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Religion und Sexualität: Die Sehnsucht nach Transzendenz PDF

254 Pages·1994·8.104 MB·German
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Christina Bachmann Religion und Sexualität Der Zusammenhang von Religion und Sexualität zeigt sich im menschlichen Grundbedürfnis nach Transzendenz. Die Suche nach Transzendenzerfahrung hat sich in der heutigen Gesell schaft von der Religion zunehmend auf die Sexualität verlagert - als Folge eines Subjektivierungs-und Privatisierungsprozesses. Dies ist eine der Grundthesen der vorliegenden Untersuchung. Sieben biographische Interviews bilden dabei Zentren der Annäherung an das Thema. Das Transzendenzbedürfnis im religiösen und im sexuellen Leben wird in seinen verschiedenen Ausprägungen erkundet und die postulierten Gemeinsamkeiten - pendelnd zwischen konkreter Erfahrung und theoretischer Reflexion - analysiert. Dieses Bedürfnis ist nicht als eines unter vielen zu sehen, sondern als ein genuines, unverzichtbares Anliegen des Menschen. Die sogenannte sexuelle Befreiung hat letztlich zu einer Veräußerlichung und Instrumentalisierung der Sexualität und damit zu einer Zerstörung ihrer Innerlichkeit und Sinnlichkeit geführt. In der Sehnsucht nach Transzendenz kommt der Wunsch nach einem Erleben zum Ausdruck, das auch indivi duelle und gesellschaftliche Grenzen überschreitet und in der intensiven Beziehung und Hingabe an den Anderen zu einer seelisch-geistig-körperlichen Identität findet. Christina Bachmann, Jahrgang 1955, Dr. phil., Diplom psychologin, Studienrätin für die Fächer Ev. Religion, Kunst und Psychologie in Verden/A ller. ISBN 3-17-012555-9 Christina Bachmann Religion und Sexualität Die Sehnsucht nach Transzendenz Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Bachmann, Christina: Religion und Sexualität : die Sehnsucht nach Transzendenz/ Christina Bachmann. - Stuttgart; Berlin ; Köln ; Kohlhammer, 1994 ISBN 3-17-012555-9 Umschlagbild: Gertrud Malorny: »EROS«, Aquarell (Ausschnitt) 1992, Büdingen, Privatbesitz Alle Rechte vorbehalten © 1994 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln Verlagsort: Stuttgart Umschlag: Studio 23 Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. Stuttgart Printed in Germany für E. DANK Diese Arbeit hat in erweiterter Fassung dem Fachbereich Religionswissen schaft/Religionspädagogik der Universität Bremen 1990 als Dissertation vorgelegen. Für die hier veröffentlichte Form wurde sie überarbeitet, ge kürzt und aktualisiert. Betreut wurde diese Arbeit von Herrn Prof. Dr. Jürgen Lott, Bremen, und Herrn Prof. Dr. Siegfried Vierzig, Oldenburg. Außerdem ist sie unterstützt und gefördert worden durch die Gespräche mit Michael Heintze, meinen Freundinnen und Freunden, sowie denjenigen, die direkt oder indirekt Hauptpersonen dieser Arbeit sind, den lnterviewpartnern und -partnerin nen. Ihnen allen danke ich ganz herzlich. Für eine zweijährige finanzielle Förderung durch ein Stipendium gilt der Friedrich-Ebert-Stiftung mein besonderer Dank. Bremen, im Oktober 1993 Christina Bachmann 6 Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1. Religion und Sexualität in der Lebensgeschichte . . . . . . . . . . . . . . 10 1.1. Die biographische Methode als Erinnerungsarbeit . . . . . . . . . . . 10 1.2. Die biographischen Skizzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 1.3. Die religiöse und sexuelle Sozialisation in den biographischen Skizzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 2. Religion und Religiosität als Privatsache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 2.1. Religiosität, die subjektive Seite der Religion . . . . . . . . . . . . . . . . 73 2.2. Auf der Suche nach dem »innersten Kern« der Religiosität . . . . 79 2.3. Das »ozeanische Gefühl« als Quelle der religiösen Energie ·. . . . 84 2.4. Religiöse Symbole als verstehende Aneignung religiöser Erfahrung und Tradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 3. Die Erfahrung von Transzendenz als Grenzüberschreitung . . . . . . 102 3.1. Transzendenz als Grenzbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 3.2. Der philosophische Versuch, Transzendenz durch das Denken zu erkennen............................................ 108 3.3. Das Aufspüren von Transzendenz im numinosen Gefühl...... 114 3.4. Das Leiblich-Sinnliche als Grundbedingung für Transzendenz- erfahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 3.5. Transzendenz ohne Grenzen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 4. Sexualität und Erfahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 4.1. Natur und Kultur der Sexualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 4.2. Die Repression der Sexualität und die christliche Sexualmoral . 147 4.3. Sexualität und Macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 4.4. Erotik als Streben nach grenzenloser Lust . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 5. Religion und Sexualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 5.1. Religion und Sexualität als Einheit von Eros und Sexus . . . . . . . 174 5.2. Religion als Triebverzicht und Lustangst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 5.3. Die Spiegelung des männlichen. und weiblichen Lusterlebens in der Gottessymbolik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 5.4. Transzendenzbedürfnis und Verschmelzungssehnsucht . . . . . . . 209 5.5. Religion und Sexualität als Transzendenzerfahrung? . . . . . . . . . . 219 6. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Dank ...................................................... 253 7 Einleitung »Nur wer den Zaun überschreitet, kennt die Bedeu tung der Dinge innerhalb des Zaunes.« (H. P. Duerr, 1978, 94) Der Zusammenhang von Religion und Sexualität zeigt sich im mensch lichen Grundbedürfnis nach Transzendenz. Die Suche nach Transzendenz erfahrung hat sich in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation von der Religion auf die Sexualität verlagert, als Folge eines Subjektivierungs und Priva,tisierungsprozesses. Dies ist eine der Grundthesen der vorliegenden Untersuchung. Sieben biographische Interviews bilden dabei Zentren der Annäherung an das Thema. Die erzählenden Passagen werden verbunden mit Erkenntnis sen der Religionswissenschaft, Philosophie und Psychoanalyse. In den biographischen Skizzen werden die befragten Personen kurz vorge stellt und einige Aspekte ihrer lebensgeschichtlichen Erfahrungen mit Religion und Sexualität herausgearbeitet. Die darin deutlich zum Ausdruck kommende erlebte Differenz zwischen Religion und Religiosität ist eine Folge des radikalen Zusammenbruchs der Verbindlichkeit von Sinn-Traditionen, wobei Religion und das Religiöse sub jektiviert und privatisiert wurden. Damit zusammenhängend hat sich die religiöse Vergewisserungsstruktur auf die Erfahrungs- bzw. Gefühlsebene verlagert, was charakteristisch ist für das Phänomen der »Neuen Religio sität«. In diesem Prozeß der Säkularisierung hat sich im Christentum auch die Erfahrung von Transzendenz von der Religion abgespalten und wurde zu einer persönlichen und intimen Angelegenheit ohne Rückbindung an die öffentliche Religion. Das freigesetzte, nicht mehr in kirchliche Tradition eingebundene Bedürfnis nach Transzendenz hat sich schließlich in anderen, nicht-religiösen Bereichen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht. Dabei erwies sich die Sexualität als besonders attraktiv. Denn in der Sexualität besteht die Möglichkeit Grenzen zu überschreiten und Transzendenz zu erfahren. Allerdings wurde im Christentum gerade das Körperlich-Sinnliche stets als gefährliche Konkurrenz gegenüber dem Kultur- und Religionssystem auf gefaßt, wie die repressive christliche Sexualmoral zeigt. Die »Sexuelle Revolution« der 60er Jahre hat zwar die Sexualität von jegli chen religiös-moralischen Zwängen befreien wollen. Heute kann jedoch dieser Versuch, mittels »sexueller Befreiung« die ersehnte Selbsttranszen dierung zu erfahren, als weitgehend gescheitert betrachtet werden. Viel mehr hat diese scheinbare Befreiung zu einer Veräußerlichung und Verdinglichung der Sexualität und damit zu einer Zerstörung ihrer Inner lichkeit und Sinnlichkeit beigetragen. Zudem kennzeichnet der Begriff der Sexualität einen Erfahrungszusammen- 8

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