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Römische Werte und römische Literatur im frühen Prinzipat PDF

296 Pages·2011·1.754 MB·German
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Römische Werte und römische Literatur im frühen Prinzipat Beiträge zur Altertumskunde Herausgegeben von Michael Erler, Dorothee Gall, Ludwig Koenen, Clemens Zintzen Band 275 De Gruyter Römische Werte und römische Literatur im frühen Prinzipat Herausgegeben von Andreas Haltenhoff Andreas Heil Fritz-Heiner Mutschler De Gruyter Gefördert mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des SFB 537 der Technischen Universität Dresden ISBN 978-3-11-021298-3 e-ISBN 978-3-11-021327-0 ISSN 1616-0452 LibraryofCongressCataloging-in-PublicationData RömischeWerteundrömischeLiteraturimfrühenPrinzipat/herausgegeben vonAndreasHaltenhoff,AndreasHeil,Fritz-HeinerMutschler. p.cm.−(BeiträgezurAltertumskunde,ISSN1616-0452;Bd.275) Includesbibliographicalreferencesandindex. ISBN978-3-11-021298-3(hardcover:alk.paper) 1. Latin literature − History and criticism − Early works to 1800. 2. Rome − Civilization. 3. Rome − Politics and government − 30 B.C.− 284 A.D. I. Haltenhoff, Andreas, 1959− II. Heil, Andreas, 1969− III.Mutschler,Fritz-Heiner. IV.Title. V.Series. PA6146.A2R66 2011 870.91001−dc22 2010044925 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternet überhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. (cid:2)2011WalterdeGruyterGmbH&Co.KG,Berlin/NewYork Druck:Hubert&Co.GmbH&Co.KG,Göttingen (cid:2)GedrucktaufsäurefreiemPapier PrintedinGermany www.degruyter.com Inhalt Einleitung Andreas Haltenhoff (Dresden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 I. Werte und politisch-poetische Strategien Die res publica restituta des Augustus im Spiegel augusteischer Dichtung. Das kleine Problem mit der Freiheit Fritz-Heiner Mutschler (Dresden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Princeps und poeta auf dem Palatin. Eine intermediale Analyse von Properz 2,31 Andreas Heil (Dresden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Num recte sit Livius ab imperatore Augusto Pompeianus appellatus. Ein Fall möglicher Ambivalenz im Liviustext Peter Witzmann (Dresden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 II. Werte und soziale Rollen Werte und soziale Rollen in der Atticus-Vita des Cornelius Nepos Jochen Sauer (Bochum) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 Imagines vitae oder Lebensführung als Programm. Neue Formen biographischer Selbstkonstruktion in der Kaiserzeit Helmut Krasser (Gießen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 Wertorientierung, Rollenbewußtsein und Kommunikationspragmatik in den Briefen des Jüngeren Plinius Andreas Haltenhoff (Dresden) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 VI Inhalt III. Werte und literarische Innovationen Die Stadt der Gerichte. Das Öffentliche und das Private in der römischen Deklamation Mario Lentano (Siena) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 Sine ullis imaginibus nobilem animum! Valerius Maximus und das Rom der neuen Werte Helmut Krasser (Gießen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Palam muttire plebeio piaculum est. Die Fabeln des Phaedrus als literarische Kommunikationsform in der frühen Kaiserzeit Ursula Gärtner (Potsdam) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Stellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .287 Einleitung Andreas Haltenhoff (Dresden) Die Errichtung des römischen Prinzipats durch Augustus war eine der er- staunlichsten Leistungen der Geschichte. Erstaunlich nicht nur, weil es Augustus für seine Person gelang, die einmal errungene außerordentliche Macht zu behaupten – sein Adoptivvater Caesar hatte einen solchen Ver- such noch mit dem Leben bezahlt –, sondern auch, weil die von ihm ge- schaffene politische Ordnung für Jahrhunderte Bestand hatte. Begabung und Glück sind Faktoren, die sich kaum umgehen lassen, wenn man sich um eine Erklärung des historischen Phänomens bemüht; doch entziehen sie sich naturgemäß einem analytischen Zugriff, und sie leisten auch wenig oder nichts für das Verständnis der späteren Erfolgsgeschichte eines Sy- stems, dessen Fortbestand nach dem Tode des ersten Prinzeps keineswegs als sicher gelten konnte. Hier liegt die Frage näher, welche Mechanismen, die für die Erzeugung und Erhaltung politischer und sozialer Ordnungen im allgemeinen bestimmend sind, sich am Prinzipat aufzeigen lassen, wie man sich ihre Funktion vorzustellen hat und wie gerade Augustus sie zu nutzen verstand. Eine theoretische Grundlage, die Probleme dieser Art auf innovative Weise zu behandeln erlaubt, hat der Sonderforschungsbereich 537 „Institutionalität und Geschichtlichkeit“ an der TU Dresden (1997-2008) bereitgestellt. Das latinistische Teilprojekt, betitelt „Der römische mos maiorum von den Anfängen bis in die augusteische Zeit. Literarische Kommunikation und Werteordnung“, konnte davon zunächst für die Bear- beitung der republikanischen Epoche profitieren;1 anschließend sollten die _____________ 1 Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in zwei Sammelbänden zusammenge- faßt: M. BRAUN, A. HALTENHOFF, F.-H. MUTSCHLER (Hgg.), Moribus antiquis res stat Romana. Römische Werte und römische Literatur im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr., München/Leipzig 2000; A. HALTENHOFF, A. HEIL, F.-H. MUTSCHLER (Hgg.), O tempora, o mores! Römische Werte und römische Literatur in den letz- ten Jahrzehnten der Republik, München/Leipzig 2003. Der vorliegende Band soll die Reihe abschließen. Aus der letzten Arbeitsperiode des Projektes hervorgegan- gen, enthält er zum überwiegenden Teil Beiträge, die im Herbst 2009 vollendet wurden. Der Aufsatz über Plinius ist erst 2011 hinzugekommen; für die daraus ent- 2 Andreas Haltenhoff bereits erprobten und forschungspraktisch weiterentwickelten Konzepte dem Verständnis des Prinzipats zugutekommen. Resultate dieser Arbeits- phase werden in diesem Band dargeboten. Die einzelnen Beiträge, die ich in meiner Einleitung kurz vorstellen möchte, stammen zum einen Teil aus der Feder der Dresdener Projektbeteiligten, zum anderen Teil wurden sie von auswärtigen Kollegen verfaßt, die unserem Unternehmen über Jahre hinweg durch ein gemeinsames Sachinteresse verbunden waren. Um das Profil dieses Unternehmens kenntlicher zu machen, sind im folgenden die forschungsleitenden Grundannahmen des SFB 537 und ihre Beziehung auf die Thematik des Teilprojektes bündig zu skizzieren. Die Theorie der Institutionalität bezeichnet solche Ordnungen als institu- tionell, die ihre Prinzipien und Geltungsansprüche symbolisch, d. h. mittels unterschiedlich verfaßter Zeichensysteme, repräsentieren und dadurch identitäts- und kohärenzstiftend auf sich zurückwirken. In der Dynamik dieses Wirkungszusammenhanges gründet zugleich der eigentümliche Aggregatzustand zwischen Wandel und intendierter Dauer, den wir unter- schiedlichen historischen Ordnungsformen intuitiv zuschreiben und den wir im je bestimmten Falle analytisch aufzuschließen versuchen: hier im Falle der res publica Romana. Die ungewöhnliche Stabilität der inneren Ordnung des römischen Ge- meinwesens, die zugleich als eine wesentliche Bedingung für dessen äuße- ren Erfolg aufgefaßt werden muß, beruhte nicht nur auf der Wirksamkeit einer zweckmäßigen Organisation der politischen Machtausübung, sondern mindestens ebensosehr auf der verpflichtenden Kraft eines komplexen Regel- und Wertsystems, das nach römischem Verständnis alter Tradition entstammte und deshalb mos maiorum, „die Sitte der Vorväter“, genannt wurde. Gerade die römischen Werte, gleichsam der unumstrittene Kernbe- stand des mos maiorum, gaben dem individuellen und kollektiven Handeln eine verbindliche Orientierung; als maßgebliche Strukturelemente der so- zio-kulturellen Ordnung Roms gewährleisteten sie zugleich deren Stabili- tät. Ihre symbolische Repräsentation, die im Sinne der institutionellen Ana- lyse diese Stabilisierungsleistung trägt, findet in der Literatur nicht ihr einziges, gewiß aber ein besonders wichtiges Medium. Daß die römischen Werte als zentraler Inhalt des mos maiorum dort häufig begegnen, ist nichts Neues; daß die Ordnung des Handelns, die sie strukturieren, in den Texten nicht nur gespiegelt wird, sondern daß diese auch auf sie zurück- wirken können, ist eine wichtige Folgerung aus dem beschriebenen Institu- tionalitätskonzept. Eine einseitige Funktionalisierung der Literatur, die von _____________ standene Verzögerung der Drucklegung muß der Verfasser seine Mitautoren um Nachsicht bitten. Einleitung 3 deren künstlerischen Eigengesetzlichkeiten absähe, soll das nicht bedeuten; jedoch verlagert sich der Fokus der Betrachtung bei diesem Ansatz stärker auf ihre Rolle als Medium der Kommunikation. Die literarische Kommu- nikation, die Produktions- und Rezeptionsprozesse ihrer Texte sind selbst Teil des gesellschaftlichen Handlungszusammenhanges, dessen Struktur und Dynamik aufzuklären ist, und sie machen von dem umfassenden kultu- rellen Symbolsystem Gebrauch, das diese Struktur und Dynamik ganz wesentlich mitbestimmt. Das bedeutet zugleich, daß die pragmatische Di- mension der Texte stärker berücksichtigt werden muß, als es dem her- kömmlichen philologischen Zugang zu „römischen Werten und römischer Literatur“, etwa der „Wertbegriffsforschung“, entsprach.2 Der Umgang mit römischen Werten in der literarischen Kommunikation ist textsorten- und situationsbezogen, und das heißt nicht nur: an die je besonderen Haltungen und Absichten von Autor – bzw. Sprecher – und Publikum gebunden, son- dern auch: durch unterschiedliche „Kommunikationsräume“ und die in ihnen gültigen Regeln des inhaltlich und formal Angemessenen determi- niert.3 Die dadurch erzeugte Selbststabilisierung des Wertediskurses konn- te insofern die Ordnung des sozialen Handelns verstetigen helfen, als er selbst ein Teil dieses Handelns war; und nicht zuletzt trug dies zur Heraus- bildung und Festigung eines kulturellen Identitätsbewußtseins unter den Kommunikationsteilnehmern bei. Inwiefern können nun der institutionenanalytische Ansatz und die bislang erzielten Ergebnisse für das Verständnis der Entwicklungen in der Augu- steischen Zeit fruchtbar gemacht werden? Der politische Systemumbruch von der Republik zum Prinzipat ordnete die Machtverhältnisse innerhalb des römischen Gemeinwesens völlig neu. Daß diese Neuordnung von Dau- er sein konnte, war keine Selbstverständlichkeit und erklärt sich gewiß nicht ausschließlich aus der Verfügungsmacht des Prinzeps über physische Zwangsmittel, d. h. das militärische Oberkommando. Die Frage liegt daher nahe, ob institutionelle Strukturen, welche bereits den Bestand der alten, republikanischen Ordnung gesichert hatten, eine solche Stabilisierungslei- _____________ 2 Siehe dazu A. HALTENHOFF, Römische Werte in neuer Sicht? Konzeptionelle Per- spektiven innerhalb und außerhalb der Fachgrenzen, in: A. HALTENHOFF, A. HEIL, F.-H. MUTSCHLER (Hgg.), Römische Werte als Gegenstand der Altertumswissen- schaft, München/Leipzig 2005, 81-105, bes. 96-100. (Der Sammelband ist aus ei- ner Tagung im Rahmen des SFB 537 hervorgegangen, die im Jahre 2003 Vertreter der drei altertumswissenschaftlichen Teildisziplinen Klassische Philologie, Alte Geschichte und Klassische Archäologie zusammenführte, um Probleme und Chan- cen einer aktuellen Beschäftigung mit römischen Werten zu diskutieren.) 3 A. HEIL, Literarische Kommunikation in der späten römischen Republik. Versuch einer Topographie, in: HALTENHOFF, HEIL, MUTSCHLER (wie Anm. 1), 5-50. 4 Andreas Haltenhoff stung auch für die neue, monarchische Ordnung erbrachten und auf diese Weise womöglich den Systemumbruch selbst weniger tiefgreifend erschei- nen lassen konnten. Hierbei an den mos maiorum und das römische Wert- system zu denken liegt um so näher, als der Begründer des Prinzipats, Au- gustus, nicht nur an jene Tradition anzuknüpfen, sondern sie geradezu neu befestigt zu haben beanspruchte und sich allenthalben bemühte, im Bezug auf sie seiner Herrschaft Legitimität zu verschaffen. Freilich bediente sich Augustus damit einer kalkulierten politischen Strategie. Wie das propagandistische Schlagwort der res publica restituta die tatsächliche Differenz zwischen alter und neuer Machtverteilung nicht aufhob, so konnte auch die Funktion des römischen Wertsystems unter dem Prinzipat nicht mehr genau dieselbe sein wie zu den Zeiten der Re- publik. Damals war die Senatsaristokratie der Träger des mos maiorum gewesen, der die Konkurrenzen innerhalb der Führungsschicht für lange Zeit konsensuell einhegen und dadurch die innere Stabilität des Gemein- wesens sichern konnte. Durch die übersteigerten politischen Ambitionen Einzelner war dieser Konsens brüchig geworden: für konservative Römer gleichbedeutend mit dem Verlust der res publica. Nachdem der Machtan- spruch Caesars die republikanische Ordnung zerstört hatte, bahnte der endgültige Sieg Oktavians einer monarchischen Ordnung den Weg. Hatte der mos maiorum ehemals dazu beigetragen, die Konkurrenzen innerhalb der Senatsaristokratie zu regulieren, so kam es nun darauf an, auf seiner Grundlage die Kooperation mit dem Prinzeps sicherzustellen. Für den dis- kursiven Umgang mit dem römischen Wertsystem konnte das nicht ohne Folgen bleiben. Doch war dieser Umgang immer schon in einem beträcht- lichen Maße flexibel gewesen, und dies konnte auch gar nicht anders sein: die darin wirksamen Symbolisierungen enthalten als solche stets ein dy- namisches Moment der Interpretation. Somit ist der mos maiorum, sind die römischen Werte prinzipiell unterschiedlich interpretierbar und lassen sich entsprechend den Absichten, welche die mediale Kommunikation bestim- men, innerhalb gewisser Grenzen auch manipulieren. Dies macht ja die Dynamik der institutionellen Ordnung insgesamt aus und erklärt auch de- ren Tendenzen einer zu- oder abnehmenden Stabilität. Im Rahmen der skizzierten übergreifenden Fragestellung und Forschungs- perspektive behandelt der vorliegende Band drei Themenfelder. Es versteht sich, daß eine erschöpfende Darstellung hier nicht zu erreichen ist, viel- mehr sollen die Probleme anhand ausgewählter Beispiele beleuchtet wer- den. Zunächst (I. Werte und politisch-poetische Strategien) wird danach gefragt, wie erfolgreich die Versuche des Augustus waren, eine Deutungs- hoheit über den mos maiorum zu gewinnen, und welche Gegenbewegun- gen zu diesem Bestreben sich aufzeigen lassen, gerade im Medium der

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