E. Messerschmid . S. Fasoulas Raumfahrtsysteme Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH E.~esserschnnid S. Fasoulas Raumfahrtsysteme Eine Einführung mit Übungen und lösungen Mit 361 Abbildungen und 81 Tabellen Springer Prof. Dr. Ernst Messerschmid Universität Stuttgart Institut für Raumfahrtsysteme Pfaffenwaldring 31 70550 Stuttgart Dr.-Ing. Stefanos Fasoulas Technische Universität Dresden Fakultät Maschinenwesen Institut für Luft-und Raumfahrttechnik Mommsenstraße 13 01069 Dresden ISBN 978-3-662-09675-8 ISBN 978-3-662-09674-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-09674-1 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Messerschmid, Ernst: Raumfahrtsysteme : eine Einführung mit übungen und Lösungen I Ernst Messerschmid; Stefanos Fa soulas. - Berlin ; Heidelberg ; New York ; Barcelona; Hongkong ; London ; Mailand ; Paris; Singapur ; Tokio: Springer, 2000 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. 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Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk be rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Sollte in diesem Werk direkt oder indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinien (z.B. DIN, VDI, VDE) Bezug genommen oder aus ihnen zitiert worden sein, so kann der Verlag keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität übernehmen. Es empfiehlt sich, gegebenenfalls für die ei genen Arbeiten die vollständigen Vorschriften oder Richtlinien in der jeweils gültigen Fassung hinzu zuziehen. Einbandgestaltung: Struwe & Partner, Heidelberg Satz: Autorendaten Gedruckt auf säurefreiem Papier SPIN: 10693716 6z13020 - 5 4 3 2 1 0 - Vorwort Raumfahrtsysteme ennöglichen den Zugang zum erdnahen wie femen Teil des Weltraums. Raketen befördern Satelliten direkt auf Bahnen, die sich besonders für die Telekommunikation oder die Beobachtung der Erde eignen, fernere Ziele werden mit besonders gebauten Oberstufen oder Sonden mit leistungsfähigen Antrieben angesteuert. Schwerlasttransporter, wie das amerikanische Space-Shuttle oder die Ariane-5-Rakete, transportieren große Teile von Raumstationen in den erdnahen Weltraum, wo sie von Astronauten zusammengebaut und genutzt werden. Das Zusammenwirken aller Teilsysteme für Transport, Infrastruktur, mit einander kommunizierenden Betriebseinrichtungen sowie die sie bedienenden Menschen auf der Erde wie im Weltraum, ergibt ein komplexes Gesamtsystem, auch Raumfahrtsystem genannt. Dieses Gesamtsystem kann nur verstanden werden, wenn die notwendigen Grundlagen über die Möglichkeiten und Grenzen der Raketentechnik, Orbitmechanik, Raumfahrtantriebe, Lage- und Bahnregelung, Energieversorgung, Thermalkontrolle, Kommunikationssysteme oder beispiels weise auch des Wiedereintritts wiederverwendbarer Raumtransportsysteme in die Atmosphäre bekannt sind. Das Buch über die "Grundlagen der Raumfahrtsysteme" soll diese wichtigen Kenntnisse auf der Basis eines vorhandenen Wissens über Physik, Technische Mechanik, Aero- und Thermodynamik vennitteln, wie es in etwa den ersten vier Semestern eines ingenieur-oder naturwissenschaftlichen Studiums gelernt wird. Es ist aus der gleichnamigen Vorlesung mit den dazugehörigen Übungen entstanden, die etwa 5-6 Semesterwochenstunden umfassen und seit 15 Jahren an der Fakultät Luft- und Raumfahrttechnik der Universität Stuttgart und seit 1999 auch an der Fakultät für Maschinenwesen der Technischen Universität Dresden gehalten werden. Die Auswahl der behandelten Themen kann natürlich keine absolut voll ständige und umfassende Zusammenstellung aller raumfahrtrelevanten Teil bereiche darstellen. Das Lehrbuch ist vielmehr als ein Einstieg in die inter disziplinäre, komplexe und faszinierende Problematik der Raumfahrttechnik gedacht. Es soll den Studierenden und den interessierten Lesern die Grundlagen übersichtlich vennitteln und dadurch motivieren, den Zugang zu vertiefenden Gebieten zu suchen. Die unterschiedlichen Themenbereiche hätten nicht so effektiv in Vorlesungs stoff umgewandelt werden können, wenn wir nicht auf Vorlesungen und Übungen hätten aufbauen können, die von Prof. R. Bühler bis 1984 und den Wissen schaftlern des Instituts für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart, insbeson- VI dere von den Herren H. Kurtz, Prof. Dr. R. Lo, Dr. U. Schöttle und Dr. H. Schrade, bis 1986 gestaltet und auch später in Teilen noch gehalten wurden. Wichtige Vorschläge zur Ergänzung des Vorlesungs stoffes machten die Herren Dr. U. Schöttle (Kap. 4.5, 7, 10, 11), Dr. F. Huber (Kap. 12), 1. Krüger (Kap. 9) und F. Zimmermann (Kap. 4.8). Dafür möchten wir uns sehr bedanken. Ebenso möchten wir uns bei bislang insgesamt 15 Jahrgängen von Luft- und Raumfahrt technik-Studenten bedanken, die mit ihren Anregungen und Verbesserungs vorschlägen ebenfalls zum vorliegenden Manuskript beigetragen haben. An dieser Stelle sei auch denjenigen gedankt, die uns bei der Erstellung von Manuskript und Bildern in eine druckreife Form sowie beim Korrekturlesen uner müdlich geholfen haben. Besonders erwähnen möchten wir Frau C. Stemke, und die Herren M. Völkel und T. Behnke. Jetzt erst wird unsere dritte Dimension, der Weltraum, erschlossen. Damit werden neue Erkenntnisse gewonnen und neuer Nutzen daraus gezogen. Unsere Infor mationsgesellschaft, als wesentliches, prägendes Element der Welt des nun beginnenden neuen Jahrhunderts, wird in erheblichem Maße weltraumgestützt sein, global im Charakter werden und neue Formen des Transportes und der Kommunikation annehmen. Die Geschwindigkeit dieser Entwicklung in der Raumfahrt und ihrer Nutzung wird erheblich davon abhängen, wie die zugrunde liegenden Technologien vermittelt, verstanden und schließlich als Teil unserer Kultur akzeptiert werden. Wie für andere neue Technologiefelder ist es dabei von Bedeutung, gleichermaßen die Chancen und Risiken zu bewerten. Ähnlich wie ein Astronaut "seine" Chance ergreift, im Vorgriff auf die Möglichkeiten zukünftiger Generationen die neue Lebenssphäre in der Schwerelosigkeit zu erleben und zu erforschen, werden viel mehr Menschen in Zukunft, indem sie sich mit Raum transportsystemen und Nutzanwendungen befassen, Zutrauen in die Raumfahrt technik gewinnen und diese vermehrt nutzen wollen. Man braucht allerdings nicht wie die Astronauten, Raumfahrt vor Ort erlebt zu haben. Auch von der Erde aus können sich nur wenige Menschen der Faszination der Raumfahrt entziehen. Dies liegt am Zusammenwirken von menschlicher Inspi ration, Naturwissenschaften, Verfügbarkeit von Hochtechnologien und dem Mut aller Beteiligten, Raumfahrt von der Idee zur Innovation und neuen Einsichten umsetzen zu wollen. Die Raumfahrtnutzung, vom Erkenntniszugewinn bis hin zur Kommerzialisierung, wird zwangsläufig folgen. Das vorliegende Lehrbuch soll, das ist unsere Hoffnung, einen Beitrag dazu leisten. Stuttgart, im März 2000 Ernst Messerschmid Stefanos Fasoulas Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG ...................................................................................................... 1 1.1 EINFÜHRUNG .................................................................................................. 1 1.2 GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG ................................................................... 3 1.2.1 Frühe Entwicklungsphase (vorchristliche Zeit bis 1900) ...................... 3 1.2.2 Die Phase der ideenreichen Literaten (1865-1927) .............................. 4 1.2.3 Die Phase der "enthusiastischen Ingenieure" (1895-1935) .................. 4 1.2.4 Die Phase der vorsichtigen Akzeptanz (1935 - 1957) .......................... 4 1.2.5 Die Phase der operationellen Raumfahrt (ab 04.1 0.1957) .................... 5 1.3 RAUMFAHRTNUTZUNG HEUTE UND MORGEN .................................................. 6 1.3.1 Überwachung, Erforschung und Erhaltung der terrestrischen Umwelt. 6 1.3.2 Verbesserung der Infrastruktur in Verkehr und Kommunikation ....... 11 1.3.3 Erkundung des Weltraums .................................................................. 15 1.3.4 Nutzung der Weltraumumgebung ....................................................... 17 1.4 WIRTSCHAFTLICHE RELEVANZ DER RAUMFAHRTTECHNIK UND -NUTZUNG .. 19 1.5 RAUMSTATIONEN ......................................................................................... 21 1.6 MÖGLICHE MISSIONEN NACH DER INTERNATIONALEN RAUMSTATION ......... 28 2 DIE ZIOLKOWSKY-RAKETENGLEICHUNG ........................................... 31 2.1 DIE ANNAHME DES SCHWEREFREIEN RAUMES ............................................. 31 2.2 IMpULS GLEICHUNG DER RAKETE .................................................................. 32 2.3 WICHTIGE IMpULS DEFINITIONEN .................................................................. 35 2.3.1 Der Gesamtimpuls ............................................................................... 35 2.3.2 Der spezifische Impuls ........................................................................ 35 2.4 LEISTUNGS-ODER ENERGIEWIRKUNGSGRADE ................ , ......... ,. .................. 36 2.4.1 Gesamtwirkungsgrad, innerer und äußerer Wirkungsgrad .................. 36 2.4.2 Der integrale oder mittlere äußere Wirkungsgrad ............................... 37 2.5 EIN- UND MEHRSTUFIGE CHEMISCHE TRÄGERRAKETEN ............................... 39 2.5.1 Grenzen ein stufiger chemischer Raketen ............................................ 39 2.5.2 Stufen prinzip und Arten der Raketenstufungen .................................. 41 2.5.3 Tandemstufung .................................................................................... 42 2.5.4 Parallel-Stufung ................................................................................... 50 2.6 STUFENOPTIMIERUNG (TANDEMSTUFUNG) ................................................... 60 VIII 3 GRUNDLAGEN DER BAHNMECHANIK.. .....•......................................•..... 63 3.1 BEGRIFFE UND ANWENDUNGSBEREICHE ...................................................... 63 3.2 KEPLERS GESETZE UND NEWTONS ERGÄNZUNGEN ...................................... 64 3.3 DIE VIS-VIVA-GLEICHUNG .......................................................................... 69 3.3.1 Definitionen ......................................................................................... 69 3.3.2 Drehipulserhaltung -Masse im zentralen Kraftfeld ............................ 69 3.3.3 Konservatives Kraftfeld und Energieerhaltung ................................... 71 3.3.4 Masse im Gravitationsfeld .................................................................. 72 3.3.5 Gravitationsbeschleunigung an der Erdoberfläche .............................. 73 3.3.6 Energien im Gravitationsfeld und Vis-Viva-Gleichung ...................... 74 3.4 ALLGEMEINE LÖSUNG DER VIS-VIV A-GLEICHUNG ...................................... 76 3.5 WICHTIGE ERGEBNISSE AUS DER VIS-VIV A-GLEICHUNG ............................. 80 3.5.1 Umlaufzeiten für geschlossene Bahnen .............................................. 80 3.5.2 Erste kosmische Geschwindigkeit... .................................................... 81 3.5.3 Zweite kosmische Geschwindigkeit (Fluchtgeschwindigkeit) ............ 82 3.5.4 Minimaler Energiebedarfbei einem Start von der Erdoberfläche ....... 83 3.6 BESCHREIBUNG VON F'LUGKÖRPERBAHNEN ................................................. 85 3.6.1 Koordinatensysteme und Darstellung von Umlaufbahnen .................. 85 3.6.2 Die klassischen Bahnelemente ............................................................ 91 3.6.3 Ausgewählte Umlaufbahnen ............................................................... 91 3.7 ANWENDUNG VON ELLIPSENBAHNEN ........................................................... 96 3.7.1 Zeit entlang einer Keplerbahn ............................................................. 96 3.7.2 Ballistische Flugbahnen zwischen zwei Erdpunkten .......................... 99 4 MANÖVER ZUR BAHNÄ NDERUNG ......................................................... 103 4.1 EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN ................................................................... 103 4.2 MANÖVER MIT IMPULSIVEN SCHUB PHASEN ............................................... 104 4.2.1 Definitionen ....................................................................................... 104 4.2.2 Allgemeine Betrachtung .................................................................... 105 4.2.3 Abhängigkeit des Antriebsbedarfs von den Schubphasen ................ 106 4.2.4 Hohmann-Übergänge ........................................................................ 109 4.2.5 Dreiimpuls-Übergänge (bi elliptische Übergänge) ............................ 114 4.2.6 Inklinationsänderung ......................................................................... 115 4.3 BAHNEN MIT ENDLICHEN SCHUBPHASEN ................................................... 116 4.3.1 Richtungsänderung in konstanter Höhe ............................................ 116 4.3.2 Aufspiralen ........ '" ............................................................................. 118 4.4 AUFSTIEGSBAHNEN UNTER BERÜCKSICHTIGUNG VON VERLUSTEN ............ 122 4.5 RENDEZVOUS- UND ANDOCKMANÖVER ..................................................... 129 4.5.1 Problemstellung ................................................................................. 130 IX 4.5.2 Flugphasen ........................................................................................ 132 4.5.3 Die Bewegungsgleichungen für das Rendezvous-Problem ............... 133 4.5.4 Restbeschleunigung in einem Raumfahrzeug ................................... 138 4.5.5 Antriebsbedarf einiger Rendezvousmanöver .................................... 139 4.5.6 Ankoppeln (Docking) und Landung auf einem Planeten .................. 139 4.6 GRAVITY-ASSIST-ODER SWINGBy-MANÖVER ........................................... 142 4.6.1 Zur Entwicklung der Gravity-Assist-Technologie ............................ 142 4.6.2 Übergang vom heliozentrischen ins planetenfeste System ............... 142 4.6.3 Berechnung der Geschwindigkeitsänderung ..................................... 145 4.6.4 Maximaler Energiegewinn im heliozentrischen System ................... 147 4.6.5 Maximierung der Austrittsgeschwindigkeit ...................................... 149 4.7 SONNENSEGEL ........................................................................................... 151 4.8 TETHERS (SEILE) IM GRAVITATIONSFELD ................................................... 155 4.8.1 Der Gravitationsgradient ................................................................... 156 4.8.2 Schwingungsverhalten und Störkräfte ............................................... 159 4.8.3 Bahnmechanische Anwendung ......................................................... 160 4.8.4 Elektrodynamische (leitende) Seile ................................................... 162 4.8.5 Konstellationen und künstliche Schwerkraft... .................................. 165 4.9 ZAHLENWERTE FÜR VERSCHIEDENE MISSIONEN ......................................... 166 5 THERMISCHE RAKETEN ........................................................................... 169 5.1 EINTEILUNG ............................................................................................... 169 5.1.1 Methoden der Treibstoffheizung ....................................................... 169 5.1.2 Thermische Raketen mit geschlossener Heiz- oder Brennkammer... 171 5.1.3 Thermische Raketen ohne geschlossene Heizkammer ...................... 173 5.2 BEMERKUNGEN ÜBER DIE VORGÄNGE IN THERMISCHEN RAKETEN ............ 175 5.3 RAKETENSCHUB - DETAILS ....................................................................... 180 5.4 ERGEBNISSE AUS DER ENERGIEGLEICHUNG ................................................ 181 5.5 IDEALISIERTE RAKETE MIT IDEALEM GAS ALS TREIBSTOFF ........................ 185 5.5.1 Grundgleichungen der eindimensionalen reibungsfreien Strömung. 185 5.5.2 Bestimmung der Lavalbedingungen .................................................. 187 5.5.3 Abhängigkeiten von der Querschnittsänderung ................................ 188 5.6 IDEALE RAKETE ......................................................................................... 189 5.6.1 Massenstrom und Schub einer idealen Rakete .................................. 191 5.6.2 Spezifischer Impuls einer idealen Rakete ......................................... 193 5.6.3 Wirkungsgrad des idealen Triebwerks .............................................. 194 5.6.4 Einfluß des Flächenverhältnisses t=Ae/At auf den Schub ................ 194 5.6.5 "Abgesägte" Düse ............................................................................. 195 5.7 REALE (VERLUSTBEHAFfETE) DÜSEN ........................................................ 197