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Rorty lesen PDF

62 Pages·2021·0.66 MB·German
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Martin Müller Rorty lesen essentials essentials liefern aktuelles Wissen in konzentrierter Form. Die Essenz dessen, woraufesals„State-of-the-Art“indergegenwärtigenFachdiskussionoderinder Praxisankommt.essentials informierenschnell,unkompliziertundverständlich (cid:129) alsEinführungineinaktuellesThemaausIhremFachgebiet (cid:129) alsEinstiegineinfürSienochunbekanntesThemenfeld (cid:129) alsEinblick,umzumThemamitredenzukönnen Die Bücher in elektronischer und gedruckter Form bringen das Fachwissen von Springerautor*innen kompakt zur Darstellung. Sie sind besonders für die Nutzung als eBook auf Tablet-PCs, eBook-Readern und Smartphones geeignet. essentials sind Wissensbausteine aus den Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswis- senschaften, aus Technik und Naturwissenschaften sowie aus Medizin, Psycho- logie und Gesundheitsberufen. Von renommierten Autor*innen aller Springer- Verlagsmarken. WeitereBändeinderReihehttp://www.springer.com/series/13088 Martin Müller Rorty lesen Dr.MartinMüller München,Deutschland ISSN2197-6708 ISSN2197-6716 (electronic) essentials ISBN978-3-658-33549-6 ISBN978-3-658-33550-2 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-33550-2 DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbiblio- grafie;detailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. ©SpringerFachmedienWiesbadenGmbH,einTeilvonSpringerNature2021 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustim- mungdesVerlags.DasgiltinsbesonderefürVervielfältigungen,Bearbeitungen,Übersetzungen, MikroverfilmungenunddieEinspeicherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc.indiesemWerkbedeutetnicht,dassdiesefreidurchjedermannbenutztwerdendürfen.Die BerechtigungzurBenutzungunterliegt,auchohnegesondertenHinweishierzu,denRegelndes Markenrechts.DieRechtedesjeweiligenZeicheninhaberssindzubeachten. DerVerlag,dieAutorenunddieHerausgebergehendavonaus,dassdieAngabenundInformationen indiesemWerkzumZeitpunktderVeröffentlichungvollständigundkorrektsind.WederderVerlag, nochdieAutorenoderdieHerausgeberübernehmen,ausdrücklichoderimplizit,Gewährfürden InhaltdesWerkes,etwaigeFehleroderÄußerungen.DerVerlagbleibtimHinblickaufgeografi- scheZuordnungenundGebietsbezeichnungeninveröffentlichtenKartenundInstitutionsadressen neutral. Planung/Lektorat:FrankSchindler SpringerVSisteinImprintdereingetragenenGesellschaftSpringerFachmedienWiesbadenGmbH undisteinTeilvonSpringerNature. DieAnschriftderGesellschaftist:Abraham-Lincoln-Str.46,65189Wiesbaden,Germany Was Sie in diesem essential finden können (cid:129) dieGrundzügevonRortysNeopragmatismus–verständlicherklärt (cid:129) einensystematischenAnsatz,seinWerkalsKombinationvonprivaterRoman- tikundöffentlichemPragmatismuszulesen (cid:129) eine Skizze von Rortys Utopie einer idealen liberalen Gesellschaft in Kontin- genz,IronieundSolidarität (cid:129) RortysantiautoritäresBürgeridealwirdvorgestellt:dieliberaleIronikerin V Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung: Rortys Werk als Balance von Romantik und Pragmatismuslesen ............................................ 1 2 RevolutionärerSprachspielpragmatismusnachdemlinguistic turn .......................................................... 7 3 Die starke romantische Dimension von Rortys Denken als KombinationvonRomantikundPragmatismus ................... 21 4 DertransformativeCharaktervonRortysNeopragmatismus amBeispielseinerliberalenUtopieinKontingenz,Ironieund Solidarität ..................................................... 33 5 Die liberale Ironikerin als Verkörperung der Vision einer lebenspraktischen Balance von privater Romantik und öffentlichemPragmatismus ..................................... 43 6 Rorty weiterlesen: Besteht sein demokratischer AntiautoritarismusselbstdenpragmatischenTest? ................ 51 Literatur ......................................................... 57 VII 1 Einleitung:RortysWerk als Balance von Romantik und Pragmatismus lesen Richard Rorty hat maßgeblich zur Renaissance der amerikanischen Philosophie des Pragmatismus beigetragen, insbesondere mit seinem ersten Hauptwerk Der SpiegelderNatur.RortyistderbekanntesteVertreter1 desNeopragmatismusnach dem linguisticturn.2 Zugleich ist er aber auch der umstrittenste. Rortylesen will Vorurteile und Missverständnisse abbauen. Darüber hinaus versteht es sich als AnleitungfüreinesystematischeInterpretationvonRortysWerk.3 Rorty lesen ist einfach. Er gehört zu den besten Essayisten in der ameri- kanischen Philosophie seit William James. Er hat einen klaren und rhetorisch brillantenStil,selbstnachderEinschätzungseinerschärfstenKritiker(Siehedazu u. a. Bacon 2007, S. xvi). Zu den Beispielen für Rortys stilistische Fähigkeiten gehört die Einleitung von DerSpiegelderNatur (SN, S. 13–23). Sie gibt einen eloquenten und klaren Überblick über Inhalt und Zielsetzung des Werkes. Auch der autobiografische Essay WildeOrchideenundTrotzki (PZ, S. 137–159) gehört dazu. Ungewöhnlich offen und zugleich mit der im eigenen Ironie beschreibt Rorty darin den eigenen existenziellen Hintergrund seiner Verabschiedung des philosophischenBegründungsprojekts. 1Überalldort,woindiesemessentialausGründenderbesserenLesbarkeitdasgenerische Maskulinverwendetwird,sindstetsalleGeschlechtergleichberechtigtmitgemeint. 2ImNeopragmatismusstehtdieSprachebeziehungsweisedieSprachpraxisundnichtmehr, wiebeidenKlassikerndesPragmatismus,dieexperimentelleErfahrungimMittelpunkt.Zur RenaissancedesPragmatismussieheinsbesondereBernstein2010. 3Dieses essential basiert auf meiner ausführlichen Studie „Private Romantik, öffentlicher Pragmatismus?RichardRortystransformativeNeubeschreibungdesLiberalismus“(Müller 2014a). Für diejenigen Leser, die tiefer in die Rorty-Interpretation einsteigen wollen, sei zudemdasvonmirherausgegebeneHandbuchRichardRortyempfohlen(Mülleri.E.). ©SpringerFachmedienWiesbadenGmbH,einTeilvonSpringerNature2021 1 M.Müller,Rortylesen,essentials, https://doi.org/10.1007/978-3-658-33550-2_1 2 1 Einleitung:RortysWerkalsBalancevonRomantik… WerwarRichardRorty(1931–2007)? RortywuchsineinemsozialistischenElternhausaufundkamschonfrühin Kontakt mit der amerikanischen Philosophie des Pragmatismus. Er genoss eine hervorragende Ausbildung in Philosophie(-geschichte). Von Anfang an interessierten ihn Fragen der Metaphilosophie (Was ist Philosophie und was kann sie leisten?). Unter anderem lehrte er 20 Jahre lang als PhilosophieprofessorinPrinceton.ZunächstgalteralsVorreiterdersprach- analytischenPhilosophie,nachderdieAnalysederSpracheimMittelpunkt des Philosophierens stehen sollte. Mit der Veröffentlichung seines ersten Hauptwerks DerSpiegelderNatur (1979) wurde Rorty weltweit bekannt. Darin kritisiert er den Repräsentationalismus und rechnet mit der sprach- analytischen Fachphilosophie als Wiederauflage der fundamentalistischen Erkenntnistheorieab.AnderenStellesolleeinePhilosophiedesGesprächs treten. Persönlich zog er daraus auch die Konsequenz, das Fach zu wech- seln und ging als Professor für humanities nach Virginia (1983–1998). In dieser Zeit veröffentlichte er sein zweites Hauptwerk Kontingenz, Ironie und Solidarität (1989). Darin zieht er die ethisch-politischen Konsequen- zen aus seinem Antirepräsentationalismus und skizziert die Utopie einer post-metaphysischen Gesellschaft liberaler Ironiker. Nach seiner Emeritie- rung lehrte er das Fach vergleichende Literaturwissenschaft in Stanford (1998–2007). Bis zu seinem Tod warb Rorty für seine Erneuerung des Pragmatismus als antiautoritäre Philosophie. Im Laufe seines Werdegangs wandte er sich immer mehr praktischen Themen zu. In der politischen StreitschriftStolzaufunserLand (1998)forderteralslinkerPatriotmitkos- mopolitischer Perspektive die akademische Linke auf, ihre theorieverliebte undpseudoradikaleZuschauerrollezuverlassen.StattderBeschränkungauf IdentitätspolitiksollesichdieLinkeals„ParteiderHoffnung“füreinesozi- aldemokratischeReformpolitikgegendiezunehmendesozialeUngleichheit engagieren.SchonfrühwarnteervorderGefahrdesRechtspopulismus. Rorty lesen ist schwierig. Der wichtigste Grund für mögliche Fehlinterpretatio- nen lautet: Es gibt mindestens „zwei Rortys“. Da ist zum einen der analytisch trainierte Philosoph mit profunden Kenntnissen der Philosophiegeschichte. Er formuliert wohlüberlegte Thesen und setzt sich konstruktiv über philosophische Einzelfragen mit den wichtigsten Kollegen seiner Zeit auf höchstem Niveau 1 Einleitung:RortysWerkalsBalancevonRomantik… 3 argumentativ auseinander.4 Aber da ist zum anderen der Provokateur. Als genia- ler Vereinfacher mit scheinbar mangelndem Tiefgang hat Rorty immer wieder mit schockierenden Thesen die Diskussion angeheizt, auch wenn er regelmäßig wiederzurückrudernmusste(Habermas2008,S.33–36).5 Auch hinter seinem eingängigen Stil lauern Interpretationsfallen. So wechselt RortyinseinenTextenständigzwischenphilosophischemArgumentierenundrhe- torischem Neubeschreiben. Dabei führt die in der Literatur gebräuchliche Alter- native „Argumentieren oder Neubeschreiben“ in die Irre. In Rortys gesamtem Werkfinden finden sich beide Techniken, allerdings ohne eine Kennzeichnung, wann jeweils der Übergang zwischen ihnen erfolgt.6 Seine rhetorischen Techni- ken der Neubeschreibung sind ebenfalls eine Quelle für Missverständnisse, etwa die häufige Anrufung von Wir-Gruppen, wie zum Beispiel: „Wir Deweyaner“ (ORT,S.211),„wiralsbraveAnhängerDarwins“(WF,S.59),„wirDavidsonia- ner“ (KOZ, S. 26). Rorty „beleiht“ damit die Autorität berühmter Autoren und praktiziertzugleichein„starkesFehllesen“(HaroldBloom)ihrerTexte.Errefor- muliert sie in einer instrumentalistischen Einstellung entsprechend der eigenen Zwecke; unter anderem durch die einseitige Auswahl von Zitaten. Selbst Ror- tys schärfste Kritiker erkennen zum Beispiel seinen Beitrag zur Renaissance des klassischen Pragmatismus an. Zugleich kritisieren sie seine Verzerrung von John DeweysPhilosophie.RortysAntwortaufdiesengängigenVorwurflautet,dasses ihmnichtumDewey-Treuegehe.ErwolledessenDenkenaufdenneuestenStand bringen. Wichtig sei, was Dewey und auch William James an manchen Stellen hätten sagen sollen, nicht was sie wirklich gesagt haben. Rorty verteidigt damit einen instrumentalistischen und kreativen im Gegensatz zu einem archivarischen UmgangmitderTradition(SO,S.9;EHO,S.9;PSH,S.xiii). Immer wieder bedient sich Rorty auch des rhetorischen Mittels der dra- matischen Zuspitzung auf exklusive Alternativen. Deren prominenteste lautet: Entweder wir werden radikale Pragmatisten in seinem Sinne oder wir bleiben platonische Metaphysiker. Diese Alles-oder-Nichts-Rhetorik steht eigentlich im WiderspruchzurantidualistischenEinstellungallerPragmatisten,zudersichauch 4DiesenRortysiehtmanunterandereminBrandom2000amWerk. 5Einberühmt-berüchtigtesBeispielhierfüristdiesaloppeFormulierunginDerSpiegelder Natur,nachderWahrheitnichtmehrsei,„alsde[r]Umstand,dassunsereMitmenscheneine Aussage–ceterisparibus–geltenlassenwerden“(SN,S.197).ZurEinordnungdiesesZitats inRortystransformativesProjektsieheAbschn.2.4. 6Die These einer erzählerischen Wende in Rortys Werk seit KIS ist daher auch nicht überzeugend.DersystematischeGrundfürRortysmethodischerUnterscheidungzwischen ArgumentierenundNeubeschreibenistseinSprachspielpragmatismusimAnschlussanden spätenWittgenstein.SiehedazuuntenAbschn.2.3.

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