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Richard Dawkins: Der blinde Uhrmacher dtv - Zeit-wen.de PDF

468 Pages·2005·1.48 MB·German
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Richard Dawkins: Der blinde Uhrmacher Ein neues Plädoyer für den Darwinismus dtv Sachbuch Das Buch William Paley, ein Theologe des 19. Jahrhunderts, formulierte einen Gottesbeweis, der Argumentationsgeschichte gemacht hat: Eine Uhr beispielsweise in ihrer komplexen Konstruktion und perfekten Funktion kann nicht durch blinden Zufall ent- standen sind, sondern nur nach dem Plan eines Uhrmachers. Und ebenso muß alles Leben, das ja einen noch weit größeren Grad an Komplexität und Sinnfälligkeit aufweist, von einem Schöpfergott erschaffen worden sein. Paleys Analogie zwi- schen Uhr und Lebewesen ist falsch, das Argument von der Zweckmäßigkeit des Universums kein Beweis für die göttliche Existenz. Charles Darwin gab eine weitaus zutreffendere Erklärung für die Entwicklung des Lebens: Die natürliche Selektion ist ein unbewußter, automatischer, blinder und den- noch nicht zufälliger Prozeß; sie kann nichts planen, vorherse- hen oder erkennen. Und will man ihr in der Natur die Rolle eines Uhrmachers zugestehen, so kann man sie allenfalls einen blinden Uhrmacher nennen. Darwins Theorie der natürlichen Selektion ist für Richard Dawkins eine absolut plausible und wahre Theorie. Sein Buch ist eine anregende Einführung in den Darwinismus und unter- richtet auf brillante Weise über die Probleme, denen sich die Evolutionsbiologie gegenübersieht. Mit Witz, Intelligenz und profundem Wissen bringt Dawkins den Leser dazu, sich über das scheinbar Selbstverständliche Gedanken zu machen: über die eigene Existenz. Der Autor Richard Dawkins, geboren 1941, studierte in Oxford Biologie und hat dort bei Niko Tinbergen promoviert. Seit 1970 ist er Pro- fessor am New College in Oxford. Sein Buch Das egoistische Gen (1978) ist ein Standardwerk der modernen Evolutions- biologie geworden. Richard Dawkins: Der blinde Uhrmacher Ein neues Plädoyer für den Darwinismus Mit 12 Abbildungen Aus dem Englischen von Karin de Sousa Ferreira Deutscher Taschenbuch Verlag D Ungekürzte Ausgabe Mai 1990 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München © 1986 Richard Dawkins Titel der amerikanischen Originalausgabe: The Blind Watchmaker © der deutschsprachigen Ausgabe: 1987 Kindler Verlag GmbH, München ISBN 3-463-40078-2 Umschlaggestaltung: Celestino Piatti Umschlagabbildung: Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin (William Blake, The Ancient of Days, kolorierte Grafik) Umschlagfoto (Rückseite): Kindler Verlag GmbH, München Satz: Compusatz GmbH, München Druck und Bindung: C.H. Beck’sche Buchdruckerei Nördlingen Printed in Germany • ISBN 3-423-11261-1 Für meine Eltern Richard Dawkins: Der blinde Uhrmacher 6 Vorwort Dieses Buch ist in der Überzeugung geschrieben, daß unsere eigene Existenz zwar früher einmal das größte aller Rätsel war, heute aber kein Geheimnis mehr darstellt, da das Rätsel gelöst ist. Gelöst haben es Darwin und Wallace, auch wenn wir ihrer Erklärung wohl noch eine Zeitlang Fußnoten anfügen werden. Ich schrieb dieses Buch, weil ich überrascht war, daß so viele Leute diese elegante und schöne Lösung dieser tiefgreifend- sten aller Fragen nicht nur nicht kannten, sondern die meisten sich auch – so unglaublich es scheint – nicht einmal bewußt waren, daß es da überhaupt eine Frage gab, auf die man eine Antwort brauchte. Es geht um das Problem des komplexen Entwurfs oder Bau- plans. Der Computer, auf dem ich diese Worte schreibe, hat eine Speicherkapazität von etwa 64 Kilobyte (ein Byte ist die Einheit, die ein Schriftzeichen eines Texts speichert). Der Com- puter wurde bewußt geplant und mit Überlegung hergestellt. Das Gehirn, mit dem der Leser meine Worte aufnimmt, ist eine Anordnung von einigen zehn Millionen Kiloneuronen. Viele dieser Milliarden Nervenzellen haben mehr als tausend »elek- trische Drähte«, die sie mit anderen Neuronen verbinden. Auf der Ebene der Molekulargenetik enthält jede einzelne dieser mehr als eine Billion Zellen eines Körpers mehr als tausendmal soviel präzis kodifizierte Information wie mein ganzer Com- puter. Der Komplexität der lebenden Organismen entspricht die elegante Leistungsfähigkeit ihres scheinbaren Entwurfs, ihres angeblichen Bauplans. Wenn jemand behauptet, diese ungeheure Menge an Komplexität schreie nicht nach einer Erklärung, dann gebe ich auf. Natürlich gebe ich nicht auf, denn eines meiner Ziele in diesem Buch ist es ja, etwas von dem unglaublichen Wunder der biologischen Komplexität an jene weiterzuvermitteln, deren Augen diesem Wunder noch nicht geöffnet sind. Wenn ich dann das Geheimnis aufgebaut habe, besteht mein zweites Hauptziel in diesem Buch darin, es wieder abzubauen, indem ich die Lösung erkläre. Richard Dawkins: Der blinde Uhrmacher 7 Erklären ist eine schwierige Kunst. Man kann etwas erklären, so daß der andere die Worte versteht; und man kann etwas erklären, so daß der andere es im innersten Mark fühlt. Um letzteres zu erreichen, ist es manchmal nicht genug, dem ande- ren die Beweise leidenschaftslos vorzulegen. Man muß zum Anwalt werden und sich der Tricks eines Anwalts bedienen. Dieses Buch ist keine nüchterne wissenschaftliche Abhand- lung. Es gibt auch solche Bücher über den Darwinismus, und viele von ihnen sind hervorragend und lehrreich und sollten zusammen mit diesem Buch gelesen werden. Dieses Buch ist nicht so sehr nüchtern und distanziert geschrieben, sondern, wie ich gestehen muß, teilweise mit einer Leidenschaft, die in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift Kritik herausfor- dern könnte. Natürlich will es informieren, aber es will auch überreden und sogar – man kann sein Ziel nennen, ohne ver- messen zu sein – begeistern. Ich möchte den Leser inspirie- ren, unsere eigene Existenz als Geheimnis zu verstehen, das auf den ersten Blick atemberaubend ist; gleichzeitig möchte ich ihm das Aufregende an der Tatsache vermitteln, daß für dieses Geheimnis eine unserem Verständnis zugängliche, elegante Lösung gefunden wurde. Mehr noch, ich möchte den Leser davon überzeugen, daß die Darwinistische Weltsicht nicht nur zufällig richtig ist, sondern daß sie die einzige bekannte Theo- rie ist, die das Geheimnis unserer Existenz überhaupt lösen konnte. Das macht sie zu einer besonders guten Theorie. Vieles spricht dafür, daß der Darwinismus nicht nur auf diesem Pla- neten zutrifft, sondern im gesamten Universum gilt, wo immer Leben gefunden werden mag. In einer Beziehung jedoch möchte ich mich dringend von berufsmäßigen Anwälten distanzieren. Ein Jurist oder Politi- ker wird dafür bezahlt, daß er seine Leidenschaft und seine Überzeugungskraft einbringt im Namen eines Klienten oder einer Sache, die er persönlich vielleicht gar nicht vertritt. Ich habe dies nie getan und werde es auch nie tun. Kann sein, daß ich nicht immer recht habe, aber mir ist die Wahr- heit sehr wichtig, und ich sage nie etwas, woran ich nicht glaube. Ich erinnere mich, wie schockiert ich war, als ich Richard Dawkins: Der blinde Uhrmacher 8 einen Universitäts-Debattierklub besuchte, um mit Anhängern des Kreationismus zu diskutieren. Beim Abendessen nach der Debatte saß ich neben einer jungen Dame, die einen recht überzeugenden Vortrag zugunsten des Kreationismus gehalten hatte. Sie selbst konnte eigentlich gar kein Anhänger dieses Glaubens sein, also bat ich sie, mir ehrlich zu sagen, warum sie sich so verhalten hatte. Sie gab offen zu, sie habe lediglich ihre Debattierkunst geübt und es als eine größere Herausforderung empfunden, eine Position zu vertreten, an die sie nicht glaube. Offenbar ist es in den Debattierklubs der Universitäten üblich, daß man den Sprechern einfach vorschreibt, welche Seite sie zu vertreten haben. Die eigenen Überzeugungen haben damit nichts zu tun. Ich war von weit her angereist, um die unange- nehme Aufgabe zu erfüllen, eine öffentliche Rede zu halten, denn ich glaubte an die Wahrheit des Themas, das vorzutra- gen man mich gebeten hatte. Als ich merkte, daß die Mitglieder des Klubs die Themen als Vehikel für Argumentationsspiele benutzten, entschloß ich mich, in Zukunft Einladungen von Debattierklubs auszuschlagen, soweit sie das unehrliche Ver- fechten von Fragen ermutigen, bei denen die wissenschaftliche Wahrheit auf dem Spiel steht. Aus Gründen, die mir nicht ganz klar sind, scheint der Dar- winismus in stärkerem Maße einer Verteidigung zu bedürfen als ähnlich etablierte Wahrheiten in anderen Zweigen der Naturwissenschaft. Die meisten von uns verstehen weder die Quantentheorie noch Einsteins Theorie der speziellen und der allgemeinen Relativität; aber das an sich veranlaßt uns noch nicht, gegen diese Theorien zu sein. Anders als beim »Einstei- nismus« scheinen Kritiker mit den verschiedensten Graden von Unbedarftheit im Darwinismus eine Art Freiwild zu sehen. Ein Problem am Darwinismus ist, so nehme ich an, daß, wie Jacques Monod scharfsinnig bemerkt hat, jeder meint, er verstünde ihn. Er ist wirklich eine erstaunlich einfache Theo- rie – kindisch einfach, könnte man meinen, im Vergleich zu fast der gesamten Physik und Mathematik. Im Kern ist er nichts anderes als die Idee, daß nichtzufällige Reproduktion weitrei- chende Konsequenzen hat, wenn erbliche Variation besteht Richard Dawkins: Der blinde Uhrmacher 9 und genügend Zeit vorhanden ist, so daß diese Konsequenzen kumulieren können. Aber es spricht viel dafür, daß diese Ein- fachheit täuscht. Man darf nicht vergessen: So einfach die Theorie auch scheinen mag, sie ist von niemandem gedacht worden, bis Darwin und Wallace sie Mitte des 19. Jahrhun- derts entdeckten – fast 300 Jahre nach Newtons Principia und mehr als 2000 Jahre, nachdem Eratosthenes die Erde gemes- sen hat. Wie konnte eine so einfache Idee von Forschern wie Newton, Galilei, Descartes, Leibniz, Hume und Aristoteles so lange unentdeckt bleiben? Warum mußte sie auf zwei vikto- rianische Naturforscher warten? Warum haben Philosophen und Mathematiker sie übersehen? Und wie kommt es, daß eine derart überzeugende Idee noch immer nicht wirklich in das öffentliche Bewußtsein eingedrungen ist? Es sieht fast so aus, als wäre das menschliche Gehirn spe- zifisch dafür eingerichtet, den Darwinismus mißzuverstehen und schwer verständlich zu finden. Man denke etwa an die Frage des »Zufalls«, oft auch als blinder Zufall dramatisiert. Die große Mehrheit derer, die den Darwinismus angreifen, stürzt sich mit fast unziemlichem Eifer auf den irrigen Gedanken, daß nichts andres an ihm sei als willkürlicher Zufall. Da lebende Komplexität die genaue Antithese des Zufalls darstellt, ist es offensichtlich leicht, den Darwinismus abzulehnen, wenn man ihn für gleichbedeutend mit Zufall hält! Es wird eine meiner Aufgaben sein, diesen hartnäckigen Mythos, daß der Darwi- nismus eine Theorie des »Zufalls« sei, zu zerstören. Aber wir scheinen noch auf andere Weise prädisponiert, den Dar- winismus anzuzweifeln: Unser Gehirn ist dafür gebaut, sich mit Ereignissen zu befassen, die nach vollkommen anderen Zeitmaßstäben erfolgen als jene, die für den evolutiven Wandel charakteristisch sind. Wir sind dafür gerüstet, Vorgänge zu beurteilen, die Sekunden, Minuten, Jahre oder höchstens Jahr- zehnte dauern. Der Darwinismus ist eine Theorie so langsa- mer kumulativer Vorgänge, daß es bis zu ihrem Abschluß zwi- schen Tausenden und Millionen von Jahrzehnten dauern kann. Alle unsere intuitiven Urteile darüber, was wahrscheinlich ist, erweisen sich um viele Größenordnungen falsch. Unser fein Richard Dawkins: Der blinde Uhrmacher 10 eingestellter Apparat der Skepsis und subjektiven Wahrschein- lichkeitstheorie versagt um einen gewaltigen Faktor, ist er doch – ironischerweise von der Evolution selbst – darauf eingerich- tet worden, in einer Lebenszeit von nur wenigen Jahrzehnten wirksam zu sein. Es erfordert Phantasie, dem Gefängnis des uns vertrauten Zeitmaßes zu entfliehen, und ich werde versu- chen, dabei zu helfen. Eine dritte Beziehung, in der unser Gehirn prädestiniert zu sein scheint, dem Darwinismus Widerstand entgegenzusetzen, hat mit unserem großen Erfolg als schöpferische Planer zu tun. Unsere Welt ist von Meisterwerken der Ingenieurtechnik und von Kunstwerken beherrscht. Wir sind ganz und gar an den Gedanken gewöhnt, daß komplexe Eleganz ein Indikator für vorausgegangene geschickte Planung ist. Dies ist wahrschein- lich der überzeugendste Grund dafür, daß die überwältigende Mehrheit aller Menschen an einen übernatürlichen Gott ge- glaubt hat oder glaubt. Es bedurfte eines gewaltigen Sprungs der Vorstellungskraft, um Darwin und Wallace erkennen zu lassen, daß es – entgegen aller Intuition – eine andere Möglich- keit gibt, eine – ist sie erst einmal verstanden – viel plausiblere Möglichkeit, wie aus ursprünglicher, uranfänglicher Einfach- heit ein komplexer »Plan« entstehen kann. Dieser Sprung der Vorstellungskraft ist so groß, daß bis heute viele anscheinend immer noch nicht dazu bereit sind. Der Hauptzweck dieses Buches ist es, dem Leser »auf diesen Sprung zu helfen«. Autoren hoffen natürlich, daß ihre Bücher einen bleiben- den und nicht nur einen flüchtigen Eindruck machen. Aber jeder Advokat muß, abgesehen von dem zeitlosen Teil seiner Beweisführung, auch auf zeitgenössische Verfechter entgegen- gesetzter oder scheinbar entgegengesetzter Ansichten einge- hen. Es besteht ein gewisses Risiko, daß einige dieser Mei- nungsverschiedenheiten, so hitzig sie heute auch toben mögen, in kommenden Jahrzehnten schrecklich veraltet erscheinen. Immer wieder wird das Paradoxon erwähnt, daß Darwin in der ersten Auflage von The Origin of Species seine Sache überzeugender dargestellt habe als in der sechsten. Und nicht ohne Grund: In den späteren Auflagen sah Darwin sich

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Richard Dawkins: Der blinde Uhrmacher. Ein neues Plädoyer für den. Darwinismus. Mit 12 Abbildungen. Aus dem Englischen von. Karin de Sousa Ferreira.
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