Prosopon Rhomaikon Unauthenticated Download Date | 11/9/17 10:49 PM Millennium-Studien zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n. Chr. Millennium Studies in the culture and history of the first millennium C.E. Herausgegeben von / Edited by Wolfram Brandes, Alexander Demandt, Helmut Krasser, Hartmut Leppin, Peter von Möllendorff, Karla Pollmann Band 68 Unauthenticated Download Date | 11/9/17 10:49 PM Prosopon Rhomaikon Ergänzende Studien zur Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit Herausgegeben von Alexander Beihammer, Bettina Krönung und Claudia Ludwig Unauthenticated Download Date | 11/9/17 10:49 PM ISBN 978-3-11-053218-0 e-ISBN (PDF) 978-3-11-053380-4 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-053295-1 ISSN 1862-1139 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com Unauthenticated Download Date | 11/9/17 10:49 PM Vorwort Seit Anfang 2013 liegt die zweite Abteilung der Prosopographie der mittelbyzan- tinischen Zeit (867–1025) im Druck vor. Beide Abteilungen haben sich mittlerweile als unverzichtbares Arbeitsinstrument der internationalen Byzantinistik fest etab- liert und werden von der Fachwelt auf alle möglichen, von diversen Trends und thematischen Schwerpunkten bestimmten Fragestellungen hin konsultiert. Wenn auch das Projekt seit seinem Abschluss seiner institutionellen Basis verlustig ging, kann ein prosopographisches Lexikon dennoch nie als fertiggestellt betrachtet wer- den. Vor allem durch Siegelfunde kommt ständig neues Material zum Vorschein, bekannte Daten werden neu interpretiert, und frühere Fehlleistungen und Unge- nauigkeiten harren künftiger Korrektur. Eine große Zahl an Rezensionen hat hierzu schon einen wichtigen Beitrag geleistet. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, aufbauend auf der PmbZ neue Detailstu- dien vorzunehmen oder auch neue Synthesen zu schaffen. Der vorliegende Band möchte dafür ein erster Anfang sein. Er enthält eine Sammlung von siebzehn ergän- zenden Studien zur mittelbyzantinischen Zeit, die auf strukturelle Entwicklungen, wichtige Persönlichkeiten der politischen und kirchlichen Geschichte sowie auf die Beziehungen zwischen Byzanz und dem Westen Bezug nehmen. Sie veranschauli- chen sowohl unterschiedliche methodische Zugänge als auch originelle Neuinter- pretationen des in der PmbZ zusammengestellten Materialreichtums. Die rund 21.000 Personeneinträge, die die PmbZ umfasst, sind das Resultat jah- relanger systematischer Arbeit eines Kerns an internen Mitarbeitern an der Berlin- Brandenburgischen Akademie. Ein breiterer Kreis externer Mitarbeiter und Freunde ergänzten Teilaspekte und brachten zusätzliche Finanzmittel ein. All dies bedurfte jedoch nicht nur eines hervorragenden wissenschaftlichen Leiters, der die mittelby- zantinische Zeit und ihre Quellen in ihrer Komplexität überblicken konnte, sondern auch eines effizienten Organisators und Managers, der in der Lage war, eine solche Gruppe über viele Jahre hinweg zusammenzuhalten und zeitgerecht alle erwarteten Ergebnisse zu erbringen. Somit wird die PmbZ stets mit Professor Ralph-Johannes Lilie, dem langjährigen Arbeitsstellenleiter des Projekts, verbunden sein. Der vorlie- gende Band möchte ganz besonders auch diesem Aspekt Rechnung tragen und das wissenschaftliche Gesamtwerk von Ralph-Johannes Lilie, in dem die PmbZ eine zentrale Stellung einnimmt, in gebührender Weise würdigen. Dabei ist hervorzu- heben, dass die drei oben genannten Themenbereiche des vorliegenden Sammel- bandes in unterschiedlicher Hinsicht auch das wissenschaftliche Oeuvre Professor Lilies widerspiegeln. Somit bleibt den Herausgebern nur, all denen, die das Entstehen dieses Bandes mit Interesse verfolgten und sein Erscheinen ermöglichten, ihren Dank abzustatten: Beate Zielke war in der ersten Zeit an der Herausgabe des Bandes beteiligt. Die Her- ausgeber der Millennium-Studien erklärten sich bereit, den Band in die von ihnen Brought to you by | Stockholm University Library Authenticated Download Date | 9/1/17 3:46 PM VI | Vorwort betreute Reihe aufzunehmen. Wolfram Brandes stand während verschiedener Pha- sen seiner Entstehung stets hilfreich zur Seite. Günter Prinzing lieferte wesentliche Hintergrundinformationen zum wissenschaftlichen Werdegang von Ralph-Johannes Lilie und zur Frühgeschichte der PmbZ. Marie-Luise Favreau-Lilie ergänzte weitere biographische Details zu Professor Lilie und stellte uns ein Werkverzeichnis zur Verfügung. Ein anonymer Rezensent schließlich gab hilfreiche Anregungen zur Gliederung des Bandes. Berlin – Mainz – Notre Dame, im Mai 2017 Die Herausgeber Brought to you by | Stockholm University Library Authenticated Download Date | 9/1/17 3:46 PM Inhalt Vorwort | V Alexander Beihammer Ralph-Johannes Lilie und sein Beitrag zur Byzantinistik | 1 Teil 1: Strukturwandlungen in Staat und Gesellschaft Michael Grünbart Unter einem guten Stern? Externe Instanzen bei kaiserlichen Entscheidungsprozessen in Byzanz | 17 John Haldon More Questions about the Origins of the Imperial Opsikion | 31 Ewald Kislinger Der Ruhm der Rhomania? Zur byzantinischen Flotte 1028–1081 | 43 Christos Stavrakos Ausgewählte unpublizierte byzantinische Bleisiegel aus der Privatsammlung Konstantinos Kalantzis (Agrinion/Griechenland) | 53 Teil 2: Prosopa Thomas Pratsch Konstantin der Grosse in der mittelbyzantinischen Zeit | 65 Apostolos Karpozilos The Palestinian Connection of Georgios Synkellos | 85 Juan Signes Codoñer Selbstdarstellung und Schweigen: Überlegungen zu Photios’ Vater | 93 Jonathan Shepard Photios’ sermons on the Rus attack of 860: The questions of his origins, and of the route of the Rus | 111 Unauthenticated Download Date | 11/9/17 10:50 PM VIII | Inhalt GünterPrinzing Sklaven oder freie Diener im Spiegel der „Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit“ (PmbZ) | 129 Wolfram Brandes Konstantinos von Kaisareia – ein unbekannter Historiker? | 175 Johannes Pahlitzsch Prosopographische Notizen zur Mutter des Abū Firās al-Ḥamḍānī (320/932– 357/968) unter Berücksichtigung seiner Byzantinischen Gedichte (ar- rūmīyāt) | 181 Teil 3: Byzanz und der Westen Johannes Koder Illyrikon und Illyrios | 197 Salvatore Cosentino Land and military service in the ninth century: A note on Nicephorus and Charlemagne | 211 Evangelos Chrysos Minors as Patriarchs and Popes | 221 Vera von Falkenhausen Onouphrios, Archimandrit von S. Salvatore de Lingua Phari, und die Erzbischöfe von Messina | 241 Ilse Rochow Joannes Damascenus auf der Schulbühne: Zum byzantinischen Ikonoklasmus im Jesuitendrama des 16. bis 18. Jahrhunderts | 265 Index | 279 Unauthenticated Download Date | 11/9/17 10:50 PM Alexander Beihammer Ralph-Johannes Lilie und sein Beitrag zur Byzantinistik Ralph-Johannes Lilie hatte das Glück, in der Geburtsstätte der modernen Byzantini- stik, dem Institut für Byzantinistik und Neugriechische Philologie der Universität München, in einer für das Fach inner- und außerhalb Deutschlands besonders fruchtbaren Zeit ausgebildet und unter der Betreuung von Hans-Georg Beck zum Doktorat geführt worden zu sein. Wann und unter welchen Umständen der am 30. Dezember 1947 in Hamburg geborene und aufgewachsene Absolvent der St. Ansgar- Schule, eines humanistischen und katholischen Gymnasiums in Hamburg-Borg- felde, begann, sich ernsthaft für das Reich am Bosporus zu interessieren, lässt sich für Außenstehende nur sehr lückenhaft rekonstruieren. Interesse an Geschichte erwachte offenbar schon sehr früh. Felix Dahns verklärt-heroische Sicht der Endzeit des römischen Reichs und Frank Thiess’ Griechische Kaiser mögen erste Sympa- thien für die dekadenten Epigonen Roms erweckt haben. Und irgendwann kam dann auch noch das von Gregor von Rezzori liebevoll und augenzwinkernd ausge- malte Land Maghrebinien mit seiner orthodox geprägten Hauptstadt Metropolsk und dem Geschlecht der Kantakukuruz hinzu, in dem die levantineske Version des homo Byzantinus ihre Heimstätte hatte. Wie dem auch sei, Byzanz selbst war damals noch stark dem Purismus der klassischen Philologie, dem Nationalismus der leid- geprüften hellenischen Republik, und dem ideologischen Widerstreit zwischen einer bürgerlich-katholischen Sehnsucht nach dem christlichen Geist in der Neuen Mitte und den Klassenkampftheorien des realen Sozialismus ausgesetzt. Demgegen- über unterstrich Hans-Georg Beck damals erneut den Eigenwert der volkssprachli- chen Literatur und faszinierte die Studierenden mit sozialgeschichtlich orientierten Vorlesungen zur Lebensweise, Mentalität und Orthodoxie der Byzantiner sowie zur ‚Verfassung‘ ihres Staates. So oder so ähnlich kann man sich das Umfeld vorstellen, in dem Lilie 1970 in München sein 1968 in Hamburg begonnenes Studium der klassischen Philologie und Geschichte fortsetzte und mit dem Studium der Byzantinistik begann. Er hatte somit Anteil an dem damals an verschiedenen deutschsprachigen Universitäten verstärkt erwachenden Interesse für das griechisch-christliche Mittelalter Anteil, das in der Zeit der Hochkonjunktur noch mit neuen, gut ausgestatteten Lehrstühlen und Langzeitprojekten an diversen Akademien unterstützt wurde. Das Jahr das Emeritierung seines Doktorvaters, 1975, war zugleich der Startpunkt von Lilies aka- demischer Laufbahn mit dem erfolgreichen Abschluss seiner Dissertation über „Die byzantinische Reaktion auf die Ausbreitung der Araber: Studien zur Struktur- wandlung des byzantinischen Staates im 7. und 8. Jh.“ Schon im Folgejahr erschien die Arbeit in den Miscellanea Byzantina Monacensia im Druck. In diesem Frühwerk, das durchaus als „großer Wurf“ bezeichnet werden darf, sind bereits alle wesentli- DOI 10.1515/9873110533804-001 Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 7/20/17 11:24 AM 2 | Alexander Beihammer che Eigenschaften erkennbar, die für Lilies Forschung in den folgenden Jahrzehnten stets bestimmend bleiben sollten: Im Mittelpunkt stehen breite strukturgeschichtli- che Zusammenhänge, die hier den gesamten anatolischen Raum in den sogenann- ten Dunklen Jahrhunderten betrafen. Das große Bild ergibt sich aus einer sorgfälti- gen Analyse der Einzelereignisse und ihrer jeweiligen Auswirkungen, im vorliegen- den Fall der mit gewissen Unterbrechungen jährlich durchgeführten arabischen Einfälle auf byzantinisches Gebiet. Eine umsichtige quellenkritische Herangehens- weise, die sich in den folgenden Jahrzehnten mit einem wachsenden Interesse an der byzantinischen Historiographie paaren sollte, bildet die methodische Grundlage für die Rekonstruktion des auf die großen Entwicklungslinien abzielenden Gesamt- bilds. Lange Zeit blieb Lilies byzantinische Reaktion das Standardwerk zu der The- matik. Inzwischen wissen wir viel mehr über den frühen Islam, die Transformation des Nahen Ostens, die byzantinische Themenordnung und die Finanz- und Verwal- tungsstrukturen der mittelbyzantinischen Zeit, und das ständig wachsende archäo- logische Material eröffnet ganz neue Einblicke in wirtschaftliche und soziale Struk- turen, dennoch wurde Lilies Doktorarbeit nie völlig durch jüngere Arbeiten ersetzt. Ein zweijähriges Forschungsstipendium im Deutschen Studienzentrum in Vene- dig (1976–1978) schuf die Basis dafür, dass sich Lilies Forschungsinteressen von Ost nach West und von den Dunklen Jahrhunderten in die Glanzzeit der Komnenen verlagerten. An die Stelle der Araber traten nun die italienischen Seerepubliken und deren Beziehungen zu Byzanz. Die venezianische und genuesische Romania war zwar schon lange ein beliebtes Forschungsfeld der internationalen Byzantinistik, doch waren die teils als Kopien und teils im Original überlieferten Handelsverträge bis in die 1970er Jahre meist nur auf formell-diplomatische Gesichtspunkte hin un- tersucht worden, um Aussagen zur byzantinischen Vertragspraxis zu machen oder eine Typologie byzantinischer Auslandsverträge zu erstellen. In seinem Habilita- tionsprojekt, das er in der Zeit seiner wissenschaftlichen Assistenz bei Paul Speck am Byzantinisch-Neugriechischen Seminar der Freien Universität Berlin (1978– 1984) betrieb, beabsichtigte Lilie, die Entwicklung der politischen und wirt- schaftlichen Beziehungen mit den Seerepubliken von ihren Anfängen bis zum Vier- ten Kreuzzug (1204) aufgrund einer detaillierten Analyse der genannten Verträge erstmals im Zusammenhang darzustellen. Die Ergebnisse dieser Forschungen er- schienen 1984 unter dem Titel „Handel und Politik zwischen dem byzantinischen Reich und den italienischen Kommunen Venedig, Pisa und Genua in der Epoche der Komnenen und der Angeloi (1081–1204)“ in Amsterdam. Im Mittelpunkt der Unter- suchung stehen eine geographische gegliederte Rekonstruktion der von den Italie- nern errichteten Handelsnetze und Verkehrsrouten im byzantinischen Raum vom Balkan über das Schwarze Meer bis nach Kleinasien sowie die Gestaltung der politi- schen Beziehungen von Alexios I. Komnenos bis zum Fall der Angeloi Kaiser. Mit diesem sowohl inhaltlich als auch im Umfang sehr gewichtigen Werk etablierte sich Lilie nicht nur als führender Kenner der Komnenenzeit, sondern auch als einer der ganz wenigen Historiker in Deutschland, welche Byzanz in seinem Beziehungsge- Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 7/20/17 11:24 AM