6[I][IJ 6~[IJ= Forschung und Praxis Band 184 Berichte aus dem Fraunhofer-Institut fOr Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), Stuttgart, Fraunhofer-Institut fOr Arbeitswirtschaft und Organisation (lAO), Stuttgart, Institut fOr Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb der Universitat Stuttgart und Institut fOr Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement, Universitat Stuttgart Herausgeber: H.J. Warnecke und H.-J. Bullinger Hans Gut ProzeBstrukturen der chemischen Vernickelung Mit 37 Abbildungen und 5 Tabellen Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Hong Kong Barcelona Budapest 1993 Dipl.-Ing. H. Gut Fraunhofer-Institut fOr Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), Stuttgart Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. H. J. Warnecke o. Professor an der UniversitAt Stuttgart Fraunhofer-Institut fOr Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), Stuttgart Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. H.-J. Bullinger o. Professor an der UniversltAt Stuttgart Fraunhofer-Institut fOr Arbeitswirtschaft und Organisation (lAO), Stuttgart 093 ISBN-13: 978-3-540-57304-3 e-ISBN-13: 978-3-642-47870-3 001: 10.10071 978-3-642-47870-3 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschOtzt. Die dadurch begrOndllten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abblldungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der VervleHAltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugswelser Verwertung, vorbehalten. Eine VervielfAltigung dieses Werkes oder von Tellen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheber rechtsgesetzes der Bundesrepubllk Deutschland vom 9. September 1965 in der leweils gOltigen Fassung zulAssig. Sle ist grundsAtzlich vergOtungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 1993. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frel zu betrachten wAren und daher von jedermann benutzt werden dOrften. Sollte in diesem Werk direkt oder Indirekt auf Gesetze, Vorschriften oder Richtlinlen (z. B. DIN, VOl, VOE) Bezug genom men oder aus Ihnen zitlert worden sain, so kann derVeriag keine GewAhr fOr die Richtlgkeit, VolistAndigkeit oder AktualitAt Obemehmen. Es empfiehlt slch, ge gebenenfalls fOr die eigenen Arbeiten die volistAndlgen Vorschriften oder Rlchtllnlen in der jeweils gOltigen Fassung hinzuzuzlehen. Gesamtherstellung: Copydruck GmbH, Heimsheim 62/3020-6543210 Geleitwort der Herausgeber tiber den Erfolg und das Bestehen von Unternehmen in ein~r marktwirtschaftlichen'Ordnung entscheidet letztendlich der Absatzmarkt. Das bedeutet moglichst frtihzeitig absatzmarkt orientierte Anforderungen sowie deren Veranderungen zu erkennen und darauf zu reagieren. Neue Technologien und Werkstoffe ermoglichen neue Produkte und eroffnen neue Markte. Die neuen Produktions-und Informations technologien verwandeln signifikant und nachhaltig unsere industrielle Arbeitswelt. Politische und gesellschaftliche Veranderungen signalisieren und begleiten dabei einen Wertewandel. der auch in unseren Industriebetrieben deutlichen Niederschlag findet. Die Aufgaben des Produktionsmanagements sind vielfaltiger und anspruchsvoller geworden. Die Integration des europaischen Marktes. die Globalisierung vieler Industrien. die zunehmende Innovationsgeschwindigkeit. die Entwicklung zur Freizeitge sellschaft und die tibergreifenden okologischen und sozialen Probleme. zu deren Losung die Wirtschaft ihren Beitrag leisten muB. erfordern von den Ftihrungskraften erweiterte Perspektiven und Antworten. die tiber den Fokus traditionellen Produktions managements deutlich hinausgehen. Neue Formen der Arbeitsorganisation im indirekten und direkten Bereich sind heute schon feste Bestandteile innovativer Unter nehmen. Die Entkoppelung der Arbeitszeit von der Betriebszeit. integrierte Planungsansatze sowie der Aufbau dezentraler Strukturen sind nur einige der Konzepte. die die aktuellen Entwicklungsrichtungen kennzeichnen. Erfreulich ist der Trend. immer mehr den Menschen in den Mittelpunkt der Arbeitsgestaltung zu stellen - die traditionell eher technokratisch akzentuierten Ansatze weichen einer starker en Human- und Organisations orientierung. Qualifizierungsprogramme. Training und andere Formen der Mitarbeiterentwicklung gewinnen als Differenzierungs merkmal und als Zukunftsinvestition in Human Recources an strategischer Bedeutung. Von wissenschaftlicher Seite muB dieses Bemtihen durch die Entwicklung von Methoden und Vorgehensweisen zur systematischen Analyse und Verbesserung des Systems Produktionsbetrieb einschlieBllich der erforderlichen Dienstleistungsfunktionen untersttitzt werden. Die Ingenieure sind hier gefordert. in enger Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen. z.B. der Informatik. der Wirtschaftswissenschaften und der Arbeitswissenschaft. Losungen zu erarbeiten. die den veranderten Ranobedingungen Rechnung tragen. Die von den Herausgebern geleiteten Institute, das - Institut fUr Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb der Universitat Stuttgart (IFF), - Institut fUr Arbeitswissenschaft und Technologie management (IAT), - Fraunhofer-Institut fUr Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), - Fraunhofer-Institut fUr Arbeitswirtschaft und Organisation (lAO), arbeiten in grundlegender und angewandter Forschung intensiv an den oben aufgezeigten Entwicklungen mit. Die Ausstattung der Labors und die Qualifikation der Mitarbeiter haben bereits in der Vergangenheit zu Forschungsergebnissen gefUhrt, die fUr die Praxis von groBem Wert waren. Zur Umsetzung gewonnener Erkenntnisse wird die Schriftenreihe "IPA-IAO - Forschung und Praxis" herausgegeben. Der vorliegende Band setzt diese Reihe fort. Eine Ubersicht Uber bisher erschienene Titel wird am SchluB dieses Buches gegeben. Dem Verfasser sei fUr die geleistete Arbeit gedankt, dem Springer-Verlag fUr die Aufnahme dieser Schriftenreihe in seine Angebotspalette und der Druckerei fUr saubere und zUgige AusfUhrung. Mage das Buch von der Fachwelt gut aufgenommen werden. H.J.Warnecke H.-J. Bullinger Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand wahrend meiner Tatigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer Institut fUr Produktionstechnik und Automatisierung, Stuttgart. Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Dr.-Ing. E.h. H.-J. Warnecke fUr die groBzUgige UnterstUtzung und Forderung, welche die DurchfUhrung dieser Arbeit ermoglichte. Herrn Prof. Dr. Bohni danke ich fUr seine Bereitschaft zur kritischen Durchsicht der Arbeit und die Ubernahme des Mitberichtes. DarUberhinaus danke ich allen Mitarbeitern des Instituts, die mich durch ihre anregende Kritik und Diskussion, sowie durch ihre Hilfsbereitschaft unterstUtzt haben. Mein besonderer Dank gilt den Herren Dr. A. Gemmler und Dr. M. Rouff. Ebenso mochte ich mich Frau Dipl.-Ing. (FH) Waernier-Gut und bei den Herren Dipl.-Ing. (FH) Th. Bolch, Dr. K. Mertz, Dipl.-Ing. (FH) F. Leyendecker, Dr. K. Melchior und Dr. H.-J. Fetzer bedanken. Oberwil 1993 Hans Gut Inhaltsyerzeichnis Seite 1 Einleitung 11 2 Chemische Vernickelung 15 2.1 Geschichte des chemischen Vernickelungsprozesses 15 2.2 Eigenschaften chemischer Nickelschichten 17 2.3 Badinhaltstoffe 19 2.4 Physikalische Eigenschaften von chemischen 20 Nickelschichten 3 Modell zum Mechanismus der chemischen Nickelab- 27 scheidung 3.1 SRI-Theorie 33 3.2 Stabilisierung der Abscheidung, Notwendigkeit 36 und Methoden 3.2.1 "Thermodynamische Stabilisierung" 36 3.2.2 "Kinetische Stabilisierung" 38 4 Strukturierung des chemisch/technischen Pro 40 zesses der vernickelung ( Wirkungsschema ) 4.1 Thermodynamischer Modul 42 4.2 Kinetischer Modul 55 4.3 Vorbehandlungsmodul 66 4.4 Schichteigenschaftsmodul 67 4.4.1 Warmebehandlung 72 5 Einige Betrachtungen zu Expertensystemen 76 5.1 Einordnung von Expertensystemen im Rahmen der 76 klinstlichen Intelligenz 5.2 Definition von Expertensystemen 79 5.3 Komponenten von Expertensystemen 80 5.3.1 Wissensbasis 80 5.3.1.1 Regeln 81 5.3.2 Problemlosungskomponente 82 10 5.3.2.1 Suchverfahren 83 5.3.2.2 Problemlosungsstrategie 85 5.3.3 Dialogkomponente 86 5.3.3.1 Wissenserwerbkomponente 86 5.3.3.2 Interviewkomponente 87 5.3.3.3 Erklarungskomponente 87 5.4 Shell 88 5.5 Knowledge-Engineering 89 5.6 Grenzen von Expertensystemen 90 6 Realisierung 91 6.1 Das Expertensystem EXNI 92 6.2 Erste1len der Regeln am Beispiel fur das therrno- 92 dynamische Schema 6.3 wartung und Erweiterung von EXNI 95 7 Praktische Uberprufung des Systems 97 7.1 Schlechte Haftung der Nickelschicht 97 8 zusarnrnenfassung 100 9 Literatur 102 Lebenslauf 109 1 Einleitung In der modernen Fertigung werden immer mehr Werkstoffe mit spe zifischen Eigenschaftsprofilen gefordert. Dies trifft insbeson dere auch fUr die Oberflache der Werkstoffe zu. Ein groBer Teil der Grundwerkstoffe muB daher durch eine Oberflachenbehandlung modifiziert werden, urn bessere, den Anforderungen gerechtere, Funktionseigenschaften zu erhalten. Herausragende Eigenschaften wie Korrosionsbestandigkeit, Ver schleiBbestandigkeit, Aussehen usw. werden z.B. durch Beschich tung der Oberflachen mit Hartstoffen wie Boriden, Nitriden und Karbiden in Kombination untereinander oder mit Titan erhalten. Allen Verfahren zur Verbesserung der funktionellen Eigenschaf ten gemein ist aber der Nachteil kostenintensiver Anlagentech nik. So werden z.B. PVD-Beschichtungen meist im Hochvakuum durchgefUhrt. Ein weiterer Nachteil ist die nicht gleichmaBige Abscheidung an Kanten, Ecken und Hinterschneidungen ( Konturentreue ) bei diesen Prozessen, die nicht immer gewahr leistet ist. Aufgrund dieser verfahrenstechnischen Notwendig keiten hat unter den Beschichtungsverfahren das chemische Ver nickeln in den letzten Jahren einen wachsenden Stellenwert ein genommen. Die herausragenden Eigenschaften chemisch vernickel ter Teile sind gesteigerte Korrosionsbestandigkeit, verbesserte mechanische aber auch magnetische Eigenschaften, die vor allem beim Bau von Computern von Bedeutung sind, absolute Konturen treue auch bei komplizierten Bauteilen mit Hinterschneidungen, sowie dekorative Oberflachen, die mit anderen Verfahren nicht zu erzielen sind. Verfahrenstechnisch laBt sich der ProzeB der chemischen Ver nickelung in folgende Arbeitsschritte unterteilen: - Reinigen - Aktivieren - Vernickeln - Nachbehandeln der Bauteile. In der Praxis werden diese Schritte meist in einer automati sierten FertigungsstraBe durchgefUhrt( Bild 1.1 ). 12 Vernickelung Reinigen Aktivieren Vernickeln Nachbehandeln Bi1d 1.1: Arbeitsschritte der chemischen Vernickelung Die steigenden Anforderungen an die beschichteten Bauteile ver langen eine optimale Auslegung der Fertigungsprozesse und -bedingungen /1-3/. Die hohe Komplexitat solcher Prozesse und verfahrenstechnische Mangel in der Arbeitsvorbereitung flihren heute meist zu unver meidbaren Storungen im Arbeits- und ProzeBablauf. Es ist des halb wlinschenswert Informationssysteme einzusetzen, mit denen moglichst schnell Fehler im FertigungsprozeB erkannt und durch geeignete MaBnahmen flir den weiteren ProzeB vermieden werden. Solche Informationssysteme mlissen in der Lage sein, prozeBrele vante Daten zu verarbeiten und in geeigneter Weise flir den Be darf zur Verfligung zu stellen. Wissen liber den komplexen Fer tigungsprozeB ist somi t zuklinftig nicht mehr nur in Blichern gespeichert oder bei entsprechenden Fachkraften vorhanden, son dern in zunehmendem MaBe in Computersystemen niedergelegt. Der Wunsch Computer zur Fehlerdiagnose und Fehlervermeidung einzusetzen, besteht sicherlich seit langerer zeit. Die Reali sierung eines solchen Vorhabens scheiterte jedoch in der Ver gangenheit an dem Fehlen entsprechender Hard- und Softwaresy steme; elektronische Datenbanken allein waren und sind einer