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Religion und Geschlechterordnungen PDF

351 Pages·2017·5.853 MB·German
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Veröffentlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Kornelia Sammet · Friederike Benthaus-Apel Christel Gärtner Hrsg. Religion und Geschlechter- ordnungen Veröffentlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Edited by Marc Breuer, Paderborn, Germany Uta Karstein, Leipzig, Germany Matthias Koenig, Göttingen, Germany Kornelia Sammet, Leipzig, Germany Heidemarie Winkel, Bielefeld, Germany Alexander Yendell, Leipzig, Germany Edited by Marc Breuer Uta Karstein Paderborn, Germany Leipzig, Germany Matthias Koenig Kornelia Sammet Göttingen, Germany Leipzig, Germany Heidemarie Winkel Alexander Yendell Bielefeld, Germany Leipzig, Germany Kornelia Sammet Friederike Benthaus-Apel · Christel Gärtner (Hrsg.) Religion und Geschlechterordnungen Herausgeber Dr. Kornelia Sammet Prof. Dr. Christel Gärtner Leipzig, Deutschland Münster, Deutschland Prof. Dr. Friederike Benthaus-Apel Bochum, Deutschland Veröffentlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie ISBN 978-3-658-17390-6 ISBN 978-3-658-17391-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-17391-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhalt Friederike Benthaus-Apel, Christel Gärtner und Kornelia Sammet Einleitung .............................................................................................................. 7 I. Zum Verhältnis von Religion und Geschlecht Linda Woodhead Wie der Feminismus die Religionsforschung revolutioniert hat ................ 37 Kornelia Sammet Religion, Geschlechterordnungen und Generativität ................................. 49 Olaf Blaschke Religion ist weiblich. Religion ist männlich. Geschlechtsumwandlungen des Religiösen in historischer Perspektive ................................................. 79 Constantin Klein, Barbara Keller, Richard Traunmüller Sind Frauen tatsächlich grundsätzlich religiöser als Männer? Internationale und interreligiöse Befunde auf Basis des Religionsmonitors 2008 ........... 99 II. Aneignung, Umdeutungen und Instrumentalisierungen von religiösen Geschlechterordnungen Marian Burchardt Die Grenzen der Toleranz: Wie Christen die gleichgeschlechtliche Ehe bekämpfen ............................................................................................... 135 Giselle Vincett Feminist Christian Women: Transgressing Gender Orders through Embodied Practices ................................................................................. 155 Małgorzata Rajtar Religion und Geschlecht bei den Zeugen Jehovas in (Ost-) Deutschland 179 III. Transformationen von Geschlechterordnungen durch Modernisierungsprozesse Kamal El Guennouni Geschlechterverhältnisse und Säkularisierung im Islam: Das Beispiel Marokko................................................................................................... 199 Daniel Bergelt Geschlechternormen zur Erklärung des Gender Gap in der Religiosität: Überlegungen zu einer Erweiterung des Modells einer pfadabhängigen Entwicklung religiöser Unterschiede ............................. 217 Friederike Benthaus-Apel und Veronika Eufinger Geschlechterrollenorientierung in Ost- und Westdeutschland und ihre Auswirkungen auf Religiosität und Weltsichten ..................................... 237 IV. Transformationen von Geschlechterordnungen durch Migrationsprozesse Brigit Allenbach und Monika Müller Doing gender in religiösen Organisationen von Zugewanderten in der Schweiz: Inkorporation und Politik der Zugehörigkeit ............................ 273 Christel Gärtner und Zehra Ergi Die Aneignung von Männlichkeit bei Adoleszenten türkischer Herkunft im komplexen Verhältnis von Migration, Herkunftskultur und gesellschaftlichem Kontext ...................................................................... 293 Linda Hennig Aushandlungsprozesse zwischen Beruf und Religion – Fallstudien der Biografien praktizierender Musliminnen in Deutschland und Frankreich ................................................................................................ 325 Autorinnen und Autoren .......................................................................... 353 Abstracts .................................................................................................. 357 Einleitung Friederike Benthaus-Apel, Christel Gärtner und Kornelia Sammet „Systematische soziologische Analysen zum Verhältnis von Religion und Ge- schlechterordnung fehlen – zumindest in Deutschland – bis heute weitgehend“ – so beginnt die Einleitung des im Jahre 2000 in der Reihe der Sektion Religionsso- ziologie in der DGS erschienenen und von Ingrid Lukatis, Regina Sommer und Christof Wolf herausgegebenen Bandes „Religion und Geschlechterverhältnis“ (Lukatis et al. 2000: 11). Wie sieht das 15 Jahre später aus, nachdem sowohl die Religionsforschung als auch die Geschlechterforschung noch stärker zugenom- men haben und insbesondere das Verhältnis von Religion und Geschlecht beson- dere Aufmerksamkeit erlangt hat? Bereits der seit mehreren Jahren vergriffene Band enthält einen Vorschlag zur systematischen Erfassung des Verhältnisses von Religion und Geschlechterord- nung von Monika Wohlrab-Sahr und Julika Rosenstock (2000), dem weitere von Katharina Liebsch (2003) und Linda Woodhead (2007) folgten (siehe auch den Beitrag von Woodhead in diesem Band). Jenseits dieser systematischen Weiter- entwicklung spielt das Verhältnis von Geschlechter- und religiöser Ordnung in der Wissenschaftslandschaft gleichwohl nicht die Rolle, die es aufgrund ihrer engen Verzahnung und Relevanz im Alltagleben verdient hätte, denn in der alltäglichen Lebensführung sind die Konsequenzen von Religion für das Geschlechterverhält- nis besonders deutlich greifbar (Stollberg-Rilinger 2014: 9). Dass das Geschlechterverhältnis in seinem Bezug zur Religion gleichwohl zu- nehmend in den Blick kommt, zeigen indessen nicht nur die vielen aufschlussrei- chen Einzelforschungen der letzten Jahre, sondern auch der prominente Platz, den dieses Thema seit geraumer Zeit in Medien und Forschungsverbünden erhält. Die- ser Zusammenhang wird besonders in der Kritik an von Religionen vertretenen (oder ihnen zugeschriebenen) Geschlechternormen deutlich. Der öffentliche Dis- kurs um Religion sowie der Kampf zwischen religiösen und säkularen Weltan- schauungen konzentrieren sich oftmals auf Fragen von Geschlecht, Sexualität und der Rolle von Frauen (Allen 2008: 206): seien es die Debatten um Kindesmiss- brauch und Zölibat, um „Ehrenmorde“, Kopftuch- und Burka-Verbot in öffentli- chen Räumen, seien es kirchliche Stellungnahmen zur Homosexuellen-Ehe, rigide fundamentalistische Sexualnormen oder die feministische Religionskritik (Stollberg-Rilinger 2014: 9). Derzeit zielt in diesen Diskussionen die Kritik vor © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 K. Sammet et al. (Hrsg.), Religion und Geschlechterordnungen, Veröffentlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, DOI 10.1007/978-3-658-17391-3_1 8 Einleitung allem auf den Islam und hier insbesondere auf die fehlende Gleichstellung von Mann und Frau, wobei diese Bewertung die nach wie vor bestehende Geschlech- terungleichheit in westlichen Aufnahmegesellschaften tendenziell verschleiert (vgl. dazu Rommelsbacher 2013). Eine zweite Beobachtung des o.g. Bandes, nämlich dass in der „Religionsso- ziologie die Geschlechterdifferenz systematisch invisibilisiert“ sei und umgekehrt die „Frauen- und Geschlechtersoziologie“ an „Religionsblindheit“ leide (Tyrell z.n. Lukatis et al. 2000: 12; Herv. i.O.), gilt zumindest für die religionssoziologi- sche Forschung heute nicht mehr. Denn in der Religionssoziologie werden Ge- schlechterfragen nicht mehr nur als „Frauenfragen“ behandelt, vielmehr werden die Geschlechter zueinander ins Verhältnis gesetzt. Zudem werden Konzepte der Genderforschung aufgegriffen, beispielsweise indem die in der Genderforschung seit langem geforderten intersektionalen Ansätze fruchtbar gemacht werden (vgl. etwa Spindler 2007; Scheibelhofer 2011; Yip/Nynäs 2012). Religion wird dem- nach nicht nur im Verhältnis zu Geschlechterordnungen betrachtet, sondern auch in der Wechselwirkung mit anderen sozialen und gesellschaftlichen Faktoren ana- lysiert. Geschlecht wird in diesem Band als Geschlechterordnung zum Gegenstand gemacht. Dabei wird das Verhältnis von Religion und Geschlecht in spezifischer Weise in den Blick genommen, indem nicht einfach nur nach der Bedeutung der Kategorie Geschlecht für bzw. in Religion(en) gefragt wird. Vielmehr werden zum einen die ordnende und normierende Funktion von Religionen für Geschlechter- verhältnisse und zum anderen Strukturierungen von religiöser Praxis, religiösen Überzeugungen oder religiösen Sozialgestalten durch die Kategorie Geschlecht untersucht. Geschlechterordnungen objektivieren sich einerseits als Struktur, näm- lich als soziale Ungleichheiten in der Gesellschaft oder als Separierungen und Handlungsspielräume in Organisationen, Gruppen oder anderen Sozialformen; sie können horizontal oder vertikal, also hierarchisch, angelegt sein. Andererseits lie- fern Geschlechterordnungen Deutungen und Normierungen von gesellschaftli- chen Geschlechterverhältnissen. Zur Schärfung und Ausdifferenzierung der Perspektiven auf Geschlechterord- nungen möchten wir auf ein Analyseschema zurückgreifen, das Bettina Heintz et al. für ihre Forschung zur Bedeutung der Geschlechterdifferenz in verschiedenen beruflichen Feldern (Heintz et al. 1997; Heintz/Nadai 1998) und wissenschaftli- chen Disziplinen (Heintz et al. 2004) entwickelt haben. Die AutorInnen gehen da- von aus, dass „soziale Ordnung (…) über Grenzziehungen hergestellt“ (Heinz et al. 1997: 9) werde: „Ordnung entsteht, indem Personen, Dinge und Handlungen separiert und auf spezialisierte soziale Räume verwiesen werden“ (ebd.). Grenz- ziehungen analysieren die AutorInnen auf drei Ebenen: Frie derike Benthaus-Apel, Christel Gärtner und Kornelia Sammet 9 Grenzen existieren (…) in Form kognitiver Klassifikationsmuster in den Köpfen der Handelnden, sie werden stabilisiert durch praktisches Handeln und sind verfestigt in sozialen Strukturen. (...) Das Phänomen sozialer Ordnung aus der Perspektive der Grenzziehungen zu betrachten, zwingt (...) zu einem Theoriemodell, das wissenssoziologische (Grenze als mentales Konstrukt), kommu- nikationstheoretische (Grenze als Ergebnis von Interaktion) und strukturtheoretische Ansätze (Grenze als Element von Struktur) umfasst. (ebd.: 9). Was mit diesen unterschiedlichen Perspektiven in den Blick genommen wird und wie sie auf die Untersuchung von Religion übertragen werden können, möchten wir kurz erläutern. Wenn die Geschlechterdifferenz als mentales Konstrukt analy- siert wird, wird Geschlecht als Deutungskategorie zum Thema. Dem liegt die An- nahme zugrunde, dass durch geschlechtsspezifische Typisierungen die Komplexi- tät von Eindrücken und Bedeutungen reduziert werden kann. Dabei wird auf ge- sellschaftliche Leitbilder, Diskurse und kulturelle Muster, Stereotype und Bilder Bezug genommen, die das Wahrnehmen, Denken und Handeln anleiten. Religiöse Glaubenssysteme können dieser Ebene zugeordnet werden. Sie leisten einen we- sentlichen Beitrag zur Deutung, Beschreibung, Begründung und Normierung der Geschlechter, d.h. sie geben vor, was Frauen und Männer kennzeichnet bzw. wie sie zu sein haben, was also ihrem „Wesen“ entspricht. Daraus folgt, was man als Angehörige eines Geschlechts zu tun und was dagegen zu lassen hat. Solche kul- turellen Vorgaben bestimmen ganz wesentlich die Wahrnehmung der Welt. Die zweite Perspektive – Geschlecht als soziale Praxis in Interaktionen – fo- kussiert das „doing gender“, d.h. die interaktive Darstellung und Zuschreibung von Geschlecht: Doing gender involves a complex of socially guided perceptual, interactional, and micropolitical activities that cast particular pursuits as expressions of masculine and feminine ‚natures‘. (…) it is a situated doing, carried out in the virtual or real presence of others who are presumed to be ori- ented to its production. Rather than as the property of individuals, we conceive of gender as an emergent feature of social situations: as both an outcome of and a rationale for various social arrangements and as a means of legitimating one of the most fundamental divisions of society. (West/Zimmerman 1991: 14). Geschlecht ist dabei ein soziales Strukturierungs- und Ordnungsprinzip, das inter- aktiv erzeugt und bestätigt wird (daneben kommen immer auch noch andere sozi- ale Unterscheidungen – wie z.B. Milieu, Klasse, Alter – zum Zuge). Kulturell ge- teilte Konstruktionen stellen den Akteuren in Interaktionen ein Repertoire von ge- schlechtsspezifischen Verhaltensweisen zur Verfügung, mit denen sie ebenso wie mit körperlichen Attributen die Geschlechtszugehörigkeit zum Ausdruck bringen können. Dabei geht es jedoch nicht um die Darstellung des Geschlechts an sich, sondern Geschlecht wird immer auf eine ganz bestimmte Weise verkörpert, sodass nicht nur eine Unterscheidung vom anderen Geschlecht, sondern auch von anderen möglichen Verkörperungen und Darstellungen des eigenen Geschlechts vollzogen

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