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Rückblick auf ausgeführte Arbeiten und wissenschaftliche Leistungen des Geodätischen Instituts ... PDF

89 Pages·2013·8.62 MB·German
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Preview Rückblick auf ausgeführte Arbeiten und wissenschaftliche Leistungen des Geodätischen Instituts ...

R(cid:252)ckblick auf ausgef(cid:252)hrte Arbeiten und wissenschaftliche Leistungen des Geod(cid:228)tischen Instituts Potsdam Von Joachim H(cid:246)pfner, Potsdam Inhaltsverzeichnis 1 ZurGr(cid:252)ndungderMitteleurop(cid:228)ischenGradmessungunddesK(cid:246)niglich-Preu(cid:255)ischen Geod(cid:228)tischen Instituts 2 2 Gradmessungsarbeiten 4 2.1 Einf(cid:252)hrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.2 Basismessungen und Basisvergr(cid:246)(cid:255)erungsnetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.3 Triangulationsarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.4 Geod(cid:228)tisch-astronomische Polh(cid:246)hen- und Azimutbestimmungen und L(cid:228)ngenbe- stimmungen f(cid:252)r die Europ(cid:228)ische Gradmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.5 Astronomisch-geod(cid:228)tische Arbeiten von 1863 bis 1885 im K(cid:246)nigreiche Sachsen . . 13 2.6 Reduktion astronomisch-geod(cid:228)tischer Breiten-, Zeit- und Azimutbestimmungen wegen Polschwankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3 Nivellements und Wasserstandsbeobachtungen 14 3.1 Trigonometrische und geometrische Nivellements . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3.2 Wasserstandsbeobachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4 Zeit- und Breitenbestimmungen, Zeit- und Breitendienst 18 4.1 Zeitma(cid:255)e, Zeiteinheit und Zeitskalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4.2 Zeitdienst am Geod(cid:228)tischen Institut Potsdam . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4.3 Das Potsdamer Zeitsystem auf der Basis von Quarzuhren . . . . . . . . . . . . . 22 4.4 Geod(cid:228)tisch-astronomische Zeitbestimmungen am Passageinstrument . . . . . . . 25 4.5 Geod(cid:228)tisch-astronomische Zeit- und Breitenbestimmungen am Astrolab Danjon . 29 4.6 (cid:220)bersicht (cid:252)ber Zeit- und Breitenbestimmungen von 1889 bis 1991. . . . . . . . . 36 5 Breitenbestimmungen am visuellen Zenitteleskop und der Beitrag des Geod(cid:228)- tischen Instituts Potsdam zum Internationalen Breitendienst (ILS) 38 5.1 Breitenbestimmungen am visuellen Zenitteleskop . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 5.2 Der Beitrag des Geod(cid:228)tischen Instituts Potsdam zum Internationalen Breiten- dienst (ILS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 6 Rotationsverhalten der Erde 49 7 Messungen der Erdschwere 50 7.1 Absolute Schweremessungen mit Reversionspendeln . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 7.2 Relative Schweremessungen mit Pendeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 7.3 Erste bedeutsame Schweremessungen auf Weltmeeren . . . . . . . . . . . . . . . 68 1 7.4 Relative Schweremessungen mit Gravimetern und Gezeitengravimetrie . . . . . . 69 8 Pr(cid:252)fwesen 74 8.1 Arbeiten bis 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 8.2 Entwicklungen und Arbeiten nach 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 9 Schlu(cid:255)bemerkungen 79 10 Literatur 79 11 Anhang 84 11.1 Chronologie von BIH und ILS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 11.2 Spektrum der ˜nderungen des Erdrotationsvektors . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 11.3 Ausgew(cid:228)hlte Untersuchungsergebnisse zu Polbewegungen und zur Erdrotation . . 88 1 Zur Gr(cid:252)ndung der Mitteleurop(cid:228)ischen Gradmessung und des K(cid:246)niglich-Preu(cid:255)ischen Geod(cid:228)tischen Instituts Im Jahre 1857 schied Generalleutnant Johann Jakob Baeyer (1794-1885) als Chef der Trigono- metrischen Abteilung im Preu(cid:255)ischen Generalstab mit 63 Jahren aus dem aktiven Dienst aus. Vom Preu(cid:255)ischen K(cid:246)nig Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) mit seinem bisherigen Gehalt zur Disposition (z. D.) gestellt, wendet er sich wissenschaftlichen Fragen zu. BereitsindenJahren1831bis1834hatteJ.J.BaeyermitFriedrichWilhelmBessel(1784-1846), Professor f(cid:252)r Astronomie und Direktor der Sternwarte in K(cid:246)nigsberg, Gradmessungsarbeiten in Ostpreu(cid:255)en durchgef(cid:252)hrt. Weitere Vermessungen, an denen er als Generalstabso(cid:30)zier teilge- nommenhatte,waren:1837-1842Ostsee-K(cid:252)stenvermessung,1835TrigonometrischesNivellement Swinem(cid:252)nde-Berlin, 1846/1847 Basismessungen bei Berlin und Bonn, 1849 Trigonometrisches vellementBerlin-Brocken-Inselsberg.UmGr(cid:246)(cid:255)eundFigurderErdegenauzubestimmen,legte er im April 1861 seinen Plan in der Denkschrift Entwurf zu einer mitteleurop(cid:228)ischen Grad- Messung beimPreu(cid:255)ischenKriegsministeriumvor.Schonam20.Juni1861erlie(cid:255)derK(cid:246)nigvon Preu(cid:255)enWilhelmI.(1797-1888)eineKabinettsordermitseinemBefehlBaeyersPlan"durchVer- bindung der geod(cid:228)tischen Messungen in denjenigen L(cid:228)ndern, welche mit Deutschland zwischen gleichen Meridianen liegen, eine mitteleurop(cid:228)ische Gradmessung herzustellen". Im gleichen Jahr noch publizierte J. J. Baeyer seine ausf(cid:252)hrliche wissenschaftlich begr(cid:252)ndete Abhandlung (cid:220)ber die Gr(cid:246)(cid:255)e und Figur der Erde. Eine Denkschrift zur Begr(cid:252)ndung einer mitteleurop(cid:228)ischen Grad- messung, worin er den damaligen Stand auf dem Gebiet der Gradmessung analysierte und die M(cid:246)glichkeiten einer Fortf(cid:252)hrung der Arbeiten darlegte. Ziel war es, die Landestriangulationen zu homogenisieren und zu verbinden, diese Ergebnisse geod(cid:228)tisch-astronomischen Lotrichtungs- messungen gegen(cid:252)berzustellen und auf diese Weise Strukturen des Geoids zu untersuchen. Vom 24. bis 24. April 1862 fand die Gr(cid:252)ndungskonferenz zur Mitteleurop(cid:228)ischen Gradmessung inBerlinstatt.J.J.Baeyeremp(cid:28)ngalsKommissarderK(cid:246)niglich-Preu(cid:255)ischenRegierungdieRe- gierungsbeauftragten von (cid:214)sterreich und Sachsen, um sich vorl(cid:228)u(cid:28)g (cid:252)ber die Einleitung zu den Arbeiten einer Mitteleurop(cid:228)ischen Gradmessung zu besprechen. Dabei wurde bewusst das Ziel verfolgt,m(cid:246)glichstbaldweitereStaateneinzubeziehen.AufdererstenAllgemeinenKonferenzder Mitteleurop(cid:228)ischen Gradmessung vom 15. bis 22. Oktober 1864 in Berlin nahmen dann bereits Bevollm(cid:228)chtigte von 13 Staaten teil. Als ausf(cid:252)hrendes Organ wurde ein Zentralb(cid:252)ro beschlossen und zum Pr(cid:228)sidenten des Zentralb(cid:252)ros Generalleutnant z. D. J. J. Baeyer gew(cid:228)hlt. Nach der 2 Bereitstellung der Mittel durch die Preu(cid:255)ische Regierung im Jahre 1866 wurde das Zentralb(cid:252)ro, das auch den Preu(cid:255)en betre(cid:27)enden Anteil der Arbeiten zu leisten hatte, eingerichtet. 1867 fand diezweiteAllgemeineKonferenzinBerlinmit3weitereneurop(cid:228)ischenStaatenalsKonferenzzur europ(cid:228)ischenGradmessungstatt.Wegendesgro(cid:255)enArbeitsaufwandesimZentralb(cid:252)romitwach- sender Anzahl Teilnehmer-L(cid:228)nder hatte zu dieser Zeit J. J. Baeyer bereits bei der Preu(cid:255)ischen RegierungdieGr(cid:252)ndungeineswissenschaftlichenInstitutsbeantragt.DiesewurdeimJahre1869 genehmigt. Mit Wirkung vom 1. Januar 1870 wurde die Gr(cid:252)ndung des K(cid:246)niglich-Preu(cid:255)ischen Geod(cid:228)tischen Instituts mit Sitz in Berlin vollzogen, und J. J. Baeyer wurde zu dessen Pr(cid:228)sident ernannt. Das Institut war in Privath(cid:228)usern zuerst in der L(cid:252)tzowstr. 42 und ab Oktober 1886 in der Genthiner Str. 34 untergebracht. Wegen der Beengtheit der R(cid:228)umlichkeiten war schon ab 1875 der Bau eines eigenen Laborato- riums vorgesehen, was an einem geeigneten Bauplatz in Berlin scheiterte. Der wissenschaftliche BeiratdesInstituts(Ch.A.F.Peters,F.R.Helmert,A.Auwers,L.Kronecker,W.Siemensund H. Bruns) machte deshalb 1878 den Vorschlag, im Gel(cid:228)nde auf dem Telegrafenberg bei Potsdam einneuesInstitutsgeb(cid:228)udezuerrichten,wodasHauptgeb(cid:228)udedesAstrophysikalischenObserva- toriums Potsdam im Bau war. J. J. Baeyer lehnte aber ab, da "an diesem Orte das Institut fern von Berlin in eine wissenschaftliche Isolirung gerathen werde". Im September 1885 starb General-Lieutenant z. D. J. J. Baeyer mit 91 Jahren. Ab 1. Januar 1886 (cid:252)bernahm Prof. Dr. Friedrich Robert Helmert (1843-1917) die Funktionen Baeyers, Direk- tordesGeod(cid:228)tischenInstitutsunddesZentralb(cid:252)rosderInternationalenErdmessung.Baldnach seinemAmtsantrittgelangesihm,dasBauvorhabenf(cid:252)reinneuesHauptgeb(cid:228)udemitGeod(cid:228)tisch- AstronomischemObservatoriumaufdemTelegrafenbergbeiPotsdaminGangzubringen.Am3. Juni 1886 wurde der Bauplatz in der (cid:214)rtlichkeit festgelegt. Die Baupl(cid:228)ne, die der Architekt und Oberbaudirektor Paul Emmanuel Spieker (1826-1896) nach Vorschl(cid:228)gen von Helmert entworfen hatte,wurdenam29.September1886imPreu(cid:255)ischenKultusministeriumberaten.Aufder8.All- gemeinen Konferenz der Internationalen Erdmessung Ende Oktober 1886 erhielt F. R. Helmert Unterst(cid:252)tzung daf(cid:252)r, den Plan f(cid:252)r Verlegung des Geod(cid:228)tischen Instituts au(cid:255)erhalb Berlins zu forcieren und durch die Neubauten ausreichende und fachgerechte Arbeitsbedingungen zu schaf- fen.NachdemdasPreu(cid:255)ischeFinanzministeriumdiePl(cid:228)negenehmigthatteundGutachtenvom Pr(cid:228)sidenten der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt Herrmann von Helmholtz (1821-1894) sowie Wilhelm Julius Foerster (1832-1921) und Arthur Auwers (1838-1915) vorlagen, wurde das Projekt im Fr(cid:252)hjahr 1888 dem Preu(cid:255)ischen Landtag zur Bewilligung eingereicht. In den Jah- ren 1889 bis 1892 wurde das Hauptgeb(cid:228)ude des Geod(cid:228)tischen Instituts Potsdam (A17) auf dem Telegrafenberg errichtet. Das dazugeh(cid:246)rige Geod(cid:228)tisch-Astronomische Observatorium mit Be- obachtungsh(cid:228)usern f(cid:252)r Breiten- und Zeitbestimmungen und dem Turm f(cid:252)r Winkelmessungen (heute: Helmert-Turm, A7) wurde von 1892 bis 1893 gebaut. 1891/1892 erfolgte der Umzug des Geod(cid:228)tischen Instituts und des Zentralb(cid:252)ros der Internationalen Erdmessung von Berlin nach Potsdam. Aufgabe des neugegr(cid:252)ndeten Geod(cid:228)tischen Instituts war die Erledigung der Gesch(cid:228)fte des Zen- tralb(cid:252)ros der Europ(cid:228)ischen Gradmessung, die Ausf(cid:252)hrung der preu(cid:255)ischen Gradmessungsarbei- tenunddieP(cid:29)egederwissenschaftlichenGeod(cid:228)sie.ZuerstvorallemmitderErdmessungbefa(cid:255)t, f(cid:252)hrten neue Erkenntnisse und Entwicklungen dazu, da(cid:255) man sich weiteren Arbeiten in gro(cid:255)em Umfange widmete. Nachstehend werden die ausgef(cid:252)hrten Arbeiten nach Fachgebieten beschrie- ben und erbrachte wissenschaftliche Resultate und Leistungen dargestellt. 3 2 Gradmessungsarbeiten 2.1 Einf(cid:252)hrung Anfangdes19.JahrhundertswurdenLandestriangulationenausgef(cid:252)hrt,umaufderenGrundlage Grundsteuerkataster aufzubauen und topographische Karten aufzunehmen. Eine Triangulation (cid:252)berdeckt ein Gebiet durch ein Dreiecksnetz. Zur Festlegung des Ma(cid:255)stabes dient dabei eine genau gemessene Basis. Friedrich Magnus Schwerd (1792-1871) publizierte im Jahre 1822 die wichtige Erkenntnis, da(cid:255) es zweckm(cid:228)(cid:255)ig ist, eine kleine gemessene Basis (cid:252)ber ein Basisvergr(cid:246)(cid:255)erungsnetz auf eine Hauptdreiecksseite zu (cid:252)bertragen. 1829 gab es ein Ersuchen der russischen Regierung auf Veranlassung des Generals Carl Fried- rich von Tenner (1783-1859) an die preu(cid:255)ische Regierung eine Gradmessung in Ostpreu(cid:255)en zur Verbindung von preu(cid:255)ischen und russischen Dreiecksketten. Die preu(cid:255)ische Regierung war da- zu bereit und beauftragte den Direktor der K(cid:246)nigsberger Sternwarte Friedrich Wilhelm Bessel (1784-1846) unter Mitwirkung von Johann Jacob Baeyer, diese Aufgabe auszuf(cid:252)hren. Von 1832- 1836erfolgtendiegeod(cid:228)tischenundastronomischenArbeiten,derenErgebnisseinder452Seiten umfassenden Ver(cid:246)(cid:27)entlichung Gradmessung in Ostpreu(cid:255)en erschienen sind. Diese Arbeit diente (cid:252)ber viele Jahrzehnte als Vorlage f(cid:252)r Gradmessungen. Die gemessene Dreieckskette umfa(cid:255)t 17 Stationen und die Anschl(cid:252)sse im Westen an die Linie Trunz - Wildenhof (Tennersche Vermessung) und im Osten an Memel - Lepaizi und Lepaizi - Algeberg (Struvesche Vermessung) und Anschlu(cid:255) an die Sternwarte K(cid:246)nigsberg. Ferner wurde eine Basislinie erkundet, die in der Flur zwischen den D(cid:246)rfern Mednicken und Trenk liegt. Ihre Messung erfolgte mit Besselschem Basisapparat in 2 Abs(cid:228)tzen je 2fach. L(cid:228)nge: 935 Toisen = 1.822,35m;mittlererFehlereinerMessungvon1kmL(cid:228)nge:±2,2mm.DieBasisdiente(cid:252)berdas gemessene Basisvergr(cid:246)(cid:255)erungsnetz zur Ableitung der Hauptdreiecksseite Galtgarben - Condeh- nen. 2.2 Basismessungen und Basisvergr(cid:246)(cid:255)erungsnetz Besselscher Basisapparat DervonBessel1830f(cid:252)rdieostpreu(cid:255)ischeGradmessungkonstruierteBasisapparatumfa(cid:255)t4Me(cid:255)- stangen mit 2 Toisen L(cid:228)nge (1 Toise = 1,949 m). Jede Me(cid:255)stange ist ein Eisenstab, belegt mit einem etwas k(cid:252)rzeren Zinkstreifen, der an einem Ende auf den Stab geschraubt und gel(cid:246)tet ist. Die Enden der St(cid:228)be haben Stahlschneiden. Zur Messung der Neigung der Stangenlagen dienen R(cid:246)hrenlibellen mit Neigungsschrauben. Die Me(cid:255)stangen sind mittels Rollen auf einer starken Tragstange in Schutzk(cid:228)sten aus Holz gelagert. Aus den K(cid:228)sten ragen nur die Schneidenenden und die Libellenschraube hervor. Bei den Basismessungen werden die Stangen nicht auf Sto(cid:255) angelegt, sondern auf einen kleinen Zwischenraum. Dieser wird mit einem aus Glas geschli(cid:27)e- nen, etwa 10 cm langen Me(cid:255)keil gemessen. Zur Erfassung von ˜nderungen der Me(cid:255)stangenl(cid:228)nge durch Temperatur(cid:228)nderungen werden mit einem Me(cid:255)keil die Abst(cid:228)nde zwischen einer Schneide des freien Zinkstreifenendes und einer Schneide am Eisenstab (Metallthermometer) gemessen und entsprechend ber(cid:252)cksichtigt. Messungen mit dem Besselschen Basisapparat Vorarbeiten - Erkundung der Basislinie - Vormessung zur Festlegung der Punkte f(cid:252)r die Basisb(cid:246)cke - Errichtung von sogen. Alignierungsgalgen zur Einweisung der Me(cid:255)stangen 4 Tabelle 1. Basismessungen, ausgef(cid:252)hrt mit dem Besselschen Basisapparat Zeit Basis Basisl(cid:228)nge m. F. von 1 km 1834 K(cid:246)nigsberg 1,822 km ( 935 Toisen) ± 2,2 mm 1838 Kopenhagen (D(cid:228)nemark) 1840 Upsala (Schweden) 1846 Berlin 2,337 km (1199 Toisen) ± 1,6 mm 1847 Bonn 2,134 km (1095 Toisen) ± 1,8 mm 1851 Lommel (Belgien) 1853 Ostende (Belgien) 1854 Strehlen bei Breslau 2,763 km (1417 Toisen) ±2,3 mm m. F. = mittlerer Fehler Messung mit den Me(cid:255)stangen F(cid:252)r die Durchf(cid:252)hrung der Basismessung wurden etwa 15 geschulte Beobachter und 50 Gehilfen ben(cid:246)tigt. Die Messung f(cid:252)r eine Lage von 4 Stangen (15,6 m) betrug etwa 4 Minuten. Dabei wa- ren folgende Ablesungen zu machen: Keilablesungen f(cid:252)r die Stangenintervalle, Ablesungen der Libellen und Keilablesungen der Metallthermometer. Berechnung der Basisl(cid:228)nge F(cid:252)r jede Stange war ein genauer Ma(cid:255)vergleich erforderlich, ferner eine Gleichung mit der Be- ziehung zwischen Ma(cid:255)wert und Metallthermometerangaben abzuleiten. Mit diesen Gleichungen waren die einzelnen Stangenl(cid:228)ngen f(cid:252)r jede Lage zu berechnen, nach den Libellenablesungen auf die Horizontale zu reduzieren, aufzusummieren und die Keilablesungen f(cid:252)r die Stangenintervalle hinzuzuf(cid:252)gen. Die so erhaltene Basisl(cid:228)nge wurde dann noch auf die Normalnull(cid:29)(cid:228)che (Meeres- spiegel) projiziert. Tabelle 1 enth(cid:228)lt eine (cid:220)bersicht (cid:252)ber die mit dem Besselschen Basisapparat gemessenen Ba- sislinien. Die Messungen wurden in Preu(cid:255)en unter Leitung von J. J. Baeyer ausgef(cid:252)hrt. Ferner wurde das Ger(cid:228)t ins Ausland verliehen. Basismessung und Basisvergr(cid:246)(cid:255)erungsnetz Berlin 1846 Die Auswahl der (cid:214)rtlichkeit f(cid:252)r die Basis (cid:28)el auf die Chaussee von Berlin nach Zossen zwischen MariendorfundLichtenrade.DieBasisvon1199Toisen(2,337km)wurdemitdemBasisapparat von Bessel in 4 Abs(cid:228)tzen je 2fach gemessen, wobei der mittlere Fehler einer Messung von 1 km L(cid:228)nge ±1,6 mm ergab. Im Abb. 1 ist das Basisvergr(cid:246)(cid:255)erungsnetz Berlin 1846 dargestellt. Wie ersichtlich, war zuerst die Seite Buckow - Marienfelde, dann die Seite Rauenberg - Ziethen usw. bis hin zum Hauptdreieck Berlin - Colberg - Eichberg abzuleiten. Was die Winkelmessungen angeht, so wurde der mittlere Fehler eines Winkels zu ±0,780"(mit 47 Bedingungs-Gln.) bzw. ±0,730"(mit 86 Bedingungs-Gln.), ferner zu ±0,339"(weiteres Resultat) erhalten. Basismessungen 1879, 1880, 1892 und 1908 Messungen mit Basisapparat der Gebr(cid:252)der Brunner, Paris; Material der 4-m-Stangen: Platin- 5 Abb. 1: Basisvergr(cid:246)(cid:255)erungsnetz Berlin 1846, ostorientiert. Die Basis mit den Basispunkten A B C ist als fette Linie eingezeichnet Abb. 2: Basismessung Bonn 1892 mit dem Besselschen Basisapparat 6 Tabelle 2. Dreiecksnetze, beobachtet und bearbeitet duch das Geod(cid:228)tische Institut Potsdam Beob.- Netz Anzahl Anzahl Winkelgl. Seitengl. Winkelfehler Zeitraum Punkte Gegensichten (nach Ferrero) 1867-1877 Rhein. Netz 32 77 46 16 ± 0,73" + Nebennetz 36 93 58 24 1867-1876 Hessisches N. 12 64 21 11 ± 0,84" 1867-1876 M(cid:228)rkisch- 25 55 33 16 ± 0,61" Th(cid:252)ring. N. Iridium und Messing: - Bestimmung der Konstanten, - 1879 Nachmessung der Grundlinie bei Strehlen, - 1880 Nachmessung der Grundlinie bei Berlin (als Parallelmessung): Doppelmessung mit wahr- scheinl. Fehler der L(cid:228)nge: ±0,7 bis ±0,8 mm. - 1892 Bonner Basismessung mit Brunnerschem und Besselschem Apparat; siehe Abb. 2 - 1908 Berliner Basismessung ebenso. BeidenMessungenmitdemeinstangigenBrunnerschenBasisapparatwerdenMikroskopeverwen- det, w(cid:228)hrend es mit dem vierstangigen Besselschen Apparat Me(cid:255)keile sind. Beim Brunnerschen Apparat wird die Verbindung der Platin- mit der Messingstange und beim Besselschen Apparat die Verbindung der Eisen- mit der Zinkstange als Metallthermometer benutzt. Die durchgef(cid:252)hr- tenVergleichsmessungenmitbeidenApparatenergaben,da(cid:255)dieMetallthermometerbeigr(cid:246)(cid:255)eren Temperatur(cid:228)nderungen nicht einwandfrei funktionierten. Nach den Untersuchungen haben sich Basismessungen mit Invardr(cid:228)hten durchgesetzt. 2.3 Triangulationsarbeiten 1867warderBeginnderTriangulationsarbeitenmit2gleichen10z(cid:246)lligenUniversal-Instrumenten vonPistor&Martins,Berlin.IndenfolgendenJahrengeh(cid:246)rtenzurinstrumentellenAusstattung noch 2 gleiche 13z(cid:246)llige Universal-Instrumente von Pistor & Martins, Berlin. Abb. 3 zeigt ein Universal-Instrument, wie es zu den Winkelmessungen zum Einsatz kam. Einige spezielle Anga- ben (cid:252)ber das Ger(cid:228)t sollen genannt werden: - Material: Messing, Bronze und Stahl - Ma(cid:255)e: Breite 40 cm, H(cid:246)he 80 cm - Fernrohr: Objektivdurchmesser 60 mm, Brennweite ca. 800 mm - Messgenauigkeit der Winkel: ca. ± 15". Tabelle2gibteine(cid:220)bersicht(cid:252)berdiedurchdasGeod(cid:228)tischeInstitutPotsdambeobachtetenund bearbeiteten Dreiecksnetze. Triangulationsarbeiten wurden nur bis 1886 ausgef(cid:252)hrt. 7 Abb. 3: Universal-Theodolit M(cid:228)rkisch-Th(cid:252)ringisches Dreiecksnetz VonderK(cid:252)stenvermessungbeiBerlinausgehendbisandieDreiecksseitenvonSachsenundandie SeiteInselsberg-BrockenderGau(cid:255)schenGradmessung.WegendesgemessenenTriangulationsnet- zes siehe Abb. 4. Die Resultate sind ver(cid:246)(cid:27)entlicht in: Das M(cid:228)rkisch-Th(cid:252)ringische Dreiecksnetz. Ver(cid:246)(cid:27). Kgl. Preu(cid:255). G. I. Berlin 1889. 144 p. 1 Kt. Hessisches Dreiecksnetz Brocken, Inselsberg, Meissner, Herkules bei Kassel, Taufstein im Vogelsgebirge, Kn(cid:252)ll, Milse- burg, Haselohr, Hasserod, D(cid:252)nsberg, K(cid:252)hfeld bis zum Feldberg im Taunus. In Abb. 5 ist das Triangulationsnetzdargestellt.Abb.6zeigtdieTitelseitederVer(cid:246)(cid:27)entlichungvon Sadebeck, M. Das Hessische Dreiecksnetz. Publ. Kgl. Preu(cid:255). G. I. Berlin 1882. VI. 230 p. 1 Kt. 6 Taf. Rheinisches Dreiecksnetz Vonderbelgisch-holl(cid:228)ndischenGrenzeRheinaufw(cid:228)rtsbisandasDreieckWiesenberg-R(cid:246)thi(cid:29)uh- L(cid:228)gern der Schweizer Vermessung. Abb. 7 veranschaulicht das Rheinische Dreiecksnetz. Die Resultate der Triangulation sind publiziert in: Das Rheinische Dreiecksnetz. Heft I-III. Berlin 1876/82. 1876 I. Bremiker, C.: Die Bonner Basis. 75 p. Messung der Basis und Bestimmung des Azimuts Winkelmessungen im Basisvergr(cid:246)(cid:255)erungsnetz Ausgleichung der Dreiecke, Berechnung der Richtungen und Entfernungen Zusammenstellung der Resultate bis zur Hauptdreiecksseite Siegburg - Michelsberg 1878 II. Fischer, A.: Die Richtungsbeobachtungen. 164 p. Winkelmessungen auf 35 + 4 Stationen zwischen 1869 und 1877 1882 III. Fischer, A.: Die Netzausgleichung. 207 p. Netzausgleichung 8 Abb. 4: M(cid:228)rkisch-Th(cid:252)ringisches Dreiecksnetz Abb. 5: Hessisches Dreiecksnetz Abb. 6: Titelseite der Ver(cid:246)(cid:27)entlichung Das Hes- sische Dreiecksnetz von M. Sadebeck Anschl(cid:252)sseandieNachbartriangulationen:BelgischeDreiecke,SchweizerischesDreiecksnetzund (cid:228)ltere s(cid:252)ddeutsche Triangulationen Geographische Koordinaten, Vergleich der astronomischen mit den geod(cid:228)tischen Resultaten Azimut- und Polh(cid:246)henbestimmung auf dem Gro(cid:255)en Feldberg im Taunus und dem Opel. 9 Abb. 7: Rheinische Dreiecke 2.4 Geod(cid:228)tisch-astronomischePolh(cid:246)hen-undAzimutbestimmungenund L(cid:228)ngenbestimmungen f(cid:252)r die Europ(cid:228)ische Gradmessung Die Publikation Albrecht, Th. Formeln und H(cid:252)lfstafeln f(cid:252)r geographische Ortsbestimmungen, de- renTitelseiteinAbb.8wiedergegebenist,enth(cid:228)lteineausf(cid:252)hrlicheBeschreibungdergeod(cid:228)tisch- astronomischenBeobachtungsverfahrenzuZeit-bzw.L(cid:228)ngenbestimmungen,Pol-undAzimutbe- stimmungen.DeswegenundwegenderZusammenstellungderzumGebrauchben(cid:246)tigtenFormeln sowie Tafeln war sie sehr hilfreich f(cid:252)r die astronomisch-geod(cid:228)tischen Arbeiten und erschien be- reits im Jahre 1894 in 3. Au(cid:29)age. Astronomisch-geod(cid:228)tische Beobachtungen aus den Jahren 1857-1866 wurden ausgewertet und erschienen als erste Publikation: Baeyer, J. J. Astronomische Bestimmungen f(cid:252)r die Europ(cid:228)ische Gradmessung aus den Jahren 1857-1866. Hrsg. von -. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1873. 125 p. 10

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5.2 Der Beitrag des Geodätischen Instituts Potsdam zum Internationalen . der russischen Regierung auf Veranlassung des Generals Carl Fried-.
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