit Ein Menschheitstraum von der Antike bis heute 2000 Verlag Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Thiele-Dohrmann, Klaus: Ruhm und Unsterblichkeit :ein Menschheitstraum von der Antike bis heute/ Klaus Thiele-Dohrmann - Weimar: Verlag Hermann Bohlaus Nachfolger, 2000 ISBN978-3-7400-1106-2 ISBN978-3-476-03441-0(eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03441-0 Dieses Werk einschlielilich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschurzt, jedeVerwertung aufserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulassig und strafbar. Das gilt ins besondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung undVerarbeitungin elektronischen Systemen. © 2000 Springer-VerlagGmbH Deutschland UrsprunglicherschienenbeiVerlagHermannBohlausNachfolgerWeimar2000 www.boehlausnf.de [email protected] Inhalt Gestalten des Ruhms 1 Narziss, der Lorbeer und der Wettkampf 7 Ruhm und Unsterblichkeit 15 Ruhmreiche Sieger,gefallene Krieger 31 Zerstorung aus Ge1tungsdrang 49 Schattenseiten der Ruhmsucht 61 Ruhm fur den Conner 67 Ruhmreiche Frauen im Altertum 73 Die Ehre der Frau, der Ruhm des Ritters 83 Zum hoheren Ruhme Gottes 97 Eine Stadt der Frauen 111 Ruhm durch Liebe 127 GroBe Frauen, beruhmte Manner 147 Der ersehnte Lorbeer 157 Durst nach GroBe 169 Der Regisseur des eigenen Ruhms 181 Beriihmte Einzelganger: Erasmus, Montaigne und Madame de Stael 199 Walhall und Walhalla 217 Der Traum yom Fliegen 229 Die Aura des Ruhms 237 Der fluchtige Ruhm 253 Gestalten des Ruhms Eines Morgenswachte ichaufund war beriihmt, Lord Byron Am Anfang eines Jahrtausends, in dem die Gentechnolo gie die reale Unsterblichkeit des Menschen in Aussicht stellt, riickt auch die symbolisch verstandene Unsterblich keit in den Mittelpunkt des Interesses. Beriihmt zu sein, davon traumen Menschen seit den friihesten Tagen der Geschichte. Schon zu Zeiten Homers, als das Lied vom Ruhm der Kriegshelden gesungen wur de, ohne das weder die Helden noch die Dichter beriihmt geworden waren, wollten sich ungezahlte Menschen den Wunsch nach Ruhm erfiillen. Bekannt und anerkannt zu sein, galt ihnen als Lebensziel. Ruhm konnte sich schlagartig ausbreiten, erwa durch eine heroische Tat. Er konnte aber auch, wie Lord Byron es in lakonischer Zuspitzung beschrieb, iiber Nacht kom men, wie ein Geschenk des Zufalls, urn das man sich nicht zu bemiihen brauchte. Aber Miihe kostet der Griff nach dem Ruhm allemal, das hatte mit seinem heroischen Lebensentwurfauch der englische Dichter erfahren. Umso enttauschender ist es, wenn jemand trotz groBter Anstren gung bloB Zweiter wird, denn nur der Erste tragt den Ruhm davon, der Zweite wird schnell vergessen. Weshalb hat der Ruhm eine so enorme Anziehungs kraft und warum konnen Menschen sich nicht damit zu Friedengeben, in bescheidener Anonymitat zu leben? Wa rum verdichten sich bedeutende Taten bei dem einen zu Ruhm und bei dem anderen nicht? 1 Dichter entdeckten die Fama, die ungreifbare, unbe standige, die ihren Wohnsitz bald da, bald dort hatte. Vergil zeichnete sie in seiner Aeneis als ein Dbel, das aus der Erde geboren war: ein hassliches Wesen mit einem Federkleid, unter dem sich Tausende von Augen, Miin dern, Zungen und lauschenden Ohren verbargen, das sich rasend schnell zwischen Himmel und Erde hin und her bewegte und durch seine Bewegung immer noch groBer wurde. Ovid dagegen gab, in seinen Metamorphosen, der Fama einen festen Wohnsitz. Sie saB, den Menschen weit entriickt, auf einem erhohten Platz im All, in einem Haus aus tonendern Erz. Das Gebaude hatte Tausende von Off nungen, durch die man alles, was auf der Welt geschah, horen und sehen konnte. 1mHaus selbst herrschte unun terbrochenes Stimmengewirr, und Wahres wie Unwahres wurde standig von dort aus in die Welt verbreitet. Sowohl fiir Vergil als auch fiir Ovid war die Fama eine nicht fassbare GroBe, iiber deren Herkunft es unter schiedliche Ansichten gab und deren Informationen und Urteilen man nicht trauen konnte. Zu einer ahnlichen Auffassung kam im 14. jahrhun dert Geoffrey Chaucer, der Verfasser der beriihmten Canterbury Tales. In seinem Gedicht Das Haus der Fama schildert er einen Traum, in dem er von einem Adler zum Wohnort der Fama gebracht wird. Das Haus der Fama steht auf einem Felsen aus Eis, der mit beriihmten Namen vollgeschrieben ist. Zu seinem Befremden sieht Chaucer aber, dass aIle Namen, die an der sonnenbeschienenen Seite des Felsens stehen, in der Warme zu schmelzen be ginnen; nur die Namen aufder Schattenseite sind noch zu erkennen. 1mInneren des prachtigen Palastes sitzt auf ei nem edelsteingeschmiickten Thron Fama, der irdische Ruhm, der seine GroBe und Form standig verandert: Bald ist er klein, bald reicht er bis zu den Wolken. Zahllose Biisten und Statuen beriihmter Personlichkeiten umgeben 2 die Fama, die jedoch leider in der Zuteilung des guten oder schlechten Rufs auBerst ungerecht und willkiirlich vorgeht. Chaucer begreift: Auch fur ihn selbst gibt es bei dieser Sachlage keine Ruhmesgarantie. Mit dem Wunsch nach Beriihmtheit war gewohnlich der Wunsch nach Unsterblichkeit verbunden, was die An gelegenheit nicht einfacher machte. Denn urn Ruhm konnte man sich immerhin mit eigenen Kraften bemiihen, aber fiir Unsterblichkeit waren andere Instanzen zustan dig: die Gorter, die Dichter und die Nachwelt. Wie Gorter, Dichter und Nachwelt mit der Sucht nach Ruhm umgehen und welchen Anstrengungen sich Men schen seit altesten Zeiten unterzogen haben, urn sich den Wunsch nach Unsterblichkeit zu erfiillen, davon soll im Folgenden die Rede sein. Seit der Antike hat sich das Gesicht des Ruhms stark verandert, Ruhm wird nicht mehr als Geschenk des Him mels oder als Zufallsgabe der Fama betrachtet, sondern scheint eine beliebig manipulierbare GroBe geworden zu sem, Als ein Geschenk, das von den Cortern verliehen wur de, betrachteten die Kriegshelden im Griechenland und Rom der Antike den Ruhm, auch wenn sich die Fama als blinder Zufall gelegentlich einmischte. Damit der Ruhm der Triumphatoren sich verbreitete, musste er bedichtet und besungen werden, wofiir wiederum Dichter und Philo sophen Ruhm einheimsten. Gelegentlich versuchten Ruhrn siichtige, ihren Namen auf miihelose Art in das Buch der Geschichte eintragen zu lassen; aber Manner wie Herost rat, die zerstorten, was anderen heilig war, wurden nicht beriihmt, sondern hochstens beriichtigt. Beriihmt wurde hingegen ein Mann, der es mit materieller Freigebigkeit anderen ermoglichte, beriihmt zu werden. Das Beispiel des groBziigigen Maecenas macht bis heute Schule. Der Ruhm von Frauen erstreckt sich von eindrucksvol len Kurtisanen wie Aspasia, die Perikles beratend zur Sei- 3 te stand, iiber Christine de Pisan, die als erste Schrift stellerin yom Erlos ihrer Bucher Ieben konnte, bis zu Ma dame de Stael, die mit ihrer Intelligenz die Mannerwelt herausforderte, und zu Schauspielerinnen und Sporder innen der Gegenwart, die zu Kultfiguren geworden sind. Einen wichtigen Platz in der Geschichte des Ruhms nehmen auch zwei Manner ein, die mit ihrer Welt- und Selbstbeobachtung epochemachende Beispiele fur indivi duelle Selbstverpflichtung gegeben haben: Erasmus von Rotterdam und Michel de Montaigne. Die heute gangigen Werbestrategien in eigener Sache haben ihren Ursprung in der italienischen Renaissance, wo Beruhmtheiten wie Dante und Petrarca, Aretino und Tizian erfolgreich fur Eigen- und Freundeswerbung sorg ten. Die Psychologie schliefilich setzt sich, wie mit anderen kulturgeschichdichen Phanomenen, auch mit den Hinter griinden von Eitelkeit, Ruhmsucht und GroBenwahn auseinander. Wer gilt heute als beruhmr, wem gesteht man Unsterb lichkeit zu, und wer muss sich mit blofer Prominenz be gniigen? Welche Rolle spielen personlicher Ehrgeiz, Eitel keit, Beziehungen und der Zufall bei der Ruhmvergabe? Was bedeutete Ruhm in friiheren Zeiten, und was ist Ruhm heute wert? Auf einem ausgedehnten Gang durch die Kulturgeschichte spurt dieses Buch mit Kurzbiografien beriihmter Personlichkeiten und detailreichen Szenenbil dem aus Vergangenheitund Gegenwart diesenFragennacho Aus dem riesigen Bereich, den das Thema Ruhm und Unsterblichkeit umfasst, konnen selbstverstandlich nur ausgewahlte Personen und Ereignisse dargestellt werden. Diese zwangslaufig subjektive Auswahl lasst aber eine ganz bestimmte Entwicklung deudich werden, die auf die alre Beziehung zwischen Gottern und Menschen zuriick gefiihrt werden kann. Bildlich gesprochen: Die Menschen haben den Gottem allmahlich die Ruhmverteilung aus 4

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