Hans-Jürgen Warnecke Revolution der Unternehmenskultur Das Fraktale Unternehmen 2. Auflage UnterMitwirkung von Dipt.-Ing. ManfredHüser Mit96Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Dr.h.c. mult. Dr.-Ing.Hans-Jürgen Warnecke OrdentlicherProfessor undInhaberdesLehrstuhlsfürindustrielleFerti gungundFabrikbetrieb derUniversitätStuttgart. LeiterdesFraunhofer-InstitutsfürProduktionstechnikundAutoma tisierung (IPA), Stuttgart. SeitOktober1993PräsidentderFraunhofer-GesellschaftzurFörderung derAngewandtenForschung e.V.,München. DieersteAuflageerschien unter demTitel:"DieFraktale Fabrik" DieDeutscheBibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Warnecke,Hans-J.:RevolutionderUnternehmenskultur:DasFraktaleUnternehmen 2.Auflage(1.AuflageunterdemTitel:DieFraktaleFabrik) Hans-JürgenWarneckeunterMitwirkungvonManfredHüser Berlin;Heidelberg;NewYork;London;Paris;Tokyo;HongKong;Barcelona;Budapest; Springer,1993 ISBN978-3-540-57196-4 ISBN978-3-662-13405-4 (eBook) DOI10.1007/978-3-662-13405-4 DiesesWerkisturheberrechtlichgeschützt.DiedadurchbegründetenRechte,insbeson derediederÜbersetzung,desNachdrucks,desVortrags,derEntnahmevonAbbildungen undTabellen,derFunksendung,derMikroverfilmungoderderVervielfältigungaufande renWegenundderSpeicherunginDatenverarbeitungsanlagen,bleiben,auchbeinur auszugsweiserVerwertung,vorbehalten.EineVervielfältigungdiesesWerkesodervon TeilendiesesWerkesistauchimEinzelfallnurindenGrenzendergesetzlichenBestim mungendesUrheberrechtsgesetzesderBundesrepublikDeutschlandvom9.September 1965inderjeweilsgeltendenFassungzulässig.Sieistgrundsätzlichvergütungspflichtig. ZuwiderhandlungenunterliegendenStrafbestimmungendesUrheberrechtsgesetzes. © Springer-VerlagBerlinHeidelberg1993 Ursprünglicherschienen beiSpringer-VerlagBerlinHeidelberg NewYork1993. DieWiedergabevonGebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungenusw.indie semWerkberechtigtauchohnebesondereKennzeichnungnichtzuderAnnahme,daß solcheNamenimSinnederWarenzeichen-undMarkenschutz-Gesetzgebungalsfreizu betrachtenwärenunddahervonjedermannbenutztwerdendürfen.Sollteindiesem WerkdirektoderindirektaufGesetze,VorschriftenoderRichtlinien(z.B.DIN,VDI,VDE) Bezuggenommenoderausihnenzitiertwordensein,sokannderVerlagkeineGewähr fürdieRichtigkeit.VollständigkeitoderAktualitätübernehmen.Esempfiehltsich,gege benenfallsfürdieeigenenArbeitendievollständigenVorschriftenoderRichtlinieninder jeweilsgültigenFassunghinzuzuziehen. Umschlagentwurf:Konzept&Design,llvesheim Typografie:de'blik,Berlin DruckhausBeltz,Hemsbach SatzundGrafiken:Lewis&Leins,Berlin 60/3020-GedrucktaufsäurefreiemPapier 5 Vorwort zur zweiten Auflage Das vorliegende Buch erschien in ersterAuflage imJahre 1992 unter dem Titel 'Die Fraktale Fabrik - Revolution der Unternehmenskultur'. Seitdem hat sowohl das Buch als auch das Themain Kreisen der Wirtschaft und der Wissenschaftbrei tes Interessegefunden.DerveränderteTitel 'Revolution der Un ternehmenskultur - Das Fraktale Unternehmen' spiegelt die mittlerweile nachgewiesene Gültigkeit der Ansätze über den ei gentlichen Produktionsbetrieb hinaus wider. Gleichzeitig wird auch einer Entwicklung Rechnung getragen, die sich bei den vorliegenden Umsetzungserfahrungen in der Industrieerkennen ließ:Bereiche innerhalb eines Unternehmens sind so stark ver netzt,daß ein isoliertes Betrachten beispielsweise der Produkti on außerhalb des Gesamtzusammenhangesnichtsinnvoll ist. Im Laufe der vergangenen Monate seit dem ersten Erschei nen konnten Beispiele und Erfahrungsberichte gesammelt wer den, welche die Ansätze und Thesen nachhaltig bestätigen. Ei nige dieser Beispiele sind in dievorliegende zweite Auflageauf genommen. Ich danke den Firmenleitungen für ihre Un terstützung und die Bereitschaft, ihr Unternehmen beispielhaft darstellen zu lassen. Namentlich danke ich den Herren Heinen, Lapp,Sehradeund Tikart. Darüber hinaus gilt mein Dank jenen Mitarbeitern meines Instituts,die durch ihre engagierte Projektarbeitin der Industrie dazu beitragen, daß die Prinzipien des Fraktalen Unternehmens in ersten Anwendungsfällen zum Einsatz kommen. Hervorhe ben möchte ich Herrn Dipl.-Ing. Matthias Hartmann und Herrn Dipl.-Ing. Mathias Kirchhoff, die als Projektleiter an verant wortlicherStelletätig sind.Weiterhin danke ich den an der Pro jektbearbeitung beteiligten Diplomingenieuren Jochen Braun, Bernd Opitz und [örgGnammfürdiesorgfältigeDokumentation der Sachverhalte,insbesondere aber wiederum Herrn Dipl-Ing, Manfred Hüser für die Koordination und inhaltliche Abstim mung der Überarbeitung. Hans-JürgenWarnecke Stuttgart, imJuli1993 7 orwort z ersten Auflage Die sich seit 100 Jahren vollziehende enorme wirtschaftliche Entwicklung hat insbesondere in den USA, in Europa und in Japan einen hohen Lebensstandard für viele Menschen ermög licht. Als Verursacher und Träger dieser Entwicklung hat die wertschöpfende Industrie materielle Güter mit einem immer besseren Preis-Leistungsverhältnis geschaffen. Der Schlüssel zu diesem Erfolg war die Massenproduktion mit mechanisierten Arbeitsmaschinen und an Fließbändern mit hoher Ar beitsteilung und -vereinfachung, so daß sinkende Herstell kosten und Preise mit steigender Kaufkraft einhergingen. Die Kapitalinvestitionen in immer höher automatisierte Arbeitsma schinen zahlten sich über die Steigerung der Arbeitsprodukti vität aus.Die Methoden, ein Unternehmen zu organisieren und Mitarbeiter zu führen, wurden immer weiter verfeinert, wobei Wirtschaft und Wissenschaft sich wechselseitig befruchteten. Leitlinienoder Paradigmenblieben konstant, und man extrapo lierte in die Zukunft: Mit immer leistungsfähigerer Informati onstechnik wird die Datenverarbeitung zur Informations- und letztlich Wissensverarbeitung. Damit wird die Planbarkeit und Beherrschbarkeitvon Abläufen steigen,auch das komplexe Sy stem Fabrik wird früher oder später weitgehend automatisiert sein.SoentstanddasBildvon derFabrikder Zukunft. Gerade aber die intensive Beschäftigung mit diesem Weg, der durch das Schlagwort CIM,der Integration allerrechnerun terstützten Funktionen in einem Unternehmen,gekennzeichnet ist,führt zu Zweifeln,vielleichtweniger an der weiteren Steige rung der technischen Machbarkeitalsan der Sinnfälligkeit.Das zugrunde liegende deterministische Weltbild mit bekannten oder beientsprechendem Forschungsaufwand erkennbaren Zu sammenhängen zwischen Ursache und Wirkung ist nicht aus reichend, da es nur für abgegrenzte Teilbereiche der Realität gilt. In den modemen Naturwissenschaften, insbesondere der Physik, ist diese Erkenntnis inzwischen akzeptiert, der Mathe matiker kennt die Schwierigkeit bis Unmöglichkeit, ein System 8 mit vielen Elementen, die mehrfache, häufig nichtlineare Be ziehungen untereinander haben, zu erfassen und zu berechnen. Man kann dann nur noch mit Wahrscheinlichkeiten, Nähe rungen und Unschärfen arbeiten und ständig versuchen, Ord nung in das Chaos zu bringen. In der Praxisbedeutet dies, daß jeweils nur das hervorstechendste Problem behandelt werden kann, wobei schon morgen wieder ein anderes relevant sein kann und über die gesetzten Prioritäten unterschiedliche An sichten bestehen. Wenn wir dieses aber als Realitätakzeptieren, die in abseh barer Zeit, vielleicht sogar niemals, besser zu erfassen und zu gestalten ist,dann müssen wirunsere Sichtweisen ergänzen und entsprechend handeln.Diejetzterreichte schnelle weltweite In formation und Kommunikation läßt uns eine turbulente kom plexeWelterkennen, ihre Dynamikstelltjedeerworbene Positi on wieder in Frage.Damit sind auch unsere bisherigen Leitlini enfürUnternehmensorganisation,Mitarbeiterführungoder Pro duktionsstrukturen neu zu überdenken.Wirbefinden uns in ei ner Revolution. Die bisherigen Formen der Leistungserstellung haben einen sehr hohen Reifegraderreicht. Siesind somit in ei nem Zustand, wo mit noch so hohem Aufwand nur noch ein gegenNullgehenderGrenznutzenzuerreichen ist.NeueAnsät ze drücken sich aus in Schlagworten und Methoden wie strate gische Allianzen, Reduzierung der Komplexität, Konzentration der Kemgebiete, Senkung der Fertigungstiefe, Gemeinkosten Wertanalyse, Segmentierung, Bildung von Fertigungszellen, Gruppenarbeitoder schlankes Management. Esistdie Frage,ob nicht dieserVielfaltder angebotenen Lösungen Gemeinsamkei ten zugrunde liegen, die in einem ganzheitlichen Ansatz zu er fassensind. Der Begriff 'Fraktale Fabrik' stellt den Versuch dar, die Überlegungen und Erscheinungen in Wissenschaft und Wirt schaft auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Es geht vor allemersteinmal umein Bewußtmachen, dasVoraussetzung für eine mentale Veränderung ist. Dabei bin ich mir bewußt, daß der Begriff'Fraktal' nicht besonders eingängigist, da er auch in 9 der Wissenschaft noch relativ neu ist. Er wurde geprägt für die Beschreibung von Organismen und Gebilden in der Natur, die mit wenigen, sich wiederholenden Bausteinen zu sehr vielfälti gen komplexen, aber aufgabenangepaßten Lösungen kommt. Wesentliche Merkmale sind Selbstorganisation, Selbstopti mierung und Dynamik. So muß auch ein Unternehmen als le benderOrganismus aufgefaßtwerden.Gerade das Produktions unternehmen unterliegt in einer Marktwirtschaft, deren Ziel die Befriedigung von Bedürfnissen ist - also an sich ein sehr humanbezogener Aspekt -, einem der Natur entsprechenden sehrharten Ausleseprozeß. Dieses muß und wird auch so blei ben, wenn Marktwirtschaft ihr ureigenstes Ziel weiter erfüllen soll und sie nicht über zu weit gehende andere Zielsetzungen verzerrt wird, indem zum Beispiel notwendige Struktur anpassungen verhindert werden. Marktwirtschaft funktioniert nach dem Prinzip der Fraktale: Selbstorganisation und Selbst optimierung in kleinen schnellen Regelkreisen. Jeder erbringt einen Nutzen für einen anderen und erhält dafür einen Gegen wert. Produzieren muß als Dienstleistung betrachtet werden. Ein Produktionsunternehmenistnach diesem Grundsatzintern und extern zu gestalten.Arbeitsteilung und strenge Funktionsorien tierung im Unternehmen haben das Dienstleistungsbewußtsein und die direkte Kommunikation mit dem Abnehmer, sei es der interne Kollege oder der externe Kunde, abhanden kommen lassen.FürzuvieleMitarbeitersind dieBeziehungen desUnter nehmens zu seiner Außenwelt nicht relevant. Wir brauchen dringend die direkte Kommunikation auf der horizontalen Lei stungsebene anstatt der Weisung und Information über vertika le Hierarchieebenen. Fraktale kommunizieren direkt mit ent sprechenden Fraktalen der Zulieferanten bzw. der Abnehmer. Fraktale können weltweit verteilt sein. Durch Selbstorganisati on wählen sie jeweilsdie Methoden, zum Beispielfür Planung und Steuerung, aus und wenden die Automaten und Rechner an, die zum Erfüllen ihrer Aufgabezweckmäßig sind.Wirblei ben damit bei einer sehr hohen Vielfalt der Lösungen. Das 10 Führenund Strukturiereneines Unternehmenswird damitnicht einfacher, sondern schwieriger. Der einzelne Mitarbeiter oder die Mitarbeitergruppe wird mehr gefordert. Zielsetzungen, Ab stimmungen und Anpassungen erfolgen über Netzwerke. Das Bilden und Managen solcher Netzwerke zur Information und Kommunikation ist die personelle, organisatorische und techni sche Herausforderungder Zukunft. Der Autor nimmt nicht in Anspruch, mit diesem Buch grundsätzlich Neues zu sagen, sondern es ist ein Versuch, die erkennbaren Tendenzen und Fallbeispiele aus der Praxis in ei nen Gesamtzusammenhangzu stellen und einenganzheitlichen Ansatz herauszuarbeiten. Er möchte damit zur Bewußtseinsbil dung und Orientierung in der gegenwärtigendritten industriel len Revolutionbeitragen. An der Erarbeitung dieses Buches hat mein Mitarbeiter, Herr Dipl.-Ing. Manfred HüsersehrstarkenAnteil. Das bezieht sich sowohlauf die inhaltlicheDiskussionwie auch auf die Ge staltung von Text und Bild. Ich danke ihm herzlich für sein außerordentliches Engagement. Eine Reihe weiterer Mitarbeiter des Fraunhofer-Institutes für Produktionstechnik und Automa tisierung (IPA) hat sich zu einem Arbeitskreis zusammenge schlossen, die Gedanken begeistert aufgegriffen und an den Überlegungen mitgewirkt. Ich danke ihnen ebenfalls und möch te stellvertretend namentlich Herrn Dr.-Ing. Dipl.-Math. Her mann Kühnle danken, der die Hauptabteilung Unternehmens planung und -steuerung leitet, sowie Herrn Gerhard Spengler, M.A., der als freier Mitarbeiter an den redaktionellen Arbeiten beteiligt war. Dem Springer-Verlag bin ich dankbar, daß er das Manu skript aufgenommen hat und das Buch in kurzer Zeit fer tigstellen konnte. Ich hoffe auf eine gute Resonanz beim Leser, der esals Betroffenerin Wirtschaft und Wissenschaftoderinter essierterBeobachterzur Hand nimmt. Hans-IürgenWamecke Stuttgart, imMai 1992 Geleitwor Weran die Industrie denkt, denkt an ihre Erzeugnisse.In ihnen spiegeln sich Wünsche und Ängste, Urteile und Vorurteile. Zu Rechtbestehtdie Meinung,daß die Produkte der Industrie, daß Autos und Flugzeuge,Computer und Fernseher, Kugelschreiber und Fotokopierer unsere Lebenswelt stark verändert haben. DieseVorstellungenthältjedoch allenfallsdie Hälfte derWahr heit. Historisch gesehen haben nicht die Erzeugnisse, sondern vielstärker die Methoden ihrer Herstellung die Kulturgeschich te,und nicht nur diese,bestimmt. Schon imAltertum trug man gewebteGewänder, aber erst der mechanische Webstuhl mach te Textilien zum Konsumartikel. Die Produktionsmethode von Eisenund Stahl, diesichinvorchristlichen Zeiten inVorderasi en entwickelte,hat den Laufder Geschichte vermutlich stärker beeinflußt, alsesuns diean Schlachten und Herrschergestalten festgemachte Historie ahnen läßt. Es ist daher unserem heuti gen Selbstverständnis adäquat, daß sich mit der Entwicklung der Produktionstechnik (E.P.T.) ein maßgeblicher Bereich der Technikwissenschaften beschäftigt. Ihm entstammt das vorlie gende Buch. Die im vorigen Jahrhundert einsetzende Industrialisierung war eine Folge der Nutzung der von [ames Watt wesentlich verbesserten Dampfmaschine, also eine Änderung der Pro duktionstechnik. Da die Antriebsenergie zunächst nur mecha nisch übertragbar war, mußten die von einer Dampfmaschine angetriebenen Arbeitsmaschinen an einem Ort konzentriert werden. Es entstand die Fabrik. Ihr Wahrzeichen ist bis auf den heutigen Tag der zum Dampfkessel gehörige Schornstein. Die Industrialisierung war die Folge des Wandels der Bedeu tung des Produktionsfaktors Energie. Erwar schon immerTeil jedes Produktionsprozesses gewesen. Nun aber konnte Ener gie in viel größerem Ausmaß und fast an jedem Ort verfügbar gemachtwerden. In der zweiten industriellen Revolution gewinnt ein anderer Produktionsfaktorüberragende Bedeutung: dieArbeit. Diesvor
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