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Projekt Europa: Die Zukunft der europäischen Integration PDF

248 Pages·1997·6.097 MB·German
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Wolfgang Kowalsky Projekt Europa Reihe Grundlagen für Europa Herausgegeben von Wilfried Loth Band 2 Wolfgang Kowalsky Projekt Europa Die Zukunft der europäischen Integration Leske + Budrich, Opladen 1997 Für Ingrid Gedruckt auf säurefreiem und altersbeständigem Papier. ISBN 978-3-8100-1859-5 ISBN 978-3-322-97386-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-97386-3 © 1997 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mi kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ............................................................................................ 5 Geleitwort von Professor Wilfried Loth .......................................................... 7 Vorwort .......................................................................................................... 9 1. Perspektiven des politischen Projekts der europäischen Integration ....................................................... 11 2. Etappen der europäischen Integration von 1958 bis zum Epochenbruch 1989/90 .................................................... 21 2.1 Vorgeschichte seit dem Ersten Weltkrieg ....................................... 22 2.2 Die politische Dimension ................................................................ 27 2.3 Die ökonomische Dimension .......................................................... 31 2.4 Strukturen, Institutionen, Verfahren der Europäischen Union .................................................................. 36 3. Europa und die Europäische Union nach 1989/90 ..................... 45 3.1 Die politische Entwicklung ............................................................. 45 3.2 Die ökonomische und währungs politische Entwicklung hin zur Währungsunion .............................................. 60 4. Europaleitbilder als Katalysatoren oder Blockaden des europäischen Integrationsprozesses ............................................ 75 4.1 Rechtsintellektuelle Europakritik .................................................... 87 4.2 Linksintellektuelle Europakritik ...................................................... 94 4.3 Kongruenzen und Konvergenzen der Europakritik ....................... 103 4.4 Selbstblockaden der europapolitischen Debatte: Erweiterung versus Vertiefung ...................................................... 104 4.5 Selbstblockaden einer gemeinsamen Außenpolitik: Jugoslawien und die Folgen .......................................................... 108 4.6 Folgerungen fiir ein modemes Europaleitbild (I) .......................... 111 5. Erkundung der Europalosigkeit ................................................ 115 5.1 Die Kritik am Demokratiedefizit.. ................................................. 120 5.2 Demokratiedefizite des Europäischen Parlaments ......................... 127 5.3 Demokratisierung durch europäische Verfassungsgebung ............ 133 5 5.4 Demokratisierung als Selbsteuropäisierung .................................. 138 5.5 Folgerungen für ein modemes Europaleitbild (I1) ......................... 143 6. Das Spannungsverhältnis Supranationalität - Nationalstaat im integrierten Europa ........................................ 151 6.1 Neue Dynamik im Verhältnis Nationalstaat- Europäische Union ........................................................................ 154 6.2 Gegner supranationaler Integration: Strategien und Formierungstendenzen .................................................................. 162 7. Europapolitische Voraussetzungen für die Umsetzung eines modernen Europaleitbildes ............................................... 169 7.1 Die französisch-deutsche Kooperation beim Aufbau Europas ............................................................................. 169 7.2 Die grundsätzlichen Optionen deutscher Europapolitik der 90er Jahre ......................................................... 180 7.3 Eckpunkte der europapolitischen Debatte in Deutschland ............ 184 8. Entwicklungstendenzen deutscher Europapolitik im Lichte integrationspolitischer Anforderungen und ihrer Kosten ......................................................................... 205 8.1 Europapolitische Zukunftsszenarien .............................................. 216 8.2. Conclusio -Zivilisierung der europäischen Binnenbeziehungen ? .................................................................... 224 Literaturverzeichnis ..................................................................................... 231 Abkilrzungsverzeichnis ............................................................................... 247 Personen verzeichnis .................................................................................... 251 Stichwortverzeichnis ................................................................................... 254 6 Geleitwort von Professor Wilfried Loth Die Europäische Union ist zu einem zentralen Moment europäischer Staat lichkeit geworden. Ob wirtschaftliche Produktivität, die Behauptung zivilge sellschaftlicher Ordnung im Globalisierungssturm, innere Sicherheit, die Be wältigung der ökologischen Herausforderung, das innereuropäische Gleich gewicht oder die Handlungsfähigkeit nach außen: kein wesentlicher Politikbe reich kann von der nationalstaatlichen Ebene allein aus mit Aussicht auf Er folg gestaltet werden, in jedem spielt die europäische Handlungsebene eine unabdingbare Rolle; oft ist sie ausschlaggebend oder sie könnte es sein. Freilich ist die Union nicht in der Verfassung, die sie brauchte, um ihren vielfältigen und weitreichenden Aufgaben gerecht zu werden. Ehrgeizige Projekte wie die Währungsunion sind gefährdet, und langfristig droht die Gemeinschaft durch Zuwachs immer weiterer Aufgaben in Verbindung mit ebenfalls zunehmender Diversifizierung der Verfahrensweisen in die Hand lungsunfähigkeit abzugleiten. Diese Malaise ist nicht zuletzt auf die Art und Weise zurückzufiihren, in der über die Zukunft der Europäischen Union de battiert wird: Die Debatte findet zwar statt, weil die europäische Ebene unter dessen unübersehbar geworden ist; sie wird jedoch zumeist auf einem Niveau gefiihrt, das die Größe der Herausforderung bei weitem verfehlt. Hier setzt das neue Buch von Wolfgang Kowalsky ein: Es zeigt, wie un angemessen, wie klischeehaft und abstrakt die Argumente derjenigen sind, die glauben, sich als Kritiker des realen Integrationsprozesses profilieren zu müs sen. Und es macht zugleich auf bestürzende Weise deutlich, wie wenig oft auch in den Reihen derjenigen nachgedacht wird, die sich als grundsätzliche Befiirworter des europäischen Integrationsprozesses verstehen. Die Heraus bildung eines europäische Demos, der die Nationen des alten Kontinents nicht etwa aufhebt, sondern ihnen durch eine Transformation europäischer Staat lichkeit überhaupt erst eine Zukunft sichert, ist historisch ein so neuartiges Phänomen, daß es die Europäer mit ihrer durch die Welt der Nationalstaaten geprägten Begrifflichkeit oftmals überfordert. Kowalsky deckt mit klarem Blick fiir das Wesentliche die Schwächen gängiger Europa-Diskurse auf. Er macht mit überzeugenden Argumenten deutlich, daß der Fortgang der europäischen Integration entscheidend von der Bereitschaft abhängt, sich auf ein Kerneuropa einzulassen, das fiir die weni ger integrierten Mitglieder anschlußfähig bleibt. Und er weist nach, daß die 7 Chancen rur ein solches Europa umso größer werden, je mehr Anstrengung auf die Schaffung eines "sozialen Europas" verwandt wird: auf die Entwick lung zivilisierter Binnenbeziehungen in der europäischen Gesellschaft. Ange sichts des Diskussionsstandes ist das gewiß nicht einfach zu erreichen. Es ist aber auch kein utopisches Ziel. Kowalsky nennt konkrete Reformmaßnahmen, die weitreichende Wirkungen versprechen und gleichwohl grundsätzlich kon sensflihig erscheinen. Ihre Thematisierung trägt jedenfalls dazu bei, die Kräfte zu stärken, de nen an einer Behauptung europäischer Zivilisation im Deregulierungsstrom liegt. Kowalskys Buch ist darum eine breite Rezeption zu wünschen. Sie wür de dazu beitragen, daß das Projekt Europa endlich mit dem Ernst und der Ge nauigkeit diskutiert wird, die der Problemlage angemessen sind. Essen, im März 1997 Wi/fried Loth 8 Vorwort Professor Wilfried Loth hat mir die stringente Arbeit an diesem Werk durch eine Einladung an das Kulturwissenschaftliche Institut im Wissenschaftszen trum Nordrhein-Westfalen ermöglicht. Ich danke ebenfalls dem Vorsitzenden der IG Metall Klaus Zwickel, seinen Abteilungsleitern Klaus Lang und Klaus Schmid, dem Leiter der - bis dato - Grundsatzabteilung Reinhard Kuhlmann dafür, daß sie mir einen zeitweiligen Ausstieg aus dem Berufsleben gestatte ten. Ausdrücklich und mit Dank erwähnen möchte ich die zahlreichen Anre gungen, die ich den fruchtbaren Diskussionen mit Dr. Gerda Falkner, Susanne Mantino, Prof. Bemdt Keller, Prof. Franz Greß, Prof. Rainer M. Lepsius, Dr. Wolfg ang Schroeder, Manfred Müller, wiederum Prof. Wilfried Loth und all jenen, die hier nicht genannt werden können, entnehmen konnte. Für die sorg fältige editorische Bearbeitung danke ich herzlich Dr. Jörg Gerkrath. Für das Ergebnis - und die verbliebenen Fehler - trage ich natürlich alleine die Ver antwortung. Wolfgang Kowalsky Brüssel, im April 1997 9 1. Perspektiven des politischen Projekts der europäischen Integration Europessimismus und Euroschelte sind in Mode. Warum ist Europa kein Thema (mehr), das Hoffnungen weckt -um nicht zu sagen: die Kraft zur Uto pie hat? Hat der europäische Integrationsprozeß nach 1989 seine raison d'etre verloren? Eine Überprüfung des europäischen Projekts ist seit dem "Epochenbruch" bzw. der "Epochenwende" von 1989/901 und vor allem seit "Maastricht" unumgänglich. Die Europäische Union hat sich diese Aufgabe mit ihrer Regierungskonferenz vorgenommen, die unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit "im stillen Kämmerlein" tagt, während sich die europapoliti sche Debatte auf Währungsunion und Konvergenzkriterien konzentriert. Die einstige "Europhorie" ist nicht allein in Deutschland längst in Euroskepsis umgeschlagen2 und droht auszuwachsen zu einer "Europhobie" und der Furcht vor dem Eintausch einer "Stahlmark" gegen einen "wabbligen Euro": "Newsweek" vom 29. Januar 1996 war "Europhobia" ein Titelthema wert. Routine, Nüchternheit und Abgeklärtheit haben den europäischen Elan der frühen Jahre vergessen lassen. Nach dem Sinn der politischen Einigung zu fragen ist höchst unzeitgemäß, obwohl ihre Legitimität und damit ihre Grundlage einer schleichenden, nach Maastricht disruptiven Erosion unter liegt. Vermutlich gibt es ziemlich banale Gründe rur die Europaabstinenz: Der Horizont der Weltkriege entfernt sich zusehends, und Europa ist erstens in zwischen in vielem normaler Alltag, die Erfahrungen der Kleinstaaterei, der durch Kontrollen und genehmigungsbedilrftige Devisen behinderten Reise freiheit, sind Vergangenheit. Zweitens flUit Europa durch die Wahmehmungs- Siehe Peler GIOlz, Die falsche Normalisierung. Die unmerkliche Verwandlung der Deut schen 1989 bis 1994. Essays, Frankfurt 1994, S. 190; Ulrich Beck, "Hochmodern und erz reaktionar" (Interview), in: WirtschaftsWoche Nr. 17 vom 20. April 1995, S. 51 bzw. Jür gen Habermas, Die Normalität einer Berliner Republik, FrankfurtlM. 1995, S. 173. 2 Merkwürdigerweise geht Annette Maurer davon aus, daß die jahrelange Eurosklerose bzw. der Europessimismus einer "wahren Euroeuphorie" gewichen sei, allerdings ohne die Spur einer Begründung zu liefern. Siehe Annette Maurer, Die europäische Antwort auf die so ziale Frage. Eine Analyse zur europäischen Binnenmarktdynamik und ihrer sozialpoliti schen Implikationen, Marburg 1993, S. 2, 13,74. 11

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