Robert lanker Rontgen-Aufnahmetechnik Allgemeine Grundlagen und Einstellungen Robert Janker Rontgen Aufnahmetechnik Teil I Allgemeine Gr undlagen und Einstellungen 'Ieunte Auflage Unverandcrter Nachdruck def achten Auflage von \nnelies Stangen I. Assistentin an def Strahlenklinik Janker, Bonn 'lit 292 Abbildungen und zahlreichen Tabellen Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1976 1. Aufla~e 1945 2. Auflage 1951 3. Auflage 1962 4. Auflage 1958 5. Auflage 1961 6. Auflage 1963 7. Au flage 1966 8. Auflage 1971 9. Auflage 1976 ISBN-13: 978-3-642-96315-5 e-ISBN-13: 978-3-642-96314-8 DOl: 10.1007/978-3-642-96314-8 1.-8. Auflage erschienen im Johann Ambrosius Barth-Verlag, Frankfurt ISBN-I3: 978-3-642-96315-5 8. Auflage Verlag Johann Ambrosius Barth Das Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesonders die der Ubersetzung des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben auch bei nur auszugsweiser Verwertung vorbehalten. Bei Vervielfaltigungen rur gewerbliche Zwecke ist gemiif3 § 54 UrhG eine Vergiitung an den Verlag zu zahlen, deren Hiihe mit Verlag zu vereinbaren ist. © by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1976 Softcover reprint of the hardcover 9th edition 1976 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daf3 solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Vorwort zur achten Auflage Seit Ende 1970 ist die 7. Auflage dieses Buches vergriffen. Bei der Uberar beitung der Neuauflage muIlten im wesentlichen technische Neuerungen, insbesondere die Einbeziehung der Automatisierung in die Rontgenunter suchungstechnik, sowohl hinsichtlich des Textes als auch hinsichtlich der Abbildungen berlicksichtigt werden. Trotz der standig steigenden Anwendung der automatischen Belichtungs technik ist das Kapitel liber die Belichtung unverandert geblieben, da die Kenntnis der dort geschilderten Zusammenhange sowohl fUr das Arbeiten mit dem Belichtungsautomaten von Nutzen ist als auch dazu beitragt, eine von der Automatik unabhangige Wahl der Belichtungsdaten vornehmen zu konnen. Das Kapitel liber die Anwendung der Bildverstarker· und Fernsehtechnik ist geiindert worden. Hinzugekommen ist ein kurzes Kapitel liber die Mammo graphie, da diese Untersuchungstechnik in den letzten Jahren ihren Eingang in die Praxis gefunden hat. Allen, die beim Zustandekommen der Neuauflage geholfen haben, sei herz lich gedankt: Herrn Dr. H. Hoefer-Janker fiir seine grol3ziigige Unterstiit zung, Herrn E. Berger fUr die Anfertigung der Zeichnungen sowie fUr die Uberarbeitung der Abbildungen und Fraulein E. Wischner fUr die photo graphischen Arbeiten. Bonn, im Sommer 1971 A. Stangen Inhalt A) Allgemeine Grundlagen. . . . . . . . 11 I. Die Erzeugung von Rontgenstrahlen 11 1. Die Rontgenrohre 11 2. Der Rontgengenerator 16 II. Die Belastbarkeit der Rontgenrohre . 38 III. Die wichtigsten Eigenschaften der Rontgenstrahlen 44 1. Der Wellenlangenbereieh der Rontgenstrahlen 44 2. Die photographische Wirkung . . . . . . . . 47 3. Die Ausbreitung der Rontgenstrahlen. . . . . 47 4. Die Durchdringungsfahigkeit der Rontgenstrahlen und die Ursaehen der dabei auftretenden Schwachung 49 5. Die Fluoreszenzwirkung . 54 6. Die Ionisationswirkung . . . . . . . . . . 54 IV. Das Zustandekommen des Rontgenbildes bei Aufnahme und Durchleuchtung 56 V. Projektionsverhaltnisse 64 VI. Die photographischen Grundlagen 70 1. Das photographische Material 70 2. Der photographische ProzeJ3 . . 75 VII. Die Dunkelkammer und die Dunkelkammerarbeit 76 1. Der Dunkelkammerraum . . . . . 76 2. Die Dunkelkammerbeleuchtung 76 3. Die Einrichtung der Dunkelkammer 78 4. Der Umgang mit dem photographischen Material. 78 5. Die Beschriftung der Filme 81 6. Die Tankentwicklung . . . 81 7. Die Schalenentwicklung. . 83 8. Die Maschinenentwicklung . 84 9. Ansetzen, Wartung und Regenerierung der Bader 86 10. Die Abschwachun!5 . . . . . . . . . . . . 89 11. Die Registrierung und Archivierung der Filme . . 91 8 VIII. Die Giite des Rontgenbildes 91 1. Die geeignete Projektion 91 2. Der Kontrast 92 3. Die Zeichenscharfe . . . III IX. Die praktische Anfertigung des Rontgenbildes und die Hilfelei- stung bei Durchleuchtungen ............ 119 1. Die Wahl der Formate und des Aufnahmematerials. . 119 2. Die Lagerung des Patienten und die Hilfsmittel hierzu 122 3. Die Zentrierung der Rohre . 132 4. Die Bezeichnung der Filme 134 5. Die Belichtung. . . . . . 136 6. Die Hilfeleistung bei der Durchleuchtung 152 X. Die Aufnahme- und Durchleuchtungsverfahron 155 1. Die gewohnliche Aufnahme . . . . . . 155 2. Die Feinstfokus-VergroBerungsaufnahme 157 3. Die Stereo-Aufnahme . 161 4. Die geziclte Aufnahme 163 5. Die Kontaktaufnahme 164 6. Die Fernaufnahme . 165 7. Die Schichtaufnahme . 168 8. Die Kymographie 175 9. Die Leuchtschirmphotographie . 181 10. Die Serienaufnahme . . . . . 182 11. Die modernen Durchlcuchtungsverfahren mit dem Rontgenbild- verstiirker und dem Rontgenfernsehen 186 12. Die Rontgenkinematographie 191 13. Die Fremdkorperlokalisation . 196 14. Die Mammographie 198 XI. Die Kontrastmethoden 200 1. Die Untersuchung des Verdauungskanals 202 2. Die Darstellung der Gallenblase und der Gallenwege (Chole- cy8tographie, Cholecy8tangiographie) . . . . . . . . . .. 206 3. Die Darstellung der Nieren und der ableitenden Harnwcge . 209 4. Die Darstellung des Bronchialbaums (Bronchographie) 213 5. Die Darstellung von Gelenkhohlen (Arthrographie) . . .. 213 6. Die Darstellung der Herzhohlen und der groBen GefiiBe (Angio- kardiographie, Liivokardiographie, Aortographie) 214 7. Die Darstellung der BlutgefiiBe (Angiographie). . . . . . . 216 8. Die Darstellung der Lymphbahnen (Lymphographie) . . . . 217 9. Die Darstellung des Pneumoperitoneums und des Pneumoretro peritoneums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 9 10. Die Darstellung der Hirnkammern (Ventrilmlographie, Enze- phalographie) . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 219 II. Die Myelographie (Darstellung des Raumes zwischen dem Riickenmarksack und den Wanden des Wirbelkanals) " 219 12. Die Hysterosalpingographie (Darstellung der Gebarmutter und der Eileiter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 13. Die Sialographie (Darstellung der Speicheldriisengange) 220 14. Die Fisteldarstellung . . . . 220 B) Die normierten Rontgenaufnahmen 221 I. Allgemeine Vorbemerkungen. . 221 II. Ubersicht iiber die Aufnahmeeinstellungen . 222 1. Schadel . 228 2. Brustkorb . 290 3. Bauch 310 4. Wirbelsaule 319 5. Becken . . 334 6. Obere GliedmaJ3en 340 7. Untere GliedmaJ3en . 373 C) Der Strahlenschutz in Rontgenbetriebcn . 418 I. Verordnungen, Vorschriften, Normen 418 1. Rechtslage ........ 418 2. Verordnungen . . . . . . . 418 3. Unfallverhiitungsvorschriften 419 4. Normen . . . 419 II. Dosiseinheiten . 419 1. Das Rontgen 419 2. Das rad. . . 420 3. Das rem 420 III. Spezielle Dosisbegriffe . 420 1. Dosis und Dosisleistung 420 2. Der Rontgenwert 421 3. Die Einfalldosis 421 4. Die Oberfliichendosis 422 5. Die Fliichendosis . 422 6. Die Volumendosis 423 7. Die Gonadendosis 423 8. Die Personendosis 424 IV. Praktische Regeln fiir den Strahlenschutz in medizinischen BetriebAn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425 10 1. Schutz des Patienten bei Rontgenaufnahmen ..... 425 2. Schutz des Patienten bei Rontgendurchleuchtungen 426 V. Strahlenschutz von Arzt und Bedienungspersonal in Rontgen- betrieben. _ . . . . . . . . _ 431 1. Schutz vor Primarstrahlung . . . . . . . . . . . ., 432 2. Schutz vor Streustrahlung. . . . . . . . . . . . . _ 433 VI. SchutzmaJ3nahmen bei Rontgeneinrichtungen fUr Sonderzwecke 436 1. Durchleuchtungen am Operationsfeld . . . . . . . . 436 2. Reihenuntersuchungen . . . . . . . . . . _ . . . 436 3. SchutzmaJ3nahmen beim Arbeiten mit dem Kryptoskop 437 Stichwortverzeichnis 439 A) Allgemeine Grundlagen I. Die Erzeugung von Rontgenstrahlen 1. Die Rontgenrohre Rontgenstrahlen 1 sind elektromagnetische Schwingungen, die entsprechcnd cler Kleinheit ihrer Wellenlange, z.B. gegeniiber dem sichtbaren Licht, ganz bestimmte Eigenschaften aufweisen. Rontgenstrahlen entstehen, wenn in einem luftleeren Raum Elektronen, das sind kleinste negative Elektrizitats· teilchen, /reigemacht, 8tark be8chleunigt und p16tzlich abgebrem8t werden. Dieser Vorgang geschieht in der Rontgenrohre, die im Prinzip aus einem luft· leeren Glaskolben mit zwei in seine Enden eingeschmolzenen Elektroden, cler Katode und der Anode besteht (Abb. 1). 4 6 7 3 Abb. 1. Der Allfball einer R6ntgenr6hre (schematisch). 1 Wandung des Glaskolbens, 2 Katode, 3 Fokussier· oder Sammelvorrichtung, 4 Wolfram-Heizwendel, 5 Anode, 6 Elektronenstrom = Katodenstrahlen, 7 Brennlleck oder Fokus, 8 R6ntgenstrahlen Rei den heute ausschlieI3lich vorwendeten Gluhkatodenrohren besteht dio Katode aus einem zylindrisch gewickelten Draht aus Wol/ram, der GLUh oder Heizwendel, und einem Metallteil mit muldenformiger Vertiefung, der Sammel- oder FokU88iervorrichtung (auch Katodentopf genannt). Der Katode gegeniiber liegt die Anode, die ganz oder teilweise aus Wolfram besteht. Freigemacht werden clie Elektronen dadurch, daB man die Heizwendel in oinen elektrischen Stromkreis mit einer Spannung von 8-12 Volt (Heiz- 1 Wilhelm Conrad Rontgen, geb. 27.3. 1845 in Lennep (Rhld.), entdeckte an der universitat WOrz burg 1895 cine neue Art von Strahlen. Er selbst bezeichnete sie als X-Strahlen; ihm zu Ehren werden sic auch Rilntgenstrahlen genannt. 12 spannung) legt und sie dadurch auf WeiI3glut (etwa 2000° C) erhitzt. Bei so hoher Temperatur treten Elektronen aus dem festen Metallgefiige der Heiz wendel nach allen Richtungen hin aus. Dadurch aber, daI3 die Fokussiervor richtung das gleiche (negative) elektrische Potential besitzt wie die Heiz wendel, werden sie gesammelt und zu einem engen Bundel geformt (fo kussiert). Die Beschleunigung der Elektronen erfolgt durch Anlegen einer Hochspan nung an die Elektroden der Rohre, so daI3 die Katode negativ und die Anode positiv ist. Die negativen Elektronen werden von der negativen Katode abge stoI3en und von der positiven Anode angezogen: Durch die Rohre flieI3t mit einer hohen Geschwindigkeit von 100000 km pro Sekunde und mehr (100000 km pro Sekunde entspricht einem Drittel der Lichtgeschwindigkeit) ein Elektronenstrom (= Rohrenstrom), der in Milli ampere (rnA) gemessen wird. Beschleunigte Elektronen werden auch als Katodenstrahlen bezeichnet. Infolge der hohen Beschleunigung prall en die eng gebundelten (fokussierten) Elektronen mit groI3er Energie auf eine verhiiltnismiiI3ig kleine Fliiche dcr Anode, den Brennfleclc oder Fokus auf. Ihre Energie wird bei diesem Brems vorgang zum allergroI3ten Teil in Wiirme umgewandelt, zu einem geringon Prozentsatz (ca. 1%) jedoch entstehen Rontgenstrahlen. Die starke Wiirmeentwicklung beim Aufprall der Elektronen ist eine sehr unerwunschte Begleiterscheinung, da es bei Uberhitzung des Anodenma terials zur ZerstOrung der Rohre kommen kann. Aus diesem Grunde werdon die Anoden aus Wolfram mit dem hohen Schmelzpunkt von 3400° C herge stellt. Bei modernen Hochleistungsrohren ist man dazu ubergegangen, eine sehr temperaturbestiindige Legierung aus W oi/ram und Rhenium zu verwenden. Die Erwiirmung eines Brennflecks ist umso groI3er, je kleiner die Fliiche ist, auf die sich die Energie der Elektronen verteilen kann. Zur Erreichung einer gunstigen Wiirmeverteilung soli der Brennfleck also eine gewisse Ausdehnung haben. Dieser sind jedoch deswegen Grenzen ge setzt, weil von der Kleinheit eines Brennflecks die Gute der Rontgenauf nahme hinsichtlich der Schiirfe abhiingt (vgl. Seite 116). Beiden Anforderungen kommt der Strichfokus nach GOtze (Abb. 2) entgegen. $eitenansicht Draufsichf I' 1 1:1 I I !1 _ 3 ___I I Abb. 2. Die Ausbildung des Brenntlecks bei einer Strichfokusrohre (schematisch). 1 Brenntlecklage, 2 Auftreff-Flache der Elektronen (wahre oder thermische BrenntleckgroJle), 3 Projektlon des wahren Brenntlecks (optische oder wirksame BrenntleckgroBe), ex. = Anodenwinkel