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Quantenmechanik für Naturwissenschaftler: Ein Lehr- und Übungsbuch mit zahlreichen Aufgaben und Lösungen PDF

683 Pages·2023·8.746 MB·German
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Martin O. Steinhauser Quantenmechanik für Naturwissenschaftler Ein Lehr- und Übungsbuch mit zahlreichen Aufgaben und Lösungen 2. Auflage Quantenmechanik für Naturwissenschaftler Martin O. Steinhauser Quantenmechanik für Naturwissenschaftler Ein Lehr- und Übungsbuch mit zahlreichen Aufgaben und Lösungen 2. Auflage Martin O. Steinhauser Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften Frankfurt University for Applied Sciences Frankfurt am Main, Deutschland ISBN 978-3-662-62609-2 ISBN 978-3-662-62610-8 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-62610-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2017, 2022 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung/Lektorat: Christian Gaß, Margit Maly Springer Spektrum ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany Vorwort zur 2. Auflage Bereits wenige Jahre nach Erscheinen der 1. Auflage von Quantenmechanik für Naturwissenschaftler hat sich eine 2. Auflage als notwendig erwiesen. Dies zeigt, dass mit diesem Buch ein echter Bedarf auf dem deutschen Buchmarkt abge- deckt worden ist. Das Lehrbuch richtet sich an alle Studierenden der Naturwis- senschaften und technischen Studiengängen an Universitäten oder Hochschulen, bei denen die Quantenmechanik Bestandteil des Curriculums ist. Das Buch kann aber zumindest in Teilen (z. B. Kap. 1, 2 und 9) auch von interessierten Lesern ohne tiefergehende akademisch-mathematische Bildung mit Gewinn studiert werden, wie ich aus einigen Leserbriefen weiß. In dieser Auflage sind alle mir bekannten Schreibfehler aus der 1. Auflage kor- rigiert und auch einige stilistische und didaktische Feinheiten im Text verbessert worden. Ein neu hinzugekommenes Kapitel behandelt nun auch die Beschrei- bung von elektrisch geladenen Teilchen im Magnetfeld und die dadurch bedingte Aufspaltung der Spektrallinien bis hin zur Pauli-Gleichung. Ferner ist der Index wesentlich erweitert worden und für einige mathematische Ableitungen im Text sind 10 Lernvideos produziert worden mit insgesamt ca. 2.5 h Lernmaterial. Man erkennt die Stellen im Buch, an denen Videos zur Verfügung stehen, an dem folgenden Symbol: Ich habe den didaktischen Aufbau zum Studium der Quantentheorie aus der 1. Auflage beibehalten, der am Anfang recht ausführlich die historischen Ent- wicklungen und Schwierigkeiten zum Ende des 19. und zum Beginn des 20. Jahr- hunderts diskutiert, welche letztendlich zu einer Theorie der Quantenmechanik geführt haben. Ich bin der Meinung, dass man als Studierender auf diesem etwas längeren, „historischen“ Weg am besten zu einem Verständnis der Theorie gelangt. Dies hat sich auch in meinen Kursvorlesungen zur Quantentheorie an der Uni- versität Basel immer wieder bestätigt, in denen aber natürlich nur wenig Raum für eine solche ausführliche Diskussion gewesen ist. Ich diskutiere hier z. B. explizit den Ursprung der Rechnung Max Plancks, die zum Wirkungsquantum h geführt hat und räume auch mit dem mehr als ein Jahrhundert lang fälschlicher- weise in Lehrbüchern und Vorlesungen kolportierten Mythos vom Thomson’schen V VI Vorwort zur 2. Auflage Rosinenkuchenmodel des Atoms auf, welches Thomson niemals so formuliert hatte und das nur auf einem Misverständnis beruhte. Manche Lehrbücher gehen einen anderen, pragmatischen Weg, indem sie die Axiome der Quantenmechanik wie bei einer rein mathematischen Abhandlung direkt an den Anfang der Diskussion stellen und auch die Wellenfunktion am Anfang als ein axiomatisches Element einführen. Eine andere Gruppe von Lehr- büchern – vor allem im angelsächsischen Bereich – startet gerne direkt mit der Dirac-Notation von quantenmechanischen Zuständen, die ich aber erst in Kap. 4 nach einer Diskussion der Schrödingergleichung in der Orts- und Impulsdar- stellung einführe. Ich halte diesen Zugang zum Studium der Theorie, die auch der historischen Entwicklung folgt (in der die Schrödingergleichung zeitlich vor der Dirac’schen Formulierung der Quantentheorie mit Vektoren im Hilbertraum liegt), für sinnvoller und einfacher – vor allem für Studierende, welche die Theorie zum ersten Mal studieren. Dieses zum allgemeinen Verständnis zentrale Kap. 4 erklärt im Detail die mathematische Struktur der Theorie der Quantenmechanik und sollte daher mit besonderer Sorgfalt studiert werden. Man sollte zudem das Missverständnis vermeiden, dass die Quantenmechanik ausschließlich eine Theorie der Wellenfunktionen im Ortsraum sei. Dies wird vor allem in der theoretischen Chemie (der sog. „Quantenchemie“) und in der physikalischen Chemie bisweilen so dargestellt, weil in vielen entsprechenden Lehrbüchern oft ausschließlich nur die spezielle Ortsdarstellung aber nicht die abstrakte Formulierung der Theorie durch Zustandsvektoren im Hilbertraum behandelt wird. Der abstrakte, vieldimensionale Konfigurationsraum, in dem die Wellenfunktionen existieren, stimmt nämlich nur ausnahmsweise beim Wasser- stoffatom – also bei einzelnen Teilchen – mit dem gewöhnlichen Ortsraum überein. Wir werden aber tatsächlich vor allem in Kap. 9 sehen, dass es letzlich gar nicht so ganz klar ist, wovon genau die Quantentheorie handelt, was also ihre eigentliche Ontologie darstellt. Hierüber herrscht bis heute keineswegs end- gültige Klarheit, auch wenn viele Lehrbücher durch das vollständige Auslassen einer solchen Diskussion – bzw. durch dogmatisches Festhalten an „dem Nebel aus dem Norden“ der sog. Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik bis- weilen diesen Eindruck erwecken. Die dogmatische Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik, die auf Niels Bohr zurückgeht und die jahrzehntelang in Lehr- büchern wieder und wieder kopiert wurde als die einzig „allgemein akzeptierte“ oder „anerkannte Deutung“ der Theorie, ist inzwischen längst überwunden und als völlig falsch befunden worden durch die Einführung des Kohärenzkonzeptes seit den 1970er Jahren. Trotzdem diskutieren wir auch diese Interpretation aus historischen Gründen neben möglichen anderen in Kap. 9. Seit der Bologna-Erklärung von 1999, als man sich politisch unter der von Konzernen der Privatwirtschaft hervorgebrachten falschen Hypothese von „in- ternationaler Wettbewerbsfähigkeit“ europaweit auf eine strikte Verschulung von Universitätsstudien einigte und diese an den Universitäten nach und nach auch umsetzte, ist aus dem Studium leider oftmals ein auf Effizienz getrimmtes „Klausuren“- oder Pseudo-Studium geworden, in dem viele Studenten verlernt bzw. nie gelernt haben, was es heißt, in einem guten Sinne zu studieren. Bildung Vorwort zur 2. Auflage VII (und nicht Ausbildung) um ihrer selbst willen zählt nicht mehr allzuviel. Dement- sprechend ist die häufigste Frage, die ich meinen Vorlesungen höre, eine Schüler- Frage, die Studenten früher nie gestellt hätten: „Kommt das in der Klausur dran?“. Das Studium an Universitäten und Hochschulen ist durch die Bologna-Reform leider sehr verengt und – wie der Philosoph Richard David Precht sehr treffend in seinem Buch „Anna, die Schule, und der liebe Gott“ schreibt – „einem öko- nomischen Diktat der Nützlichkeit, Anwendung und Beschleunigung unterworfen worden“. Die Corona-Pandemie, welche seit dem Frühjahr 2020 den ganzen Planeten im Griff hat, und deren Beginn der Ausbreitung im asiatischen Raum außer- halb Chinas ich während eines längeren Forschungsaufenthaltes an der Nanyang Technological University (NTU) in Singapur hautnah erlebte, führte zusätzlich durch viele Einschränkungen zu großen Veränderungen in der akademischen For- schung und auch in der Art, wie Wissen und Wissenschaft an Universitäten und Hochschulen seit dieser Zeit vermittelt bzw. durchgeführt wird. Umso wichtiger ist es für die Studierenden, gutes Lernmaterial zur Verfügung zu haben, das auch im Selbststudium bewältigt werden kann. Durch die vielen Übungsaufgaben (zum großen Teil mit Lösungen), Prüfungsfragen an den jeweiligen Kapitelenden in diesem Buch und durch die in der 2. Auflage zusätzlich zur Verfügung gestellten Lehrvideos, die zur Erklärung besonders kniffliger, interessanter oder fehler- anfälliger Herleitungen von Formeln online aufgerufen werden können, leis- tet dieses Werk hoffentlich einen guten Beitrag zum Lernerfolg beim Studium der Quantentheorie. Pandemiebedingt und auch durch meinen Wechsel von der Universität Basel an die Frankfurt University of Applied Sciences als neuer Professor für Ange- wandte Physik und Informatik im Jahr 2020 ist diese 2. Auflage erheblich später als ursprünglich geplant fertig gestellt worden. Ich bedanke mich hier ausdrück- lich für die Geduld und das Verständnis von Frau Margit Maly sowie Frau Bianca Alton vom Springer-Verlag. Ich hoffe, dass dieses Buch auch in der 2. Auflage weiterhin zahlreiche Leser finden und vielen Studierenden helfen wird, ein sehr gutes Verständnis der Grundlagen der Quantentheorie zu erlangen. Im Grunde genommen ist dies ein Lehrbuch, wie ich es mir selbst als Student gewünscht hätte, weil es viele Feinheiten und Details explizit erklärt, die in so manchen anderen Büchern entweder gar nicht erwähnt oder hinter allzu spitzfindiger und komplizierter Mathematik versteckt werden, so dass man als Studentin oft den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht mehr erkennen kann. Noch ein Wort zum „gendern“ in der Sprache: Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern ist etwas völlig selbstverständliches und findet allmählich auch Eingang in die Schriftform der Sprache. Allerdings halte ich von dem Gen- dersternchen ⋆ oder Doppelpunkten inmitten von Wörtern in Sätzen nicht be- sonders viel, weil es meiner Meinung nach Texte sehr unleserlich macht und im allgemeinen als sehr störend im Lesefluss empfunden wird. Ich gehe daher ganz unbekümmert mit dem grammatischen Geschlecht um, und verwende manch- mal die weibliche und manchmal die männliche Form, ohne damit irgendeine Konnotation oder gar Wertung zu verbinden. Es ist dann jeweils inklusiv zu VIII Vorwort zur 2. Auflage lesen, so dass grundsätzlich immer das grammatisch weibliche oder männliche Geschlecht gemeint ist. Ich bin Leserinnen weiterhin dankbar, falls sie Inkonsistenzen, Druckfehler oder inhaltliche Fehler entdecken und mir mitteilen. Erreichen kann man mich hierzu über Research Gate (https://www.researchgate.net/profile/Martin-Stein- hauser) oder per eMail an der Frankfurt University: [email protected] uas.de. Singapur und Freiburg im Breisgau Martin O. Steinhauser Februar 2022 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................. 1 1.1 Woraus besteht Materie?................................. 2 1.2 Woher kommt die Materie?............................... 4 1.3 Unsere heutige Vorstellung von Materie..................... 7 1.4 Die klassische Mechanik................................. 9 1.5 Die Lagrange–Funktion der klassischen Mechanik ............ 12 1.6 Die kanonischen Bewegungsgleichungen.................... 14 1.6.1 Determinismus in der klassischen Mechanik.......... 16 1.6.2 Bewegungsgleichungen und Poissonklammern ........ 17 1.7 Der Gültigkeitsbereich der klassischen Teilchen–Mechanik ..... 19 1.8 Ausblick auf die Quantenmechanik ........................ 20 1.8.1 Quantisierung .................................. 21 1.8.2 Das Korrespondenzprinzip........................ 21 1.8.3 Die Solvay-Konferenzen.......................... 21 1.9 Indeterminismus in der Quantenmechanik................... 23 1.10 Die Welleneigenschaften von Licht ........................ 24 1.10.1 Von Newton zu Maxwell ......................... 25 1.10.2 Formale Beschreibung von Wellen.................. 28 1.11 Zusammenfassung der Lernziele .......................... 31 Literatur ................................................... 37 2 Einführung in die Quantenmechanik........................... 39 2.1 Einleitung ............................................ 40 2.2 Entwicklung der modernen Atomtheorie .................... 45 2.2.1 Entdeckung des Elektrons......................... 45 2.2.2 Entdeckung des Atomkerns ....................... 51 2.3 Schlüsselexperimente zur Quantenmechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 2.3.1 Atomare Spektren und diskrete Energiewerte ......... 57 2.3.2 Das Strahlungsspektrum schwarzer Körper ........... 64 2.3.3 Der photoelektrische Effekt ....................... 97 2.3.4 Lichtquantenhypothese von Einstein ................ 98 2.3.5 Der Compton-Effekt............................. 100 IX X Inhaltsverzeichnis 2.3.6 Der Frank–Hertz–Versuch ........................ 106 2.3.7 Die Einstein–Koeffizienten im Strahlungsgleichgewicht.......................... 108 2.4 Atommodelle.......................................... 114 2.4.1 Das Bohrsche Atommodell........................ 115 2.4.2 Die Sommerfeldsche Erweiterung des Bohrschen Atommodells ...................... 122 2.4.3 Schwierigkeiten und Grenzen des Bohr-Sommerfeld’schen Atommodells............... 125 2.4.4 Rydberg–Atome ................................ 126 2.5 Zusammenfassung der Lernziele .......................... 127 Literatur ................................................... 151 3 Materiewellen und die Schrödinger-Gleichung .................. 155 3.1 Schrödingers Wellenmechanik ............................ 157 3.1.1 Wellen- und Teilchencharakter von Licht und Materie............................... 160 3.1.2 De-Broglie-Materiewellen ........................ 162 3.2 Wellenpakete und Wellenfunktion ......................... 165 3.2.1 Gruppen- und Phasengeschwindigkeit von Materiewellen .............................. 173 3.2.2 Normierung.................................... 176 3.2.3 Übertragung auf drei Dimensionen ................. 177 3.2.4 Die Heisenberg’sche Unschärferelation .............. 178 3.3 Die zeitabhängige Schrödinger-Gleichung................... 183 3.3.1 Die Schrödinger-Gleichung für Teilchen im Potenzial V(x).......................................... 186 3.3.2 Berechnung von Mittelwerten ..................... 188 3.3.3 Der Wahrscheinlichkeitsstrom ..................... 196 3.3.4 Stationäre Lösungen der Schrödinger-Gleichung....... 198 3.4 Die Lösung der Schrödinger-Gleichung für einfache Modell- systeme .............................................. 201 3.4.1 Überblick über eindimensionale Potenzialprobleme .... 201 3.4.2 Allgemeine Aussagen bei eindimensionalen Potenzialproblemen ............................. 205 3.4.3 Das freie Teilchen............................... 210 3.4.4 Lösungsverhalten der Wellenfunktion ϕ(x) ........... 210 3.4.5 Das Eigenwertspektrum gebundener Teilchen ......... 213 3.4.6 Das Teilchen im Kastenpotenzial (Potenzialtopf) ...... 218 3.4.7 Der quantenmechanische Tunneleffekt............... 229 3.5 Zur Entstehung der Quantenmechanik ...................... 240 3.5.1 Heisenbergs Matrizenmechanik .................... 240 3.6 Die Bedeutung der Schrödinger’schen Wellenmechanik ........ 247 3.7 Zusammenfassung der Lernziele .......................... 248

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