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Psychologie: Die Entwicklung ihrer Grundannahmen seit der Einführung des Experiments PDF

370 Pages·1941·8.826 MB·German
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W ISSEN SCHAFTLICHE FUR SCHUNGS BE R ICHTE WISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNGSBERICHTE NATURWISSENSCHAFTLICHE REIHE HERAUSGEGEBEN VON DR. RAPHAEL ED. LIESEGANG, FRANKFURT A. M. BAND 52 PSYCHOLOGIE DIE ENTWICKLUNG IHRER GRUNDANNAHMEN SEIT DER EINFUHRUNG DE S EXPERIMENTS SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG GMBH PSYCHOLOGIE DIE ENTWICKLUNG IHRER GRUNDANNAHMEN SEIT DER EINFUHRUNG DES EXPERIMENTS VON DR. WOLFGANG METZGER PROFESSOR, OESCHAFTSF. DIREKTOR DES PSYCHOLOGISCHEN INSTITUTS DER UNIVERSITAT FRANKFURT A. M. MIT 42 ABBILDUNGEN SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG GMBH ISBN 978-3-642-53354-9 ISBN 978-3-642-53395-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-53395-2 AL LE RECHTE VORBEHALTEN, COPYRIGHT 1941 BY SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG URSPRUNGLICH ERSCHIENEN BEI THEODOR STEINKOPFF DRESDEN UND LEIPZIG 1941 SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 1S T EDITION 1941 Buchdruckerei Alhert HiIle, Dresden N Zweck und Ziel der Sammlung N ur sehr wenigen ist es moglich, das Wichtigste aus der Buch und Zeitschriftenliteratur ihres' Gebietes auf Grund eines Studiums der Originale zu verfolgen. Selbst das Durcharbeiten der verschiedenen Zentralbliitter erfordert nicht allein viel Zeit, sondern auch ein gutes Wahlvermogen, denn Spreu ist yom Weizen zu son dern. Diese "Wissenschaftlichen Forschungsberichte" sollen das Zurechtfinden in Teilgebieten der Naturwissenschaften und in Grenzgebieten der Medizin durch Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse etwa des letzten Jahrzehnts erleichtern. Bei jfingeren Wissenschaftsgebieten ist das Ganze dargestellt. Die reichlichen Angaben fiber das Schrifttum zeigen den Weg zur Auffindung von Einzelheiten. Lehrbficher soli en hierdurch nicht ersetzt, sondern ergiinzt werden. Die "Wissenschaftlichen Forschungsberichte" lassen auch nicht die personliche Meinung des Verfassers in den Vordergrund treten, sondern sie berichten von den sich oft wider streitenden Meinungen verschiedener Forscher. Die Moglichkeit, immer neue Berichte erscheinen zu lassen, liiBt erkennen, daB dieses Unternehmen Anklang gefunden hat. Der Verleger: Der Herausgeber: Theodor Steinkopff Raphael Ed. Liesegang Dresden-B\. Kolloid-Institut der Universitat Frankfurt a. M. VORWORT Wer heute von einem "Versagen" der experimentellen Psychologie ;;pricht, beweist damit, daB seine Ansichten iiber die Problemlage und die Leistungen dieser Wissenschaft mittel bar oder unmittelbar aus schon etwas vergilbten philosophischen Abhandlungen und nicht aus eigenem Einblick in die inzwischen geleistete Forschungsameit stammen. Denn wahrend man yom griinen Tisch die Meinung verbreitete, die befremdlichen Behauptungen der psychologischen Lehrbiicher einer verflossenen Zeit seien das Ergebnis experimenteller Untersuchungen (und iiberhaupt die Folge der Anlehnung an die Naturwissenschaften), und daher allenfalls in Randbereichen, aber nicht im Kerngebiet des Seelischen giiltig, - gelang der experimentellen Forschung selbst der Nachweis, daB diese - tatsachlich zunachst unbesehen aus der vor experimentellen empiristischen Philosophie iibernommenen - befremd lichen Behauptungen einfach sachlich falsch sind. Und zwar auch in den Randgebieten selbst: daB also auch der von manchen Theoretikern bis zum heutigen Tag geforderte - und iibrigens nicht weniger befremdliche - Schnitt zwischen einem naturwissenschaftlich erforschbaren und eineqI ganz andersartigen, den Geisteswissenschaften vorbehaltenen Bereich des Seelischen sachlich unbegriindet und iiberfliissig ist. Eine ganze Reihe von allgemeinsten Satzen, die so selbstverstandlich schienen, daB man sich mit ihrer Formulierung kaum je abgegeben hatte, wurde hierbei erstmals ins Licht geriickt, an geeigneten Beispielsfallen der experimentellen Entscheidung unterworfen, als falsch oder nur bedingt giiltig befunden und durch neue ersetzt, die im Kreuzfeuer des Versuds besser bestanden. Es handelt sich urn Satze, die in jeder Sach wissenschaft eine Rolle spielen, die iiberhaupt mit komplexen Gegenstanden zu tun hat: Urn Satze iiber das Verhaltnis der Eigenschaften eines Ganzen zu denen seiner Teile, iiber den Zusammenhang, die Gliederung und Be grenzung, den Ort und das MaB, Rangstufung lind Gewichtsverteilung, Form und Ordnung, Abhangigkeit, Verursachung und Entwicklung. Der Vergleich mit den Bemiihlingen urn die Klarung derselben Grund annahmen, die zu gleicher Zeit auch in den Nachbarwissenschaften: VIII Vorwort der Physiologie, Biologie, Soziologie, der Sprach-, Literatur- und Kunst wissenschaft im Gang waren und noch sind, fallt fiir die experimentelle Psychologie durchaus gunstig aus. Denn nirgends ist bisher derselbe Grad an begrifflicher Scharfe und grundsatzlicher Strenge der Entscheidung erreicht worden: teils blieb man an Einzelheiten hangen, teils machte man auf halbem Weg halt oder vermengte logisch unabhangige Teilgrundsatze, oder man schiittete das Kind mit dem Bade aus, indem man auf den An schluB an die von den Naturwissenschaften in jahrhunderten gesicherten Erkenntnisse und auf Objektivitat im Sinne sorgfaltiger Sicherung und klarer Entscheidbarkeit verzichten zu miissen glaubte. Die Friichte der Klarungsarbeit, die von der experimentellen Psycho logie geleistet wurde, werden daher den Nachbarfachern, sowohl den naturwissenschaftlichen wie den geisteswissenschaftlichen, ebenfalls zugute kommen, und auch die Philosophie wird auf die Dauer kaum davon unberiihrt bleiben. Wenn diese Klarungsarbeit bisher nicht in dem MaBe bekannt wurde, das ihrer Bedeutung entsprochen hatte, so liegt das wohl vor all em daran, daB eine unter dem Gesichtspunkt der grundsatzlichen Entscheidungen getroffene und geordnete Auswahl und Ubersicht der Ergebnisse dieser Arbeit, die auch fiir den Nichtpsychologen leicht zuganglich ist und zu gleich nicht allzuviel Fachkenntnisse voraussetzt, bisher nicht zur Ver fiigungsteht. Diese Liicke auszufiillen, ist die Aufgabe des f 0 I g end e n B e ric h t s. Das ist der Grund, warum einerseits viele Untersuchungsergebnisse aus dem iiberblickten hal ben jahrhundert unerwahnt bleiben - alle diejenigen namlich, die zwar zu einer Erweiterung unserer Kenntnisse, aber nicht zur Berichtigung der theoretischen Grundannahmen be i getragen haben -, wah rend auf der anderen Seite vieles, was schon in den neueren Lehrbiichern steht, nochmals eingehend behandelt wird - sofern es namlich in der lehrbuchmaBigen Darstellung nur als zusatzliches Tatsachenmaterial, aber nicht in seiner grundsatzlichen Bedeutsamkeit vorgetragen ist. Aus demselben Grund ist die Darstellung nicht in der gewohnten Weise nach Sachgebieten geordnet, sondern nach Problemen, die jeweils durch moglichst samtliche Sachgebiete verfolgt werden. jedes dieser Probleme tritt namlich in samtlichen Teilgebieten der Psychologie (und, wie schon angedeutet: nicht nur der Psychologie) auf und kann grund satzlich in jedem Teilgebiet gelost werden. DaB strenge Entscheidungen meist im Gebiet der Wahrnehmungslehre zuerst gelangen, hangt mit der besonders leichten Zuganglichkeit gerade dieses Gebiets zusammen. Dies macht es vielleicht auch dem AuBenstehenden verstandlich, warum dieses - schein bar so "auBerliche" und wenig anziehende - Teil gebiet der Lehre yom Seelischen den psychologischen Theoretiker so Vorwort IX sehr zu fesseln vermag: Die grundsatzlichen Entscheidungen, die hier fielen und nirgend anders so streng gefuhrt werden konnten, gel ten fUr die gesamte Psychologie, auch fUr ihre uns allen mehr am Herzen liegenden, aber der Forschung sehr viel schwerer zuganglichen Gebiete. * * * Fur die besondere Aufgabe dieses Berichts erwies es sich als zweck maBig, eine Reihe schon feststehender Tatsachen neu zu benennen; wobei, soweit moglich, die Vermehrung des Bestands an wissenschaftlichem Kuchenlatein vermieden wurde. Bei der Klarung der Wirklichkeits begriffe, die zu dem in der experimentellen Arbeit Selbstverstandlichen und bisher nicht systematisch Behandelten gehort, ist die Gegenuberstellung des "Angetroffenen" und des "Vergegenwartigten" nicht gewohnter Sprachgebrauch. Noch nicht allgemein ublich ist die Scheidung der Gestalt-Eigenschaften in solche des "Wesens", des "Gefuges" und der "Beschaffenheit". Beim Problem des Zusammenhangs ist neu die Be zeichnung "Bindegliedstheorie" und "Kettentheorie", beim Problem der Bezugssysteme die Unterscheidung zwischen" Gebieten" und "Gerusten". Auch das noch wenig bearbeitete Problem der Zentrierung konnte nicht ohne einige begriffliche Scheidungen behandelt werden, die ubrigens in den vorliegenden Untersuchungen durchweg angelegt sind. Ebenfalls neu ist der Vorschlag, den Unterschied zwischen (physiologischem) "Reiz" und (biologischem) "Anreiz" durch diese besonderen Namen fest zuhalten und den Ausdriicken "Mikrokosmos" und "Makrokosmos" einen neuen, klaren und angemessenen Inhalt zu geben, fur den zur Zeit noch verschiedene andere, aber durchweg miBverstandliche Bezeichnungen im Gebrauch sind. - Die Kapitel 2-5 und 7 der folgenden Darstellung sind in den Jahren 1936-1938, die Kapitel6, 8-10 und I im Sommer 1940 entstanden. Urn dem Leser bei dem augenblicklichen Stand der theoretischen Auseinandersetzung eine rein sachliche Stellungnahme zu ermoglichen, wurde die Nennung von N arne n (abgesehen von der pflichtgemaBen Herkunftsbezeichnung einiger Abbildungen) auf geschicht liche und auBerhalb des augenblicklichen Meinungsstreites der Psycho logie stehende Personlichkeiten beschrankt. Was der Verfasser als eigenen Untersuchungsbefund beansprucht, ist im Text angegeben. 1m ubrigen sei auf die am SchluB angefUhrten Gesamtdarstellungen und Schrifttumsverzeichnisse verwiesen, in denen aile zu Grunde gelegten Einzeluntersuchungen leicht zu finden sind. Frankfurt a. M., den 9.0ktober 1940. Wolfgang Metzger. INHALTSVERZEICHNIS Vorw ort. .... . VII 1. Kapitel. Die augenblickliche Lage der Psychotogie. § 1. Die groBe Umwalzung § 2. Die Mannigfaltigkeit der "geographischen" Erneuerungsversuche 2 § 3. Die MannigfaItigkeit der grundsatzlichen Erneuerungsversuche 3 § 4. MiBverstandnisse und bedeutungsgleiche Namen 4 § 5. Ganzheitspsychologie und Gestalttheorie 5 § 6. Geistesgeschichtliche SchluBbemerkung . 7 2. Kapitel. Das Problem des seelisch Wirklichen. § 1. Der eleatische Grundsatz . 8 § 2. Der "Psychologismus" als Folge des eleatischen Grundsatzes. to § 3. Das sachgemaBe Verhalten bei der Erforschung des un mittel bar Ge- gebenen. 11 § 4. Sinn und Unsinn des eleatischen Grundsatzes 13 § 5. Erster und zweiter Sinn von Wirklichkeit: physikalische oder erlebnis- jenseitige und anschauliche oder erlebte Welt; ihre Vermengungen in der Psychologie 14 § 6. Dritter Sinn von Wirklichkeit: das Angetroffene im Gegensatz zum bloB Vergegenwartigten 18 § 7. Das Angetroffene und die "Empfindung"; die genetische Bedingung der "Antreffbarkeit" in der alteren Wahrnehmungslehre: ihr "Physio- logismus" . 21 § 8. Die deskriptive Bedingung der "Antreffbarkeit" in der alteren Wahr- nehmungslehre: Die "Materialistische Voraussetzung" . 23 § 9. Der Bestand an "Nicht-antreffbarem" der alteren Wahrnehmungs- lehre . 24 § JO. Die AblOsung von dem materialistischen und dem physiologistischen Vorurteil; die Rolle des "Urteils" im Erleben 25 § 11. Die funktionale Wirksamkeit des Angetroffenen im Vergleich mit der des Vergegenwartigten 27 § 12. Vierter Sinn von Wirklichkeit: "Etwas" und "Nichts"; "voll" und "Ieer" 29 § 13. Unwahrnehmbar Vorhandenes . 31 § 14. Die funktionale Wirksamkeit des unwahrnehmbar Vorhandenen 34 § 15. Flinfter Sinn von Wirklichkeit: anschaulich Wirkliches im Gegensatz zum anschaulichen Schein 35 Inhaltsverzeichnis XI § 16. Wirklichkeitscharakter des Verhaltens, des Vergegenwartigten und der Innenwelterlebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . 37 § 17. Grundlagen, EigenWmlichkeiten und funktionale Foigen des Wirk Iichkeitscharakters. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 § 18. Zur erkenntnistheoretischen Bedeutung des Wirklichkeits-und Schein- charakters. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 § 19. Anhang: "Ding an sich" und "Erscheinung" bei Kant. . 45 3. Kapitel. Das Problem der Eigenschaften. § 1. Die atomistische Voraussetzung 48 § 2. Anwendungen des atomistischen Grundsatzes in der Psychologie 48 1. In der Lehre vom Charakter . 48 2. In der Lehre von den Gruppen 48 3. In der Lehre vom Verhalten . 49 4. In der Lehre vom BewuBtsein 49 § 3. Zur Frage der Fruchtbarkeit des atomistischen Grundsatzes in der Psychologie 50 § 4. Die ersten Schwierigkeiten des atomistischen Grundsatzes in der Wahrnehmungslehre: die tJbereinstimmung transponierter Gestalten 52 § 5. Der erste Ansatz zu einer nicht-atomistischen Wahrnehmungslehre: das "Verschmelzungsprodukt" und das "Produktionsprinzip der Identifikation". Vier Arten des Eingehens von Komponenten in Ganze. 52 § 6. Die Gestaltqualitat (Gestalttheorie der Eigenschaften, erster Teil) 57 § 7. Der Beziehungsatomismus und seine tJberwindung 58 § 8. Die drei Arten von Ganzeigenschaften . 60 1. Die Struktur oder das Gefiige 60 2. Die Ganzqualitat oder -beschaffenheit . 61 3. Das "Wesen" . 61 § 9. Das gegenseitige Verhaltnis der Wesens- und der Gefiigeeigen- schaften, der Beschaffenheiten und der Sinnesqualitaten . 62 1. Beschaffenheit und Gefiige . 62 2. Wesen und Gefiige; Pragnanz 62 3. Weitere Erorterung der Pragnanz . 62 4. "Gestaltqualitat" und "Komplexqualitat" 64 5. Wesenseigenschaften von einfachen Sinnesqualitaten. 65 6. Wesenseigenschaft und erworbener Bedeutungsgehalt 66 7. Der genetische und anschauliche Vorrang der Wesenseigenschaft 66 8. Der methodische Vorrang der Gefiigeeigenschaften 68 9. Gefiihle als Wesenseigenschaften 69 § to. Ungekliirte Fragen; Konstanzannahme und Urteilstauschungshypo- these 70 § 11. Die Ganzbestimmtheit der Teile und Stell en (Gestalttheorie der Eigenschaften, zweiter Teil) . 72 § 12. Weitere Erorterung der Ganzbestimmtheit; zur Frage der Bestandig- keit anschaulicher Gebilde 73

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