Th. Bochdansky S. Kollos E. Bosina Rehabilitationsprograrnrn nach Knieoperationen Springer~Verlag Wien New York Dr. Thomas Bochdansky Oberarzt, Universitats-K1inik fur Physikalische Medizin und Rehabilitation, Wien, Osterreich Silvia Kollos, DipI.-Lehrass. fur Physikalische Medizin, Schule fUr den Physikotherapeutischen Dienst, AKH, Wien, Osterreich Elisabeth Bosina, Dip!. -Ass. flir Physikalische Medizin, Universitats-K1inik fUr PhysikaIische Medizin und Rehabilitation, Wien, Osterreich Das Werk ist urheberrechtlich geschutzl. Die dadurch begrundeten Reehte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem odeT ahnlichem Wege und der Spelcherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 1991 by Springer-Verlag Wien Gedruckt auf saurefreiem Papier Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen.. Handelsnamen.. Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtlgt auch ohoe besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daj3 solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dunen. Produkthaftung: FUr Angaben uber Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewahr ubernommen werden. DerartigeAngaben mussen vomjeweiligenAnwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit uberpruft werden. Umschlagentwurf: Tino Erben. Wien Mit 128 Abbildungen ClP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Bocbdansky. Tbomas: Rehabllltationsprogramm nach Knieoperationen / Thomas Bochdansky ; Silvia Kollos ; Elisabeth Bosina. Univ. -lQinik fUr Physikalische Medizin und Rehabilitation der Universimt Wien ; Schule fUr den Physikotherapeutlschen Dienst AKH Wien. - Wien ; New York: Springer. 1991 lSBN-13,978-3-211-82268-5 NE: Kollos. Silvia:; Bosina Elisabeth: ISBN -13:978-3-211-82268-5 e-ISBN -13:978-3-7091-9145-3 DOl: 10.1007/978-3-7091-9145-3 Vorwort fUr Physikotherapeuten Anregungen fUr den praktischen Gebrauch dieses Arbeitsbuches Dieses Arbeitsbuch ist sukzessive aus der tliglichen Praxis mit Patienten nach Knieoperationen entstanden. Urn eine effiziente "Trainingsdichte" (Hliufigkeit) zu erreichen, rnuE jedern Patienten ein HeirnUbungs Prograrnrn rnitgegeben werden. Dazu rnuEten wir immer wieder dieselben Obungen beschreiben und aufzeichnen. Mit diesern Buch soli diese zeitraubende Arbeit verkurzt werden. Diese Obungssarnmlung gibt Ihnen die M6glichkeit, ein auf Ihren Patienten speziell zugeschnitlenes Prograrnrn zusarnrnenzustellen, das abhlingig ist von der angewendeten Operationstechnik, vorn Fortschritl der Heilung, vorn konditionellen Zustand und von der Zielvorstellung des Patienten. Nach diesen Parametern richten sich die Auswahl und die Anzahl der Ubungen, die Serien und die Anzahl der Wiederholungen der einzelnen Obungen. Diese Ubungen sind in ihrern Schwierigkeitsgrad auf die einzelnen Phasen der Belastbarkeit des Kniegelenkes (vor allern des vorderen Kreuzbandes) abgestirnrnt. Deshalb sollen sie auch als "Te stprograrnrn" herangezogen werden, einerseits als Motivation zurn Oben fUr den Patienten andererseits als OberprUfungsrn6glichkeit fUr den Therapeuten, ob der Patient zu Hause Ubt bzw. ob er bereits in die nlichste Leistungsphase aufsteigen kann. Die entsprechenden Limits sind vorn jeweiligen therapeutischen Team zu erarbeiten. Die Einteilung der Phasen und die Obungsauswahl dieses Arbeitsbuches sind speziell auf Verletzungen des vorderen Kreuzbandes zugeschnitlen. Das Trainingsprograrnrn kann aber auch fUr Verletzungen anderer Kniegelenksstrukturen entsprechend abgewandelt werden. Sehr geehrter Patient, Sie steben vor einer Operation Ihres verletzten Kniegelen kes oder haben sie bereits Uberstanden. 1m ersten Fall geht es darum, Ihren Muskelmantel m5g lichst gut auf die Zeit nach der Operation vorzubereiten, da auf jeden Fall eine Abschwachung Ihrer Muskelfunktion zu erwarten ist. Je besser Sie bereits vor der Operation trainiert sind, urnso besser und vor aHem auch sicherer ist ihre Funktion danach. Sind Sie bereits operiert, ohne daB Sie die Gelegenheit hatten, sich darauf vorzubereiten, dann gebt es jetzt darum, daB Sie moglichst bald wieder Ihre gewohnte Belastung mit Ihrem Kniegelenk Ubersteben. Sie bemerken bereits, daB es immer urn HALT UNG und BEWEGUNG geht. Diese Ubungsanleitung, oder besser dieses Obungstagebuch dient dazu, diese 2 Funktionen ohne Einschrankung moglichst bald wieder ausfUhren zu konnen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Therapeuten jede Obung, die fUr Sie ausgewahlt wird. Oben Sie regelmiBig und in der fUr Sie ausgewahlten Anzahl. Zuviel kann dabei ebenso schlecht fUr Ihren Heilungsverlauf sein wie zuwenig. 1m Zweifelsfalilieber einmal zu oft gefragt. Wir hoffen, Ihnen und dem Sie betreuenden therapeuti schen Team mit diesem Rehabilitationsprogramm hilfreich sein zu konnen und wUnschen einen guten Heilungsverlauf und -nicht zuletzt - VIEL VERGNOGEN BEIM OBEN VORWORT von Univ.-Doz. Dr. R. Schabus Facharzt for Unfallchirurgie I. Universitatsklinik for Unfallchirurgie Die operative Therapie von Kreuzbandverletzungen Seit vielen Jahren ist die Kniebandchirurgie an der 1. Unfallchirurgie des Allgemeinen Krankenhauses in Wien ein zentrales Arbeitsgebiet. GroBe Bedeu tung wurde der Verbesserung der klinischen Resultate der postoperativen Nachbehandlung in Zusammenarbeit mit dem Institut fUr Physikalische Medizin der Universitat Wien beigemessen. Zur Sicherung und Vereinfachung der postoperativen frUhfunktionellen Nachbehandlung und Verbesserung der Lang zeitergebnisse wurde 1983 die Kunststoffbandverstarkung bei allen Rekonstruk tionen des vorderen Kreuzbandes (VKB) eingefUhrt. Anatomie des VKB Das VKB stellt die zentrale Struktur des Bandapparates fUr die Biomechanik des Knie gelenkes dar. Der gleichbleibende Abstand zwischen Ansatz am Oberschenkelknochen und Ansatz am Schienbein wird als Isometrie bezeichnet. Sie gewahrleistet die ungestorte Roll-Gleitbewegung der Knie-gelenkflachen in drei Ebenen zueinander. Ein RiB des VKB stort die Getriebefunktion, wodurch es zum Auftreten von zerstorendenScherkraften und Druckwirkungen an den Knorpeloberflachen kommt. Neben dieser mechanischen schlit zenden Wirkung hat das VKB auch eine Sen sorfunktion. Die Muskelspannung der gesam ten Beinmuskulatur wird unter anderem auch Oas Vordere Kreuzband (VKB) tiber die Registrierung der Spannung im VKB zentraJer StabUlsatOT des KnlegeJenks geregelt. Aus diesem Grund ist die Wiederherstellung des VKB eine klare Indikation in der Kniebandchirurgie. 6 bis 18 Monate dauert es, bis ein wiederhergestelltes operiertes Band wieder voll belastungsfahig ist. Durch dosiertes Oben kann dieser Vorgang positiv beeinfluBt werden. In der Frlihphase kann eine Kunststoffbandverstar kung mit beidseitiger Verankerung die frUhfunktionelle Belastung erlauben, wobei der Schutz vor allem in voller Kniestreckung, aber auch bei maximaler Beugung notwendig ist. An unserer Klinik wird seit 1983 das Kennedy-LAlY (Ugament Augmentation Device, 3M Comp.) in einer Lange von 12 bis 16 cm und einer Breite von 8 mm verwendet. Dieses Polypropylenband -als "Innere Schienung" -zeigt den positivsten EinfluB auf die Bandheilung und kann leicht -falls notwendig - entfernt werden. XI Operationsprinzip ZahlreicheUntersuchungen zu den ein zelnen Operationsabschnitlen fiihrten zur derzeitigen Operationstechnik. Grundsatzlich muB zwischen akuten und chronischen Verletzungen unterschieden werden. 1m ersten Fall muB abgeschatzt wer den, ob eine Knieinstabilitat zu erwarten ist, wahrend die chronische Instabilitat eine klare Indikation zur Operation darstellt. Weitere Punkte, die die Entscheidung tiber eine Operation mitbestimmen, sind: o die Art der beruflichen und sportlichen Belastung Odie Bereitschaft zum konsequenten Oben und Trainieren Odie Bereitwilligkeit bzw. Maglichkeit zur Aktivitatsanderung o das Alter des Patienten o das AusmaB und die Art der Verletzung o die Zeit zwischen UnfaIl und maglicher Operation o zusatzliche Verletzungen des Kniegelenkes und eventuelle Knorpel schaden sowie anatomische Voraussetzungen. Das wachsende Skeletl stellt auf aIle FaIle eine Kontraindikation fUr die Operationstechnik dar. Die Operation sollte m6glichst bald nach dem Unfall angesetzt werden, aber unter optimalen Voraussetzungen. Die operationspflichtige Kapsel-Band Verletzung ist ein unfalIchirurgischer Notfall mit verzagerter Dringlichkeit. Ein zu lange bestehender blutiger ErguB und Schmerzen haben negative Auswirkungen auf Bandfestigkeit, Knorpel und Muskulatur. Operationstechnik 1-----;::::::=====1 Unmitlelbar vor der Operation werden einmalig Antibiotika verabreicht, die Rasur des Operationsgebietes durchgefiihrt und anschlieBend ein steriler Verband angelegt. LAD In ckT - "'0VC1' the lop" Die Operation erfolgt in Allgemeinnar n"ulAl kose oder in T eilnarkose fUr die untere K6r- PerhaIfte (EpiduraIanasthesie). In Narkose d"le I..AD-Flutlon erfolgt eine nochmalige StabilitatsprUfung. I!JJ-'= >L Der Patient liegt in RtickenIage, eine Staubin de fUr die Blutsperre wird angelegt, Unter schenkel und FuB werden mobil mit sterilem Strumpf abgedeckt, das Kniegelenk wird L...-__R_e l_rl5_er_tion_d_es_V_KB_ __- -' gebeugt und solI frei beweglich sein. XII A)Technik bei frischem VKB RiB: Bandnaht (Reinsertion) und Verstarkung = Wiederherstellung l.arthroskopische Abklarung (Spiegelung) zur Beurteilung der Verletzung 2. kleiner Hautschnitl an der Innenseite der Kniescheibensehne 3. kleiner Hautschnitl an der Innenseite des Schienbeinkopfes 4. Mitlels 2,5 mm Bohrdraht and 8 rom MeiBeI wird der Knochen- kanal im Schienbein prapariert 5. 5 cm Hautschnitl an der AuBenseite oberhalb des Kniegelenkes 6. Bohrung eines 3 rom Tunnels im Oberschenkelknochen 7. Vorbereiten von Ausziehfaden. 8. Durchstechen des Kreuzbandstumpfes mit raden, Durchziehen eines FaserbOndels durch den Knochenkanal 9. Einziehen des Kunststoffbandes parallel zum Kreuzband gemeinsam mit dem anderen FaserbOndel 10. rIXation des LAD in Streckstellung oder ca. 10 Grad Beugung mit Spongiosaschraube und Beilagscheibe unter 8 -10 kg Vorspannung 11. VerknUpfen der raden des VKB bei 30 Grad Beugung 12 .. schichtweiser WundverschluB B) Technlk bel chronischer Verletzung Kombinationstransplantat = Ersatz mitlels eigener Sehne und Verstarkung In"'" l".Ao.vD.e. r. t he top"' Enatzplastlk des VKB, Ersatzplastik des VKB: autolog uod aUoplast:isch autolog und alloplastisch 1. arthroskopische Abklarung des VerletzungsausmaBes 2. Freilegen des zentralen Dritlels des Kniescheibenbandes als Knochen Band-Knochen Transplantat 3. Verstarkung dieses Transplantates mit 15 cm langem und 8 mm breitem Kunststoffband (LAD). Das LAD wird nur umnaht, nicht an das Trans plantat angenaht. 4. Heben des Kombinationstransplantates 5. Er6ffnen des Gelenkes durch den Defekt in der Kniescheibensehne 6. Erweitem des Binnenraumes des Gelenkes (Fossaplastik) 7. Hautschnitl an der AuBenseite knapp oberhalb des Kniegelenkes XIII 8. Zielbohrdrahte am Schienbein von auBen nach innen und am Ober schenkel knochen von innen nach auBen bei 120 Grad gebeugtem Knie gelenk 9. Isometriebestimmung 10. Oberbohren der Zielbohrdrahte 11. Abrunden der Tunneloffnungen 12. Praparieren des Bandverlaufes 13. Einsetzen des Kombinationstransplantates 14. FIxation des Kombinationstransplantates mit Interferenzverschrau bung am Oberschenkelknochen und Schienbein bei 30 Grad Beugung sowie des LAD mit Spongiosaschrauben und 8 bis 10 kg Vorspannung bei Streckung 15. schichtweiser WundverschluB NadiJelBdq A) frische Verletzung Abhangig von Zusatzverletzungen wird fUr 2 bis 4 Wochen eine Ruhigstel lung mittels einer KniegipshOlse oder einer DONJOY-Schiene in 30 bis 40 Grad Beugung des Kniegelenkes durchgefohrt. Daran anschlieBend wird die Beweg lichkeit bis zur 8. Woche schrittweise bis auf 100 Grad vergroBert. Die Belastung nimmt normalerweise ab der 4. Woche ebenfalls schrittweise zu. B) chronische Verletzung Bei stabiler Verankerung wird keine Ruhigstellung durchgefohrt. Nach der Operation wird fUr 6 Wochen eine Bewegungsschiene, die eine Bewegung zwischen 10 und 100 Grad zulaBt, angelegt. Bis zur 8. Woche geht der Patient mit 2 StUtzkrilcken. Derzeitige Ergebnisse zeigen, daB die Patienten rascher zu ihrem Sport zuriickkehren und ein Jahr nach der Operation 79 % ibn wieder betreiben konnen. Die Instabilitat konnte nach akuten Verletzungen zu mehr als 95 % und bei chronischen Verletzungen zu 90 % beseitigt werden. R. Schabus XIV
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