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Regensburg und Oberpfalz Teil 2 Die mittelalterlichen Glasmalereien in Regensburg und der Oberpfalz : ohne Regensburger Dom PDF

496 Pages·2015·25.68 MB·German
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CORPUS VITREARUM MEDII AEVI DEUTSCHLAND BAND XIII, 2 DIE MITTELALTERLICHEN GLASMALEREIEN IN REGENSBURG UND DER OBERPFALZ (OHNE REGENSBURGER DOM) CORPUS VITREARUM MEDII AEVI Erscheint unter dem Patronat des Internationalen Kunsthistorikerkomitees und der Union Académique Internationale DEUTSCHLAND BAND XIII, 2: REGENSBURG UND OBERPFALZ Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur . Mainz und des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft . Berlin herausgegeben von HARTMUT SCHOLZ DANIEL PARELLO DIE MITTELALTERLICHEN GLASMALEREIEN IN REGENSBURG UND DER OBERPFALZ OHNE REGENSBURGER DOM DEUTSCHER VERLAG FÜR KUNSTWISSENSCHAFT BERLIN 2015 Der vorliegende Band wurde im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung von Bund und Ländern im gemeinsamen Akademienprogramm mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg erarbeitet. Akademienprogramm der Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-87157-240-1 © 2015 by Akademie der Wissenschaften und der Literatur . Mainz Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung der Akademie und des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. Redaktion, grafi sche Gestaltung, Bildbearbeitung und Satz: Corpus Vitrearum Deutschland, Freiburg i. Br. Forschungszentrum für mittelalterliche Glasmalerei Lugostr. 13, D-79100 Freiburg i. Br. – Internet: www.cvma-freiburg.de Gesetzt in Stempel Garamond OSF/SC auf PhoeniXmotion Xantur 115g/qm von Scheufelen . Oberlenningen Druck: druckhaus köthen GmbH & Co. KG, Köthen Printed in Germany INHALTSVERZEICHNIS Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Regensburg, Minoritenkirche . . . . . . . . . . 223 1. Die ehemalige Farbverglasung des Langhauses . 233 Hinweise für den Benutzer . . . . . . . . . . 9 (mit Katalog München, BNM und Regensburg, HM) 2. Die ehemalige Farbverglasung des Chores . . . 238 Allgemeine Abkürzungen . . . . . . . . . . . 15 A. Die ehemalige Erstverglasung des Chores um 1350 248 (mit Katalog München, BNM und Regensburg, HM) Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 16 (mit Anhang: Verlorene Glasmalereien) B. Die ehemalige Neuverglasung des Chores um 1370 273 Kunstgeschichtliche Einleitung . . . . . . . 35 (mit Katalog München, BNM und Regensburg, HM) Anhang: Verlorene Glasmalereien des Chores und des großen Kreuzgangs. . . . . . . . . . . 298 Katalog der mittelalterlichen Glasmalereien in Regensburg und der Oberpfalz . . . . . . . 83 Regensburg, Neupfarrkirche . . . . . . . . . . . 303 (mit Anhang: Abgewanderte Scheiben) Amberg, Hauskapelle der Pfalzgräfl ichen Residenz . 85 Regensburg, Altes Rathaus . . . . . . . . . . . . 313 Chammünster, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt . . . 102 1. Die hochgotische Verglasung des Chores . . . . 105 Regensburg, Historisches Museum . . . . . . . . . 324 2. Die spätgotische Verglasung desLanghauses . . 108 Edelsfeld, Pfarrkirche St. Stephan . . . . . . . . . 115 Seligenporten, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt . . . 340 Geisling, Ursulakapelle . . . . . . . . . . . . . 120 Ehemals Speinshart, Prämonstratenserklosterkirche . 346 Kaltenbrunn, Pfarrkirche St. Martin . . . . . . . 131 Ehemals Sulzbach, Burg . . . . . . . . . . . . 351 Nabburg, Pfarrkirche St. Johannes Bapt. . . . . . . 133 1. Die ehem. Verglasung des Ostchores . . . . . . 136 Anhang 2. Die Verglasungsreste in der Annakapelle . . . . 140 Verschollene oder verlorene Glasmalereien . . 355 Regesten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 Ehemals Regensburg, Benediktinerabtei St. Emmeram 143 1. Die ehemalige Verglasung der Abteikirche . . . 143 Systematischer Tafelteil . . . . . . . . . . . 383 2. Die ehemalige Verglasung der Konventsgebäude 148 3. Die ehemalige Verglasung des Kreuzgangs . . . 152 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465 (mit Katalog Regensburg, HM) 4. Die verlorenen Glasmalereien der Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . 487 Benediktuskapelle . . . . . . . . . . . . 162 Stand der Veröffentlichungen . . . . . . . . 489 Regensburg, Dominikanerkirche St. Blasius . . . . . 165 (mit Anhang: Verlorene Glasmalereien in Kirche und Kreuzgang) Regensburg, Dominikanerinnenkloster Heilig Kreuz 171 Ehemals Regensburg, Karthaus-Prüll . . . . . . . 199 (mit Katalog München, BNM) VORWORT Fast 30 Jahre sind seit dem Erscheinen des ersten Teilbandes zu den Glasmalereien der Oberpfalz vergangen. 1987 hatte Gabriela Fritzsche ihre Monographie zum Regensburger Dom vorgelegt und sogleich die Bearbeitung der noch fehlenden Bestände in Angriff genommen. Doch kehrte sie wenig später der Forschung den Rücken und hinterließ dadurch im Haus eine empfi ndliche Lücke. Mit Hartmut Scholz hatte der damalige Leiter der Freiburger Arbeitsstelle, Rüdiger Becksmann (†), einen Experten für die Nürnberger Glasmalerei gewinnen können, sodass es geraten schien, den Fokus zunächst auf die fränkischen Bestände zu richten. Zudem stieß kurze Zeit später mit Daniel Hess ein Kenner der mittelrheinischen Kunst zum Team. Dadurch wurde nun der Bearbeitung des Bundeslandes Hessen der Vorzug gegeben, an der neben Uwe Gast auch der Autor des vorliegenden Bandes mitwirkte. Erst nach Fertigstellung des Teilbandes Marburg/Nordhessen konnten die Arbeiten an den oberpfälzischen Beständen fortgeführt werden. Das lange Warten brachte nicht nur Nachteile mit sich. Denn einerseits hat die zwischenzeitlich erschienene Fachliteratur unser Verständnis der künstlerischen Zusammenhänge durchaus erweitert und verschiedentlich auch zur Klärung offener Fragen beigetragen. Und andererseits haben die Herausgeber in den vergangenen Dezennien eine behutsame Umgestaltung der Corpusbände vorgenommen, welche die strenge Systematik solcher Werke mit einer besseren Benutzbarkeit verbindet. Dazu trägt vor allem die engere Verzahnung von Text und Bild sowie die reichere farbige Bebilderung bei, die dem Leser die Augen für die faszinierende Wirkung der Glasmalereien öffnet. Die ehemaligen Mitarbeiter der Freiburger Arbeitsstelle, Gabriela Fritzsche, verh. Laipple, Fritz Herz und Rainer Wohlrabe, stellten für den zweiten Teilband wichtige Vorarbeiten zur Verfügung. Gabriela Laipple überließ mir dankenswerterweise ihre Aufzeichnungen, die den Einstieg in das neue Bearbeitungsgebiet sehr erleichterten. Fritz Herz fand in den Archiven mehrere Hinweise auf längst untergegangene Fensterstiftungen. Seine handschriftlichen Notizen fl ossen in den Abschnitt zu den verlorenen Standorten mit ein. Einen wesentlichen Anteil an der Bebilderung hatten schließlich der Fotograf Rafael Toussaint und der technische Zeichner Rainer Wohlrabe. Ihnen allen sei für ihre Mitwirkung herzlich gedankt. Mittlerweile hat die Arbeitsstelle einen Generationswechsel vollzogen, der mit einer Modernisierung der technischen Bearbeitungsmittel einherging. Fotografi e und digitale Bildbearbeitung liegen heute in den Händen von Andrea Gössel. Die hohe Qualität ihrer Aufnahmen stellt einen wichtigen Beitrag zur Edition der mittelalterlichen Glasmalereien dar und bereichert auch das Erscheinungsbild des vorliegenden Bandes. Adrian Klormann tauschte Tusche und Lineal seines Vorgängers gegen den Computer. Seine Schemazeichnungen und Muster sind mit bewundernswerter Akribie ausgeführt und entsprechen einem Niveau, das der Qualität manuell angefertigter Zeichnungen in nichts nachsteht. Sämtliche Kollegen der Freiburger Forschungsstelle hatten am Gelingen dieses Werks Anteil. Uwe Gast fi el hier mit der Korrektur des Manuskripts die mit Abstand schwerste und undankbarste Aufgabe zu. Seinem sprachlichen Gespür und seinem Sinn für Systematik ist es zu verdanken, dass die vorliegende Arbeit eine schlüssige Form erhalten hat und für den Leser benutzbar wurde. Die unter selbstverschuldetem Zeitdruck entstandene Niederschrift enthielt eine Vielzahl an Fehlern, deren Beseitigung die Geduld des Lektors auf eine harte Probe stellte, zumal hierdurch notwendige Arbeiten an dessen eigenen Beständen aufgeschoben werden mussten. Die Zusammenführung von Text und Bild lag in den bewährten Händen von Hartmut Scholz, der der vorliegenden Publikation ein sehr ansprechendes Äußeres gab. Hartmut Scholz fügte auch sämtliche Bildunterschriften ein. Bei der Vorbereitung der Druckvorstufe und den letzten Farbkorrekturen des Bildmaterials leistete Rüdiger Tonojan hervorragende Arbeit. Elena Kozina und Uwe Gast gingen dem Autor schließlich auch bei der Erstellung des umfangreichen Registers zur Hand. Ikuko Oda besorgte jederzeit die gewünschte Literatur, Gabriele Biehle übernahm den Schriftverkehr, insbesondere für die zahlreichen Bildanfragen. Ihnen allen sei für ihre Mitwirkung herzlichst gedankt. Außerhalb der Arbeitsstelle konnte ich auf den wertvollen Rat und die großzügige Unterstützung zahlreicher Kollegen und Institutionen zurückgreifen. Dr. Rüdiger Fuchs und PD Dr. Michael Oberweis von den Deutschen Inschriften in Mainz halfen dem ratlosen Autor in Datierungs- und Kürzelfragen wiederholt durch ihre ausgewiesene Expertise auf die Sprünge. Dr. Christine Steininger von der Münchner Forschungsstelle der Deutschen Inschriften verdanke ich wichtige Hinweise zur Lokalisierung einer Augsburger Scheibengruppe sowie zur Identifi kation der Stifter. Prof. Dr. Franz Fuchs, Würzburg, sei für seine Bereitschaft zur kritischen Lektüre des Katalogs zu St. Emmeram mein herzliches 8 vorwort »Vergelts Gott!« ausgesprochen. In diesem Zusammenhang war mir Frau Zornitsa Radeva, Freiburg, eine unermüdliche Hilfe bei der Transkription und Übersetzung lateinischer Distichen. Ohne ihre herausragende Leseerfahrung und ihre profunden Lateinkenntnisse wären mir die inhaltlichen Schätze verschiedener Handschriften sicher dauerhaft verborgen geblieben. In Prof. Dr. Achim Hubel, Bamberg, habe ich in den letzten Monaten vor Fertigstellung des Manuskripts einen stets diskussionsfreudigen und kritischen Gesprächspartner gefunden; der anregende Austausch fand im vorliegenden Werk einen fruchtbaren Niederschlag. Für die Unterstützung bei der zeitaufwendigen Untersuchung der Museumsbestände muss an erster Stelle Herrn Dr. Matthias Weniger vom Bayerischen Nationalmuseum in München mein herzlichster Dank ausgesprochen werden. Herr Weniger und seine Mitarbeiter trugen erheblich zum Gelingen dieses Vorhabens bei, indem sie die technischen Hindernisse so weit wie möglich minimierten und die schier endlosen Bilderwünsche mit Geduld und großem Entgegenkommen erfüllten. Darüber hinaus stellte Herr Weniger auch das umfangreiche Restaurierungsdossier in digitaler Form zur Verfügung und erleichterte auf diese Weise die schwierige Autopsie der Regensburger Minoritenfenster. Mein Dank gilt auch Dr. Peter Germann-Bauer und Dr. Wolfgang Neiser vom Historischen Museum der Stadt Regensburg für die angenehme Zusammenarbeit bei der Untersuchung der ausgestellten und deponierten Objekte. Prof. Dr. Peter van Treeck, München, stellte freundlicherweise seine Restaurierungsunterlagen zu verschiedenen Objekten zur Verfügung. Dr. Barbara Six, Stuttgart, sei für die angenehme Kommunikation im Zusammenhang mit der visuellen Rekonstruktion der Chorverglasung von St. Salvator in Regensburg herzlich gedankt. Wenn die zahllosen Bild- und Archivanfragen an das Bayerische Landesamt für Denkmalpfl ege innerhalb kurzer Zeit verlässlich beantwortet wurden, so ist dies vor allem auf die Unterstützung von Herrn Dr. Markus Hundemer zurückzuführen. In Regensburg stand hier Dr. Eugen Trapp von der städtischen Denkmalpfl ege als Ansprechpartner bereit. Archivoberrat Dr. Till Strobel, Staatsarchiv Amberg, Hubert Troidl, Stadtarchiv Regensburg, und Dr. Christine Gottfriedsen, Evangelisch- Lutherisches Kirchenarchiv Regensburg, halfen bei der Recherche zu verlorenen Farbverglasungen. Für die anhaltende Förderung des Projekts durch die Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur danke ich schließlich ihrem Präsidenten Prof. Dr. Dr. h.c. Gernot Wilhelm und dessen Vorgängerin, Prof. Dr. Elke Lütjen- Drecoll, ihrem Generalsekretär Prof. Dr. Claudius Geisler, dem Vorsitzenden der Kommission für Kunstgeschichte, Prof. Dr. Werner Jacobsen, sowie dem Vorsitzenden des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, Berlin, Prof. Dr. Wolfgang Augustyn und seinem Vorgänger Prof. Dr. Rainer Kahsnitz. Olaf Meding, Lektor der Mainzer Akademie, und Kerstin Hahn vom druckhaus köthen, haben die Vorbereitung zur Drucklegung umsichtig betreut. Das hohe Arbeitspensum des letzten Jahres wäre ohne den liebevollen Rückhalt meiner Lebensgefährtin Anja Hahn nicht zu stemmen gewesen. Ihr möchte ich für ihre Geduld und ihr Entgegenkommen in dieser entbehrungsreichen Zeit von Herzen danken. Freiburg im Breisgau, im Juni 2015 Daniel Parello HINWEISE FÜR DEN BENUTZER Zum Aufbau der Bände des CVMA Deutschland: Gemäß den Richtlinien des Corpus Vitrearum (letzte Fassung 2001, siehe: www.corpusvitrearum.org) umfasst ein Band alle in dem betreffenden Gebiet erhaltenen, vor 1550 ent- standenen Glasmalereien in alphabetischer Abfolge der Stand- bzw. Aufbewahrungsorte. Haben sich in einer Stadt an mehreren Orten Glasmalereien erhalten, so werden Kirchen vor profanen Gebäuden, öffentliche Museen vor privaten Sammlungen behandelt. Von dem topographischen Prinzip wird zugunsten des historischen Prinzips nur in jenen Fällen abgewichen, in denen Scheiben eindeutig gesicherter Herkunft an einen anderen Standort abgewandert sind. Diese Scheiben werden unter ihrem ursprünglichen Standort behandelt. Verschollene oder verlorene Glasmalereien, die nur durch Erwähnungen, Zeichnungen oder Fotografi en überliefert sind, werden, sofern sie zu noch erhaltenen Beständen gehörten, in Anhängen unter dem jeweiligen Standort erfasst. Ist am ursprünglichen Standort nichts mehr erhalten, so werden die Angaben zu verschollenen oder verlorenen Glasmalereien wiederum in alphabetischer Abfolge in einem Anhang zusammengestellt. Zur Bezeichnung der Fenster und Schei- ben: Den Richtlinien des Corpus Vitrearum entsprechend werden die Fenster vom Achsen- fenster des Chores (I bzw. H I im Obergaden) von Osten ausgehend und jeweils auf der Nord- und Südseite nach Westen hin fortschreitend mit fortlaufenden römischen Ziffern versehen (nord II/süd II, III, IV usw.). Dabei werden alle Fenster – auch die nicht behandelten – mitge- zählt. Die Bezeichnung der Fensterposition kann zusätzlich durch die Voranstellung des betreffenden Bauteils – Chor, Qhs. (Querhaus), Lhs. (Langhaus) – geklärt werden. Bei überein- anderliegenden Fensteröffnungen werden die oberen mit Großbuchstaben N (NORD) und S (SÜD) gekennzeich net. Innerhalb eines Fensters werden die einzelnen Felder zeilenweise von unten nach oben mit ara- bischen Zahlen und bahnweise von links nach rechts mit Kleinbuchstaben versehen (z. B. 1a, 2b, 3c, etc.) (s. Fig.). Die Kopfscheiben werden als Abschlüsse der Bahnen fortlaufend mitge- zählt. Maßwerkfelder werden durch arabische Zahlen in ihrer horizontalen Lage und durch große Buchstaben in ihrer vertikalen Stellung zu den Fensterbahnen darunter festgelegt (z. B. 1AB, 2CD, 3B, etc.). Bei Maßwerkrosetten und Fensterrosen werden die einzelnen Strah- len oder Pässe im Uhrzeigersinn durchnum- meriert, das Zentrum mit »0« bezeichnet. Bei museal verwahrten Verglasungsresten werden die Scheiben in zwei Gruppen – Glasmalereien gesicherter und ungeklärter Herkunft – chro- nologisch geordnet. 10 hinweise für den benutzer Zur Technik mittelalterlicher Glasmalerei: Ein mittelalterliches Glasgemälde setzt sich aus drei Bestandtei- len – Farbglas, Malfarbe und Bleinetz – zusammen. Das Bleinetz verbindet die einzelnen Farbgläser miteinander und legt zugleich das lineare Gerüst der Bildkomposition fest. Die Bemalung der Farbgläser ermöglicht die Differenzie- rung und Modellierung des farbigen Lichtes und präzisiert die bildliche Darstellung. Die mittelalterlichen Farbgläser bestehen aus einem Gemenge von zwei Teilen Buchenholz und Farnasche (Pottasche) und einem Teil Sand (Silizium), das bei etwa 1200� C miteinander verschmilzt. Zur Färbung der fl üssigen Glasmas- se (Fritte) wurden verschiedene Metalle (Kupfer, Eisen, Mangan, Kobalt, u.a.) hinzugefügt, deren Oxidation eine bestimmte Färbung bewirkt. Manche Gläser zeigen einen schichtenförmigen Aufbau, bestehen also aus mehreren Überfängen; hierzu wurde der Glaszylinder während des Blasens in verschiedene Fritten getaucht. Rotes Glas wurde in der Regel als Überfangglas hergestellt, gelegentlich auch aus unvollständig vermischter weiß-roter Fritte als Hafen- mischglas. Das in Zylindern geblasene Farbglas ergab nur kleine Glastafeln, die eine Fläche von bis zu einem Vier- tel Quadratmeter erreichten. Die Glastafeln waren uneben, in der Stärke ungleich und mit Unreinheiten (Bläschen, Buckeln) durchsetzt, hervorgerufen durch die unvollständige Oxidation der färbenden Metalle. Im Mittelalter kannte man als Glasmalfarbe zunächst nur das Schwarz- oder Braunlot, das sich durch Aufbrennen mit dem Farbglas verbindet. Hierzu wurde der Farbsubstanz (Eisenhammerschlag, Kupferoxid) zerstoßenes Bleiglas beigemischt, das einen niedrigeren Schmelzpunkt als das Grundglas besitzt, da dieses beim Brand seine Form nicht verändern soll. Das Schwarzlot wurde als Kontur- und Überzugsfarbe verwendet und vermochte das Grundglas nur in seiner Transparenz zu verändern. Eigentliche Malfarben, mit denen der Farbton des Grundglases verändert werden kann, sind Silbergelb und Eisenrot, die erst seit dem frühen 14. bzw. dem späten 15. Jahrhundert in Gebrauch kamen. Zudem ist es möglich, den farbigen Überfang eines Farbglases mechanisch (durch Ausschliff) oder mit chemischen Mitteln (Ätztechnik) zu entfernen und damit kleinteilige Farbwechsel (z. B. Muster oder Wappenbilder) ohne störende Bleiruten innerhalb ein und desselben Glasstücks zu erzielen. Das H-Profi l mittelalterlicher Bleiruten ist hochstegig und besitzt in der Regel schmale Flanken, durch die die Gläser gehalten und miteinander verbunden werden. Auf Grund ihrer Biegsamkeit können sie auch komplizierten Glaszu- schnitten angepasst werden. Die Arbeit des Glasmalers begann damit, dass er das auszuführende Glasgemälde in natürlicher Größe auf einer weiß grundierten Holztafel, auf Leinwand oder Pergament, später auf Papier, aufriss und damit die Größe der einzelnen Gläser und den Bleiriss festlegte. Als zweiter Arbeitsgang folgte der Zuschnitt der Gläser mit Spreng- und Kröseleisen; mittelalterliche Farbgläser weisen daher zumeist unregelmäßige Bruchkanten auf. Die Bemalung besteht in der Regel aus drei Schichten, einem fl ächig aufgetragenen lichten Wasserton, einem modellierenden oder schattierenden Halbton und einer mehr oder weniger deckenden Kontur. Sie wurde in der Regel auf der Innenseite aufgetragen, häufi g aber durch schattierende Lasuren auf der Außenseite verstärkt. Die Struktur der Bemalung konnte der Glasmaler dadurch differenzieren, dass er sie in negativer Technik mit dem Stoffballen, dem trockenen Pinsel, Pinselstiel, Federkiel oder der Nadel durch Wischen, Stupfen oder Radieren teilweise wieder entfernte. Danach wurden die Gläser gebrannt und abschließend verbleit. Zur Erhaltung mittelalterlicher Glasmalereien: Glasgemälde waren stets der Zerstörung durch Hagel, Sturm und Steinwürfe ausgesetzt. Im Mittelalter wurden sie regelmäßig gepfl egt und ausgebessert, in nachmittel- alterlicher Zeit jedoch zunehmend vernachlässigt. Unermessliches ging durch den Bildersturm, die Kriege des 17. Jahrhunderts, das Lichtbedürfnis der Aufklärung und nicht zuletzt durch die Verschleuderung kirchlichen Kunst- gutes im Zuge der Säkularisation zugrunde. Erst mit der romantischen Begeisterung für die Kunst des Mittelalters nahm man sich der Glasmalerei wieder an. Dabei führten die umfangreichen Wiederherstellungsmaßnahmen im 19. Jahrhundert vielfach zu einer weitgehenden Umstellung und Neuordnung der überlieferten mittelalterlichen Bestände und damit zur Verunklärung ursprünglicher Zustände, deren Rekonstruktion auf der Grundlage schriftlicher und bildlicher Überlieferung sowie der sorgfältigen Autopsie der Fenster eine wesentliche Aufgabe des Corpus Vitrearum ist. Heute sind die Farbfenster überall dort, wo keine Sicherungsmaßnahmen getroffen werden, unausweichlich vom Zerfall bedroht. Mittelalterliche Farbgläser sind einem natürlichen Alterungsprozess unterworfen. Seit der Industrialisierung wird dieser Zersetzungsprozess durch Schadstoffe in der Atmosphäre (vor allem Schwefeldioxid) beschleunigt. Die in Verbindung mit Feuchtigkeit entstehende Schwefelsäure schädigt die Glasoberfl äche (bis zu geschlossenen Korrosi-

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