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Regensburg, Stiftspfarrkirche St. Kassian : Pfarrkirche des Kollegiatstifts Unserer Lieben Frau zur alten Kapelle PDF

17 Pages·2016·27.297 MB·German
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Preview Regensburg, Stiftspfarrkirche St. Kassian : Pfarrkirche des Kollegiatstifts Unserer Lieben Frau zur alten Kapelle

.§\,,&$'iit,*. i.ffi 6.,,W STIFTSPFARRKIRCH E ST. KASSIAN REGENSBURG %ry h& Regensburg Stiftspfarrkirche St. Kassian PFARRKIRCHE DES KOLLEGIATSTIFTS UNSERER LIEBEN FRAU ZUR ALTEN KAPELLE Patrozinium: St. Kassian Festtag: t3. August " Stadt: g3o4l Regensburg Dekanat: Regensburg Bundesland: Bayern Bistum: Regensburg a-,:;,1:1..i,.:,,..,:..:,:. "i.". : .'.', '"'\:l.a:* Ein Juwel im Herzen deutsamen Ausstattung abzulesen ist. bekannt, was an ihrem unscheinbaren Gründungslegende, erste Schon das Patrozinium des hl. Kassian Außeren liegen mag. Die bisher letzte, urkundliche Erwähnung Regensburgs ist erstaunlich. Denn dieser Heilige ist von 2oo7 bis zor5 durchgeführte Ge- und ursprüngliche Funktion Die altehrwürdige Kirche St. Kassian nördlich der Alpen kaum bekannt, sehr samtrestaurierung macht nun auch die liegt in der Mitte der Regensburger Alt- wohl aber in Oberitalien und SÜdtirol. besondere ästhetische Qualität dieser Schon die lnschrift im Scheitel des Chor- stadt. Neben St. Emmeram, dem Nie- Die Erklärung dafür liegt in der frü- Kirche wieder sichtbar. bogens unterstellt, dass die Kirche an der dermünster, der Alten Kapelle und dem hen Zugehörigkeit Regensburgs zum Stelle eines heidnischen Tempels stehe: Dom St. Peter zählt sie zu den ältesten Patriarchat von Aquileia. Auf Überra- »olim idolorum« - einstmals seien hier Kirchen Regensburgs. Sie blickt also auf schende Weise spiegeln sich in der Götzen verehrt worden. Sie sei in ge- eine lange Geschichte zurück, die auch Kirche bayerische und Regensburger wisser Weise also römischen Ursprungs. an ihrer Bausubstanz und an ihrer be- Stadtgeschichte. Dennoch ist sie wenig ln ihrer Geschichte sei das Heidentum 4 ebenso überwunden worden wie im der Alten Kapelle. Diesem ist St. Kassian der Apsiden befinden sich dort, wo heute 5 Leben ihres Patrons, des hl. Kassian. Ur- bis heute verbunden, was nicht zuletzt das östlichste Freipfeilerpaar seinen Platz (u kundlich erwähnt wird die »Capella(m) darin zum Ausdruck kommt, dass die hat. Während die seitlichen Apsiden nur P(u ..C9, ad sanctum Cassianum« zum ersten Mal Pfarrei St. Kassian von einem Kanoniker eine lichte Breite von 2,50 m aufwiesen, .EU ltJi aber erst am 23. August 885: Sie gehör- des Kollegiatstifts zur Alten Kapelle be- ist für den Hauptchor immerhin eine Tt(huJ Oo)(dJo te zur damals königlichen Pfalz am Al- treut wird. Breite von 5,8o m anzunehmen. Über die oo=(oo dt ten Kornmarkt und als Nebenkapelle zu Form und das Ausmaß des Kirchenschiffs .o(u deren Kirche, eben jener Alten Kapelle. Die Baugeschichte ist ansonsten wenig bekannt. Sicher aber .oo) Damals war sie noch von einem Friedhof war der Bau wesentlich kürzer als die umgeben, was vermutlich dazu beitrug, Der älteste Bau (in der Rekonstruktion heutige Kirche. Die Länge dieses ersten dass sie beim großen Stadtbrand desJah- rot dargestellt) ist erst durch Grabungen Kirchenbaus wird von den Archäologen res 89r unversehrt blieb. während der jüngsten Sanierungsarbei- mit mindestens 20 m, eher mit etwa z6 lm Unterschied zur Alten Kapelle, ten erkennbar geworden, da sich von ihm bis z8 m angegeben. die ursprünglich dem König und seinem keine aufgehenden Mauern, sondern nur Vermutlich im rz. Jh., spätestens um technik der Gotik, die die vormals massi- Hofstaat als Pfalzkirche vorbehalten war, Fundamente erhalten haben. Man weiß rzoo, also in der Zeit der Romanik, wur- ven Wände möglichst mit Fenstern füllte, diente St. Kassian den königlichen Beam- aber aus Archivalien, dass er noch aus ka- de der Hauptchor nach Osten (hellgrün erforderte. Verschiedene lndizien spre- ten. Später, seit rzz5, als mit St. Ulrich ei- rolingischer Zeit stammt. Gefunden wur- dargestellt) erweitert. So entstand wohl chen für eine Entstehungszeit um 13oo, ne neue Pfalzkapelle errichtet wurde, ge- den die Reste von zwei rund abschließen- ein quadratisches Chorjoch, das mit ei- jedenfalls im ersten Drittel des t4. Jh., so- hörte sie als Pfarrkirche zum Kollegiatstift den Apsiden; die Ansätze für die Bögen ner nun leicht eingezogenen Apsis wie- wie für eine Ausführung durch Mitarbei- derum halbrund schloss. ter der Regensburger Dombauhütte. Die lm 13. Jh. wurden die Seitenschiffe Position einer provisorischen Westwand neu errichtet (dunkelgrün dargestellt). lässt sich auch heute noch an der auffäl- Das Quermaß des dadurch verbreiterten ligen Form des (von Osten gezählt) zwei- Gebäudes hat sich bis heute erhalten, ten Freipfeilerpaars ablesen: Es sind frü- also auch ein Teil des aufgehenden ro- here Halbpfeiler, die an oder in der West- manischen Mauerwerks. wand standen, die die bereits fertigge- Möglicherweise infolge eines Brandes stellten Teile der neuen Kirche von noch wurde ein Neubau in Angriff genommen vorhandenen Teilen des Vorgängerbaus (blau dargestellt): Diesen begann man mit abgrenzte; möglicherweise dienten diese der Errichtung der Außenwände des Cho- nun als Eingangs- oder Vorhalle. Aufgrund res und der Sakristei östlich der alten Kir- des deutlich tieferen Fußbodenniveaus che. Dadurch war gewährleistet, dass in dieser weiterhin Gottesdienste abgehal- ten werden konnten. Erst die Einwölbung L Ehemaliger Schlussstein des des neuen Chores und die Errichtung hochgotischen Chors mit Brustbild neuer Mittelschiffspfei ler erforderten den des hl. Kassian Abriss von Teilen des Vorgängerbaus. Die { Chöre schlossen nun nicht mehr rund, Schematische Rekonstruktion der sondern polygonal, wie es die neue Bau- mittel alter li chen B auabf ol ge des alten Baus wird eine Treppe im Be- reich des Mittelschiffs angenommen, die Pa) nach oben in die neue Kirche führte. Das €iP<ul .(J Aussehen des hochgotischen Presbyteri- UVI ums ist leider nur noch einem Kupferstich UI Oba,Jo aus den Jahren V54/1755 zu entnehmen. OoJo 0rd0 Der aus einem Stück Kalkstein gearbeite- o=rü .oo) te Schlussstein des Chorgewölbes aber .(D) ist heute wieder zu sehen: Nachdem er im Zuge der Umgestaltung Mitte des r8. Jh. sorgsam im Mauerwerk des rech- ten Seitenschiffs deponiert und überputzt worden war, befindet er sich, nachdem er zorr aufgefunden und restauriert wurde, wieder an seinem Fundort, knapp un- terhalb der Decke. Er zeigt im Relief das polychrom gefasste Brustbild des hl. Kas- sian im Bischofsornat, in der Rechten die Martergriffel, in der Linken ein Buch vor die Brust haltend. Unverändert erhalten ist auch noch die alte Sakristei mit ihrem fünfstrahligen, auf Kopfkonsolen ruhen- den gotischen Rippengewölbe zwischen Hauptchor und nördlichem Nebenchor. Rund eineinhalb Jahrhunderte nach- dem die gotische Kirche errichtet worden war, am 29. Juni 1474, machte ein bayern- weit verheerender Orkan durchgreifende t :*," ', -- , "' lnstandsetzungen und die Beseitigung . von Bauschäden nötig, die unter dem Stiftsdekan Joseph Hayden erfolgten und Noch einmal eineinhalb Jahrhunder- die einen Schild mit der hl. Maria mit dem Mittelschiff errichtete man ein neu- eine Anpassung an den spätgotischen te späte1 r6or, beschloss das Stiftkapi- Lilienzepter zeigt und sich im westli- es, steileres Dach. Zeitgeschmack ermöglichten. 1477 wur- tel eine grundlegende Sanierung dieses chen Eingangsbereich befindet. ln die- r6z6 wurde das baufällige Kirchen- de der Bau um ein Joch nach Westen ver- »templum ruinosum«. Auf diese in den sen beiden Jahren erhielten die Apsiden türmchen abgebrochen und weiter längert sowie das Mauerwerk des Mittel- Jahren $o3lt6o4 durchgeführte Reno- der Seitenschiffe größere Fenster, die westlich als Dachreiter über dem West- schiffs und der Seitenschiffe erneuert. Ein vierung, die letztlich eine Umgestaltung von außen noch erschließbar sind. Über giebel in barocken Formen neu errichtet. skulptural reich gestaltetes Sakraments- von der Basilika zur Staffelhalle bedeu- lm 19. Jh. wurde er erneuert. Darin sind haus löste die bis dahin in Gebrauch be- tete, verweist eine von einer Weinrebe heute in einem Bockstrebenstuhl zwei fi ndliche schlichte Sakramentsnische ab. umrankte lnschrifttafel aus Plattenkalk, L AulSenansicht von Osten Glocken aufgehängt. Die kleinere, etwa 8 1oo kg schwere Glocke (Nominal es3) in einer weiteren lnschriftentafel fest- ren wurde der lnnenraum renoviert und Die Nebenchöre, die in drei Seiten eines wurde bereits Ende des t3. Jh. gegossen; gehalten wurde. Man ging recht kon- die Raumschale neu gefasst. Die letz- Sechsecks schließen, sind weitaus niedri- a) ihre 5o kg schwerere Nachbarin (Nomi- sequent vor: Das gotische Sakraments- ten Baumaßnahmen erfolgten im Zu- ger und haben jeweils lediglich ein klei- @c) E .EU nal d3) ist sogar noch ein halbesJahrhun- haus und die sieben gotischen Seiten- sammenhang der eingangs erwähnten nes, liegendes, längsovales Fenster. Die .'6o oUv(o)rudlo dgheeallrätte uänteletetn r w.G eDloradcmekneit. ns Rinedg esnies bduierg sä,l tedsiete nn oecrh- adbleiteäs raReb iwpgpueeradnreb dnee iteesn t,gt fouetnrinsdtc .hd Zeienu d AeCrmkhao dwrgeuenrwd deöenl-s Glituersgaimscthreesnt aOurriteer unnegu, gebsetai ldteet rw uu.rad.e nd.ie dnFaoercnahsnt ,e erdröakfsefnsn unanbugacerhen n hb ieeSrs tpuaintrzsdbpeörnüg.negnl icehr ingnroeßrne E-LI(()o/uJT .o9 t64o wurde ein viergeschossiger Langhauses wurden abgeflacht, um an Baubeschreibung Die nördliche Längsseite der Kirche ErdI Gebäudetrakt mit Wohnungen für die den nun höheren Wänden großflächig kann mit ihren durch Lisenen und Fenster Kanoniker südlich an die Kirche ange- die heute sichtbaren, von vielfachem AUSSEN BAU gegliederten fünf Achsen als eigentliche baut (r888/t889 durch einen Neubau Rocaillewerk umspielten Kartuschen Der etwa 38,4o m lange und 24,30 m Schauseite der Kirche gelten. Zumindest im Stil der Neorenaissance ersetzt). mit Fresken anbringen zu können. breite Baukörper der Kirche ist von au- lässt der komplexe Aufbau des Portals Als weitere Baumaßnahme wurden die Näch einmal hundert Jahre später, ßen von drei Seiten wahrzunehmen: diesen Schluss zu. Über ein mittig gelege- Wände des Mittelschiffs erhöht, so dass als man der Kunst des Barock und des Vom St.-Kassians-Platz blickt man von nes, nischenförmig vertieftes Portal kann über der Flachdecke des Mittelschiffs ein Rokoko völlig verständnislos begegnete, Osten auf die weitgehend aus Steinqua- der Besucher den weit unter Straßenni- Zwischengeschoss eingezogen werden kam es in den Jahren 186g bis t865 unter dern gestalteten Chöre. Diese treten da- veau liegenden lnnenraum der Kirche konnte. Schließlich erhielten auch die dem Stiftspfarrer Dr. Andreas Senestrdy, bei nicht als geschlossene Chorpartie in betreten. Dennoch ist der heutige Fuß- Seitenschiffe neue Dächer. einem Bruder des damaligen Bischofs Erscheinung, sondern wirken wie an ein boden gegenüber dem gotischen Bau be- Das Jahr 1747 aber ist für die Geschich- von Regensburg, zu einer historistischen Wohnhaus angefügt. Der ausschließlich trächtlich erhöht, so dass die achteckigen te von St. Kassian und darüber hinaus für Umgestaltung: Dabei wurden die Roko- steinsichtige Hauptchor schließt in fünf Basen der Freipfeiler heute tief im Boden die Religionsgeschichte Regensburgs ein ko-Altäre beseitigt und zum Teil zerstört Seiten eines Achtecks. Über einer glatt liegen. Türflügel und Bogenfeld werden . besonders wichtiges Datum: Am t3. Au- bzw. an die Karmelitenkirche abgegeben, gestalteten Sockelzone erhebt sich das von einem profilierten Rahmen aus Hau- gust, dem Festtag des hl. Kassian, über- figürliche farbige Glasfenster eingebaut, Fenstergeschoss. Über Eck gestellte Stre- steinen mit Segmentbogenabschluss um- führte der Kanonikus und Pfarrer Johann die Wand- und Deckenmalereien mit Öl- bepfeiler, die im oberen Drittel durch geben, in dem mittig eine Kartusche plat- Anton Götz das Gnadenbild der »Schönen farben übermalt und der Kirchenraum in vertiefte und mit Blendmaßwerk ge- ziert ist. Sie trägt die lnschrift »PRIMA/ Maria« aus dem Minoritenkloster in einem Steinfarbenton einheitlich gestri- schmückte Flächen hervorgehoben sind ECCLESTA/S. CASSTANT. CrVrU(M)/PA- die Pfarrkirche St. Kassian, so dass der chen. Ein neuromanischer Ziboriumsaltar und am oberen Abschluss von jeweils ROCHIA« (»»Erste Kirche des hl. Kassian. Marienkult, der sich mit diesem Bildnis aus Metall bildete den neuen Hochaltar. einem als Wasserspeier fungierenden Pfarrkirche der Bürge«<). Diese innerste seit Langem verband, und die Wallfahrt lm Zuge dieser Restaurierung übertrug Köpfchen bekrönt werden, flankieren drei Rahmung, in eine Art Hohlkehle einge- wieder aufleben konnten. Zwischen t759 fian das Gnadenbild auf den rechten große, ursprünglich gotische Fenster. Die- fügt, wird von einem Portikus eingefasst, und 1783 soll es zu zahlreichen Gebetser- Seitenaltar und zerstörte nahezu alle se hohen Chorfenster waren schon in go- der aus zwei Pilastern besteht, die das hörungen und wunderbaren Heilungen Wallfahrtsdevotionalien. Die t865 vom tischer Zeit in eine hochrechteckige pro- verkröpfte Gesims tragen. Darauf erhebt auf Fürsprache der Schönen Maria ge- Hengersberger Bildhauer Franz Seywald filierte Rahmung eingepasst und werden sich ein weiteres Geschoss, das aber kei- kommen sein. angefertigten Kreuzwegstationen haben nun jeweils von einem Segmentbogen ne streng architektonische Form mehr Der ökonomische Erfolg für das sich bis heute an den äußeren Seiten- überfangen, eine barocke Überformung aufweist - hier fehlen die stützenden Pi- Stiftskapitel war überwältigend: Er er- schiffwänden erhalten. also. Über ihnen schließt sich bis zum laster, und das dennoch kräftige Gesims möglichte in den Jahren 1749 bis t76o Anfang des zo. Jh. bemühte man Dachgesims ein weiteres Stück glatter ist in schwingende Bewegung versetzt. eine aufwändige Umgestaltung der sich, den Raumeindruck des Rokoko Wandfläche an, was dem Hauptchor ein Vor dem Fenster, das nicht nur die Form Kirche zu einer Wallfahrtskirche, was wiederherzustellen. ln den t95oer Jah- harmonisches Erscheinungsbild verleiht. der anderen seitlichen Fenster, sondern 10 auch der Türaussparung wiederholt, ÜI§ Aft.CF{ITüKTUR, NT5 anstelle der Kartusche aber einen unge- INT{ENRAUfuX5 bco stalteten glatten Schlussstein zeigt, ist St. Kassian ist eine dreischiffige, vier- -'qC=J) auf einem Sockel die stehende Figur des jochige Staffelhalle. Mit Ausnahme der u Titelheiligen platziert. Sie ist die jüngst mit kuppelartigen Kappen überwölbten -U(Cu angefertigte Kopie einer etwa 8o cm ho- Apsiden ist der Bau flach gedeckt. Die -o hen spätgotischen steinernen Skulptur, durch drei Rundpfeilerpaare geglieder- rd 6 die das Kollegiatstift im Depot verwahrt. ten Schiffe sind annähernd gleich breit. Die in erdigem Farbton gehaltene Kon- Die Seitenschiffe zeigen aber eine ver- struktion wird von einer dritten, in der schobene Mauerführung, sie werden Form ganz freien Rahmung aus weißem nach Westen hin enger. Das Mittelschiff Bandelwerk mit Rosenblütenzweigen, wirkt aufgrund seiner geringen Breite Rocaillen und einem Eierstab sowie mit- von etwa 7,5 m, der Fensterlosigkeit sei- tiger Rokoko-Kartusche umspielt. ner hohen, glatten Wände, der im west- Von Norden präsentiert sich heute lichen Joch r749 eingezogenen Scheide- ein weit herabgezogenes, fast unge- mauern und der relativ niedrigen, dabei gliedertes, fensterloses Dach, das die verhältnismäßig weit gespannten Arka- eigentliche Struktur der Kirche mit ge- den recht düster; nur spärlich belichtet genüber den Seitenschiffen überhöhtem wird es durch das Westfenster und die Mittelschiff vollständig verdeckt: Über Fenster der Seitenschiffe. Die Lichtfülle dem Pultdach des linken Seitenschiffs seiner großen Fenster macht den Chor erhebt sich, nur unmerklich abgesetzt, auch deshalb zum Mittelpunkt der Kir- das Satteldach des Mittelschiffs, das che. lm Westen schließt das Mittelschiff nahtlos in das im rechten Winkel dazu mit der Empore, die sich, in unterschied- stehende Satteldach des ansch I ießenden licher Höhe, über alle Schiffe erstreckt. Wohnbaus übergeht. Beachtlich ist der kunstvoll eingefügte Die Fassade im Westen, die ansons- Orgelprospekt des frühen zo. Jh., der die ten meist als Schauseite durchgestaltet Westwand auf beiden Seiten des Mittel- ist, ist überaus anspruchslos. Beachtens- fensters auf elegante Weise schließt. Das wert ist aber das von einem Engel ge- lnstrument mit rz Registern wurde von haltene Wappenschild des Stiftsdekans der Regensburger Orgelbau-Anstalt Mar- Joseph Hayden hoch oben unter dem tin Binder d Sohn t9o8 geschaffen. Giebel: Es zeigt die Büste eines bärtigen lm Osten reichen die Kirchenschiffe Mannes mit einem Hut, dessen Band unmittelbar an die Apsiden. Die neue nach hinten flattert. Darunter schließt Sakristei ist in den Kirchenbau integ- ein zweiter, breiterer, aber niedriger riert; sie wurde 176o am westlichen Ende Stein an, der die Jahreszahl t477 nennt. Beide Steine wurden erst t74g dort an- ) gebracht. ,nnenansicht noch Westen zur Orgel 12 des südlichen Seitenschiffs eingebaut. auf dem Buch mit den sieben Siegeln lie- lm Norden entspricht ihr die ehemalige gende Lamm im Strahlenkranz zu sehen, :((Ldu H l.-Grab-Kapelle. das von zwei ganzfigurigen, schweben- = den Engeln angebetet wird. Die Figuren .09 Die Altäre dieser Gruppe stammen aus der Zeit der Rekonstruktion des Hochaltars, also vom Der heutige Hochaltar ist eine gelunge- Anfang des zo. Jh. Denn an dieser Stelle ne Rekonstruktion des r864 zerstörten befand sich ursprünglich die als Gnaden- Rokoko-Altars von Johann Baptist Dirr bild verehrte Figurengruppe von Maria (tlog-tl6i, der in Stadtamhof ansässig mit dem Jesuskind. Noch einmal darüber, war. Gefertigt hat die Rekonstruktion der auf halber Höhe des obeliskartigen Gebil- Bildhauer Jakob Helmer r9o8 nach dem des, finden sich in kleinen Wölkchen zwei hölzernen Altarmodell Dirrs von r759, das Cherubim. Der sich elegant verjüngende, noch erhalten ist. Nur in seinem Sockel- hoch aufstrebende Obelisk ist aber nichts bereich füllt der Altar die ganze Breite des anderes als ein Sockel - nicht etwa für Chors aus; darüber fügt er sich zwischen eine Figurengruppe der Hl. Dreifaltigkeit, die äußeren Fenster ein, die er an keiner sondern tatsächlich für die monumenta- Stelle tangiert, und sein filigraner Aufbau le barocke Standfigur des hl. Kassian, die behindert auch den Lichteinfall aus dem ihn triumphal bekrönt, ausgestattet mit mittleren Fenster kaum. Desto überwälti- allen Attributen der Bischofswürde. ln gender ist die Wirkung, die allein schon der Linken hält Kassian das Pedum, den . seine Höhe auf den Betrachter ausübt. Bischofsstab, in der Rechten ein aufge- Diese theatralische lnstallation ist sorg- schlagenes Buch, in das er seinen Blick fältig berechnet. Über einem konkav ge- versenkt. Dabei hat er eine schreitende schwungenen Sockel mit dem Altartisch Haltung eingenommen. Der linke Fuß ragt erhebt sich das Retabel, das flankiert wird bereits über die Sockelplatte hervor, sein von zwei farbig gefassten Skulpturen: Mantel scheint von der Bewegung nach links von der stehenden Ganzfigur des hinten zu wehen. Als Zeichen der Aus- hl. Johannes Evangelist, rechts von der zeichnung wird er von einem geschweif- des Propheten Jesaja. Über der ersten ten, vergoldeten Baldachin überfangen, Sockelzone befindet sich eine weitere, von dessen Zaddeln Quasten baumeln. die mittig einen Fries aus Rocaillen zeigt Dieser wird von einer Folge goldener, und seitlich geschwungen endet. ln dem rocailleartiger Bögen auf zwei hölzernen Bereich darüber entwickelt sich eine gro- Zierpilastern getragen, deren Aufbau von ße Dynamik. Das Retabel läuft seitlich zwei weiteren, etwas westlich platzierten in mächtigen Voluten aus und schließt und wiederum die Chorfenster flankie- nach oben mit einem Wellenbogen, aus dem eine Art Obelisk gleichsam hervor- wächst. ln dessen unterem Drittel ist das ) Hochaltar, ßoB 14 renden Pilastern wiederholt wird. Diese ren Schulter. Er trägt ein silberfarbenes enden in aus Rocaillen hervorzüngelnden Kleid und hält in seiner Linken einen Vo- I Palmzweigen, die auf den vermutlich :o3 gel. Seine rechte Hand ist nicht etwa zum :(U I oder 3o4 erfolgten Märtyrertod Kassians Segensgestus erhoben, sondern zu einer (u verweisen. offenen Faust geformt, was als Reflex auf (f, An den Stirnseiten der innen rund das um p3gltz$o entstandene Gnaden- ausgeführten Seitenapsiden stehen die bild der Alten Kapelle verstanden werden barocken Seitenaltäre. Sie zeichnen sich kann. Beide Personen blicken sich nicht durch eine in überwiegend gelben und an. Auch stellen weder Jesus noch seine grünen Farbtönen marmorierte, breite, Mutter den Blickkontakt zum Gläubigen leicht konkav geschwungene, bis zum her. Zwei schwebende Putti zu ihren FÜ- Fensteransatz reichende Retabelwand ßen halten jeweils einen Kerzenleuchter. aus. Deren Mittelteil tritt nach vorne und Die kirchenhistorisch wie kunsthisto- I ist seitlich durch eine Folge von jeweils risch bedeutende Skulptur entstand im I vier Bögen gerahmt. Über den beiden ersten Viertel des r6. Jh. tgz8 wurde sie I Seitenteilen rahmen grÜne, mit golde- erstmals dem bedeutenden Landshuter I nen Streifen und Buckeln ornamentierte Bi ld hauer H ans Leinberger zugesch rieben, I Felder das Apsisfenster und tragen über der u.a. das prächtige Hochaltarretabel I einer Folge von geradezu schwerelos im Kastulusmünster in Moosburg schuf. I wirkenden Bögen mittig eine Kartusche. Die Skulptur ist neu gefasst. Die Figur des Auf dem hohen, vergoldeten Sockel Kindes ist eine Ergänzung aus dem t8. Jh. I des rechten Seitenaltars im südlichen oer linke Seitenaltar wiederholt die Seitenschiff wird dem Kirchenbesucher Anlage seines Pendants im SÜden. Die I die »Schöne Maria« präsentiert, eine Mitte des Altarretabels bildet hier die I I 95 cm hohe Figurengruppe von Maria mit neubarocke Figurengruppe eines Vesper- I dem Jesuskind. Sie steht vor einem Kranz bildes, einer sog. Pietä: Maria hält ihren II aus 47 Strahlen, in dem tg Rosen einen vom Kreuz abgenommenen Sohn in den weiteren Kranz bilden. Die im Kontrapost Armen. Hinter der Skulptur ist das Kreuz stehende Muttergottes trägt einen mit Titulus, Leichentuch und Dornenkro- I prächtigen vergoldeten, blau gefÜtterten ne zu sehen. Seitlich dieses Bildwerkes Mantel über einem roten Untergewand. steht wie schon am rechten Seitenaltar Mit der Linken, die sie vor ihre Brust hält, jeweils eine Reliquienpyramide. Auf der umfasst sie ein Lilienzepter. lhr Haupt hat Altarmensa steht der von Franz Steinberger sie leicht zur Seite und nach vorne ihrem entworfene Schrein zur Aufbewahrung Sohn zugeneigt, den sie liebevoll mit ihrer der hl. Öle. rechten Hand an dessen rechtem Ober- I schenkelchen hält. Der Knabe erwidert ) Rechter Seitenaltar mit Gnadenbil d I die Zuneigung seiner Mutter und drÜckt I sein lockiges Köpfchen wiederum an de- Y Martyrium des hl. Kassian I I I -"'l*ryryt ffir ryHf., ' /1,4, *li . &to ,& tr t j-r.t_i ' i'! *i.,ü '*. '!'\*** \,2 "r,' ,Tr, [ ._*-111$6.rd'.4.r- .: {? &1 j,:,t .*( ! o,trr :. ,h-E-- 'q^ \".qa ' r(*f\d.r, '' ',f6i1*']2n,. 18 nenden Kassian. Die gemalte Rückwand ebenfalls betende Kinder an die Heiligen- 19 zeigt zwei als Diakone gewandete Engel, stätte gebracht haben, die sie dem Toten lrL§ die sich der sitzenden Figur zuwenden zu präsentieren scheinen. Neben und Joo .:( und hinter ihr ein rotes Ehrentuch halten. über dem Haupt der Grabfigur befindet loz "9 Auf den lnnenseiten der Flügel sind sich ein silbernes, sich zu einem Knoten üu,) jeweils zwei Reliefs befestigt, die Szenen verschlingendes Schriftband, gleichsam pqJ aus der Legende des Heiligen illustrie- von seinem Mund ausgehend. Es soll zei- lL(zu r/t ren: auf dem linken Flügel aus dessen gen, dass die Kraft des heilenden Wortes E lJ- Leidensgeschichte, auf dem rechten aus über den Tod des Märtyrers hinaus wirk- .c)() der Geschichte seiner Verehrung. Links sam ist. E oben die Gefangennahme: Er wird ge- E p3 fesselt, aber in vollem Bischofsornat aus Stuckaturen und Fresken fd der Stadt geführt, und das Ereignis wird des Rokoko -uPU):zt mit einer Fanfare allen bekannt gegeben; darunter das Martyrium des bis auf Mit- Mit der Ausführung der Stuckaturen ra und Lendentuch entkleideten und an beauftragte das Stiftskapitel den Wesso- eine Säule gebundenen Heiligen. Seine brunner Meister Anton Landes (tltz- wütenden Schüler sind hier die Schergen: 1764), der ab r75o auch in der Alten Zum Foltern und Töten benutzen sie ne- Kapelle arbeitete und seine Arbeiten in ben eisernen Griffeln auch Schreibtafel St. Kassian über dem Chorbogen mit der und Beutelbuch. Ein weiterer Schüler hält Jahreszahl 1754 datiert hat. Die Stuckatu- eine Rute in der Hand. Rechts oben ist ren umfassen rein ornamentale Gebilde die Überführung von Reliquien Kassians wie Pilaster und gurtartige Bänder in für Bei dem heute vor der Südwand im neuerten Flügeln in der Hl.-Grab-Kapelle dargestellt: Vor einem Zug von sechs das Rokoko typischen Formen, aber auch rechten Seitenschiff aufgestellten Flügel- aufgestellt. Auf diesen vorletzten Stand- Gläubigen schreitet ein Knabe, der so- freiplastisch gearbeitete Figuren wie altar des hl. Kassian handelt es sich um ort verweist noch die hölzerne Figur des eben im Begriff ist, mit zum Gebet gefal- Putti und Tiere. Stuckiert sind auch die Teile des ursprünglichen spätgotischen im Grab liegenden LeichnamsJesu Christi teten Händen die Kirche zu betreten. lhm Attribute an den Apostelkreuzen und die Hochaltarretabels der Kirche, der r498 aus der ersten Hälfte des 18. Jh., die in folgt ein bekrönter Herrscher, vermutlich Rahmen der Wandmalereien. Von beson- vom damaligen Pfarrvikar Peter Veicht- der mit neugotischen Formen gezierten Herzog Theodo, der seine linke Hand auf derem Reiz sind die kleinen Reliefs, die ner gestiftet wurde. Nachdem dieser Al- Altarmensa ihren Platz gefunden hat. Der die Schulter des Jungen gelegt hat und den »großen« Propheten Jesaja, Jeremia, tar q4g - aus der Mode gekommen - von heutige Ort wurde so gewählt, dass er ge- in seiner rechten ein Ostensorium (ein Ezechiel und Daniel (vorne im rechten seinem originären Standort entfernt und genüber dem wiedergeöffneten Nordpor- Schaugefäß) hält. lm Bildfeld darunter Seitenschiff), den »kleinen« Propheten zerlegt worden war (die Reliefs wurden tal liegt. Über einer niedrigen Predella, wird eine wundersame Begebenheit an Hosea, Joel, Obadja und Amos (hinten im an den Chorwänden gezeigt), wurde er die ein Fries aus acht stehenden Vierpäs- Kassians Grab geschildert. An dem schräg rechten Seitenschiff), den Evangelisten im jahr t86l/t864,, als man sich auf den sen ziert, zeigt der Schrein in der Mitte ins Relief gesetzten Tumbengrabmal mit (vorne im linken Seitenschiff) und den Stil der Gotik rückbesonnen hatte, mit er- des Aufbaus in einer tiefen Nische unter der ganzfigurigen Grabfigur des Verstor- Kirchenvätern (hinten im linken Seiten- feinem vegetabilen Schnitzwerk, das auf benen haben sich neben dem im Gebet schiff) gewidmet sind. schlanken Säulchen ruht, eine vollplas- niederknienden Bischof Germanus vier Die Wand- und Deckenmalereien des A Kassians-Altan Ug8 tisch gearbeitete Schnitzfigur des thro- Frauen versammelt, die zwei nackte, Rokoko bilden eine künstlerische und

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