ebook img

Rostschutz und Rostschutzanstrich PDF

352 Pages·1931·25.052 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Rostschutz und Rostschutzanstrich

TECHNISCH-GEWERBLICHE BUCHER BAND 6 ROSTSCHUTZ UND ROSTSCHUTZANSTRICH VON HERMANN SmDA UND HEINR. SAL V ATERRA Professor an der Technischen Privatdozent an der Technischen Hochschule Wien Hochschule Wien MIT 193 ABBILDUNGEN 1M TEXT WIEN . VERLAG VON JULIUS SPRINGER· 1931 IISSBBNN 997788--33--77009911--55115522--55 IISSBBNN 997788--33--77009911--55330000--00 ((eeBBooookk)) DDOOll 1100..11000077//997788--33--77009911--55330000--00 AALLLLEE RREECCHHTTEE,, IINNSSBBEESSOONNDDEERREE DDAASS DDEERR ""OOBBEERRSSEETTZZUUNNGG IINN FFRREEMMDDEE SSPPRRAACCHHEENN.. VVOORRBBEEHHAALLTTEENN.. CCOOPPYYRRIIGGHHTT 11993311 BBYY JJUULLIIUUSS SSPPRRIINNGGEERR IINN VVIIEENNNNAA.. SSOOFFTTCCOOVVEERR RREEPPRRIINNTT OOFF TTHHEE HHAARRDDCCOOVVEERR 11SSTT EEDDIITTIIOONN 11993311 Vorwort . . Dieses Buch entstand durch eine Anregung aus Baukreisen. Diese empfinden es a.ls driickenden Mangel, daB in Lehr- und Handbiichern des Bauwesens und der Eisenkonstruktionen der spatere Schutz der Eisenbauwerke und Eisenteile keine geniigende und sa.chgemaBe Wiir digung und Behandlung findet. Die bekannten Monograpbien iiber Rostschutz sind zum Teil nicht ihren Bediirfnissen angepaBt, zum Teil setzen sie weitgehende chemische Kenntnisse voraus, welche dem Bau fa.chmann nicht zu eigen sind. Wir haben una bemiiht, diese Schrift den Bediirfnissen der Bau ingenieure und Baufa.chleute anzupassen, und das Thema des Eisen schutzes durch Anstriche so zu entwickeln, daB auch Nichtchemiker ohne weiteres dem Dargelegten folgen konnen, und haben deshalb fiir alle chemischen Vorgange und Ausdriicke, soweit sie den Rahmen enzyklopadischer Mittelschulkenntnisse iiberschreiten, voraussetzungs lose Erkliirungen gegeben. Ungeachtet dessen haben wir na.ch bestem Wissen alle Fa.chgebiete beriicksichtigt und in allen Fallen auf die wissenschaftliche und tech nische Originalliteratur zuriickgegriffen, so daB auch dem Wissen schaftler, dem Chemiker und Physiker an Hand der gebotenen um fassenden Literatur die Moglichkeit geboten wird, das Arbeitsgebiet zu iibersehen und von bier aus jedes besondere Teilproblem zu verfolgen. Den Herren Direktor Dr. A. Mittasch (Oppau), Professor Dr.Mark (Ludwigshafen), Professor Dr. J. Scheiber (Leipzig), Dr. M. Ragg (Altona), Dr. Ott ("Ordingen), Dr. W. Droste (Leverkusen) und Dr. Hopke (Merseburg) und allen jenen, welche una durch Mitteilung von Versuchsergebnissen, Erfahrungen und durch Beistellung von lliustrationen unterstiitzt haben, sowie der Verlagsbuchhandlung J uli us Springer, die sich um die Ausstattung des Werkes bemiihte, moohten wir an dieser Stelle unseren besten Dank zum Ausdruck bringen. Wien, im April 1931. Hermann Suida. Heinrich Salvaterra. Inhaltsverzeichnis. Seite I. Theorie des Rostblldungsvorganges. . . . 1 II. M6gIichkeiten des Rostschutzes . . . . . 16 A. Provisorische SchutzmaBnahmen 18 B. DauerschutzmaBnahmen . . . . . 18 1. Verwendung kOITosionsfester Eisenlegierungen . 19 2. Metallische, oxydische und ahnliche Uberzuge . 20 3. Eisenschutz durch Anstriche. . . . . . . 24 m. Bindemittel, Zelluloselacke und bitumin6se Lacke 35 A. Allgemeine Eigenschaften 35 B. Die einzelnen Bindemittel . . . . . . 37 1. Die trocknenden Ole • . . . . . . . . 37 a) Allgemeines und Trocknungsvorgang 37 b) Das Leinol . . . . . . . . . . . . 55 c) Das Holzol . . . . . . . . . . . . 57 d) Firnisse ......................•. 62 0<) Leinolfirnis 62 - {J) HolzoHirnis 65 - y) Firnisersatzmittel 65. e) Das Standol (Dickol). . . . . . . . . . . . . . . . 65 0<) Das Leinolstandol 65 - {J) Das Holzolstandol 67. 2. Verschiedene andere Bindemittel . 67 C. Zelluloselacke . . 69 D. Bituminose Lacke 74 lV. Die Pigmente . . . . . . 75 A. Allgemeines 75 B. Die wichtigsten Pigmente fur Eisenschutzanstriche 96 1. Bleipigmente. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 a) Mennige (Minium) . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 b) Subox . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 c) WeiBe Bleipigmente . . . . . • . . . . . . . . . . .. 106 0<) BleiweiB (KarbonatbleiweiB) 106 - f3) SulfatbleiweiB 110. 2. Zinkpigmente ..... 113 a) ZinkweiB . . . . . . 113 b) Zinkgrau (Zinkstaub) . 118 3. Eisenoxydpigmente 119 4. TitanweiB . . . • . . . 124 5. Fiillstoffe . . . . . . . 128 V. HilfsmitteI 130 A. Trockenstoffe (Sikkative) 130 B. Verdunnungsmittel (Losungsmittel) 133 1. Vegetabilische Produkte . 135 a) Terpentinol . . 135 b) Kienol ...... . 137 c) Holzterpentinol . . . 138 v Inhaltsverzeichnis. Seite d) Extraktionsterpentinol 138 e) Sulfatterpentinol • . • 138 f) Terpentinolriickstande • 139 g) Kampferole •... 139 h) Pinolin (Harzessenz) 139 2. Erdolderivate: Benzin . • 140 3. Steinkohlenteerprodukte • • . • • 142 a) Benzol und seine Abkommlinge142 b) Synthetische Kohlenwasserstoffe • • • . . • . . • • .. 142 (X) Tetralin 143 - f3) Dekalin 143 - y) Hydroterpin 143. 4. Die physiologische Wirkung der Losungsmittel . • 144 VI. Die Herstellung der ijlfa.rben. • • . . • . • 147 VB. Die Ausfiihrung des Rostsehutzanstriehs 154 A. Die V or bereitung des Eisens 154 B. Der eigentliche Anstrich. . 169 1. Der Grundanstrich . • • • . 176 2. Der Deckanstrich •.... 187 a) Olfarben fUr Deckanstriche 189 3. Unterwasseranstriche •••. 203 VITI. DIe praktisehe Prlifung dar Rostschutzfarben 204 A. Die Dauerpriifung • 207 B. Die Kurzpriifung • • • • . • • • 213 C. Laboratoriumspriifungen . • • • • 233 1. Die Bestimmung dar Trockenzeit • • 234 a.) Beriihrungsmethode. • • • • • . 234 b) Methode von Wolff.Bandow. • • 235 c) Die Methode von F. Hopke. • • 236 d) Ritzmethode . . • . • • • • . . 237 2. Bestimmung der Ausgiebigkeit, Deckkraft, Viskositit u. Plastizitii.t 239 3. Die Priifung des Verhaltens gegen Wasser und Gase • • • • • 246 4. Die Priifung der ReiJHestigkeit, Dehnbarkeit, Haftfestigkeit, Harte und Abreibbarkeit . • • . • • . . • . . . . • • • • . . 254 a). ReiBfestigkeit. Dehnung, Haftfestigkeit ..•.••...• 254 (X) Der FestigkeitsprUfer von Schopper 256 - f3) Der Festig. keitsprUfer von F. Hopke 258 - y) Das Rumpometer von H. Wolff 259 - d) Haftfestigkeitsbestimmung 260 b) Bestimmung der Harte und Abreibbarkeit • 261 D. Verschiedene Untersuchungsmethoden. . • 265 1. Glanzmessung ••••••.••.•..• • 265 2. Mikroskopische Untersuchungen . . • • • • . 266 3. Bestimmung der Klebrigkeit von Anstrichen . • 266 E. Chemische Untersuohungsmethoden • 269 1. Bindemittel. . . . . . . . . . . . . 269 a) Leinol. . . . . . . . . . . • . . 269 b) Leino!firnis .•. . . • . • . • . 272 0) Standol • • . • . . . . . . . • . . . . . . . . 273 d) Einige wiohtige allgemeine Untersuchungsmethoden 274 2. Verdiinnungsmittel. • • • • • 277 a) Terpentinole und Kienole . 277 b) Benzin •. . • • • • • . . 282 0) Andere Vei-diinnungsmittel • 282 VI Inhaltsverzeichnis. Sette 3. Sikkative 283 4. Untersuchungen der wichtigsten Pigmente 283 a) Bleimennige 283 b) Karbonatbleiwei6 . . . 286 c) Sulfatbleiwei6 . . . . . 287 d) ZinkweiB •• 291 e) Eisenoxydrot . . . . . 294 5. Untersuchung der Olfarben 294 Literaturverzeichnis . . .. 303 Verzeichnis der fiir die Literaturzitate gebrauchten Ab- kiirzungen ....: 331 Namenverzeichnis 334 Sachverzeichnis .. 337 I. Theorie des Rostbildungsvorganges. Wann zum erstentnal die ErscheInungen des Rostens wissenschaft lich zu deuten versllcht ·wurden, laBt sich nicht.genau feststellen. Um das Jahr 1780 erschienen die Arbeiten von Trommsdorf ,;Ober die Oxydation des Eisens", 1782 und 1789 die Abhandlungen von La voisier ,;Ober die Verbindungen des Sauerstoffs mit Eisen"; in diese Zeit fallen auch die Beobachtungen von Thenard "Ober die Oxy dation der MetaHe im allgemeinen und insbesondere iiber die Oxy dation des Eisens". 1m Jahre 1788 stellte der Phlogistiker W. Austin 1 fest, daB bei der Korrosion d~s Eisens das Wasser geme alkalisch wird, eine Beobachtung, die spater von A. Chevallier (1828)2 bestatigt wurde. Beide schrieben diese Erscheinung der Bildung von Ammoniak zu, indem sie annahmen, daB bei der Oxydation des Eisens das Wasser zersetzt werde, wobei der Sauerstoff vom Eisen gebunden wiirde und der Wasserstoff im Entstehungszustande sich mit dem Stickstoff der Luft zu Ammoniak verbinde. DaB bei der Korrosion von Eisen in neu tralen Gewassern der Sauerstoff eine ausschlaggebende Rolle spielt, ist schon vor mehr als 100 Jahren von M. Hall (1819)3 festgestellt worden. Er fand, daD Eisen in sauerstoffreiem Wasser nicht rostet. Sowohl Ha-1l3 wie H. Davy4 scheinen der Kohlensaure beim Rosten eine ausschlaggebende Rolle zugeschrieben zu haben. Um die gleiche Zeit sprach Thenard Ii die Ansicht aus, daB das Rosten ein elektro chemischer Vorgang sei. 1m Jahre 1838 brachte R. Mallet6 eine weitere elektrochemische Erklarung fiir den Rostvorgang, und auch M. Faraday? wies immer wieder auf die Zusammenhange zwischen chemischen Vorgangen und voltaschen Stromen hin. 1m groBen ganzen gewinnt man aber bei dem Studium der einschlagigen Abhandlungen den Eindruck, daB die Wissenschaft in der ersten Halfte des 19. Jahr hunderts den RostprozeB als einen reinen Oxydationsvorgang auffaBte. In den letzten 60 Jahren sind eine Reihe von Theorien entstanden, die eine Erklarung des Rostens zu bringen suchten, es sind dies die Kohlen sa uretheorie, die W asserstoffsu peroxyd theories, die elektro- I Austin, W.: Phil. Trans. Royal Soc. Londo)} 78, 379 (1788). 2 Chevallier, A.: Poggendorffs Annalen 14, 147 (1828). 3 Hall, M.: Journ. Royal Inst. Great Britain 7, 55 (1819). 4 Davy, Sir H.: Phil. Trans. Royal. Soc. London 1824-, 153. 6 Ann. de Chinrie et de Physique 11,40 (1819). 6 Mallet, R.: Brit. Assoc. Report 7,253 (1838) (8th Meeting). 7 Faraday, M.: Experimental Researches in Electricity, insbesondere Serie 7 (1834); 17 (1840). 8 Traube, M.: Ber. 18, 730 (1906). - Dunstan, W. R., H. A. D. Jowett und E. Goulding: Trans. chem. Soc. 87, 1548 (1905); C 1905, II, 1777. - Divers, Suida-Sa!vaterra, Rostschutz. 1 2 Theorie des Rostbildungsvorganges. chemischeTheorie1, dieLokalstrom theorie2, die Ammonni trat theorie3, die biologische Theorie4 und schlieBllch die Kolloid theorie.5 Um der geschichtlichen Entwicklung zu folgen, solI zuerst die Kohlensauretheorie erklart werden, die heute kaum mehr verfochten wird. 1m Jahre 1871 griff F. C. Cal vert 6 die schon frillier aufgestellte Behauptung auf, daB der Kohlensaure beim Rosten des Eisens eine maBgebende Rolle zukomme. Diese Ansicht wurde von A. Crum Brown7, G. T. MoodyS und J. N. Friend geteilt9, wahrend sie von anderen leidenschaftlich bekampft wurde; z.u diesen gehorten W. R. Dunstan, H. A. Jowett und E. Goulding10, W. Tildenll und E. Heyn und 0. Bauer12. Friend13 hat allerdings seine Ansichten spater betrachtlich geandert. Nach der Kohlensauretheorie stellte man sich den Vorgang des Rostens wie folgt vor: Kohlensaure bildet mit Eisen losliches Eisen karbonat (Ferrokarbonat = FeC03), das sich dann unter der Einwirkung des Luftsauerstoffs oxydiert, wobei Eisenrost entsteht und die an das . Eisen gebundene Kohlensaure wieder frei wird. Diese greift das Eisen wieder unter BiIdung von Karbonat an usf.; d. h. eine unendlich kleine Menge Kohlensaure wiirde hinreichen, um beliebige Mengen Eisen in Rost zu verwandeln. DaB die Kohlensaure, wie jede Saure, die Auflosung' von Eisen er leichtert, ist richtig, aber notwendig zur Rostbildung ist sie nicht. In sehr lehrreichen Versuchen wiesen W. R. Dunstan10 und Mitarbeiter nach, daB Eisen in einer feuchten Atmosphare, wobei fiir das standige Vorhandensein einer Wasserschicht auf dem Eisen Sorge getragen wurde, auch bei Anwesenheit von Kohlensaure nicht rostet, insolange nur jede Spur von Sauerstoff ferngehalten wird. Ahnliche Versuche geben A. S. Cushman und H. A. Gardner14 an, mitwelchen sie nach- E.: Proc. Chern. Soc. 21, 251-255; C 1906, I, 218. - Dunstan, W. R., u. J. R. Hill: Journ. Chern. Soc. London 99, 1835-1853 (1911); C 1911, II, 1907. - Haber, F.: ZtBchr. f. physik. Ch. 34, 513 (1906). 1 Whitney, W. R.: Journ. Amer. Chern. Soc. 26, 394 (1903). 2 Siehe Liehreich, E.: "RostundRostschutz", Braunschweig 1914, S. 7ff. 3 Vaubel: Chem.-Ztg.37, 693 (1913). , Schorler, B.: Zhl. Bakter. 12, II, 681-95 (1904). II Friend, J. N.: Joum. Chern. Soc. London 119, 932 (1921). 6 Calvert, F. C.: Chern. News 23, 98 (1871). 7 Crum Brown, .A.: J. Iron and Steel lust., London 2, 129 (1888). 8 Moody, G. T.: Proc. Chern. Soc. 22, 101-03; C 1906, I, 1526. 23, 84-85, C 1907, II/I, 881. 9 Friend, J . .A. N.: J. Iron and Steel Inst., London 77, II, 5 (1908). - Metal lurgie 6, 690--91; C 1910, I, 86. 10 Dunstan, W. R., H . .A. D. Jowett und E. Goulding: Trans. Chern. Soc. 87, 1548 (1905). - Dunstan, W. R., und J. R. Hill: Journ. Chern. Soc. London 99, 1835-53 (1911). 11 Tilden, W . .A.: Journ. Chern. Soc. London 93, 1356-64; C 1908, II/I, 990. 12 Heyn, E., u. O. Bauer: Mitt. K. Materialpriifungs-.Anst. Grol3-Lichterfelde West 26,1-104; 28,62-137; C 1908, 1/2, 2063; C 1910, I, 1653. 13 Friend, J. N.: Journ. Chern. Soc. London 119, 932 (1921). 14 Cushman,.A. S., u. H . .A. Gardner: The Corrosion and Preservation of Iron and Steel. New York 1910. Theone des Rostbildungsvorganges. 3 wiesen, daB Eisen unter kochendem Wasser solange nicht rostete, als jeder Zutritt von Sauerstoff verhindert wurde; auch Einleiten von Kohlensaure konnte keinen Rost hervorbringen, sofern die Kohlensaure frei von Sauerstoff war. Unabhangig von del' Kohlensauretheorie entwickelte M. Traube1 seine Wasserstoffsuperoxydtheorie, derzufolge sich unter der Wechselwirkung von Eisen, Wasser und Sauerstoff Wasserstoffsuperoxyd bilden sol12 , welches dann das zunachst gebildete Eisenoxydul zum Eisenrost weiteroxydiert. Die Entstehung von Wasserstoffsuperoxyd beimRosten des Eisens konnte bis heute noch nicht einwandfrei nach gewiesen werden3• Die Nitrattheorie und die biologische Theorie, welche be deutungslos blieben, sind nur der Vollstandigkeit halber erwahnt. Um die elektrochemische Theorie4 erklaren zu konnen, mussen zunachst einige Grundlehren der allgemeinen OheInie erlautert werden. Wenn man ein Stuck Zucker in Wasser wirft, so wird es in kurzer Zeit verschwunden sein, und man sagt, es habe sich aufgelOst. Man erklart diesen Vorgang daInit, daB die Zuckermolekule, aus denen sich das Stuck Zucker aufbaut, das Bestreben haben, sich in dem urn gebenden Wasser zu losen. Die Kraft, die sie ins Wasser treibt, nennt man den Losungsdruck. Wirft man immer mehr Zuckerstucke in das Wasser, so wird man schlieBlich einen Zustand erreichen, bei welchem kein Zucker mehr in Losung geht, solange die Temperatur unverandert bleibt. Es muB also eine Kraft wirksam sein, welche die Zuckermolekule am weiteren Inlosunggehen hindert, diese Kraft nennt man den osmo tischen Druck, welcher dem Losungsdruck entgegen wirkt. Del' osmotische Druck ist meBbar, und er betragt z. B. fUr eine 6%ige ZuckerlOsung bei 140 0 4,094 Atmospharen. Der Losungsdruck erreicht also ganz bedeutende Werte. Wie es Stoffe mit groBem Losungsdruck gibt, so gibt es auch solche mit kleinem Losungsdruck, z. B. die meisten Metalle. Wenn man Eisen in Wasser legt, haben seine Molekule ebenfalls das Bestreben, in das Wasser zu wandern, d. h. in Losung zu gehen; doch hat diesel' Losungsdruck im Vergleich zum Losungadruck des Zuckers nur einen sehr kleinen Wert. Wenn man versucht, durch eine ZuckerlOsung einen elektrischen Strom zu schicken, so gelingt das nicht ohneweiters, wohl aber wenn man an Stelle der ZuckerlOsung eine KochsalzlOsung nimmt. Man erklart dies wie folgt: Das Kochsalz ist eine Verbindung (ein Salz) aus dem Metall Natrium und dem Gas Ohl~r. Wenn man dieses Salz, 1 Trau+b e, M+. : a. a. O. - H+a ber, F.: Ztschr. +f. physik. Ch. 34,5+1 3 (1906). 2 Fea O2 H20 = FeO Ha02 2 F aO HaOa = Fe203 H20 3 Wieland, H., u. W. Franke: Ann. 469/3, 257-308 (1929). 4 Whitney, W. R.: Journ. Amer. Chern. Soc. 25, 394 (1903). - Cushman, A. S.: J. Franklin Inst. 165, 111-120; C 1908, Ill, 1339. - Walker, W. H., A. M. Cederholm u. L. N. Bent: Journ. Amer. Chern. Soc. 29, 1251; C 1907, II/2, 1762. - Walker, W. H.: Metallurgie6, 338ff.; C 1909,1/1,387. -Fleming, W. R.; Ind. and Engin. Chern. 4, 480-86; C 1912, II, 1949. - Lambert, B.: Journ. Chern. Soc. London 101,2056-75; C 1913, I, 504.-Tilden, W.A.: a.a.O. - Heyn, E., u. O. Bauer: a. a. O. 1* 4 Theorie des Rostbildungsvorganges. das Natriumchlorid, in Wasser wirft, so schwarmen nicht bloB die Kochsalzmolekiile, getrieben yom Losungsdruck, ins Wasser, sondern es tritt dabei auch eine Spaltungder Molekiile in die mit je einer gegensatz1ichen elektrischen Ladung versehenen Atome Natrium und Chlor ein. Das Natrium besitzt eine positive, das Chlor eine gleich groBe aber negative Ladung. Diese elektrisch geladenen Atome be zeichnet man als lonen, und zwar die positiv geladenen als "Kationen", die negativ geladenen als "Anionen". Den Vorgang der Spaltung in elektrisch geladene Atome, in lonen, bezeichnet man als elektrolytische Dissoziation. Da die Ladungen der bei der elektrolytischen Dissoziation entstehenden lonen stets gleich groB und entgegenge.setzt sind, halten sie sich das Gleichgewicht. Wird ein -elektrischer Strom durch eine KochsalzlOsung geschickt, so wandern die "Kationen" zum negativen Pol (Kathode) des eintretenden Stromes, geben dort ihre positive Ladung ab und schlagen sich entweder auf der Elektrode nieder oder entweichen in Gasform; das gleiche gilt fiir die "Anionen", die zum positiven Pol (Anode) wandern; dabei konnen sich noch komplizierte Nebenreaktionen abspielen. Die lonen transportieren die Elektrizitat durch die Fliissigkeit. In einer Zuckerlosung sind die Zuckermolekiile nicht elektrolytisch dis soziiert, nicht in lonen gespalten, daher kann eine solche Losung den Strom nicht leiten, weil die Trager fiir die Elektrizitat, die lonen, fehlen. Stoffe, wie Kochsalz, deren Losung den elektrischen Strom leiten, nennt man Elektrolyte, solche, deren Losung den elektrischen Strom nicht leiten, wie Zucker, nennt man Nichtelektrolyte. Reines Wasser leitet den elektrischen Strom nur sehr schlecht, daraus geht hervor, daB es nur in geringem MaBe elektrolytisch dissoziiert ist. Die Dissoziation eines Molekiils ··Wasser, das aus zwei Atomen Wasserstoff und einem Atom Sauerstoffbesteht, erfolgt derart, daB sich ein (positiv geladenes) Wasserstoffion und ein (negativ geladenes) Hydroxylion bildet. Letzteres besteht aus einem Atom Sauerstoff, an das nur ein Atom Wasserstoff gebunden ist. In den wasserigen Losungen der Sauren, z. B. Salzsaure, finden sich stets viele Wasserstoffionen, in den Losungen der Alkalien, wie z. B. Natronlauge, finden sich als charakteristische lonen Hydroxylionen. Wenn man eine Zinkplatte und eine Kupferplatte in verdiinnte Schwefelsaure taucht und beide Platten auBerhalb der Fliissigkeit mit einem Draht verbindet, so kann man mit einem MeBinstrument das FlieBen eines elektrischen Stromes im Draht feststellen, welcher yom Kupfer, das den positiven Pol bildet, zum negativen Pol, der yom Zink gebildet wird, stromt. Dabei geht standig Zink in Losung, wahrend das Kupfer nicht angegriffen wird. Die Ursache der Entstehung des elektrischen Stroms liegt in dem verschiedenen Losungsdruck der beiden Metalle. Ganz allgemein kann man sagen: Tauchen zwei Metalle von verschiedenem Losungsdruck in die wasserige Losung eines Elektrolyten und werden sie miteinander auBerhalb der Losung leitend verbunden, so flieBt ein Strom durch den Verbindungsdraht, der die Richtung yom Metall mit dem geringeren -Losungsdruck zu dem mit dem groBeren

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.