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Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie: von der Verhütung zur Vernichtung »lebensunwerten Lebens«; 1890-1945 PDF

527 Pages·1987·93.864 MB·German
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Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Herausgegeben von Helmut Berding, Jürgen Kocka Hans-Ulrich Wehler Band 15 Hans-Walter Schmuhl Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie Von der Verhütung zur Vernichtung >lebensunwerten Lebens<, 1890-1945 von Hans-Walter Schmuhl Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen CIP-Kurztitelaufiiühtne der Deutschen Bibliothek Schmuhl, Hans- Waller: Rasscnhygienc, Nationalsozialismus, Euthanasie: von d. Verhütung zur Vernichtung »lebensunwerten Lebens«; 1890-1945 / von Hans-Walter Schmuhl - Göttingen: Vandenhocck u. Ruprecht, 1987 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 75) ISBN 3-525-35737-0 NE:GT Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort © 1987 Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen - Printed in Germany. - Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gesetzt aus Bembo auf Linotron 202 System 4 (Linotype). Satz und Druck: Guide-Druck GmbH, Tübingen. Bindearbeit: Hubert & Co., Göttingen. Inhalt Vorwort 9 Einleitung 11 TeilA: Ideengeschichte der >Euthanasie< 23 I. >Euthanasie< - Wandlungen eines Begriffs 25 II. Das rassenhygienische Paradigma als Matrix der Vorstellungen von der >Vernichtung lebensunwerten Lebens< 29 1. Die Idee der >Euthanasie< in der rassenhygienischen Programmatik . . . 31 a) Die >Auslese< und >Ausmerze< von Neugeborenen als erbpflegerische Maßnahme 31 b) Alternativen zur >Euthanasie< in der rassenhygienischen Programmatik: Marginalisierung, Asylierung und Sterilisierung als Instrumente negativer Eugenik 40 2. Strukturelemente des rassenhygienischen Paradigmas 49 a) Naturgesetzlichkeit und Gesellschaftsgeschehen 50 b) Evolutions-und Selektionsprinzip 54 c) DegenerationstheoricundZüchtungsutopie 59 d) Die Entwertung des Menschenlebens auf der Basis bioorganismischer Sozialtheonen 65 3. Die Rassenhygiene zwischen wissenschaftlicher Form und ideologischer Funktion 70 4. Rassenhygienische Konzeptionen in der Medizin 78 5. Die politische Implementierung des rasscnhygienischen Paradigmas 90 a) Die Konstituierung rassenhygienischcr Institutionen 90 b) Die Debatte um die Legalisierung der rassenhygienischen Sterilisierung 99 III. Die Diskussion um Tötung auf Verlangen, Sterbehilfe und >Vernichtung lebensunwerten Lebens< (1895-1933) 106 1. Das Schrifttum zur Sterbehilfe vor dem Ersten Weltkrieg 108 2. Das Schrifttum zur »Vernichtung lebensunwerten Lebens< nach dem Ersten Weltkrieg 115 5 TeilB: Realgeschichte der >Euthanasie< 127 I. Charismatische Legitimation und polykratische Struktur des nationalsozialistischen Regimes als Antriebskräfte im Prozeß der Realisierung der >Euthanasie< 129 II. Die >Gleichschaltung< des Gesundheitswesens 138 III. Negative Eugenik in den Anfangsjahren des >Dritten Reiches« 151 1. Die Sterilisierungsgesetzgebung 151 a) Das Sterilisierungspostulat in der nationalsozialistischen Ideologie 151 b) Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses: Die Legalisierung der rassenhygienisch indizierten Sterilisierung 154 c) Das Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses: Die Freigabe der Abtreibung aus eugenischer Indikation 161 d) Die Debatte um das Dritte Änderungsgesetz zum Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses: Institutionelle Kontinuitäten zwischen Sterilisierung und >Euthanasie< 164 2. Die Asylierung der >Asozialen< 168 IV. Rassenhygienische Propaganda in den Anfangsjahren des >Dritten Reiches* 173 V. Der Zeitraum von 1933 bis 1938 als Inkubationsphase der >Euthanasieaktion< 178 VI. Die >Kindereuthanasie< 182 VII. Die >Aktion T4< 190 VIII. >Sonderaktionen< 215 1. Die Ermordung der jüdischen Anstaltsinsassen 215 2. Die>Sonderbehandlung 14f 13< 217 IX. Die Reinstitutionahsierung der >Euthanasieaktion< in denjahren 1943/1944 220 1. Die >wilde Euthanasie« 220 2. Die Ausweitung der Erfassung zur Vernichtung 224 3. Die >Aktion Brandt« 230 4. Die Ermordung von geisteskranken und tuberkulösen Zwangsarbeitern 237 6 X. >Euthanasie< und >Endlösung< 240 1. Die Krankentötung in den preußischen Ostprovinzen, Polen und der Sowjetunion 240 2. Die Vernichtungslager Chelmno, Belzec, Sobibor und Treblinka. . . . 248 XI. >Euthanasie< und Psychiatrie: Die >Euthanasieaktion< als Impetus zur Modernisierung der Psychiatrie 261 1. Der Primat der Therapie 261 2. Planungen zur Reform des Anstaltswesens 265 3. Die >Euthanasieaktion< als Gelegenheit zur Grundlagenforschung . . . 278 4. Die Propaganda zur >Euthanasie< als Imagepflege der Psychiatrie .... 284 XII. >Euthanasie< und Justiz: Der »halbierte >Rechtsstaat<« als Voraussetzung der >Vernichtung lebensunwerten Lebens< . . 291 1. Entwürfe zu einem Gesetz über die Sterbehilfe bei unheilbar Kranken 291 2. Die partielle Integration des Justizapparats in die >Euthanasieaktion< 297 XIII. >Euthanasie< und Ethik: Die Kirchen zwischen Anpassung und Widerstand 305 1. Die Haltung der Kirchen zur nationalsozialistischen Sterilisierungsgesetzgebung 305 2. Die Konfrontation der evangelischen Kirche mit der >Euthanasieaktion< 312 a) Die württembergische Landeskirche 312 b) Die v. Bodelschwinghschen Anstalten und der Central-Ausschuß für die Innere Mission 327 c) Die Bekennende Kirche 344 3. Die Konfrontation der katholischen Kirche mitder>Euthanasicaktion< 346 Zusammenfassung 355 Abkürzungsverzeichnis 372 Anmerkungen 375 Quellen und Literatur 475 1. Unveröffentlichte Quellen 475 2. Veröffentlichungen vor 1945 475 3. Veröffentlichungen nach 1945 489 Register 509 7 Vorwort Die vorliegende Studie wurde im Jahr 1986 unter dem Titel »>Die Synthese von Arzt und Henken« von der Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie an der Universität Bielefeld als Dissertation angenommen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung ist die vorliegende an einigen Stellen überarbeitet worden. Für vielfache Unterstützung und konstruktive Kritik bin ich meinem Doktorvater Prof. H.-U. Wehler sowie Prof. C. Kleßmann und Prof. R. Koselleck besonders verbunden. Dem Arbeitskreis »Euthana sie-Forschung«, insbesondere Prof. K. Dörner, schulde ich für vielfache Anregungen Dank. Gedankt sei auch den Mitarbeitern der von mir besuch ten Archive. Für ihre Mitwirkung bei der Erstellung des Manuskripts und beim Korrekturlesen danke ich M. Hettling, F.-M. Kuhlemann und K. Schmuhl. Die Drucklegung der Dissertation wurde durch einen Druckkostenzuschuß des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der Verwertungsgesell schaft Wort ermöglicht. Auch dafür sei herzlich gedankt. 9 Einleitung Um den »Abfall vom Humanen«,1 der sich wie ein roter Faden durch die deutsche Geschichte der Zwischenkriegszeit zog, an einem Beispiel zu ver deutlichen, wies Thomas Mann in seinem Roman »Doktor Faustus« auch auf den Massenmord an seelisch Kranken und geistig Behinderten hin, der in den Jahren von 1939 bis 1945 im Machtbereich des nationalsozialistischen Regimes stattgefunden hatte. Durch einen geschickten Kunstgriff die Zeit ebenen verschiebend, kleidete Mann seine Deutung des Massenmordes hinter Anstaltsmauern, dem der Zusammenbruch Deutschlands gerade erst ein Ende gesetzt hatte - der betreffende Abschnitt entstand in den ersten Monaten des Jahres 19462 -, in die Gestalt einer Voraussage, die er in die fiktiven Debatten eines Schwabinger Intellektuellenzirkels im Jahre 1919 einflocht. »Zweifellos«, hieß es dort, »würde man... die Nicht-Bewahrung des Kranken im größeren Stil, die Tötung Lebensunfähiger und Schwach sinniger, wenn man eines Tages dazu überging, volks- und rassehygienisch begründen, während es sich in Wirklichkeit... um weit tiefere Entschlüsse, um die Absage an alle humane Verweichlichung handeln würde, die das Werk der bürgerlichen Epoche gewesen war: um ein instinktives Sich-in- Form-Bringen der Menschheit für harte und finstere, der Humanität spot tende Laufte«. Den Vernichtungswillen, der sich gegen Kranke und Behin derte richtete, führte Mann, hierin durchaus die Diktion der Pamphlete zur >Vernichtung lebensunwerten Lebens<, die nach dem Ersten Weltkrieg erschienen waren, treffend, auf eine »intentionelle Re-Barbarisierung« zurück. Dieser Sichtweise zufolge dienten die dem rassenhygienischen Para digma verpflichteten Wissenschaften, eingespannt in ein ideologisches Pro krustesbett, der sekundären »Rationalisierung der primär vorhandenen Ten denz zum Fallenlassen, Aufgeben, Abkommen und Vereinfachen..., - bei hygienischen Begründungen war jeder Ideologie-Verdacht am Platze.«3 Indem er die >Vernichtung lebensunwerten Lebens< vor dem Hintergrund der »Verfallsgeschichte der bürgerlichen Kultur in Deutschland«4 betrach tete, eröffnete Thomas Mann eine historische Perspektive, der sich Ansatz punkte für eine kausalgenetische Interpretation der >Euthanasie< abgewinnen lassen. Denn sie lenkt die Aufmerksamkeit auf soziokulturelle Prozesse im Vorfeld der Vernichtung, die man, um einen von Alexander Mitscherlich geprägten Schlüsselbegriff zu verwenden, als »Kulturentledigung« beschreiben kann. Von diesem Begriff ausgehend, erhebt sich die Frage nach der verhängnisvollen »Verknüpfung von vernunftlähmenden und triebent- 11

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