Bokranz/Kasten . Qualitatssicherung im Bankbetrieb Banktraining Herausgegeben von Christoph Meyer und Uwe E. Schroder Bank Rainer Bokranz und Lars Kasten Qualitats sicherung im Bankbetrieb GABLER Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahrne Bokranz, Rainer: Qualitatssicherung im Bankbetrieb : eine Einfiihrung / Rainer Bokranz und Lars Kasten. - Wiesbaden: Gabler, 1994 (B anktraining) NE: Kasten, Lars: Der Gabler Verlag ist ein Unteruehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. © Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1994 Gemeinschaftsausgabe von Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden, und bank-verlag GmbH, KOln Lektorat: Monika L. Doge Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge schiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheber rechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und straf bar. Das gilt insbesondere fur Vervielf'aItigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elek tronischen Systemen. Hochste inhaltliche und technische Qualiilit unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produktion und Verbreitung unserer Biicher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf saure freiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die EinschweiBfolie besteht aus Polyathylen und damit aus organischen Stoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Umschlaggestaltung: Schrimpf und Partner, Wiesbaden Satz: Satzstudio RESchulz, Dreieich-Buchschlag ISBN-13: 978-3-409-14435-3 e-ISBN-13: 978-3-322-84637-2 001: 10.1007/978-3-322-84637-2 Vorwort 1m letzten Quartal dieses lahrtausends hat sich eine rasante Entwicklung in Gesellschaft und Wirtschaft vollzogen. Dabei haben sich die Wertvorstel lungen der Menschen gewandelt. Von immer mehr Menschen werden Dinge hinterfragt, wird Gewohntes in Frage gestellt, und in Lebens- und Wirt schaftsbereichen, die sich lange Zeit der Erhaltung traditioneller Wertvor stellungen verpflichtet sahen, sucht man nach neuen Wegen, um die Zukunft zu meistem. Das Bankgewerbe als ein zentraler Sektor im Wirtschaftsleben muBte sich mit diesen Wandlungsprozessen auf vielfiiltige Weise auseinandersetzen. Der Kostendruck fiihrte zu Selbstbedienungskonzepten, neue Markte waren unter dem Motto der Allfinanzdienste zu erschlieBen, und Marketing wurde zunehmend konsequenter betrieben. Der Kunde riickte in den Mittelpunkt strategischer Konzepte. In den Banken versuchte man, das Dienstleistungs angebot laufend den Kundenbediirfnissen anzupassen. Neben dem Zwang, die Kosten in den Griff zu bekommen, hielt unter Schlagwortem, wie versUirkte Kundenorientierung, Verbesserung des Bankenservice, das Qua· litatsdenken Einzug in die Bankenwelt. Diese Entwicklung wird von der Einsicht getragen, daB Qualitat ist nicht alles, aber ohne Qualitat alles nichts ist. Wir hatten angesichts dieser Entwicklung haufiger den Wunsch, unseren Geschaftspartnem zum Thema Qualitat Informationen und Leitlinien an die Hand zu geben, muBten jedoch feststellen, daB dariiber in den Banken zwar oft diskutiert wurde, aber keine systematische Abhandlung zu finden war. Um so mehr ist zu begriiBen, daB mit dieser Schrift nun eine Basisinformation zum Thema Qualitat irn Bankbetrieb vorliegt, also eine langst fiillige Arbeit geleistet wurde. Der von den Verfassem gewahlte KompromiB zwischen theoretischer Fundierung und praktischer Ausrichtung ist sicher die V oraus setzung dafiir, daB die hier vorgelegten Erkenntnisse und Konzepte das Interesse eines breiten Fachpublikums finden. Ich wiinsche mir, daB die Autoren durch die Verbreitung dieser Schrift fiir ihre Arbeit belohnt wer den. Lehrte, November 1993 Hilmar Dembach V Einleitung Wer sich mit Marketingfragen oder mit Organisationsproblemen beschiiftigt, wird heute bald mit Qualitatsaspekten konfrontiert. Bei Qualitiitsfragen im Bankbetrieb wird man mit unterschiedlichen Auffassungen konfrontiert, wie diese am zweckmaBigsten zu bearbeiten seien. Das ist in der Industrie anders, denn dort liegen in allen hochentwickelten Industriestaaten weitgehend glei che Auffassungen vor, was Qualitiit sei und wie Qualitatssicherung zweck maBig zu betreiben ist. Die Griinde dafiir liegen in der international en Verpflechtung von Unternehmen, in der weltweiten Arbeitsteilung, aber auch dem weltweiten Wettbewerb, vor allem aber in einer weit fortgeschrittenen internationalen Normung. In den letzten Jahren wurden auch das Dienstleistungsgewerbe betreffende Forschungsarbeiten verOffentlicht, und es gab erste Publikationen zu Quali tatsfragen im Bankgewerbe. In zahlreichen Diskussionen mit Praktikern konnten wir feststellen, daB hier das Interesse am Thema Qualitat stark zuge nommen hat. Als Fazit dieser Diskussion laBt sich folgende iiberwiegende Auffassung feststellen: Die Qualitatsthematik wird aus mehreren Griinden starker in den Mittelpunkt der Geschaftspolitik der Banken riicken. Banklei stungen verschiedener Institute werden zunehmend iihnlicher, so daB allein iiber die Leistungspalette immer schwerer eigenstiindige Profile zu erhalten oder zu erringen sind. So wie Banken iiber ihr klassisches Produktspektrum in den Allfinanzmarkt eingedrungen sind, mit unterschiedlichen Erfolgen, so driingen Nichtbanken in das klassische Geschaftsfeld des Bankgewerbes, mit teilweise beachtlichen Erfolgen. Eine Differenzierungsmoglichkeit bietet dann im wesentlichen das Vertrauensverhiiltnis zwischen Kunde und Bank. Wir haben mit dieser Schrift den Versuch unternommen, eine Einfiihrung in Denkweisen, Prinzipien und Methoden der Qualitiitssicherung im Bankge werbe zu geben. Sie kann kein Rezept sein, sondern will Amegungen geben zur Entwicklung eigener Konzepte und dazu, iiberkommene Gepflogenheiten einer kritischen Priifung zu unterziehen. Wir haben die Schrift als Lesebuch konzipiert. Das heiBt, daB man sie abschnittsweise lesen sollte, weil die Abschnitte aufeinander aufbauen. Bei einem Nachschlagewerk hatte es zu starkeren Redundanzen, also zu einem groBeren Umfang gefiihrt. Die Schrift ist in drei Teile gegliedert. 1m ersten Teil setzen wir uns mit grundlegenden Sachverhalten auseinander und entwickeln einen dreidimensionalen Qualitiitsbegriff fiir das Bankge werbe. VII 1m zweiten Teil wird erHiutert, was man nach der fiir Dienstleistungsunter nehmen maBgeblichen Norm DIN ISO 9004 unter einem Qualitatssiche rungssystem versteht und der heutige Stand von Qualitatssicherungssyste men im Bankbetrieb diskutiert. AnschlieBend argumentieren wir, warum steigende Qualitat nicht auch zu steigenden Kosten, aber zu steigendem Erfolg fuhren wird. 1m dritten Teil geht es darum, wie Qualitatssicherungssysteme im Bankbe trieb aussehen konnen. Dazu wird filr ein sehr konsequentes Qualitatsma nagement, das sogenannte Total Quality Management, pliidiert, weil es unserer Erfahrung nach das erfolgversprechendste Konzept im Dienstlei stungsbereich ist. Darnit haben wir uns fiir eine wertende Darstellung ent schieden. AnschlieBend setzen wir uns mit der Frage auseinander, we1che organisatorischen Vorarbeiten geleistet sein sollten, bevor man mit dem Aufbau eines Qualitatssicherungssystems beginnt. AbschlieBend werden die drei Grundfunktionen eines Qualitatssicherungssystems, Planung, Priifung und Lenkung beschrieben. Das detaillierte Durchdenken, die Analyse von Leistungserstellungsprozes sen, ist die Voraussetzung filr erfolgreiches Handeln. Von schonen Worten und gutem Willen begleitete Hauruckaktionen bewirken bestenfalls nichts, meistens schaden sie jedoch. Die geschilderten Konzepte und Methoden sind geeignete Unterstiitzungsinstrumente. Sie ersetzen aber die notwendige Analytik nicht. 1m Gegenteil, sie erfordem sie. Qualitatssicherung ist nicht Selbstzweck. Man sollte sie nicht urn ihrer selbst willen oder fur das eigene gute Gewissen betreiben. Sie ist nur Mittel zum Zweck, und der ist erfolgreiches Dienstleistungsmarketing. Unter dieses Leitmotiv mochten wir diese Schrift stellen. Zu danken haben wir Herm Dipl.-Kfm. Hilmar Dembach filr die Forderung unserer Arbeit, sowie Herrn Gerald Milller (Ratzeburg) und Herm Hans Jiirgen Wilkening (Lehrte) fur die kritische Diskussion und zahlreiche An regungen. Pfungstadt und Lehrte, November 1993 Rainer Bokranz und Lars Kasten VIII Inhaltsverzeichnis Abbildugsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. XI 1. Einftihrung ........................................... . 1.1 Der Weg zum QuaIitatsmanagement ............... . 1 1.2 Die Probleme mit dem Qualitatsbegriff ............. . 3 1.3 Objekte der Qualitat ............................ . 5 1.4 QuaIitatsforderung ............................. . 10 1.5 Der QuaIitatsbegriff im Bankgewerbe .............. . 16 1.6 Produkteignung und QuaIitat der Bankdienstleistung .. . 20 1. 7 Warum Qualitatssicherungssysteme? ............... . 23 2. GrundsachverhaIte ..................................... . 27 2.1 Qualitatssicherungssysteme nach DIN ISO 9004 ...... . 27 2.1.1 Empfehlungen aus DIN ISO 9004 ................. . 27 2.1.2 Qualitatsmanagement-Konzepte ................... . 35 2.1.3 Grundmodell eines Qualitatssicherungssystems ....... . 37 2.2 Qualitatsmerkmale ............................. . 39 2.2.1 Ubersicht ..................................... . 39' 2.2.2 Produktbezogene Qualitatsmerkmale ............... . 40 2.2.2.1 Entwicklung einer Produktstruktur ................. . 40 2.2.2.2 Haupt-Qualitatsmerkmale flir Bankprodukte ......... . 41 2.2.2.3 Qualitatsmerkmale ftir Produktgruppen ............. . 43 2.2.2.4 Merkmalauspragungen flir Produkte ................ . 47 2.2.3 Bankdienstleistungsbezogene QualitatsmerkmaIe ..... . 50 2.2.3.1 Leistungserstellungsprozesse im Bankbetrieb ........ . 50 2.2.3.2 ProzeBabgrenzungen und ProzeBergebnisse .......... . 54 2.2.3.3 Qualitatsmerkmale flir Prozesse und ProzeBergebnisse .. 58 2.2.3.4 Merkmalsauspragungen flir Prozesse und ProzeB- ergebnisse .................................... . 60 2.2.4 Ereignisbezogene Qualitatsmerkmale ............... . 62 2.2.4.1 Erhebungskonzept .............................. . 62 2.2.4.2 QualitatsmerkmaIe flir die Kontaktsphiire ........... . 65 2.3 Die heutigen Qualitatssicherungssysteme im Bankbetrieb ................................... . 69 2.4 Qualitat, Kosten und Erfolg ....................... 72 2.4.1 Rechnet sich Qualitat? ........................... 72 2.4.2 Fehler-, Priif-und Fehlerverhtitungskosten . . . . . . . . . . .. 72 2.4.3 Kosten der Ubereinstimmung und Abweichung ........ 75 3. Instrumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 77 IX 3.1 Uberblick ..................................... . 77 3.2 Qualitatsmanagement ........................... . 78 3.2.1 Die Altemativen ............................... . 78 3.2.2 Das System des Total Quality Management (TQM) .... . 81 3.2.2.1 TQM als Management eines sozio-technischen Systems . 81 3.2.2.2 Die technischen Komponenten des TQM ............ . 82 3.2.2.3 Die sozialen Komponenten beim TQM ............. . 87 3.2.3 Die Funktionen der Untemehmensfiihrung beim TQM .. 89 3.2.4 Die Funktionen der Vorgesetzten beim TQM ......... . 91 3.2.5 TQM auf der Mitarbeiterebene .................... . 91 3.2.6 Schwierigkeiten bei der Einfiihrung von TQM ........ . 94 3.3 Organisatorische V orleistungen ................. .. . 95 3.3.1 TQM und organisatorische Konzepte ............... . 95 3.3.2 Aufbauorganisation ............................. . 96 3.3.3 Ablauforganisation ............................. . 100 3.3.3.1 Uberblick ..................................... . 100 3.3.3.2 Failure Mode and Effects Analysis (FMEA) ......... . 102 3.3.3.3 POKA-YOKE-Prinzip .......................... . 108 3.4 Qualitatsplanung ............................... . 109 3.4.1 Aufgaben ..................................... . 109 3.4.2 Qualitatssicherung im engeren Sinne ............... . 110 3.4.3 Qualitatssicherung im weiteren Sinne ............... . 112 3.4.4 Personelle Zustiindigkeiten ....................... . 113 3.4.5 Qualitatskosten ................................ . 114 3.5 Qualitatspriifung ............................... . 116 3.5.1 Aufgaben ..................................... . 116 3.5.2 100 %-Priifungen .............................. . 117 3.5.3 Stichprobenpriifungen ........................... . 118 3.5.4 Kunden-und Mitarbeiterbefragungen ............... . 119 3.5.5 Testaktionen .................................. . 122 3.5.6 Reklamationenauswertung ....................... . 124 3.5.7 Auditierung des Qualitatssicherungssystems ......... . 125 3.6 Qualitatslenkung ............................... . l30 3.6.1 Aufgaben ..................................... . l30 3.6.2 RegelmaBige und sporadische LenkungsanstOBe ...... . 131 3.6.3 Organisatorische Regelung der LenkungsanstOBe ..... . 133 3.7 Einfiihrung eines Qualitatssicherungssystems ........ . l35 FuBnoten 137 Literaturverzeichnis ........................................ 145 Stichwortverzeichnis 151 x Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Der Weg in die Qualitatsepoche (nach Kamiske, Malomy 1992) ............................................ XI Abb. 2 Entwicklung von Qualitatskonzepten in der Wirtschaft im ProzeB der Wertewandlung .......................... . Abb. 3 Positionierung von Bankleistungen unter den Aspekten der Kontaktintensitat und Irnmaterialitlit ............... . Abb. 4 Elementare Begriffe nach DIN 55350, Teil 11 ............ 3 Abb. 5 Primlire Eigenschaften und Forderungsaspekte ........... 5 Abb.6 Die Forderungen-Beschaffenheits-Beziehung und die Dreidimensionalitat des Qualitatsbegriffs . . . . . . . . . . . . . . .. 18 Abb. 7 Die Beziehungen zwischen Produkteignung und Qualitlit der Bankdienstleistung .............................. 21 Abb. 8 Grundbegriffe aus der DIN ISO 9000 und die Inhalte der Normen DIN ISO 9001 bis 9004 ...................... 28 Abb. 9 Allgemeines Konzept des Qualitatskreises (in Anlehnung an DIN ISO 9004) .................................. 31 Abb. 10 Konzept des Qualitatskreises bei Dienstleistungserstellem (nach DIN ISO 9004, Teil 2) ......................... 33 Abb. 11 Die drei Kemfunktionen von Qualitatssicherungssystemen ...................... 37 Abb. 12 Beispiel ftir Qualitatsmerkmale der Produktgruppe "bankeigene Anlagen" .............................. 44 Abb. 13 Beispiel fUr Qualitatsmerkmale der Produktgruppe "bankeigene Kredite" ............................... 45 Abb. 14 Beispiele fUr Qualitlitsmerkmale der Produktgruppe "Wertpapiere" ..................................... 46 Abb. 15 Beispiel fUr Qualitatsmerkmale am Fall eines Sparbriefs . . .. 48 Abb. 16 Prinzip der Leistungserstellung im Bankbetrieb ... . . . . . . .. 52 Abb. 17 Qualitatsrelevante Aspekte von Bankdienstleistungen ...... 53 Abb. 18 Beispiele fiir die Beschreibung von ProzeBabgrenzungen und ProzeBergebnissen bei Zahlungsverkehr und Konto- fiihrung .......................................... 56 Abb. 19 Beispiele fUr die Beschreibung von ProzeBabgrenzungen und ProzeBergebnissen beim Anlage- und Wertpapierge- schaft .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 57 Abb. 20 Typische Qualitatsmerkmale von ProzeBphasen und Pro zeBergebnissen bei Bankdienstleistungen . . . . . . . . . . . . . . .. 59 XI