FranzPilny Risse und Fugen in Bauwerken Springer-Verlag Wien GmbH Prof. Dr.-Ing. Franz Pilny Direktor des Institutes fUr Baukonstruktionen und Festigkeit an der Technischen Universitat Berlin Das Werk ist urheberrechtlich geschtitzt. Die dadurch begrtindeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder iihnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 1981 by Springer-Verlag Wien Ursprunglich erschienen bei Springer Vienna 1981. Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1981 Mit 67 Abbildungen ISBN 978-3-7091-2296-9 ISBN 978-3-7091-2295-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-7091-2295-2 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Pilny, Franz: Risse und Fugen in Bauwerken / Franz Pilny. - Wien; New York: Springer, 1981. VORWORT Wie auf vie len Gebieten der Technik hat die systematische Sich tung und ein bequemer Zugriff zu auch im Bauwesen eine Bew~hrtem fast eben sa groBe Bedeutung erlangt wie die einzelne Informa tion selbst. Die Erfahrungen in einer langj~hrigen Gutachter- und Beratert~tigkeit zeigten u. a., daB eine st~ndig wachsende Stofftille und eine immer schwierigere und mangelhafte Ubersicht zur mittelbaren Ursache von werden kann. Selbst sp~teren Sch~den Baupraktiker erkennen bisweilen in der Fachliteratur bereits be handelte Fehler nicht rechtzeitig, denn allzuoft stehen dort viel Uberholtes und nur scheinbar Zukunftweisendes mit Wichtigem nebeneinander. Es kann dadurch manchmal sehr schwer sein, ftir die Grundlage anstehender Entscheidungen eine einigermaBen ge rechtfertigte Auslese an Erkenntnissen zu treffen. Nur weit ver streut zu findende Informationen und zu sehr in die Tiefe gehende Abhandlungen machen diese Aufgabe auch besonders zeitaufwendig. Schwierigkeiten dieser Art soll dieses Buch mindern helfen. Es behandelt ein Gebiet, in dem auch heute noch ein groBer Teil der Schadensursachen zu suchen ist. Durch Herausarbeiten der maBge benden Gesetzm~Bigkeiten sollte es m6g1ich sein, manchen Fehl vorzubeugen. Die ersten drei Abschnitte enthalten daher schl~gen in kurzgefaBter Form die auch rechnerisch erfaBbaren bauphysi kalischen Vor "allem den Baupraktikern sollten da Zusammenh~nge. bei die von wechselnden Lehrmeinungen befreiten M6g1ichkeiten einer theoretischen Erfassung nahegebracht werden. Zur Ursachen findung und als Hilfe in m6g1ichen Streit- oder Zweifelsf~llen ist die Beschreibung anwendbarer MeBverfahren gedacht. Die Kennt nis, in welcher Gr6Benordnung Veranderungen an Bauteilen infol ge von Temperatur und Feuchtigkeit zu erwarten sind, und wie diese oft schadensverursachenden Werte sp~ter meBtechnisch zu er fassen sind, gibt den Verantwortlichen nicht nur ein Geftihl der Sicherheit, sie ist auch eine der Voraussetzungen, Nachprtifungen rechtzeitig zu veranlassen. VI Die Schwierigkeit durch die noch nicht allgemein vollzogene Um stellung auf das neue Einheitensystem wird durch die in den drei Anhangen umgerechneten und beigefligten Zusarnrnenstellungen der benotigten Baustoffkennwerte beseitigt. Die sonst nur auf mehrere Fachblicher verteilt zu findenden Zahlenangaben sind im Tempera turbereich ausreichend erweitert nachzuschlagen. Nebenbei waren textlich auch einige im Laufe der Zeit widersprlichlich gewordene Ausdrucksweisen zu bereinigen. Den AnstoB, einmal all das, was an Erkenntnissen in oft harter Auseinandersetzung zwischen Theorie, Normung und praktischer Er fahrung gewonnen wurde, auch zu Papier zu bringen, verdanke ich Herrn Professor K. Sattler. Die Durcharbeitung bis zur vorlie genden Form ware nicht ohne die groBe Hilfe meiner Mitarbeiterin nen, Frau M. Strunk und Frau E. Komoll, der Herren Assistenten Dr. H. Rabe und Dipl.-Ing. J. Neugebauer sowie der Techniker und der Manner der Werkstatt, die bei den Versuchen maBgebende Ar beit leisteten, gelungen. SchlieBlich habe ich auch den Herren Professor H. Dornbke und Dipl.-Ing. N. Hinsche zu danken, die durch das Lesen der Reinschrift viele Unzulanglichkeiten zu ver meiden halfen. Berlin, im Februar 1981 Franz Pilny INHALTSVERZEICHNIS 1. Einleitung und Stoffabgrenzung 1 2. Umwelteinfltisse 4 2.1. Warme 5 2.1.1. Warmeleitung 6 2.1.2. Warmestrahlung 10 2.1.3. Warmeentzug durch Niederschlage 16 2.1.4. Tagestemperaturverlauf 16 2.1.5. Jahrestemperaturverlauf 18 2.2. Feuchtigkeit 19 2.2.1. Regenmenge und Regendauer 19 2.2.2. Luftfeuchtigkeit 21 3. Baustoffverhalten 25 3.1. Thermische Veranderungen 26 3.1.1. Ternperatur 26 3.1.2. Stationare Ternperaturverteilung 39 3.1.3. Zeitabhangige Temperaturverteilung 44 3.1.4. Spezifische Warmekapazitat c 48 3.1.5. Warmeleitzahl A 49 3.1.6. Langen-Ausdehnungskoeffizient «r 52 3.1.7. Temperaturleitfahigkeit a 55 3.1.8. Warmespeicherkennwert S 57 3.2. Hygrische Veranderungen 59 3.2.1. Feuchtigkeitsdehnung 60 3.2.2. Wasseraufnahme 64 3.2.3. Wasseraufsaugfahigkeit 79 3.2.4. Wassereindringvermogen 82 3.2.5. Wasserundurchlassigkeit 85 3.2.6. Wasserdampfdiffusion 86 4. Risse 103 4.1. RiBursachen 104 4.1.1. Temperaturanderung 107 4.1.2. Feuchtigkeitsanderung 113 VIII 4.1.3. Unterschiedliche Verformbarkeit 120 4.1.4. Behinderte Verformung 123 4.1.5. Aufgezwungene Verformung 126 4.2. RiBverhalten 130 4.3. RiBbeseitigung 139 4.3.1. Beseitigung von Rissen in Oberfl~chen- schichten 139 4.3.2. Beseitigung von Bauwerks-Spaltrissen 145 5. Fugen 158 5.1. Berechnung der Fugenflankenwege 160 5.2. Offene Fugen 169 5.3. Verschlossene Fugen 177 5.3.1. Harter FugenverschluB 177 5.3.2. Kornhaufwerk-FUllung 185 5.3.3. Plastische FUllung 188 5.3.4. Unbelastbare Wand- und Deckenfugenprofile 194 5.3.5. Belastbare BodenfugenverschlUsse 198 5.4. Gedichtete Fugen 204 5.4.1. Konstruktive (belUftete) Fugen 204 5.4.2. Elastischer DichtstoffverschluB 207 5.4.3. UberbrUckungen 222 5.4.3.1. Dichtungsbahnen 222 5.4.3.2. Fugenbander 228 5.4.4. Dichtende Profile 244 Anlage 1. Bauphysikalische Kennwerte 9,A.c.ar.p,S2' 254 Anlage 2. Dampfsattigungsdruck tiber Wasser und Eis in Abhangigkeit von der Temperatur in N/m2 = Pa 263 Anlage 3. Taupunkttemperaturen in Abhangigkeit von der relativen Luftfeuchtigkeit in % 266 Literaturverzeichnis 270 Sachverzeichnis 276 1. Einleitung und Stoffabgrenzung Innerhalb aller Bauschaden nehrnen die Risse mit etwa 42 % einen vorrangigen Platz ein. Flir den Nichtfachmann sind sie der Inbe griff beginnender Zerstorung. Sie werden daher oft zu Unrecht in ihren Auswirkungen tiberschatzt, zumal auch bei Fachleuten mancbmal nur sehr unvollstandige Vorstellungen tiber RiBursachen und -entstehung vorhanden sind. Zur Beurteilung der Gefahrlich keit dieser Schadensart begnligt man sich in der Regel auch heute noch mit dem Aufbringen von Gipsbrlicken. Deren ausreichende Emp findlichkeit wird unterstellt, aber von den Moglichkeiten, aus Verlauf, Form, Wiederkehr und RiBrandbewegungen nicht nur auf Ur sache,sondern auch auf zuklinftiges Verhalten zu schlieBen, wird kaum Gebrauch gemacht. Ursachenerkennung hat bei ingenieurwissenschaftlichem Denken zwangslaufig ein Uberlegen zur Folge, weshalb ein bestimmtes RiB bild entsteht, und auf welche Weise Risse vermieden werden konn ten. Nur in wenigen Fallen der Praxis sind derartige Schaden auf auBere aktive Krafte, auf zu groSe Eigengewichte oder Nutzlasten zurlickzuflihren. Viel haufiger werden sie durch behinderte Ver formungen (Zwange) hervorgerufen, die infolge von Temperaturanderungen Feuchtigkeitsaufnabme und - abgabe last- und zeitabhangige Langenanderungen Stlitzensenkungen oder Widerlagerverschiebungen oder frostbedingte Hebungen des Baugrundes eintreten konnen und den Baustoff hinsichtlich seines Verfor mungsvermogens tiberfordern. 2 Es entsprieht der Eigenart am Boden stehender Bauwerke, daB die aus physikalisehen GrUnden entstehenden L~ngen~nderungen, die genaugenommen Raurninhalts~nderungen sind, bei Behinderung urn so st~rkere Kraftwirkungen auslBsen kBnnen, je grBBer das Quer sehnittswiderstandsmoment des betroffenen Bauteiles und die Stei figkeit des verwendeten Baustoffes sind. Als unerwartetes Ergeb nis erweisen sieh dadureh groBquersehnittige und steife Bauteile meist als riBanf~lliger als leieht verformbare weiehe Glieder. Ein in Natur und Teehnik Grundsatz, den Baustoff ge bew~hrter w~hren zu lassen, tr~gt aueh hier zu einer vorteilhaften LBsung bei. Im Falle von Rissen heiBt dies, sieh einstellende L~ngen ~nderungen und Versehiebungen nieht dureh ausreiehend groBe Be messung und vom Baustoff ertragbare Spannungen zu verhindern, sondern dem Bauwerk eine Gestalt zu geben, die eine sehadens freie Form~nderung erlaubt. HierfUr bietet sieh als "gewollter RiB" die Fuge an. FUr die Bew~ltigung der Aufgabe, Sehadensfreiheit zu erzielen, stehen ~ wie zurneist in der Teehnik - mehrere Wege offen: Man kanneinen anderen Baustoff wahlen, ihn in seinen Eigensehaf ten verbessern oder aber konstruktiv wirksame MaBnahmen treffen (z. B. Einbau von Gleitfolien), die den Beanspruehungszustand mildern kBnnen. Wie so oft bringt aber eine zun~ehst besteehend erseheinende LBsung, wie die der Fuge, zahlreiehe weitere - manehmal unge ahnt groBe - Sehwierigkeiten mit sieh. Das Beherrsehen der Fu gendiehtigkeit bei Randbewegungen und unter sehr ausgepr~gtem KlimaeinfluB bedurfte urnfangreieher Versuehe und gestalteriseher Uberlegungen. Der allgemein empfehlenswerte Grundsatz, Schwie rigkeiten nicht gleich meistern zu wollen, sondern besser zu nachst nach MBglichkeiten zu suchen, sie von Anfang an zu ver meiden, fUhrte u. a. auch zu den offenen Fugen. Andererseits zwang die kUhne, architektonisch beeindruckende Gestaltung man eher GroBbauten oft zu Fugendichtungen, die in allen drei Aehs richtungen Randverschiebungen von mehreren Zentimetern auf die Dauer ertragen muBten.