Adam Programmierte Fragen zur entscheidungs orientierten Kostenbewertung Professor Dr. Dietrich Adam Programmierte Fragen zur entscheidungs orientierten Kostenbewertung Betriebswirtscbaftlicber Verlag Dr. Tb. Gabler . Wiesbaden ISBN 978-3-663-05200-5 ISBN 978-3-663-05199-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-05199-2 Copyright by Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1970 Vorwort Mit den vorliegenden Fragen und Antworten zum Buch "Entscheidungs orientierte Kostenbewertung" wird der Versuch unternommen, den Studie renden ein modernes Hilfsmittel für ein gezielteres Studium an die Hand zu geben. Durch die Auflösung des Stoffes in einzelne miteinander ver knüpfte Lerneinheiten ergeben sich für den Studierenden zwei Vorteile: 1. Er kann sein Wissen auf dem Gebiet der Kostenbewertung jederzeit leicht kontrollieren. 2. Ein Lernprogramm zwingt in stärkerem Maße zu selbständigem Denken bei der Erarbeitung des Stoffes als ein reines Literaturstudium. Beide Vorteile sind dazu geeignet, die Effizienz des Studiums zu erhöhen. Die Abfolge der Fragen ist so gewählt worden, daß der Schwierigkeitsgrad zunehmend wächst. Kann der Studierende eine Frage nicht beantworten, so gibt die Nummer rechts unter den Fragen an, auf welche Frage er zurück gehen muß, um sich das ihm fehlende Wissen anzueignen (z. B. -+ 37 unter Frage 41: Rückverweis auf Frage 37). DIeses Prinzip der Verweisung kann jedoch im vorliegenden Buch nicht ganz konsequent angewendet werden, da in diesem Rahmen darauf verzichtet werden muß, die Grundbegriffe und -zusammenhänge der Betriebswirtschaftslehre zu erläutern. Das Lernpro gramm ist daher nicht für den Anfänger geeignet, vielmehr setzt es Grund kenntnisse auf den Gebieten der Kostentheorie und Kostenrechnung, der Entscheidungstheorie sowie der mathematischen Hilfsmittel zur Entschei dungsfindung voraus. Die Fragen sind zum Teil bewußt so konzipiert, daß sie sich überschneiden. Dadurch wird erreicht, daß die einzelnen Probleme nochmals unter ver änderter Sicht gesehen und besser in den Gesamtzusammenhang eingeordnet werden können. Zum Teil sind die Antworten zu den Fragen knapp gehalten. Sofern ein Studierender die Zusammenhänge genauer kennenlernen will, wird er durch einen zweiten Hinweis, der links unter den Antworten erscheint, auf die jeweilige Seitenzahl des Buches "Entscheidungsorientierte Kostenbewertung" verwiesen (z. B.: EK 180: vergleiche "Entscheidungsorientierte Kostenbewer tung", Seite 180). Bei der Ausarbeitung der Fragen wurde darauf verzichtet, sehr komplexe Zusammenhänge in den Fragenkatalog aufzunehmen. Aus diesem Grunde fehlen z. B. Fragen zum Dekompositionsalgorithmus im dritten Kapitel und zu den vielen LP-Beispielen im zweiten Kapitel des Buches "Entscheidungs orientierte Kostenbewertung". Das Lernprogramm vermag daher insoweit das Studium des ihm zugrundeliegenden Buches nicht zu ersetzen. Für die Unterstützung und die vielfältigen Anregungen bei der Ausarbeitung und Verbesserung des Lernprogramms sowie für die sorgfältige Durchsicht der Korrekturfahnen danke ich meinen Assistenten, Herrn Dipl.-Kfm. Bernd Rieper und Herrn Dipl.-Kfm. Jürgen Waldmann. Für die mühevollen Schreibarbeiten bin ich meiner Sekretärin, Frau E. Figge, sehr zu Dank ver pflichtet. Dietrich Adam Inhaltsverzeichnis Seite 10 Die Grundsätze einer entscheidungsorientierten Faktorbewertung 9 a) Ableitung des Gewinn- und Kostenbegriffs und die generellen .B ewertungsmöglichkeiten 9 0 0 0 b) Überblick über die Werttheorie 15 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 c) Der Begriff der pagatorischen Kosten und die Konzeption der wertmäßigen Kosten 17 0 0 0 0 0 0 • • • • 0 • • • • • 0 • • 0 IIo Ableitung der wertmäßigen Kosten bei unterschiedlichen Zielen und Datensituationen . 27 0 0 0 0 • 0 0 • 0 • • • • 0 0 • a) Die Interpretation des Ziels Gewinnmaximierung 27 0 b) Die Höhe der wertmäßigen Kosten bei Bestehen eines Beschaffungshemmnisses 30 0 0 0 0 0 • 0 • 0 0 0 • 0 0 0 0 0 c) Die Höhe der wertmäßigen Kosten in der Situation eines Verwendungshemmnisses 36 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 d) Theorie planungsneutraler Verrechnungswerte 38 0 0 0 0 0 e) Der Einfluß von Datenänderungen auf die Höhe der wertmäßigen Kosten 45 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 f) Die Bedeutung der Kostenminimierung für die wertmäßigen Kosten 47 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 g) Die Theorie der Substanzerhaltung 49 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 IIIo Betriebswirtschaftliche Bedeutung der wertmäßigen Kosten 55 a) Der Zusammenhang zwischen den wertmäßigen Kosten und der Organisation des Entscheidungsprozesses 55 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 b) Die Eignung der wertmäßigen Kostenkonzeption für dezentrale Planungen 58 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 I. Die Grundsätze einer entscheidungsorientierten Faktorbewertung a) Ableitung des Gewinn- und Kostenbegriffs und die generellen Bewertungsmöglichkeiten 1. Erläutern Sie den Unterschied zwischen den Gewinnbegriffen von Schmidt und Rieger. Gewinn einer Periode ist nach Rieger die Differenz zwischen den der Periode zuzurechnenden erfolgswirksamen Einnahmen - Erträge - und den ent sprechenden Ausgaben - Kosten. Der Gewinnbegriff Riegers leitet sich somit aus Zahlungsströmen ab. Man spricht daher vom nominalistischen Gewinnbegriff. Schmidt stellt bei seiner Definition des Gewinns nicht auf eine geldwirtschaftliche, sondern auf eine güterwirtschaftliche Betrachtung ab, d. h. Gewinn ist ein Güterquantum. Der Gewinn einer Periode muß folg lich bei dieser Betrachtungsweise als Differenz der dem Unternehmer ge hörenden Gütermenge am Anfang und am Ende eines Jahres definiert wer den. EK 13 2. Worin sehen Sie die Schwierigkeiten bei der Messung des güterlichen Gewinnbegriffes? Der güterliche Gewinn läßt sich wegen der heterogenen Erscheinungsformen der Güter nicht messen bzw. in einer Zahl ausdrücken. Erst wenn die ver schiedenen Güterarten durch eine Umrechnungsrelation auf eine Güterart als Recheneinheit umbasiert werden, ist der güterliche Gewinnbegriff in Einheiten der Vergleichsgüterart auszudrücken. Als Umrechnungsrelation für die heterogenen Güter verwendet Schmidt z. B. deren Preise und elimi niert die Preisentwicklung bei der Gewinnermittlung. EK 13 f. -+1 3. Zeigen Sie anhand eines Beispieles, wie Schmidt und Rieger den Gewinn berechnen. Ein Unternehmen produziert in einer Periode Erzeugnisse, für die Einnah men in Höhe von 1000,- DM erzielt werden. Für die Produktion wurden vier Mengeneinheiten des Gutes A und 10 Mengeneinheiten des Gutes B ver braucht. Für diese Produktionsfaktoren hat das Unternehmen 400,- bzw. 300,-DM bezahlt. Um die verbrauchten Gütermengen wieder zu beschaffen, müßte das Unternehmen aber 450,- bzw. 340,- DM zahlen. 10 Die Grundsätze einer entscheidungsorientierten Faktorbewertung Gewinn nach Schmidt ist nun die Differenz zwischen den Erträgen 1000,- DM - und dem zu Wiederbeschaffungs preisen bewerteten Ver brauch an Produktionsfaktoren - 790,- DM -. Es errechnet sich somit ein Gewinn von 210,- DM. Nach der nominalistischen Gewinnauffassung Riegers beläuft sich der Ge winn im Beispiel auf 300,- DM - Differenz zwischen den Einnahmen und Ausgaben -. Der Differenzbetrag zwischen dem nominalistischen und dem güterlichen Gewinn wird in der betriebswirtschaftlichen Literatur als Scheingewinn bezeichnet. EK 14 -+1 4. Erläutern Sie die Aufgaben der Bewertung und die Anforderungen, die an einen Wertansatz gestellt werden. Jede Bewertung verfolgt zwei Ziele: (1) Ihr erstes Ziel ist es, dimensionsverschiedene Güter gleichnamig und damit vergleichbar zu machen. In diesem Zusammenhang wird von der Verrechnungsfunktion der Bewertung gesprochen. Die Verrechnungs funktion wird von jedem beliebigen Wertansatz erfüllt; sie wirft daher keine betriebswirtschaftlichen Probleme auf. Einige Autoren rechnen das Gleichnamigmachen dimensionsverschiedener Größen nicht zum Komplex der Bewertung, sondern sprechen hier lediglich von einer Ge wichtung. (2) Die zweite, eigentlich wesentliche Aufgabe der Bewertung besteht darin, die Produktionsfaktoren in die erfolgsträchtigsten Produktionsrichtungen zu lenken. Durch die Bewertung der Produktionsfaktoren soll mithin sichergestellt werden, daß durch ein rationales Entscheidungskalkül aus der Gesamtzahl aller möglichen Verwendungsalternativen für die ge gebenen knappen Produktionsfaktoren jene ausgewählt werden, die die unternehmerische Zielsetzung in bester Weise erfüllen. In einem kon kreten Fall läuft das z. B. auf die Beantwortung der Frage hinaus, wie die verfügbaren Produktionsfaktoren zu bewerten sind, damit bei einer Ent scheidung über deren Verwendung der Gewinn maximiert werden kann. In diesem Zusammenhang wird von der Lenkungsfunktion der Bewertung gesprochen. EK 15 5. Welcher Zusammenhang besteht zwischen einer simultanen bzw. isolier- ten Planung und der Art des Wertansatzes für die Produktionsfaktoren? In Abhängigkeit von der angewendeten Planungsmethode existieren grund sätzlich zwei verschiedene Bewertungsverfahren für den Faktoreinsatz: Der erste Weg sieht eine simultane Entscheidung über sämtliche Verwen dungsalternativen der verfügbaren Produktionsfaktoren vor. Im Rahmen Ableitung des Gewinn- und Kostenbegrifjs 11 dieses Konzepts ist die Formulierung umfassender, komplexer Entschei dungsmodelle erforderlich, um die zwischen den Entscheidungen bestehen den Interdependenzen erfassen zu können. Bezieht sich ein Entscheidungs kalkül simultan auf alle Aktionsparameter der Unternehmung, so brauchen in die Bewertung der Faktoren die zwischen den Aktionsparametern be stehenden Interdependenzen nicht einzugehen, da sie im Entscheidungs kalkül selbst berücksichtigt werden. Bei einer simultanen Planung des gesamten Unternehmensmodells genügt es, die Entscheidungsalternativen durch ihren pagatorischen Erfolgsbeitrag zu kennzeichnen. Für die Kosten theorie leitet sich daraus eine pagatorische Bewertung des Faktoreinsatzes ab. Bei einer isolierten Beurteilung einzelner Entscheidungsalternativen ist es hingegen nicht möglich, die zwischen den Aktionsparametern bestehenden Interdependenzen im Entscheidungskalkül selbst zu berücksichtigen. Die Verflechtungen zwischen den Aktionsparametern müssen dann ersatzweise über die Bewertung erfaßt werden. Der Zusammenhang möge an einem Beispiel verdeutlicht werden. Ein Unter nehmen verfügt über 100 Mengeneinheiten eines Rohstoffes, der zur Produk tion von drei Erzeugnissen eingesetzt werden kann. Mit den drei Erzeug nissen kann der folgende pagatorische Bruttogewinn erwirtschaftet werden. Erzeugnis 1 2 3 pagatorischer Gewinn 400,- 500,- 600,- Der Rohstoffbedarf für jede der drei Verwendungsrichtungen stellt sich auf 50 Rohstoffeinheiten. Das Unternehmen ist somit nicht in der Lage, alle drei Verwendungsrichtungen gleichzeitig wahrzunehmen. Durch eine isolierte Kalkulation für jedes Erzeugnis soll nun festgestellt werden, wie der Roh stoff beim Streben nach Gewinnmaximierung auf die Erzeugnisse aufgeteilt werden soll. Eine Bewertung des Faktorverbrauchs zu pagatorischen Kosten führt bei isolierter Analyse für jedes Erzeugnis offensichtlich nicht zum Ziel, da alle Erzeugnisse einen pagatorischen Gewinn erwirtschaften. Pagatorische Wertansätze erzwingen eine gleichzeitige - simultane - Beurteilung aller Entscheidungsalternativen. Die im Hinblick auf das unternehmerische Ziel ungünstigen Verwendungs richtungen können nun aber im Wege einer iso lierten Analyse aufgezeigt werden, wenn der Wertansatz des knappen Roh stoffes über die pagatorischen Werte erhöht wird. Der Kostenwert des Roh stoffs ist in dem sehr einfach gehaltenen Beispiel solange zu erhöhen, bis der Erfolgsbeitrag einer Verwendungsrichtung Null oder negativ wird, da der Rohstoffverbrauch dann dem Bestand entspricht. Das ist dann der Fall, wenn der Wertansatz des Rohstoffes den pagatorischen Wert um 8,- DM übersteigt. Der Gewinnbeitrag des ersten - ungünstigen - Erzeugnisses 12 Die Grundsätze einer entscheidungsorientierten Faktorbewertung beläuft sich dann auf Null, während sich für die Erzeugnisse 2 und 3 noch ein Erfolgsbeitrag von 100,- DM bzw. 200,- DM errechnet. Eine Kalku lation mit dem um 8,- DM höheren Kostensatz läßt somit die günstigen bzw. ungünstigen Verwendungsrichtungen des Rohstoffs erkennen. EK 15 ff. 6. Was versteht man unter einer ausgaben- und was unter einer ertrags bezogenen Bewertung? Eine ausgabenbezogene Bewertung liegt vor, wenn sich die Wertansätze für die Produktionsfaktoren vom Beschaffungsmarkt her ableiten - Anschaf fungswert, Wiederbeschaffungswert -. Von einer ertragsorientierten Be wertung wird hingegen gesprochen, wenn für ein Wirtschaftsgut ein Wert ansatz gesucht wird, der den Nutzen dieses Gutes für ein Wirtschaftssubjekt widerspiegelt - Ertragswert, Teilwert -. Das Problem bei einer ertragsorientierten Bewertung von Produktionsfak toren besteht allgemein formuliert darin, den durch eine Entscheidung zu realisierenden geldlichen Ertrag auf die beteiligten Produktionsfaktoren auf zuspalten. Dieses Zurechnungsproblem ist unlösbar, soweit es darum geht, jedem Faktor den Anteil am Gesamtertrag des Faktorbündels zuweisen zu wollen, der auf den Einsatz des einzelnen Faktors zurückzuführen ist. Diese Art der Aufspaltung ist nicht zu erreichen, da erst das Faktorbündel in seiner Gesamtheit den Ertrag erwirtschaftet. Ziel der Aufspaltung kann es aber auch sein zu zeigen, wie sich der Gesamt ertrag ändert, wenn der Betrieb von einem Faktor über eine Einheit mehr oder weniger verfügt. Bei dieser Interpretation der Aufspaltung wird nicht der gesamte Ertrag aufgeteilt, vielmehr wird nur die Veränderungsrate des Ertrages bei Variation des Faktoreinsatzes um eine Einheit ermittelt. Eine derartige ertragsbezogene Bewertung ist mit Hilfe der Marginalanalyse mög lich. EK 16 f. 7. Nennen Sie die generellen Elemente des Kostenbegriffs. Trotz intensiver Bemühungen in der betriebswirtschaftlichen Literatur gibt es heute noch keinen allgemein anerkannten Kostenbegriff. Eine Übereinstim mung der existierenden Kostenbegriffe ist nur hinsichtlich der formalen Strukturelemente festzustellen. Über die Interpretation dieser Strukturele mente gehen die Ansichten in den einzelnen Kostentheorien hingegen weit auseinander. Werden die allen Definitionen des Kostenbegriffes gemeinsamen Elemente zu einer generellen Definition zusammengefaßt, so könnte sie etwa lauten: Unter Kosten sind die bewerteten, zur Erstellung von Leistungen ein gesetzten Produktionsfaktormengen im weitesten Sinne zu verstehen. Das