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Rudimente von Territorialstaaten im byzantinischen Reich (1071-1210). Untersuchungen über Unabhängigkeitsbestrebungen und ihr Verhältnis zu Kaiser und Reich PDF

187 Pages·1974·5.589 MB·German
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Preview Rudimente von Territorialstaaten im byzantinischen Reich (1071-1210). Untersuchungen über Unabhängigkeitsbestrebungen und ihr Verhältnis zu Kaiser und Reich

RUDIMENTE VON TERRITORIALSTAATEN IM BYZANTINISCHEN REICH ( 1071 - 1210 ) Untersuchungen über Unabhängigkeitsbestrebungen und ihr Verhältnis zu Kaiser und Reich. von Jürgen Hoffmann Institut für Byzantinistik und Neugriechische Philologie der Universität München 1974 VORWORT Die vorliegende Arbeit wurde im WS 1972/73 von der Philosophischen Fakultät II der Luđwig- Maximilians-Universität in München als Inaugural- Dissertation angenommen. Mein besonderer Dank gilt meinem verehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Hans-Georg Beck, für die Jahre, die ich bei ihm hören und lernen durfte und auch dafür, daß er diese Arbeit in die Reihe der Miscellanea Byzantina Monacensia aufgenommen hat. Ferner gilt mein Dank der "Kommission für die Geistesgeschichte des östlichen Europa" (Thyssen- Stiftung) für die Gewährung eines einjährigen Stipendiums, sowie allen Kollegen und Kolleginnen des Münchner Seminars, die mir bei der Arbeit mit dem einen oder anderen Hinweis geholfen haben. Diese Studie möchte ich meiner Mutter als kleinen Dank für die Unterstützung während mei- ner Studienzeit und bei dieser Arbeit widmen. München, November 1973 I Ν Η Α L Τ' S V V, R Ζ Ε I C II Ν I S Einleitung weite 2 I. Die Beispiele Seite 5 II. Die Auswertung Seite 77 Schluß Seite 141 Anmerkungen weite 143 Literaturverzeichnis Seite 161 Index Seite 171 -2- Einleitung " Der Tod Basileios II. bedeutet in der byzantini- sehen Geschichte einen Wendepunkt. Es hebt ein Zeitalter der Epigonen an, das nach außen hin von dem Ruhm der vorangehenden Epoche zehrt, im Inneren aber dem Zer- setzungsprozeß freien Lauf läßt. Nach den Großtaten der drei letzten Regierungen schien Byzanz unbezwing- bar und es begann eine Periode relativen Friedens, wie sie die byzantinische Geschichte sonst kaum kennt. Die- se Friedensperiođe wurde aber für Byzanz nicht eine Zeit der Sammlung und Konsolidierung, sondern eine Epoche der inneren Erschlaffung. Es beginnt die Auflösung des Systems, das Herakleios geschaffen und Basileios II. als letzter zusammengehalten hat. " So begann Ostro- gorsky in seiner Geschichte des byzantinischen Staa- tes das Kapitel über die Auflösung des mittelbyzan- tinischen Staatssystems(1). Daß diese Auflösung erst nach ca. viereinhalb Jahrhunderten beemdet war, ist vor allem den ersten Kaisern der Komnenendynastie und dem Palaiologen Michael VIII. zu danken. Alexios I. Komnenos gelang es noch einmal das Reich "am Rande des Abgrunds" zu retten,(2) und zu neuer Größe zu führen. Diese Zeit der Blüte endet mit der Dynastie der Komnenen und führt zu der Katastrophe von 1204. Noch einmal ge- lingt es Michael VIII. Byzanz den Schein einer Welt- macht zu geben, ehe es endgültig zum Kleinstaat wird und endlich den Osmanen erliegt. Daß eine Schwächung der Zentrale, in diesem Fall des byzantinischen Kaisers in Konstantinopel -3- ünabhängigkeitsbestrebungen in lokalen Bereichen, besonders in weit von der Hauptstadt entfernten Pro- vinzen, hervorruft, wenn nicht gar erzwingt, ist eine überall in der Geschichte zu erkennende Tatsache. Die Folge ist im byzantinischen Reich das Entstehen klei- ner, schnell wachsender aber auch ebenso schnell wieder verfallender .Staatsgebilde“, die sich wohl· meist nominell dem Kaiser untertan betrachten, de facto je- doch, oft nur der Not gehorchend, auf dem Weg der Bildung eines Territorialstaates sind. Die Herrscher dieser Gebilde sind meist ortsansässige "Feudalherren" Adelige, Generale oder Beamte, oft auch Angehörige früherer Kaiserdynastien oder einfach der "starke Mann" einer Stadt, auch wenn es ein Ausländer ist (Italiener Alđobrandino in Attaleia). Diese Ansicht vertritt auch Brand (3):"The loca- lism of these great magnates tended to withdraw the loyalities of the provinces from the Capital". Ähn- lich urteilt W.Hecht (4):" Die Reichsregierung ver- mochte sich kaum bis zur Peripherie des Imperiums wir- kungsvoll in Szene zu setzen und den Zusammenhalt des Staates zu wahren. Statt dessen formten sich um die größeren Städte, teils mit Zustimmung ihrer der Zen- tralgewalt nicht sonderlich ergebenen Bürgerschaft und meist unter Führung bewährter Generale aus den Reihen der ortsansässigen Aristokratenfamilien klei- nere politische Gebilde mit stark separatistischem. Charakter". Diese "kleineren politischen Gebilde" zu unter- suchen soll die Aufgabe dieser Arbeit sein. Dabei wird zu klären sein, ob diese Unabhängigkeitsbestrebungen -h- in irgendeiner Weise durch westlich-abendländische Vorstellungen vom Lehenswesen beeinflußt oder ob sonstige Vorstellungen des Westens übernommen werden. Des weiteren stellt sich die Frage: Wie weit betrach- ten sich die Herren dieser Kleinen politischen Gebil- de noch als Leute des Kaisers oder schon als Souve- räne eines Territorialstaates? Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Zwischenstellung der Familie der Gabras u.a. Familien zwischen Byzanz und den TürT ken. Je nach politischer Lage finden wir Angehörige dieser Familie des Grenzbezirks einmal auf Seite der Türken, dann wieder auf Seite der Byzantiner. Zu untersuchen ist auch die Stellung regierender Kaiser gegen wirkliche oder falsche Abkömmlinge früherer Kaiser, die, wie z.B. die Pseudo-Alexioi, mit Hilfe der Türken versuchen, ein Stück des Reiches zu erobern. Daß bei diesen kleinen politischen Gebilden'stets nur Rudimente, d.h. einzelne Punkte dessen festzustel- len sind, was wir heute unter einem Territorialstaat verstehen, ist selbstverständlich. Denn auch im Deutschland des 12. bis 13. Jahrhunderts ist erst der Anfang dessen zu sehen, aus dem dann in der Neuzeit der Territorialstaat wird (5)· Dennoch werden gemeinsame Punkte beim Entstehen dieser territorialen Gebilde zu erkennen sein, die zwar nicht bei allen Beispielen gleichzeitig erscheinen, aber durch mehrmaliges Auf- treten doch eine Art "Spielregel" vermuten lassen. Zu sagen wäre noch, daß künftige große Staaten wie etwa Nikaia und Epiros (Despotat) nach dem 4. Kreuz- zug mit Absicht nicht in die Reihe der Beispiele auf- genommen wurden, obwohl sie in ihrer Anfangsphase durchaus die Kennzeichen der zu untersuchenden neuen politischen Gebilde^aufweisen. -5 I. Die Beispiele 1) Philaretos und der erste Versuch eines "kleinarme- nischen Reiches in Kilikien. Philaretos oder Vahram, wie sein armenischer Name lautet, ist kein großer undjgenialer Truppenführer, sondern ein Abenteurer, der zugleich ein politischer Taktierer von großem Können ist. Er begann als Komman- deur unter dem byzantinischen Kaiser Romanos IV. Dio- genes, setzte sich nach dessen Niederlage bei Mantzi- kert 1071 mit einem Teil seiner Truppen nach Kilikien ab, und hier beginnt er(von Marasch aus,ein Reich von einer Größe zusammenzufügen, das seine Nachfolger, die armenischen Königreiche der Rubeniden und Hethu- mier, nie erreichen sollten. Wie brüchig jedoch dieses Reich war, das nur durch die Person des Philaretos und seine Kunst des Lavierens zwischen größeren Mäch- ten zusammengehalten wurde, zeigte sich, als Phila- retos durch Verrat seines eigenen Sohnes Antiocheia an Suleiman, den Sultan von Nikaia verlor. Auch der verzweifelte Versuch eines Übertritts zum Islam und eine Huldigung bei Malik Schah konnten seinen sinken- den Stern nicht aufhalten. Am Ende seines Lebens steht er fast genau da, wo er begann: er ist Herr der Festung Marasch. Philaretos ist Armenier von Nation, er stammt aus dem Distrikt Varajnounik (6). Unter Kaiser Romanos IV. Diogenes wird er Kuropalat und (Großäomestikos,

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