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Psychotherapie und Entwicklungspsychologie: Beziehungen: Herausforderungen, Ressourcen, Risiken PDF

293 Pages·2004·11.709 MB·German
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Inge Seiffge-Krenke Psychotherapie und Entwicklungspsychologie Beziehungen: Herausforderungen Ressourcen Risiken Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Inge Seiffge-Krenke Psychotherapie und Entwicklungspsychologie Beziehungen: Herausforderungen Ressourcen Risiken Mit 93 Abbildungen und 7 Tabellen Springer Univ.-Prof. Dr.lnge Seiffge-Krenke Johannes-Gutenberg-Universität Psychologisches Institut Staudingerweg 9 55099 Mainz ISBN 978-3-662-09601-7 ISBN 978-3-662-09600-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-09600-0 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte biblio grafische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Über setzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsan lagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urhe berrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. springer.de © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2004 Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 2004. Softcover reprint of the hardcover I st edition 2004 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand an derer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Planung: Renate Scheddin, Heidelberg Desk Editing: Gisela Zech-Willenbacher, Heidelberg Copy Editing: Renate Schulz, Heidelberg Herstellung: ProEdit GmbH, Heidelberg Umschlaggestaltung: deblik, Berlin Satz: ArtVision, Sinsheim Gedruckt auf säurefreiem Papier 26/3160Re 54321 0 Für Dirk, David und Minnie VII Vorwort: Das Anliegen dieses Buches Entwicklungspsychologie und Psychotherapie, speziell die analytische bzw. tiefenpsycho logisch fundierte Psychotherapie, haben lange Zeit ein Dasein als "feindliche Schwestern" geführt. Trotz offenkundiger Berührungspunkte wurde wenig Bezug auf einander genom men. Dabei ist eine entwicklungspsychologische Perspektive in Behandlungen dringend erforderlich, markiert sie doch die "baseline", vor der bestimmte pathologische Verände rungen überhaupt erst verständlich und sichtbar werden. Grundwissen über psychologi sche Prozesse, über die Veränderungen psychologischer Funktionen wie Beziehungsent wicklung, Emotionsregulierung und Bewältigung sind nicht nur hilfreich im Verstehen der Dynamik in Psychotherapien, sie ermöglichen auch eine adäquate Einschätzung von Veränderungen, die sich in der psychotherapeutischen Behandlung vollziehen. Aber auch die Entwicklungspsychologie kann Erkenntnisse aus psychotherapeutischen Behandlun gen nutzen, um zu einem besseren Verständnis von Entwicklungsprozessen zu gelangen. In der Tat gibt es einen fließenden Übergang zwischen Normalität und Pathologe, sind in allen Beziehungskontexten und Entwicklungsprozessen sowohl Risikofaktoren als auch Schutzfaktoren zu beobachten. Es ist also dringend notwendig, eine Integration zu leisten. Dies ist ein wesentliches Anliegen dieses Buches. Die Integration soll durch eine spezifische Auswahl und Prä sentation von Theorien, Ergebnissen und Befunden aus der Entwicklungspsychologie llnd der Psychotherapie geschehen. Die analytische bzw. tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie wurde für dieses Anliegen ausgewählt, weil sie mir als Psychoanalytikerin [lahe liegt, vor allem aber, weil sie eine eindeutige Entwicklungskonzeption hat, die aller :lings, wie ~ Kap. 1 noch zeigen wird, auf einem verkürzten Verständnis von Entwicklung )asiert. Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, die Entwicklungspsychologie und ~ie analytisch orientierte Psychotherapie integrieren zu wollen. Eine Integration kann nur msschnittsweise erfolgen und - dies ist ein weiteres Anliegen dieses Buches - muss sich III den Erfordernissen und Erfahrungen von praktisch tätigen Psychologen und Psycho :herapeuten orientieren. Grundlage des Buches ist meine Vorlesung Entwicklungsprozesse und fördernde Um Nelt, die ich 2003 auf den 23. Lindauer Psychotherapie-Wochen gehalten habe. aus der ich !ine spezielle Selektion vorgenommen habe, die für diese Zwecke angemessen erscheint llld die vor allem wesentliche Skotome aufgreift. Die einzelnen Kapitel beschäftigen sich mit zahlreichen in der Forschung, aber auch .n der Psychotherapie eher übersehenen Perspektiven, z. B. dass Freunde und romantische )artner echte "Entwicklungshelfer" sind, dass sie gemeinsam Agenten, Produzenten ihrer ~ntwicklung sind (~Kap. 5). Eine Zentrierung auf die Eltern, oder genauer: auf die Mutter, llso eine vertikale Sichtweise, beherrschte nicht nur lange Zeit die entwicklungspsycho ogische Forschung, die horizontale Perspektive ist auch in Psychotherapien selten im 3lickpunkt. Winnicott (196512002), dessen Arbeiten vor allem für die ersten Kapitel die ;es Buches herangezogen wurden, steht stellvertretend für viele Psychoanalytiker, die in hren Konzeptionen unsere Sicht der frühen Beziehungen bereicherten, aber offenkundig ,einen Blick dafür hatten, dass zu diesen Beziehungen mehr als nur die Mutter gehört. Der VIII Vorwort Beziehungsraum ist von Beginn an sehr komplex, und die Einflüsse, Entwicklungsimpulse und Ressourcen durch andere nahe Personen werden enorm unterschätzt. Dies gilt nicht nur für Geschwisterbeziehungen, auf die wir in ~ Kap. 8 gesondert eingehen, dies gilt auch für die Bedeutung von Freunden und romantischen Partnern. Innerhalb der Familienbeziehungen gibt es allerdings weitere Skotome: Dass patholo gische Väter in psychotherapeutischen Behandlungen besonders Thema sind, liegt auf der Hand. Aber was wissen wir über normale Vater-Kind-Beziehungen? ~ Kapitel? verdeutlicht die distinktive Bedeutung von Vätern im Vergleich zu Müttern und zeigt auf, welchen wichtigen Beitrag Väter zur Entwicklung von Autonomie und Geschlechtsidentität leis ten. Zu wenig beachtet wurde auch, dass die Familienentwicklung ein Prozess ist, der in einzelnen Phasen, besonders zu Beginn der Elternschaft, wenn aus Paaren Eltern werden, und nach dem Auszug der Kinder aus dem Elternhaus, besondere Herausforderungen und Belastungen mit sich bringt und eine immer neue Abstimmung in den Subsystemen "El tern" und "Kinder", aber auch eine Neudefinition von Beziehungen zwischen Beziehungen verlangt (~Kap. 6). Mütter klagen während dieser hoch belasteten Phasen der Familienent wicklung vermehrt über psychische und körperliche Symptome, sind jedoch auch dieje nigen, die verstärkt die Initiative ergreifen, um eine nicht mehr angeme'ssene eheliche Be ziehung aufzulösen. Die enorme Bedeutung der frühen Eltern -Kind -Beziehungen wird vor allem in ~ Kap. 3 herausgearbeitet, das sich mit der Bindungsforschung und den langfris tigen Auswirkungen sicherer und unsicherer Bindungsmuster beschäftigt. Aber auch in ~ Kap. 2, in dem unter Extrembedingungen aufgewachsene Kinder beschrieben werden, ist offenkundig, welchen zentralen Stellenwert die haltende und beschützende Mutter hat. Zu den Prozessen, die zunächst in der Familie und dann mit dem Alter zunehmend vor allem in Freundschafts-und Partnerbeziehungen gelernt werden, zählen Fertigkeiten in der Emotionsregulierung und im Umgang mit Konflikten, die zeigen, dass echte Bezie hungsarbeit geleistet wird, die die Beziehungen auf ein höheres Niveau bringen. Wichtige Beziehungspartner helfen nicht nur bei der Konturierung der eigenen Identität, des Selbst und des Körperkonzepts. Kinder, Jugendliche und Erwachsene verfügen auch über eigene Ressourcen, um ihre Entwicklung voranzubringen (~Kap. 4). In diesem Zusammenhang werden wir auf Kreativität, Schreiben, Malen, Lesen und die Konstruktion von Phantasie gefährten und anderen hilfreichen Phantasien eingehen. In diesem Buch wird als Konzeption von Entwicklung eine Lebensspannen-Konzep tion vertreten, die Entwicklung und Veränderung über die gesamte Lebensspanne be schreibt. Diese Perspektive hat in der Psychotherapie noch nicht so recht Einzug gehalten, wie an einer Zusammenschau der verschiedenen psychoanalytischen Entwicklungskon zeptionen deutlich wird (~Kap.1). Im Sinne von Lerner u. Busch-Rossnagels Individuals as producers oftheir own development (1981) wird dem Individuum in diesem Buch wesent liche Aktivität bei der Gestaltung seines Lebens, seiner Beziehungen zuerkannt. Dass dies eine Entwicklung im Beziehungskontext ist, wird in allen Kapiteln eindrücklich deutlich. ~ Kapitel 9 integriert die verschiedenen Ansätze und Befunde unter der Perspektive der Res sourcenorientierung, die in der Entwicklungspsychologie bei der Auseinandersetzung mit normalen und gestörten Entwicklungsprozessen wichtig ist, jedoch in der Psychotherapie noch zu wenig beachtet wird. Mir bleibt zum Schluss, mich bei Renate Scheddin vom Springer-Verlag für die angenehme Zusammenarbeit zu bedanken. Stefan Beher und Carlosh von Irmer haben bei der Überar- IX Vorwort beitung der Abbildungen geholfen. Carola Kirchheim hat mich bei der Umbruchkorrektur unterstützt. Auch ihnen sei herzlich gedankt. Ein ganz besonderes Dankeschön geht an meine Familie, die in allen Phasen des Schreibens eine humorvolle "holding function" dar stellte, und besonders an meinen Sohn Moritz, der mir bei der Zusammenstellung einer formal einheitlichen Endfassung half. Inge Seiffge-Krenke Mainz, im März 2004 XI Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklungspsychologie 3·3 Antwortlächeln und Fremdeln .... 67 und Psychotherapie: 3·4 Bindungsentwicklung in der Kindheit Zwei "feindliche Schwestern"? ... 1 und im Erwachsenenalter ......... 71 1.1 Berührungspunkte in den Anfängen .. 2 3·5 Stabilität und transgenerationale 1.2 Erste Annäherungen: Weitergabe von Bindungsmustern ... 77 Freuds Beitrag zur 3.6 Das "Bindungsloch" Entwicklungspsychologie .......... 4 in der Adoleszenz ............... 78 1.3 Vorstellungen über die Entwicklung 3·7 Mütterliche Feinfühligkeit in der frühesten Kindheit: und "schwierige" Babys .......... 81 Von Freud zu Mahler ............ 5 3·8 Effekte von Bindungssicherheit: 1.4 Veränderungen in der psycho- Mentalisierung analytischen Entwicklungstheorie und Emotionskontrolle ........... 83 über die Zeit ................... 14 3·9 Bindung und Psychopathologie .... 89 1.5 Psychoanalyse und Zusammenfassung .............. 92 Entwicklungspsychologie . . . . 18 1.6 Unterschiede in den Konzepten: 4 Phantasien, Symbolisierungen Vom rekonstruierten zum und Kreativität als Ressourcen ... 93 kompetenten Säugling .......... 21 4·1 Symbole und Phantasien 1.7 Integrative Ansätze ............. 24 in der Psychoanalyse ............ 94 Zusammenfassung ............. 25 4·2 Phantasie und Aggression ........ 96 4·3 Entwicklungspsychologische 2 Wenn die fördernde Grundlagen: Phantasie, Spiel Umwelt ausfällt ................ 27 und Kreativität ................ 98 2.1 Winnicotts Beitrag zum Verständnis 4·4 Trauma, Verlust und Phantasie .... 100 früher Beziehungsentwicklung ..... 28 4·5 Hilfreiche und 2.2 Wilde Kinder oder Wolfskinder .... 30 tröstliche Phantasien ............ 104 2·3 Verbrechen an der Seele: 4·6 Kreative Tätigkeiten: Kaspar Hauser ................. 31 Malen und Schreiben ............ 109 2·4 Viktor von Aveyron ............. 35 4·7 Theoretische Weiterentwicklungen: 2·5 Extreme Entwicklungsbedingungen: Übergangsraum und Kinder in Heimen ............... 37 Übergangsobjekt ................ 115 2.6 Kinder depressiver Mütter ....... 42 4·8 "Das Chaos ordnen": 2·7 Elternverlust durch Tod ......... 46 Die Bedeutung von Märchen ...... 117 2.8 Frühe Verluste in Psychotherapien: 4·9 Umsetzung im therapeutischen Raum: "Das zerbrochene Herz" ......... 49 Der Übergangsraum des Vorlesens .. 118 Zusammenfassung ............. 53 Zusammenfassung .............. 120 3 Bindungsentwicklung ........... 55 5 Freunde und romantische Partner Von Winnicott zur Bindungstheorie .. 56 als "Entwicklungshelfer" ......... 121 J.1 3·2 Noch einmal: 5.1 Warum werden Freunde Der kompetente Säugling ......... 64 zunehmend bedeutsamer? ........ 122

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