Perspektiven kritischer Sozialer Arbeit JJoonnaatthhaann KKuuffnneerr- Eger Risikoorientierte Rationalisierung Sozialer Arbeit Verwerfungen der Berufsidentität in der Bewährungshilfe Perspektiven kritischer Sozialer Arbeit Band 31 Reihe herausgegeben von Roland Anhorn, Darmstadt, Deutschland Johannes Stehr, Darmstadt, Deutschland In der Reihe erscheinen Beiträge, deren Anliegen es ist, eine Perspektive kritischer Sozialer Arbeit zu entwickeln bzw. einzunehmen. „Kritische Soziale Arbeit“ ist als ein Projekt zu verstehen, in dem es darum geht, den Gegenstand und die Auf- gaben Sozialer Arbeit eigenständig zu benennen und Soziale Arbeit in den gesell- schaftspolitischen Kontext von sozialer Ungleichheit und sozialer Ausschließung zu stellen. In der theoretischen Ausrichtung wie auch im praktischen Handeln steht eine kritische Soziale Arbeit vor der Aufgabe, sich selbst in diesem Kontext zu begreifen und die eigenen Macht-, Herrschafts- und Ausschließungsanteile zu reflek- tieren. Die Beiträge in dieser Reihe orientieren sich an der Analyse und Kritik ord- nungstheoretischer Entwürfe und ordnungspolitischer Problemlösungen – mit der Zielsetzung, unterdrückende, ausschließende und verdinglichende Diskurse und Praktiken gegen eine reflexive Soziale Arbeit auszutauschen, die sich der Wider- sprüche ihrer Praxis bewusst ist, diese benennt und nach Wegen sucht, innerhalb dieser Widersprüche das eigene Handeln auf die Ermöglichung der autonomen Le- benspraxis der Subjekte zu orientieren. Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/12405 Jonathan Kufner-Eger Risikoorientierte Rationalisierung Sozialer Arbeit Verwerfungen der Berufsidentität in der Bewährungshilfe Jonathan Kufner-Eger Wien, Österreich Dissertation Universität Wien, 2018 ISSN 2512-1235 ISSN 2512-1251 (electronic) Perspektiven kritischer Sozialer Arbeit ISBN 978-3-658-28519-7 ISBN 978-3-658-28520-3 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-28520-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany „Da Sozialarbeit und Sozialpädagogik als ‚Arbeit mit An- deren‘, unabhängig davon, wie die beiden Praxisfelder ihren Auftrag wenden und wandeln, und unabhängig da- von, wozu sie sich selbst beauftragen, immer auch eine (wohlfahrts- und kontroll-)staatliche Aufgabe zu erfüllen haben, die üblicherweise dann einsetzt, wenn ein Zu- stand, ein Vorgang oder die Handlung einer bestimmten Gruppe die zugestandenen Normalitätsbreiten überschrei- ten und Interventionsnotwendigkeiten postuliert werden, sind sie besonders gefordert, die Thematisierungsweisen und Praktiken, in die sie involviert sind [und die sie auch aus sich selbst hervorbringen, möchte man anmerken; Anm. JKU] und die unter anderem soziale und pädagogi- sche Herausforderungen in Pathologien wandeln, zu er- kennen und zu reflektieren“ (Ralser 2010a, S. 136). Danksagung Am Ende eines solchen langjährigen Projektes angelangt, vermengen sich Eupho- rie und Wehmut ob des letzten Zeichens, das man an den tatsächlichen Schluss gesetzt hat. Ebbt dieser leicht verwirrende Seelenzustand ab, stellt sich im dank- baren Innehalten in voller Gestalt dar, was stets währenddessen gegenwärtig war und gleichsam das Fundament bedeutet, auf dem dieses Forschungsprojekt ruht. Mannigfache emotionale, freundschaftliche wie intellektuelle Verbindungslinien zu Menschen, die diese Arbeit auf unterschiedliche Weise unterstützt, angetrieben, aufgefangen, ermöglicht haben. Ich brauche gar nicht auf eine wissenschaftliche Gepflogenheit zurückzugrei- fen, die es vorsieht, dass der Dissertationsbetreuer an dieser Stelle zuerst genannt wird. Dies ist allenfalls der geringste aller Gründe dafür, warum ich Arno Pilgram so sehr und so herzlich meinen Dank aussprechen möchte. Und wiewohl für einen Dissertanten rein pragmatische Faktoren immer wieder essenziell für den Arbeits- fortschritt sein mögen – wie bspw. die Möglichkeit, relativ spontane Austausch- und Ansprechmöglichkeiten mit seinem Betreuer pflegen zu können –, ist es viel mehr als diese wertschätzende und unkomplizierte Haltung, die mir unentwegt ent gegengebracht wurde. Unter den zahlreichen Aspekten, die ich als unglaublich wertvolle Unterstützung und Hilfestellung erlebt habe, möchte ich lediglich zwei erwähnen, die miteinander verbunden sind: Zum einen, dass Kritik an und Wider- spruch zu von mir aufgestellten Behauptungen stets weiterführende, ermöglichen- de gedankliche Freiräume eröffnet hat und zum anderen, dass ich ein akzeptie- rendes, gleichsam auch herausforderndes Zutrauen verspürt habe, welches ein – oftmals in die Irre führendes – intellektuelles Ausprobieren ermöglichte. Und so vieles mehr, danke! Johannes Stehr und Roland Anhorn haben mir in den vergangenen Jahren durch ihre kontinuierliche Auseinandersetzung mit Positionsbestimmungen So- zialer Arbeit im Sinne einer kritischen, quasi selbstbezichtigenden Lesart, stetige Anhalts- wie auch immer wieder neue Ausgangspunkte für weiterführende Er- kundungen auf diesem Terrain ermöglicht. Dass sie mir nun die Option geboten haben, meine Dissertation hier einzureihen, empfinde ich als unheimlich grandios – herzlichen Dank dafür! VIII Dank Helga Cremer-Schäfer verdanke ich nicht nur viele, dem Gefühl nach: zahllo- se Stunden hochgradig erkenntniserweiternder wie -tragender Lektüre, sondern auch und darüber hinausgehend, dass sie mir mithilfe ihrer umfassenden, inspi- rierenden Rückmeldungen zu diesem Projekt, einen erweiterten Blickwinkel auf dasselbe ermöglicht und daran anschlussfähige Perspektiven eröffnet hat. Elisabeth Hammer, Marc Diebäcker und Josef Bakic haben – wahrscheinlich ohne es zu wissen – mir v. a. zu Beginn meiner Ausbildung, aber auch später so viele spannende Orientierungspunkte geboten, wie die Figur Soziale Arbeit ge- dacht und hinterfragt werden kann, dass ich mich nun für keinen einzelnen entscheiden möchte. Einzig glücklich nur, dass es nach wie vor zahllose Gelegen- heiten gibt, mich dafür an einem Wirtshaustisch zu revanchieren. * * * für stab1l3.blum3, also für Diana. Die mich nachdenklich; und nachdenkend macht. für Freda & Gustav Meinen Freund*innen. Meiner Familie. Inhalt Anstelle eines Vorwortes: The Elephant in the Room – let’s meet him! 1 1 Rahmung der Studie: Forschungsstand und -defizite, Forschungsfragen und -ziele 11 1.1 Aktueller Debattenstand und Forschungsdefizite. . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.2 Forschungsfragen und Forschungsziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 2 Theoretische Verortung und Rahmung der Studie 51 2.1 Vergesellschaftung und die Politik der Institutionen des Wohlfahrtstaates von dem Vorgang der sozialen Ausschließung her gedacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 2.2 Die Institution „Verbrechen & Strafe“ und…. . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 2.3 ... die Institution „Schwäche & Fürsorge“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 2.4 Von der Institution „Schwäche & Fürsorge“ zur Institution „Risiko(-management) & Sicherung“? Entwicklungskontinuitäten und -brüche – insgesamt uneinheitlich und widersprüchlich . . . . . . . . . .71 2.5 Soziale Arbeit als Grenzbearbeiterin, performativ gedacht. . . . . . . . . . . . 81 2.6 Ein Brückenschlag zum empirischen wie methodologischen Teil des Forschungsberichts: Die Steuerung von Verhalten durch das Selbstbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .85 3 Methodologie, Methode und konkrete Umsetzung Ein Vorgehen nach Adele E Clarkes Situationsanalyse 89 3.1 Die Situationsanalyse nach Adele E. Clarke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 3.2 Anwendung, Reflexion und Datenmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 4 Historische Retrospektive der institutionalisierten Bewährungs - hilfe entwicklung Mit einem besonderen Augenmerk auf die Wissens- und Methodengenese 111 X Inhalt 4.1 Bewährungshilfe-Alt - Bewährungshilfe-Neu. Entwicklungslinien von den 1970er Jahren her gedacht und bis zum Abschluss des Generalvertrags 1994 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 4.1.1 Basisdemokratische Beteiligungskultur und Dezentralisierung. . . . . . 112 4.2 Vom Generalvertrag 1994 bis zum Ende der Ära Herbert Leirer 2003. „Das Tun als Leistung definieren“ oder von der Etablierung einer wirkungsorientierten, sozialen Dienstleistungsorganisation. . . . . . . . . . 119 4.2.1 Regionale Koordination. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 4.2.2 Fachbereiche: „Eigenmarken“ – „koordiniertes Konkurrenzverhältnis“ – „unverwechselbare Identitäten“. . . . . . . . . 126 4.2.3 Prekäre Umweltbedingungen – Neuausrichtung der Strategie . . . . . . 129 4.2.4 Kriminalpolitischer Kurswechsel – Anpassung an eine kurzatmige und zunehmend unberechenbare Kriminalpolitik. . . . . . 130 4.2.5 Budgetkrisen und -adaptierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 4.2.6 Neuausrichtung der Strategie – Leitbild 1997, Geschäftsführungskonzept 1999, Marktführerschaft und Marktdurchdringung 2000. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 4.2.7 ORGANE – Kulminationspunkt einer Zeitenwende . . . . . . . . . . . 137 4.2.8 Organisation Neu – der Name ist Programm. Vom VBSA zu NEUSTART . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 4.2.9 Unterschiedliche Debatten- und Konfliktebenen – ORGANE als „hochattackiertes Pulverfass“ . . . . . . . . . . . . . . . . 143 4.2.9.a „Der Überfall“ – Konfliktlinien zwischen Belegschaft und Leitungsebene. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 4.2.9.b „Die Dominanz des Managements“ – Konfliktlinien auf Leitungs- und Vorstandsebene. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 4.2.10 Der Beginn paradigmatischer Transformationsprozesse der Fachlichkeit. Standardisierung, Dokumentationswesen und die Implementierung des Qualitätshandbuchs. . . . . . . . . . . . . . . 148 4.2.11 Kontrollfunktion und erste Schritte in Richtung Opferhilfe, Deliktverarbeitung und Risikoorientierung in der Bewährungshilfe. . . 152 4.2.12 Das Fortbildungsprogramm als Zerrspiegel der Fachlichkeit . . . . . . . 156 4.2.13 Abschluss von ORGANE und die Bestellung einer neuen Geschäftsführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158