Tom Poljanšek REALITÄT UND WIRKLICHKEIT Zur Ontologie geteilter Welten EDITORIAL Mediale Produktionen und gestalterische Diskurse bilden ein vehement zu beforschendes ästhetisches Dispositiv: Medien nehmen nicht nur wahr, sondern werden selbst wahrgenommen und wahrnehmbar(er) – insbesondere durch die Grund- konstellationen ihrer oft technischen Artefakte und der diesen voran gehenden Ent- würfe, mithin vor der Folie des dabei entstehenden Designs. Die Reihe MEDIEN- UND GESTALTUNGSÄ STHETIK versammelt dazu sowohl theoretische Arbeiten als auch historische Rekapitulationen und prognostizierende Essays. Die Reihe wird herausgegeben von Oliver Ruf. TOM POLJANŠEK lehrt und forscht am Philosophischen Seminar der Ge- org-August-Universität Göttingen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Phänomenologie, Sozialontologie, Technikphilosophie und Ästhe- tik. Aktuell befasst er sich mit Situativität und Immersion als Grundmerk- malen menschlicher Erfahrung. Tom Poljanšek REALITÄT UND WIRKLICHKEIT Zur Ontologie geteilter Welten Medien- und Gestaltungsästhetik 17 Hrsg. v. Prof. Dr. Oliver Ruf Diese Abhandlung wurde von der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universi- tät Stuttgart zur Erlangung der Würde eines Doktors (Dr. phil.) als Dissertation an- genommen (D 93). Hauptberichter: Prof. Dr. Catrin Misselhorn, Mitberichter: Prof. Barry Smith (Buffalo). Tag der mündlichen Prüfung: 01.02.2019. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2022 transcript Verlag, Bielefeld Alle Rechte vorbehalten. Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Umschlagkonzept: Natalie Herrmann, Theresa Annika Kiefer, Lena Sauerborn, Elisa Siedler, Meyrem Yücel Designkonzeption: Andreas Sieß Gestaltung & Satz: Tom Poljanšek Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar Print-ISBN 978-3-8376-6240-5 PDF-ISBN 978-3-8394-6240-9 https://doi.org/10.14361/9783839462409 Buchreihen-ISSN: 2569-1767 Buchreihen-eISSN: 2703-0849 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: http://www.transcript-verlag.de Inhaltsverzeichnis Einleitung – 11 Kapitelübersicht – 46 1. Wirklichkeit ≠ Realität – 53 1.1 Sellars und Husserl zur Differenz von manifestem und wissenschaftlichem Bild der Welt – 57 Manifestes und wissenschaftliches Bild der Welt – 58 | Sellars zum Verhältnis der beiden Bilder – 60 | Husserls Konzeption des Verhältnisses von Lebenswelt und wissenschaftlichem Bild – 65 | Vergleich der Auffassungen Husserls und Sellars’ – 68 | Die Unterscheidung von Realität und Wirklichkeit als Alternative – 69 1.2 Der Mythos des Gegebenen und die vermittelte Unmittelbarkeit der direkten Wahrnehmung – 71 1.3 Bedeutsamkeit als konstitutives Merkmal der Objekte direkter Wahrnehmung – 82 1.4 Wirklichkeit, Realität, Gegebenheitsontologien und Existenzontologien – 87 1.5 Die Schichtung gegebenheitsontologischer Objektklassen – 92 1.6 Exkurs: Dennetts »notional worlds« und die Idee der »Heterophänomenologie« – 101 1.7 Das Verhältnis alltagsontologischer Überzeugungen zur Differenz von Wirklichkeit und Realität – 108 1.8 Die menschliche Neigung zur Verdinglichung des Gegebenen – 117 Perzeptive Verdinglichung – 118 | Institutionelle Verdinglichung – 124 1.9 Versachlichung als epistemisches Korrektiv der menschlichen Tendenz zur Verdinglichung – 133 Alltagsontologische Urteile über das Angenehme (Kant) – 138 | Alltagsontologische Urteile über Erscheinungen (Kant) – 141 | Substruktion (Husserl) und der Fehlschluss der (vorschnellen) Naturalisierung gegebenheitsontologischer Objekte – 143 1.10 Es gibt keinen wissenschaftlichen Tisch – 149 1.11 Exkurs: Die Relativierung des existenzontologischen Apriori in den Naturwissenschaften – 157 1.12 Eine unnötige Vervielfältigung der Objekte? Über das Verhältnis von GOOs und EOOs – 161 GOOs als ›intentionale‹, EOOs als ›intentionale ‹ Objekte der i e Wahrnehmung – 177 | Die Ablösbarkeit von Wahrnehmungsgehalt und Seinsglaube – 182 | Phänomenale Gegebenheit von GOOs als zuverlässiger Indikator für die Existenz von EOOs – 191 | GOOs just ain’t in the head. Über Innen und Außen von Wirklichkeit und Realität – 197 1.13 Eine Realität – Verschiedene Wirklichkeiten? – 202 Was es heißt, alltagsontologisch zu existieren – 217 2. Wahrnehmung und Vorwegnahme – 223 2.1 Gegebenheitsontologische Objekte als Resultate subpersonaler Konstitutionsprozesse – 227 Die empirische Unterbestimmtheit der distalen durch die proximalen Reize – 229 | Was in der Wahrnehmung phänomenal ergänzt wird – 234 | ›Unbewusste Schlüsse‹ in der Wahrnehmung als Wetten auf naheliegende Möglichkeiten – 240 | Veranschaulichung der Wirkmächtigkeit unbewusster Schlüsse in der Wahrnehmung – 245 2.2 Appräsentation und amodale Ergänzungen – 251 Räumliche und zeitliche Appräsentation – 254 | Appräsentation als unwillkürliche Leistungen der Imagination – 257 | Exkurs: Wieso es schwierig ist, zwischen gewöhnlicher und imaginativer Wahrnehmung zu unterscheiden – 261 2.3 Argumente für die Geltung der Vorwegnahmethese – 264 Wie Menschen in ihrer Wahrnehmung in die Zukunft sehen – 266 | Das Überraschungsargument – 268 | Das funktionalistisch- evolutionsbiologische Argument – 272 2.4 Wahrnehmung als Als-Wahrnehmung – 276 Zweistufige Theorien der Etwas-als-etwas Struktur – 280 | Sinne und Aspekte. Wittgenstein contra Frege – 283 | Welche Rolle spielen begriffliche Vermögen bei der Als-Wahrnehmung? – 292 | Die vermittelte Unmittelbarkeit des Bedeutsamkeitserlebens – 296 3. Begriffe-von – 305 3.1 Apperzeption und Appräsentation in der Wahrnehmung (Herbart, Lazarus, Steinthal, Husserl) – 312 3.2 Empirische Schemata bei Kant – 326 3.3 Von Typen (Husserl) und Substanzen (Millikan) – 332 Husserls Typen – 332 | Millikans Substanzen (darunter kulturelle Meme) – 336 | Millikans Substanzbegriffe – 346 | Husserls Typen vs. Millikans Substanzbegriffe – 351 3.4 Sind ihre intentionalen Objekte konstitutiv für e Begriffe-von? – 352 3.5 Direkte Wahrnehmung als Wahrnehmung in sensu diviso – 359 3.6 Gegebenheitsontologische Objekte als sich bewährende Einheiten der Vorwegnahme – 368 Wieso sich in Bezug auf GOOs eine ereignis- oder prozessontologische Explikation nahelegt – 369 | Die Theorie der Ereignissegmentierung – 376 | GOOs als sich zeitlich entfaltende Einheiten der Vorwegnahme – 385 | Sind gegebenheitsontologische Objekte syntaktisch strukturiert? – 397 3.7 Begriffe-von von Begriffen-für – 405 4. Die Bedeutsamkeit der Wirklichkeit – 413 4.1 Pragmatisch-phänomenologische Theorien der Bedeutsamkeit (Mach, Heidegger, Enaktivismus) – 416 Exkurs: Erklären versus Verstehen. Orientierung als philosophische Aufgabe – 422 4.2 Deweys Theorie der Objekte als Ereignisse-mit- Bedeutung – 429 4.3 Die Bedeutsamkeit der »geistigen Welt« bei Dilthey und Plessner – 431 4.4 Semiotische Theorien kultureller Bedeutsamkeit (Barthes, Eco) – 435 4.5 Bedeutsamkeiten als »Affordances« (Gibson, Norman, Uexküll) – 444 4.6 »Concern-based construals« und »thick action properties« (Roberts, Nanay) – 451 4.7 »X zählt als Y in K« – Searles regelbasierte Add-on- Theorie der Bedeutsamkeit – 454 4.8 Bedeutsamkeit als natürliche Bedeutung lokal wiederkehrender Zeichen (Millikan) – 458 4.9 Eine Gebrauchstheorie der Bedeutsamkeit (Musil) – 461 Exkurs: Bedeutsamkeit als das Ergebnis kollektiver »make believe games« (Walton) – 467 4.10 Vorläufiges Fazit: Wirklichkeit UND Irrealität der neuen Kleider des Kaisers – 471 5. Geteilte und ungeteilte Wirklichkeiten – 475 5.1 Hintergründe – 476 Vorläuferkonzeptionen des Hintergrunds und das relativierte erfahrungskonstitutive Apriori in der französischen Epistemologie – 482 | Angst vor einem Relativismus der vielen Wirklichkeiten – 486 | Die Unterstellung der einen gemeinsamen Welt – 496 5.2 Welt- und Fremdverständnis. Inwiefern wir andere und ihre Wirklichkeiten verstehen – 499 Wechselseitige Wirklichkeitssynchronisation und die Geräuschlosigkeit alltäglicher Interaktionen – 499 | Die Erfahrung des Fremden und der Wunsch nach seiner Vermeidung – 511 | Spielräume und Grenzfälle des Fremdverstehens – 520 5.3 Kern und Hüllen gemeinsamer Wirklichkeiten – 524 Der universale Kern menschlicher Wirklichkeiten – 526 | Der globale Kern menschlicher Wirklichkeiten – 528 | Ontogenetische Elaboration menschlicher Wirklichkeiten – 531 | Lokale Hüllen menschlicher Wirklichkeiten und die gemeinschaftliche Geltung von Man-Erwartungen – 536 | Varietätenlinguistische Überlegungen – 555 | Standardvarietäten – 560 | Nonstandardvarietäten – 569 | Anwendung der varietätenlinguistischen Überlegungen auf die gemeinschaftliche Geltung von Bedeutsamkeiten – 575 | Fähigkeitsabhängige Bedeutsamkeiten – 580 | Zusammenfassung: Kern und Hülle geteilter Welten – 581 Schluss – 585 Dank. – 590 Literatur – 593 »Für diese Bühne des Lebens ist die Rückwand der Kulissen einerlei.« Wilhelm Dilthey, 1878