Methodik in der Allgemeinmedizin Qualiilitssicherung und Patientenfiihrung bei kardiovaskularen Risikofaktoren Herausgegeben von M. Kahle Unter redaktioneller Mitarbeit von W. 1. Clemens Mit 40 Abbildungen und 84 Tabellen Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Dr. med. Michael Kahle Institut fUr Forschung und Methodik in der Allgemeinmedizin GeorgenstraBe 5, D-8000 Miinchen 40 1. Wochenendseminar Rottach-Egern, 30.11.-2.12.1984 "Methodik der Qualitatssicherung bei der Fiihrung von Patienten mit kardiovaskuIaren Risikofaktoren in der ambulanten Praxis" CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek. Qualitatssicherung und Patienten fiihrung bei kardiovaskulliren Risikofaktoren / [I. Wochenendseminar Rottach-Egem, 30. II. - 2. 12. 1984 "Methodik d. Qualitatssicherung bei d. Fiihrung von Patienten mit kardiovaskularen Risikofaktoren in d. ambulanten Praxis"]' Hrsg. von M. Kohle. - Ber lin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo: Springer, 1986. (Methodik in der Allgemeinmedizin) ISBN-13: 978-3-540-16686-3 e-ISBN-13: 978-3-642-82827-0 DOl: 10.1007/ 978-3-642-82827-0 NE: Kohle, Michael [Hrsg.); Wochenendseminar Rottach-Egem <01,1984) Das Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbeson dere die der Obersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funk sendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Spei cherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwer tung, vorbehalten. Die Vergiitungsanspriiche des § 54, Abs. 2 UrhG werden durch die "Verwertungsgesellschaft Wort", Miinchen, wahrgenommen. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1986 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Produkthaftung: Fiir Angaben iiber Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewahr iibemommen werden. Derartige Angaben miissen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit iiberpriift werden. Gesamtherstellung: Graphischer Betrieb Konrad Triltsch, Wiirzburg. 2119/3140-543210 Vorwort Der Arbeitsbereich der Allgemeinmedizin umfaBt die arztliche Erstversorgung, die personliche Behandlung, die kontinuierliche Betreuung und einen Korper, Seele, Familie und Umwelt umfas senden Versorgungsansatz. In der englischen Sprache werden diese Bereiche mit den pragnanten Begriffen primary, personal, continuing und compre hensive care benannt. Der Allgemeinarzt muB bei dieser Arbeit auf das Wissen der Spezialfacher der Medizin zuriickgreifen und muB sich dieses fUr sein arztliches Handeln nutzbar machen. Beide Aufgaben, der allgemeinmedizinische Versorgungsansatz und die Anwen dung der Kenntnisse und Fahigkeiten der Spezialisten fUhren die Allgemeinmedizin zu einer eigenen Methodik in ihrer For schung, Lehre und Patientenversorgung. Das Fach Allgemein medizin wird nicht wie andere medizinische Facher durch be stimmte Krankheiten, durch ein Lebensalter, das Geschlecht der Patienten oder durch ein anatomisch-topographisches Gebiet begrenzt, vielmehr definiert sich das Fach aus der sozialen Auf gabe, die Medizin fUr die Allgemeinheit erreichbar und nutzbar zu machen. Aus dieser Definition heraus erwachst dem Hausarzt die Aufgabe, die Qualitat seiner Tatigkeit bei der Versorgung al ler seiner Patienten kritisch zu iiberpriifen. Ein Problem, dessen Losung sowohl methodisch als mengen maBig groBe Anstrengungen erfordern wird. Auf der anderen Seite liegen in diesen Anforderungen groBe Chancen und Mog lichkeiten fUr die Weiterentwicklung der hausarztlichen Primar versorgung. Die systematische Sammlung und Auswertung von Daten in der einzelnen Praxis wird dabei eine ebenso wichtige Rolle spielen wie der patientenorientierte Ansatz. Die mit diesem Band begonnene Reihe solI dazu beitragen, diese Entwicklung der Methodik zu unterstiitzen und die kriti sche Auseinandersetzung mit aktuellen Stromungen zu ermogli chen. Dieser erste Band entstand aus den Referaten eines Wochen endseminars im Dezember 1984, dessen Ziel es war, die Vielfalt angebotener Praxisprogramme und Forschungsansatze zum Pro- VI Vorwort blem der PatientenfUhrung bei kardiovaskuIaren Risikofaktoren iiberschaubar zu machen und die einzelnen Ansatze darauf zu iiberpriifen, ob sie der oben gegebenen Definition des allgemein medizinischen Versorgungsansatzes geniigen. Dariiber hinaus haben die Vertreter der Spezialf<icher auf die sem Wochenendseminar ihre Ergebnisse und Positionen kritisch diskutiert und so einen wichtigen Beitrag zu der Frage geleistet, welche gesicherten Kenntnisse und Fahigkeiten der einzelnen Disziplinen in die allgemeinmedizinische Patientenversorgung iibemommen werden konnen. Fiir die Patientenversorgung wurde deutlich, daB in Zukunft die Qualitatssicherung bei der Behandlung chronischer Erkran kungen in der hausarztlichen Versorgung an Bedeutung gewinnt, da der einzelne niedergelassene Arzt die Obersicht iiber die Vielzahl seiner Patienten, deren Krankheiten und iiber die Be handlungsmethoden und Behandlungsergebnisse ohne methodi sche Hilfen nicht behalten kann. Bei der Behandlung der Patienten in der hausarztlichen Praxis wird bisher im allgemeinen davon ausgegangen, daB in einzel nen Arzt-Patienten-Begegnungen die Langzeitbehandlung chro nischer Krankheiten und kardiovaskuIarer Risikofaktoren be friedigend gestaltet werden kann. Dabei wird vorausgesetzt, daB da:s, was in den einzelnen Arzt-Patienten-Begegnungen geschieht und yom Arzt vermittelt wird, von guter medizinischer Qualitat ist. Viele Untersuchungen zeigen aber, daB die Qualitat der so erzielten Ergebnisse oft enttauschend ist. Es muB also eine Me thodik zur Qualitatssicherung entwickelt werden, urn diese Er gebnisse zu verbessem. Dabei sind folgende in der Abbildung dargestellte Ebenen zu beriicksichtigen. 1. Der einzelne niedergelassene Arzt muB fUr sein tagliches Ar beiten festlegen, welche Risikofaktoren er in welcher Weise therapieren wird. Bei dieser Definition kann er vorgegebene Empfehlungen iibemehmen, aber auch verandern. 2. Die Patienten, die Trager dieser Risikofaktoren sind, miissen gefunden werden. Das fUhrt zu einem Screening in der Praxis klientel und macht diagnostische MaBnahmen fUr die Patien ten notwendig (case-finding). 3. Es folgt die Therapieeinstellung der entdeckten Risikopatien ten und eventuell eine Therapiekorrektur der bereits behan delten Patienten gemaB den festgelegten Definitionen. Der Therapieerfolg und die Vertraglichkeit der Behandlung wer den durch den Patienten und durch den Hausarzt beurteilt und kontrolliert. 4. Der vierte, wichtigste, aber auch schwierigste Schritt in der Behandlung von Patienten mit kardiovaskularen Risikofakto ren ist die DurchfUhrung einer Langzeittherapie. Nur diese ist Vorwort VII Qualitatsslcherung EinfluB In der Praxis des Arztes auf den Patlenten Kardiovaskulare Risikofaktoren ---4-~ Definition Diagnostik -+. ... Qualitats- """"_ __ sicherung .. Screening ----+. ... Therapie- Kontrolle des einstellung Therapieerfolges und der Vertriiglichkeit Langzeittherapie ----I. ... Dokumentation und Therapie Oberwachung Die Qualitatssicherung der Therapie kardiovaskuHirer Risiko faktoren in der Praxis des niedergelassenen Arztes in der Lage, Krankheiten zu verhindern, die bei langdauern der Einwirkung von Risikofaktoren entstehen wiirden. Nur die DurchfUhrung einer Langzeittherapie sichert fUr den ein zelnen Patienten einen therapeutischen Nutzen. Gelingt es nicht, den einzelnen Patienten einer solchen Langzeittherapie zuzufUhren, ist der Erfolg der Bemiihungen zur Entdeckung der Risikofaktoren und zur TherapieeinsteIlung in Frage ge stellt. Die Langzeittherapie ist die Domane des Hausarztes. Er ist deshalb aufgefordert, diesem Bereich besondere Aufmerk samkeit zu widmen. Uberlegungen und MaBnahmen zur Qualitatssicherung betref fen aIle vier beschriebenen Bereiche. Aus aIlgemeinmedizini scher Sicht richten wir unser Interesse besonders auf die Lang zeittherapie und auf die Probleme des Screening in der Praxis klientel (case-finding). Die Messung und Sicherung der Qualitat in diesen beiden Bereichen ist weitgehend von der Dokumenta tion und Auswertung von Daten abhangig. Qualitat kann erst dort gesichert werden, wo sie bereits ent wickelt ist und als wertvoIl erkannt wird. Die Qualitat, die in der hausarztlichen Betreuung von Patienten mit kardiovaskuHiren Risikofaktoren gesichert werden solI, ist zu einem groBen Teil in Spezialfachern der Medizin wie der Pharmakologie und der In neren Medizin erarbeitet worden. Die Ubertragung dieser Quali tat in die hausarztliche Langzeitbehandlung ist eine aIlgemein medizinische Aufgabe, die noch nicht gelost ist. Professor Lydtin, dessen Anliegen schon seit Jahren die Uber tragung medizinischer Qualitat in die hausarztliche Versorgung VIII Vorwort ist, moderierte dieses Wochenendseminar als Kliniker und Inter nist. Ihm mochte ich fUr seine Bemiihungen und fUr diesen ge lungenen Briickenschlag von der Klinik zur Allgemeinmedizin herzlich danken. Ebenfalls zu Dank bin ich allen Referenten ver pflichtet, die durch ihre tolerante und konstruktive Haltung die sen interdisziplinaren Ansatz erst moglich machten und allen Teilnehmern fUr ihr Interesse und ihre Diskussionsbeitrage. Die Firma Ciba-Pharma, Wehr, Baden, ermoglichte uns allen dieses anregende Wochenendseminar und zeigte damit ihr Inter esse und Engagement fUr die Probleme der Allgemeinmedizin. Miinchen, Juli 1986 M. Kohle Arzt fUr Allgemeinmedizin I nhaltsverzeichnis Einfiihrung N. Zollner Ergebnisse der Miinchner Blutdruck-Studie und des Miinchner Blutdruck-Programms U. Keil und H.-w. Hense ........... 5 Strategien zur Verbesserung der Compliance des Arztes bei der Betreuung von Patienten mit arterieller Hypertonie D. Conen, U. Berner und U. C. Dubach ....... 12 Verhaltensanderung adiposer essentieller Hypertoniker Gruppenbehandlung versus Gesundheitsberatung in der Allgemeinpraxis H. D. Basler, U. Brinkmeier, K Buser, K-D. Haehn und R. Molders-Kober ............ 18 Patientenfiihrung von Hypertonikern J. van Ree .......... . 28 Gibt es iatrogene Nebenwirkungen bei Hochdruck Screening und -Behandlung? Ch. van Weel ............... 33 Ein psychosomatischer Behandlungsansatz bei der essentiellen Hypertonie K G. Dorst, K Kaluza, H. Lehnert, H. Schmidt und H. Losse .................. 37 Ein Patientenfiihrungssystem zur Hypertoniebehandlung in der Allgemeinpraxis - Erste Ergebnisse der Erprobung eines rechnergestiitzten Vorgehens zur Qualitatssicherung M. Kohle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Das Hochdruckinformations- und Therapieprogramm (H. I. T.) M. Anlauf, T Philipp und K Hayduk ..... 55 Schulung und Behandlung von Typ II-Diabetikern in der arztlichen Praxis l. Milhlhauser, V. Jorgens, P. Kronsbein, V. Scholz und M. Berger ............. . 63 X Inhaltsverzeichnis Betreuung von Typ II-Diabetikern in der ambulanten Praxis - Modell einer Zusammenarbeit von nieder gel ass en en Arzten mit einem Diabetes-Zentrum E. Standi . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Die Arbeit mit Diabetiker-Praventionsgruppen in Karlsruhe U. Sarnau 78 Erfahrungen mit der Schulung von Diabetikern in der Praxis eines niedergelassenen Arztes K.-J. Ebschner .............. 85 Erste Erfahrungen mit einem aus Praxis-EDV und Patientenunterricht kombinierten Patienten- fiihrungssystem bei Diabetikern in der Allgemeinpraxis M. Kahle und H.-J. Hitzler ........... 92 Das Oxford-Programm zur Pravention von Herzinfarkt und Schlaganfall E. Fullard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Erwachsenenvorsorge in Vorarlberg- Ergebnisse und Konsequenzen J. Bachmann und E. Kees . . . . . 107 Pravention kardiovaskuIarer Krankheiten in der Schweiz Die Rolle des niedergelassenen Arztes F. Gutzwiller ................ . 113 Die Rolle der niedergelassenen Arzte in der Deutschen Herz-Kreislauf-Praventionsstudie (DHP) H. Kreuter ................. . 123 Pravention in der Praxisstruktur - Ziele und Konzeption des Karlsruher Modells P. ReuJ3 und H. v. Frankenberg 134 Probleme bei der Betreuung von Patienten mit Diabetes mellitus und Bluthochdruck in einer allgemein arztlichen Praxis M. Lohnstein ............... . 139 Dokumentation von Krankheitshaufigkeiten in der Aligemeinpraxis - Eine Anleitung W Baur ................. . 145 Kooperation von Praxis und Klinik am Beispiel einer seroepidemiologischen Feldstudie zum Q-Fieber R. Heinrich, S. Naujoks-Heinrich, R. Seuffer und R. Saebisch ............. . 151 Methodische Probleme bei der Untersuchung von Arzneimittelwirkungen in der niedergelassenen Praxis B. Schneider ................ . 159 Adressen der erstgenannten Beitragsautoren Anlauf, M., Prof. Dr. med. Medizinische Klinik und Poliklinik der Universitlit Essen, HufelandstraBe 55, 0-4300 Essen Bachmann, 1., Dr. Internist, GerbestraBe 3, A-6900 Bregenz Basler, H. D., Prof. Dr. phil. Dr. med. Institut fUr Medizinische Psychologie der UniversiHit Marburg, BahnhofstraBe 18 a, 0-3550 Marburg Baur, W., Dr. med. Arzt fUr Allgemeinmedizin, LohnbachstraBe 5, 0-3387 Vienenburg 2 Conen, D., Priv.-Doz. Dr. med. Medizinische Universitats-Poliklinik, Kantonsspital Basel, Petersgraben 4, CH -4031 Basel Dorst, K. G., Prof. Dr. med. Universitats-Poliklinik Munster, Schurbusch 75, 0-4400 Munster Ebschner, K.-1., Dr. med. Arzt fUr Innere Medizin, BahnhofstraBe 1,0-6930 Eberbach Fullard, E. Facilitating Nurse, University of Oxford, Department of Community Medicine and General Practice, Radcliff Infirmary, GB-Oxford OX2 6HE Gutzwiller, F., Prof. Dr. med. Institut Universitaire de Medecin Sociale et Preventive, Rue du Bugnon 17, CH-IOOO Lausanne Heinrich, R., Dr. med. Medizinische UniversiHitsklinik Tubingen, I. Abteilung, Ottfried-Muller-StraBe 10,0-7400 Tubingen u., Keil, Priv.-Doz. Dr. med., PhD, M.P.H. Medis-Institut der GSF, Ingolstadter LandstraBe I, 0-8042 Neuherberg b. Munchen