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Rechtsfragen der Präimplantations-diagnostik PDF

131 Pages·2007·1.378 MB·German
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MedR SchriftenreiheMedizinrecht Herausgegebenvon ProfessorDr.AndreasSpickhoff,Regensburg Christian Dierks · Albrecht Wienke Wolfgang Eisenmenger (Herausgeber) Rechtsfragen der Präimplantations- diagnostik MitBeiträgenvon ErwinBernat,RainerErlinger,WinfriedKluth, EberhardSchwinger,HansTinneberg,ChristianeWoopen 123 Prof.Dr.med.Dr.iur.ChristianDierks RechtsanwälteDierks&Bohle Walter-Benjamin-Platz6 10629Berlin offi[email protected] Dr.iur.AlbrechtWienke RechtsanwälteWienke&Becker-Köln BonnerStraße323 50968Köln [email protected] www.kanzlei-wbk.de Prof.Dr.med.WolfgangEisenmenger InstitutfürRechtsmedizin Ludwig-Maximilians-Universität Frauenlobstraße7a 80337München [email protected] BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbi- bliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. ISSN 1431-1151 ISBN-10 3-540-45042-4 SpringerBerlinHeidelbergNewYork ISBN-13 978-3-540-45042-9 SpringerBerlinHeidelbergNewYork DiesesWerkisturheberrechtlichgeschützt.DiedadurchbegründetenRechte,insbesondere diederÜbersetzung,desNachdrucks,desVortrags,derEntnahmevonAbbildungenund Tabellen,derFunksendung,derMikroverfilmungoderderVervielfältigungaufanderenWe- genundderSpeicherunginDatenverarbeitungsanlagen,bleiben,auchbeinurauszugsweiser Verwertung,vorbehalten.EineVervielfältigungdiesesWerkesodervonTeilendiesesWerkes istauchimEinzelfallnurindenGrenzendergesetzlichenBestimmungendesUrheberrechts- gesetzesderBundesrepublikDeutschlandvom9.September1965inderjeweilsgeltenden Fassungzulässig.Sieistgrundsätzlichvergütungspflichtig.Zuwiderhandlungenunterliegen denStrafbestimmungendesUrheberrechtsgesetzes. SpringeristeinUnternehmenvonSpringerScience+BusinessMedia springer.de ©Springer-VerlagBerlinHeidelberg2007 DieWiedergabevonGebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungenusw.indiesem WerkberechtigtauchohnebesondereKennzeichnungnichtzuderAnnahme,dasssolche NamenimSinnederWarenzeichen-undMarkenschutz-Gesetzgebungalsfreizubetrachten wärenunddahervonjedermannbenutztwerdendürften.TextundAbbildungenwurden mitgrößterSorgfalterarbeitet.VerlagundAutorkönnenjedochfüreventuellverbliebene fehlerhafteAngabenundderenFolgenwedereinejuristischeVerantwortungnochirgendeine Haftungübernehmen. Herstellung:LE-TEXJelonek,Schmidt&VöcklerGbR,Leipzig Einbandgestaltung:ErichKirchner,Heidelberg SPIN11867555 64/3100/YL–543210 GedrucktaufsäurefreiemPapier Vorwort Auch im Jahr 2004 hat sich die Deutsche Gesellschaft für Medizinrecht (DGMR) e.V. einem kontroversen Thema im Schnittpunkt zwischen Medizin, Ethik und Recht zugewandt: der Präimplantationsdiagnostik bzw. präimplantationsgenetischen Diagnostik. Die weite Entwicklung der Re- produktionsmedizin hat Möglichkeiten eröffnet, die zum Zeitpunkt der Entwicklung des Embryonenschutzgesetzes noch nicht zur Verfügung standen. Die sich daraus ergebenden Unklarheiten und ihre strafrechtli- chen Implikationen wurden in einer öffentlichen Debatte im Deutschen Ärzteblatt ausgiebig diskutiert. Die Bundesregierung plant seit langem eine Novellierung des Embyonenschutzgesetzes unter Einschluss weiterer re- produktionsmedizinischer Aspekte. Im Vorfeld dieser legislativen Erwä- gungen haben sich anerkannte Experten der Reproduktionsmedizin, der medizinischen Ethik und der Rechtswissenschaft in der niedersächsischen Stadt Einbeck getroffen, um sich über den aktuellen Stand der Erkenntnis- se in diesem Bereich zu informieren und die rechtlichen Implikationen zu analysieren. In bewährter Weise wurden „Einbecker Empfehlungen“ ent- wickelt, die gemeinsam mit den Referaten des Workshops in diesem Band veröffentlicht werden. Die DGMR möchte mit diesem Tagungsband und den Empfehlungen ein Beitrag zum Diskurs um das Fortpflanzungsmedi- zingesetz leisten. Der sehr weitreichende Vorstoß in den Empfehlungen stellt hierfür nach Auffassung der Teilnehmer und des Präsidiums der DGMR einen Regelungsvorschlag dar, der die Interessen der Eltern und der Gesellschaft mit dem Schutz ungeborenen Lebens in grundrechtskon- former Weise vereint. Das Präsidium dankt allen Teilnehmern und denje- nigen, die durch ihre Unterstützung diese Publikation möglich gemacht haben. Christan Dierks Berlin, Januar 2006 Inhaltsverzeichnis Vorwort...........................................................................................V Zum aktuellen Leistungsstand der In-vitro-Fertilisation............1 Hans-Rudolf Tinneberg Methodik und Ergebnisse der Präimplantationdiagnostik.........7 Eberhard Schwinger Substanzontologie versus Funktionsontologie – Wie bestimmen wir den Beginn und die Ansprüche schutzwürdigen menschlichen Lebens?......................................17 Christiane Woopen Pränatale Diagnostik und Präimplantationsdiagnostik auf dem Prüfstand des österreichischen Rechts............................25 Erwin Bernat Strafrechtliche Würdigung der PID: Zum Streitstand...............65 Rainer Erlinger Verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen der Präimplantationsdiagnostik........................................................83 Winfried Kluth Einbecker Empfehlungen zu „Rechtsfragen der Präimplantationsdiagnostik“....................................................121 Teilnehmerliste Einbeck 2004...................................................127 Zum aktuellen Leistungsstand der In-vitro-Fertilisation Hans-Rudolf Tinneberg I. Einleitung Einen Leistungsstand beschreiben zu wollen, erfordert, dass Leistung ge- messen werden kann. Dies ist in der Physik anhand von Formeln geregelt, in der Medizin ist man jedoch geneigt, Leistung mit Erfolg gleichzusetzen, Erfolg einer durchgeführten Maßnahme. Indikation für die Durchführung einer In-vitro-Fertilisation (IVF) ist die ungewollte Kinderlosigkeit; das Ziel somit, Paaren zu einem oder mehreren Kindern zu verhelfen. Ange- sichts 1,2 bis 1,6 Millionen unfruchtbarer Frauen in der Bundesrepublik bzw. 15–20% aller Frauen im reproduktionsfähigen Alter eine auch unter sozio-ökonomischen Aspekten wichtige Aufgabe. Betrachtet man weiter- hin den Umstand, dass im Jahre 2003 in Deutschland ca. 20.000 Kinder durch assistierte Reproduktionstechnologien (ART) zur Welt gekommen sind, so entspricht dies ca. 2% aller geborener Kinder. Um diese Ziele der Fortpflanzungsmedizin zu erreichen, streben Repro- duktionsmediziner an: 1. Verhinderung von Mehrlingsgeburten, 2. verbesserte Geburtenrate und 3. Übertragung von möglichst wenigen Embryonen. II. Leistungsstand der Reproduktionsmedizin Zur selben Zeit im November 2004 wie der Einbecker Workshop der Deut- schen Gesellschaft für Medizinrecht e.V. fand das XVIII. Treffen der Deutschen IVF Gruppen in Hannover statt. Auf dieser Tagung wurde das Deutsche IVF Register (DIR) vom Vorstandsvorsitzenden des DIR Prof. Felberbaum vorgetragen. Von den unter www.deutsches-ivf-register.de nach- 2 Hans-Rudolf Tinneberg Abb. 1. Anzahl der IVF Zentren 2003 (aus DIR Jahrbuch 2003 www.deutsches- ivf-register.de) Abb. 2. Anzahl der Follikelpunktionen 2003 (aus DIR Jahrbuch 2003 www.deut- sches-ivf-register.de) Zum aktuellen Leistungsstand der In-vitro-Fertilisation 3 zulesenden Daten sollen einige stellvertretend an dieser Stelle diskutiert werden. Abb. 1 zeigt die Entwicklung der Zentrum für die Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit. Im Jahre 2003 fanden sich in der BRD knapp 120 Zentren, entsprechend ca. 1 Zentrum pro 1 Millionen Bürger. Betrach- tet man anschließend Abb. 2, so zeigt sich parallel zum Anstieg der Zahl der Zentren eine Zunahme der Follikelpunktionen. Bleibt zu diskutieren, ob das Ansteigen der Zahl der Zentren und damit die Verfügbarkeit der Me- thode auch deren Anwendungshäufigkeit bedingt hat oder ob die Anzahl der Zentrum dem gesteigerten Bedarf gefolgt ist. Betrachtet man den Verlauf der klinischen Schwangerschaften pro Em- bryotransfer nach IVF, Intracytoplasmatische Spermieninjection (ICSI) und nach Kryokonservierung von Eizellen im Vorkernstadium (Pronukleusstadi- um), so zeigt sich in der Betrachtung seit 1997 der Trend einer leichten Zu- nahme der Schwangerschaften nach den aufgeführten Maßnahmen (Abb. 3). Da die Schwangerschaftsrateals zentraler Indikator für den Leistungsstand der ART anzusehen ist, sei ein detaillierter Blick in die Abhängigkeit von der Embryonenqualität erlaubt (Tab.1). In dieser Tabelle werden drei ver- schiedene Parameter untersucht, die prospektiv erhoben wurden, Alter der Patientin, Anzahl der Embryonen und Qualitätsscore der Embryonen. Frag- lich ist, ob diese Parameter als voneinander unabhängig zu betrachten sind. Gerade in Hinblick auf die Diskussion, inwieweit das Alter als limitierender Faktor einzubeziehen ist, verdient diese Zusammenstellung besondere Be- achtung. Bezogen auf das Alter der Patientinnen zeigt sich bei >40-jährigen eine maximale Schwangerschaftsrate/Embryotransfer von 18%, während die Abb. 3. Klinische Schwangerschaftsraten pro Embryotransfer bei IVF, ICSI und nach Kryokonservierung von Eizellen im Vorkernstadium 1997–2003 (aus DIR Jahrbuch 2003 www.deutsches-ivf-register.de) 4 Hans-Rudolf Tinneberg Tabelle 1. Klinische Schwangerschaftsraten pro Embryotransfer in Abhängigkeit von der Embryonenqualität 2003 (aus DIR Jahrbuch 2003 www.deutsches-ivf- register.de) maximale Schwangerschaftsrate von <30-jährigen Frauen mit 35% fast doppelt so hoch ausfällt. Hinsichtlich der Embryonenqualität ist bei wenigen nicht ideal geformten Embryonen bei jüngeren wie auch bei älteren Pa- tientinnen nur mit einer Schwangerschaftsrate von unter 10% zu rechnen, die eine weitere Durchführung der assistierten Reproduktion nur nach erneu- ter sehr intensiver Aufklärung vertretbar erscheinen lässt. Letztendlich spiegelt sich hierin unabhängig vom Alter eine wahrscheinlich multifakto- riell bedingte Störung der Eizellreifung wider. Abb. 4 zeigt, dass ein nicht unwesentlicher Faktor für den Erfolg einer IVF Therapie in der Wahl des Zentrums zu sehen ist. Hier zeigt sich eine enorme Schwankungsbreite der klinischen Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer zwischen 5 und 46%. Betrachtet man die Regressionsgerade zur Anzahl der Zyklen, so ist als Trend zu verzeichnen, dass mit höherer Anzahl an Zyklen auch eine höhere Erfolgsaussicht verbunden ist. Bei der Einzellanalyse zeigt sich jedoch auch, dass das Zentrum mit den häufigsten Behandlungen (ca. 3300) im Mittelfeld der Schwangerschaftsraten von ca. 27% liegt. Nach dieser exemplarischen Darstellung einiger weniger medizinischer Fakten, welche den Leistungsstand der Reproduktionsmedizin in Deutsch- land bestimmen, sei gestattet, eine gesetzliche Regelung anzusprechen, die

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