Psychiatrische Untersuchung Achim Haug Psychiatrische Untersuchung Ein Leitfaden für Studierende, Ärzte und Psychologen in Praxis und Klinik 8., vollständig überarbeitete Auflage Achim Haug Küsnacht Schweiz ISBN 978-3-662-54665-9 ISBN 978-3-662-54666-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-54666-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nation- albibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag GmbH Deutschland 1973, 1979, 1984, 1990, 1997, 2002, 2008,2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Auflage sein Anliegen, den Studenten und den jungen ärztlichen und psychologischen Kolleginnen und Kollegen bezüglich verschiedener Aspekte der psychiatrischen Untersuchung eine Orientierungshilfe zu bieten. Es kann kein ausführliches Lehrbuch sein oder ein solches ersetzen, sondern es soll eine Zusammenfassung des Methodenhandwerks zur psychiatrischen Untersu- chung bieten. Auch wenn immer wieder Aspekte der Untersuchung unserer Patienten in die Phase der Therapie hineinreichen und die Behandlung beeinflussen, endet das Buch dort, wo die Therapie beginnt. Eine gute Behandlung setzt aber die Kenntnisse und die Anwendung des Wissens aus der psychiatrischen Untersuchung voraus. Für die achte Auflage habe ich den gesamten Text überarbeitet und den größten Teil neu geschrieben. Unverändert gilt der Satz von Hans Kind aus der 1. Auflage: „Dieser Leitfaden erhebt … in keiner Weise den Anspruch, eine originale Fassung zu sein. Es wurde vielmehr gesammelt, was da und dort in der Literatur verstreut an praktischen Winken und Hinweisen für die Untersuchung gegeben worden ist“. Viele Kolleginnen und Kollegen tragen heute keine Berufskleidung mehr, dennoch ist die Beschreibung des Buches als eines „für die Kitteltasche“ wohl noch angemessen. Auch wenn die Psychiatrische Untersuchung jetzt ein ganz neues Buch ist, hoffe ich, dass es Hans Kind gefallen hätte. Ich danke den Mitarbeitern des Springer-Verlags für die professionelle Begleitung des Buches, insbesondere Renate Scheddin (Planung), Renate Schulz (Projektmanage- ment) und dem externen Lektor Manfred Bier. Achim Haug Zürich, im Frühjahr 2017 VII Vorwort zur 1. Auflage (Ausschnitt) Ein in sich abgeschlossener Leitfaden für die psychiatrische Untersuchung existierte bisher in deutscher Sprache nicht. Jedoch enthalten viele Lehrbücher der Psychiatrie ein Kapitel über dieses Thema, in den meisten Fällen aber nur im Sinne einer sum- marischen Darstellung. Ich glaube deshalb einem Bedürfnis zu entsprechen, wenn eine ausführlichere Schilderung des Untersuchungsgespräches und der ergänzenden Maßnahmen in Form eines Taschenbuches vorgelegt wird. Die theoretischen Voraussetzungen, welche der dargestellten Untersuchungsmethode zugrunde liegen, sind ganz überwiegend jene der Bleuler-Schule in Zürich. Die Diag- nostik ist deshalb jene, die im Lehrbuch der Psychiatrie von Eugen Bleuler, bearbeitet von Manfred Bleuler, enthalten ist (Bleuler, 1983). Auf Kasuistik wurde durchwegs verzichtet, um den Charakter eines knappen Leit- fadens zu bewahren. Wer daran interessiert ist, muss auf die großen Lehrbücher und die speziellen Anleitungen zur Interviewtechnik verwiesen werden. In der heute gängigen Untersuchungsmethode, welche hier beschrieben wird, ha- ben sich die Erfahrungen vieler Psychiatergenerationen niedergeschlagen. Dieser Leitfaden erhebt deshalb in keiner Weise Anspruch, eine originale Fassung zu sein. Es wurde vielmehr gesammelt, was da und dort in der Literatur verstreut an prakti- schen Winken und Hinweisen für die Untersuchung gegeben worden ist. Von eini- gen Ausnahmen abgesehen, wurde im Interesse der Lesbarkeit und Übersichtlichkeit auf Quellenangaben verzichtet. Der Medizinstudent und der junge Arzt sollen eine handliche Anleitung bekommen, welche für die tägliche, praktische Arbeit mit dem Patienten bestimmt ist und deshalb auf ein umständliches, wissenschaftliches Dekor verzichten darf. Es scheint heutzutage notwendig, ausdrücklich zu betonen, dass wenn von Patient, Arzt, Psychiater die Rede ist, selbstverständlich immer die weibliche Form mitgemeint ist. Die durchgehende Doppelbezeichnung ist unpraktisch. H. Kind, Zürich, im April 1973 IX Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen der psychiatrischen Untersuchung ....................... 1 1.1 Bedeutung und Bestandteile der psychiatrischen Untersuchung ............ 2 1.2 Zugangsweisen zum Patienten .............................................. 3 1.3 Die Rolle des Untersuchers .................................................. 4 1.4 Konzept und Aufbau des Buches zur psychiatrischen Untersuchung ......... 5 1.5 Allgemeine Gesichtspunkte der psychiatrischen Untersuchung (Settingvariablen) ........................................................... 6 1.5.1 Die erste Begegnung mit einem Patienten ..................................... 6 1.5.2 Räumliche Gesichtspunkte .................................................... 8 1.5.3 Einschätzung von Gefahrensituationen ........................................ 8 1.5.4 Schwerpunktsetzungen bei der Untersuchung ................................. 9 2 Gesprächsführung ........................................................ 11 2.1 Verschiedene Begriffe zum psychiatrischen Gespräch ....................... 12 2.2 Abgrenzung des Untersuchungsgesprächs von der Therapie ................ 12 2.3 Charakteristik der Gespräche in verschiedenen Situationen ................. 13 2.4 Herstellung einer Beziehung ................................................ 14 2.4.1 Psychiatrische Haltung ....................................................... 14 2.4.2 Formale Aspekte zu Formulierungen .......................................... 17 2.4.3 Suggestive Fragen ............................................................ 18 2.5 Strukturierung des Gesprächs ............................................... 18 2.5.1 Bedeutung strukturierender Gesprächsführung ................................ 18 2.5.2 Verschiedene Interviewformen mit unterschiedlichem Strukturierungsgrad ..... 19 2.5.3 Halbstrukturiertes Interview .................................................. 20 2.6 Präzisierung von Informationen ............................................. 22 2.7 Besonders schwierige Gesprächssituationen ................................ 25 2.8 Vermittlung von Gesprächsführungskompetenzen .......................... 26 3 Psychopathologischer Befund ........................................... 27 3.1 Begriffsverständnis Psychopathologie ...................................... 29 3.2 Bedeutung des psychopathologischen Befundes für Diagnostik und Therapie ................................................................ 30 3.3 Normal und nicht-normal, gesund und krank ................................ 31 3.3.1 Normvorstellungen ........................................................... 31 3.3.2 Kategoriales und dimensionales Modell von Krankheit ......................... 32 3.3.3 Aktuelle Gesundheitsmodelle ................................................. 33 3.3.4 Bedeutung der Gesundheitsmodelle für die Befunderhebung ................... 34 3.4 Äußere Erscheinung und Verhalten .......................................... 35 3.5 Das AMDP-System in der Erfassung des psychopathologischen Befundes .................................................................... 36 3.6 Der Merkmalsbestand des AMDP ............................................ 37 3.6.1 Affektive Störungen .......................................................... 38 3.6.2 Antriebs- und psychomotorische Störungen ................................... 39 X Inhaltsverzeichnis 3.6.3 Befürchtungen und Zwänge .................................................. 41 3.6.4 Zircadiane Störungen ......................................................... 43 3.6.5 Orientierungsstörungen ...................................................... 44 3.6.6 Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen .................................. 45 3.6.7 Bewusstseinsstörungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 3.6.8 Wahn ........................................................................ 54 3.6.9 Sinnestäuschungen .......................................................... 62 3.6.10 Ich-Störungen ................................................................ 67 3.6.11 Formale Denkstörungen ...................................................... 68 3.6.12 Andere Störungen ............................................................ 74 3.7 Intelligenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 3.8 Sexualität ................................................................... 78 4 Anamnese ................................................................. 81 4.1 Spezielle Krankheitsanamnese .............................................. 85 4.2 Allgemeine Krankheitsanamnese. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 4.3 Biografische Anamnese ..................................................... 87 4.4 Soziale Anamnese ........................................................... 88 4.5 Familienanamnese .......................................................... 89 5 Ergänzende Untersuchungen ............................................ 91 5.1 Körperliche Untersuchung .................................................. 92 5.2 Auskünfte von Angehörigen, Arbeitgebern und anderen Drittpersonen ..... 95 5.3 Anforderung früherer Patientengeschichten und Akten ..................... 97 5.4 Psychologische Testverfahren ............................................... 97 6 Syndrome .................................................................101 6.1 Vom Symptom zur Diagnose ...............................................102 6.2 Zustandsbilder versus Syndrome ...........................................102 6.3 Häufige Zustandsbilder ....................................................103 6.4 Häufige Syndrome .........................................................105 7 Diagnosen ................................................................113 7.1 Diagnosen sind zeit- und kulturabhängige Ordnungssysteme ..............114 7.2 Der operationalisierte diagnostische Prozess ...............................115 7.3 Diagnosegruppen des ICD-10 ..............................................118 7.3.1 F0: Organische Störungen ...................................................119 7.3.2 F1: Störungen durch psychotrope Substanzen ................................119 7.3.3 F2: Schizophrenie ...........................................................119 7.3.4 F3: Affektive Störungen ......................................................120 7.3.5 F4: Angst-, Zwangs- und Belastungsstörungen ................................121 7.3.6 F5: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen ......................121 7.3.7 F6: Persönlichkeitsstörungen .................................................121 7.3.8 F7: Intelligenzminderung ....................................................126 7.3.9 F8: Entwicklungsstörungen ..................................................126 7.3.10 F9: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend .................................................................127 XI Inhaltsverzeichnis 7.4 Die X-, Y- und Z-Klassifikation des ICD-10 ...................................127 7.5 Das multiaxiale System des ICD-10 .........................................128 7.6 Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen, DSM-5 ...129 7.7 Die Reliabilität psychiatrischer Diagnosen ..................................131 7.8 Berücksichtigung der gesunden Anteile der Person ........................133 8 Dokumentation ..........................................................135 9 Besondere Untersuchungssituationen ................................139 9.1 Der scheinbar freiwillige Patient ............................................140 9.2 Der unfreiwillige Patient ...................................................141 9.3 Der Patient mit Alkohol- oder Drogenabhängigkeit ........................142 9.4 Die Untersuchung in der psychiatrischen Klinik ............................143 9.5 Die konsiliarische Untersuchung im Krankenhaus ..........................143 9.6 Der fremdsprachige und kulturell andersartige Patient .....................145 9.7 Der psychiatrische Notfallpatient ...........................................146 9.8 Die psychiatrische Untersuchung von Kindern und Jugendlichen ...........147 Serviceteil ................................................................149 Literatur ....................................................................150 Stichwortverzeichnis ........................................................153 1 1 Grundlagen der psychiatrischen Untersuchung 1.1 Bedeutung und Bestandteile der psychiatrischen Untersuchung – 2 1.2 Zugangsweisen zum Patienten – 3 1.3 Die Rolle des Untersuchers – 4 1.4 Konzept und Aufbau des Buches zur psychiatrischen Untersuchung – 5 1.5 Allgemeine Gesichtspunkte der psychiatrischen Untersuchung (Settingvariablen) – 6 1.5.1 Die erste Begegnung mit einem Patienten – 6 1.5.2 Räumliche Gesichtspunkte – 8 1.5.3 Einschätzung von Gefahrensituationen – 8 1.5.4 Schwerpunktsetzungen bei der Untersuchung – 9 © Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 A. Haug, Psychiatrische Untersuchung, DOI 10.1007/978-3-662-54666-6_1