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Professionelle Kompetenz von Politiklehrkräften: Eine Studie zu Wissen und Überzeugungen PDF

306 Pages·2014·2.843 MB·German
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Professionelle Kompetenz von Politiklehrkräften Eva Weschenfelder Professionelle Kompetenz von Politiklehrkräften Eine Studie zu Wissen und Überzeugungen Eva Weschenfelder Karlsruhe, Deutschland Zugl. Dissertation an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe 2013 ISBN 978-3-658-04192-2 ISBN 978-3-658-04193-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-04193-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufb ar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürft en. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vs.de Danksagung Diese Arbeit ist durch die Unterstützung mehrerer Personen entstanden. Sie haben die Entstehung der Arbeit erst ermöglicht. Bei Ihnen möchte ich mich herzlichst bedanken. Zuerst geht mein Dank an Prof. Dr. Georg Weißeno für die konstruktive Begleitung der Arbeit. Das fachliche Feedback, die kritischen Dis- kussionen und die umfassende Unterstützung haben maßgeblich zum Gelingen der Arbeit beigetragen. Gleichfalls gilt mein Dank Prof. Dr. Till Pfeiffer für die Begleitung der Arbeit, die vielen hilfreichen Ratschläge und die kurzfristigen und unkomplizierten Treffen. Ich bedanke mich bei allen Politiklehrkräften, die an der Studie teilgenom- men haben und ohne die das Projekt nicht hätte stattfinden können, sowie bei allen Studierenden, die uns bei der Erhebung unterstützt haben. Ebenfalls bedan- ken möchte ich mich bei der Forschergruppe um Prof. Dr. Sigrid Blömeke, bei Prof. Dr. Tobias Krettenauer und bei Dr. Klaudia Schulte für die Bereitstellung der Testitems sowie bei der Gleichstellungskommission der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe für die finanzielle Unterstützung, die mir den Besuch wichtiger Methodenworkshops ermöglicht hat. Darüber hinaus gilt mein Dank Prof. Dr. Monika Oberle, Katrin Hahn- Laudenberg, Anke Götzmann, Valentin Eck und Barbara Landwehr für die Un- terstützung bei der Testentwicklung und die kritische Diskussion inhaltlicher und methodischer Fragen. Ebenso bedanke ich mich bei Nils Buchholtz für die me- thodische Unterstützung, bei Christian Scholl und Katrin Neubert für die sorgfäl- tige Eingabe der Daten und bei Christine Weschenfelder für die Durchsicht. Last but not least gilt mein Dank meiner Familie und meinen Freunden für ihre Unterstützung und die ermutigenden Worte. Besonders bedanken möchte ich mich bei Bastian Böker für den Rückhalt und das Verständnis. Ebenso gilt mein besonderer Dank meiner Familie für ihre lebenslange Unterstützung und ihr Vertrauen. Insbesondere meinen Eltern und meiner Schwester danke ich für den umfassenden Beistand und die Geduld. Inhalt 1 Einleitung..................................................................................................... 9 Theoretischer Hintergrund .............................................................................. 15 2 Professionelle Kompetenzen von Lehrkräften in Pädagogik und Psychologie .................................................................................................... 17 2.1 Strukturtheoretische Ansätze in der Pädagogik .................................. 18 2.2 Kompetenztheoretische Ansätze ......................................................... 29 2.2.1 Das Experten-Paradigma ............................................................ 30 2.2.2 Merkmale des psychologischen Kompetenzbegriffs ................... 46 2.3 Politikdidaktische Überlegungen zu professioneller Kompetenz ....... 52 3 Entwicklung eines politikdidaktischen Kompetenzmodells .................. 59 3.1 Dimensionen eines generischen Strukturmodells professioneller Lehrerkompetenz .................................................................................. 60 3.1.1 Modelle professionellen Wissens ................................................ 68 3.1.2 Modelle professioneller Überzeugungen .................................... 79 3.2 Die Entwicklung eines domänenspezifischen Kompetenzmodells ... 101 3.2.1 Facetten fachbezogenen Professionswissens ............................ 106 3.2.2 Facetten fachbezogener professioneller Überzeugungen .......... 110 4 Stand der Lehrerforschung .................................................................... 117 4.1 Ergebnisse qualitativer Forschung in der Politikdidaktik ................. 117 4.2 Ergebnisse quantitativer Forschung in der Politikdidaktik ............... 121 4.3 Ergebnisse weiterer Domänen .......................................................... 125 4.3.1 Ergebnisse zu fachbezogenem Professionswissen .................... 126 4.3.2 Ergebnisse zu professionellen Überzeugungen ......................... 130 Datengrundlagen der Studie .......................................................................... 141 5 Ziele und Fragestellungen der Arbeit ................................................... 143 6 Design der Studie .................................................................................... 157 6.1 Anlage der Studie und Testdurchführung ......................................... 157 6.2 Charakterisierung der Stichprobe ...................................................... 159 8 Inhalt 7 Instrumente der Studie ........................................................................... 161 7.1 Operationalisierung der Testkonstrukte zum fachbezogenen Professionswissen ............................................................................... 162 7.2 Operationalisierung der Testkonstrukte zu professionellen Überzeugungen ................................................................................... 174 Ergebnisse der Studie ..................................................................................... 183 8 Empirische Überprüfung der Strukturannahmen ............................... 185 8.1 Überprüfung der Struktur fachbezogenen Professionswissens ......... 185 8.1.1 Skalierung und Dimensionalität des fachbezogenen Professionswissens .................................................................... 186 8.1.2 Validierung der Testscores zum fachbezogenen Professionswissen ..................................................................... 193 8.2 Dimensionen professioneller Überzeugungen .................................. 200 8.2.1 Überprüfung der Dimensionalität epistemologischer Überzeugungen ......................................................................... 201 8.2.2 Überprüfung der Dimensionalität der Überzeugungen zum Lehren und Lernen .................................................................... 208 8.2.3 Integrative Betrachtung lerntheoretischer Überzeugungen ....... 212 8.3 Diskussion der Ergebnisse ................................................................ 218 9 Statistische Analysen fachbezogenen Wissens und lerntheoretischer Überzeugungen ............................................................................................... 221 9.1 Deskriptive Befunde ......................................................................... 221 9.1.1 Ausprägungen der fachbezogenen Wissens- und Überzeugungsdimensionen ....................................................... 221 9.1.2 Zusammenhänge der fachbezogenen Wissens- und Überzeugungsdimensionen ....................................................... 233 9.2 Strukturgleichungsmodelle ............................................................... 244 9.2.1 Gymnasiallehrkräfte .................................................................. 245 9.2.2 GHR-Lehrkräfte ........................................................................ 255 9.3 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse .......................... 262 10 Ausblick ............................................................................................... 277 Abbildungen .................................................................................................... 289 Tabellen ........................................................................................................... 293 Literatur .......................................................................................................... 297 1 Einleitung Hinsichtlich der Qualität und Produktivität des Bildungswesens werden zuneh- mend die Kompetenzen der Lehrkräfte und ihre Wirkung auf die Unterrichtsge- staltung und auf Schülerleistungen diskutiert und untersucht (vgl. Klieme, Maag- Merki & Hartig, 2007; Kultusministerkonferenz, 2004). In dem komplexen Ur- sachen-, Bedingungs- und Wirkungsgefüge, das Bildungsprozesse konstituiert (vgl. Helmke, 2009a; Hermann, 2003, S. 625), gilt ihre professionelle Kompe- tenz als ein Einflussfaktor auf die Qualität des Unterrichts und die Lernerfolge der Schüler/-innen (vgl. Blömeke, 2003; Helmke, 2009a; Kunter & Klusmann, 2010). Eine positive Leistungsentwicklung der Lernenden erfordert einen Unter- richt, der problemlösendes Denken und kognitive Aktivierung fördert (vgl. Died- rich, Thußbas & Klieme, 2002). Empirische Ergebnisse der Lehrerkompetenz- forschung belegen, dass sich die Kompetenzen der Lehrkräfte auf die Bereitstel- lung kognitiv aktivierender Lernumgebungen oder das Unterstützungsverhalten in Lernprozessen auswirken können (vgl. z. B. Dubberke, Kunter, McElvany, Brunner & Baumert, 2008; Voss, Kleickmann, Kunter & Hachfeld, 2011). Auf- grund unterschiedlicher Operationalisierungen variieren empirische Ergebnisse zum Ausmaß des Einflusses von Lehrerkompetenzen zwar, generell wird ihnen aber eine beachtliche Wirkung zugeschrieben (vgl. Helmke 2009a; Lipowsky, 2006). Durch Erkenntnisse der Forschung können überhöhte Erwartungen an Lehrkräfte abgebaut werden. Ihr Beitrag zum Lernerfolg der Schüler/-innen kann realistisch eingeschätzt werden (vgl. Meyer & Terhart, 2007). Die Wirkung professioneller Lehrerkompetenzen auf Unterricht und Schü- lerleistungen verdeutlicht die Notwendigkeit vertiefender Analysen zu der Ent- wicklung, dem Zusammenspiel und der Wirkung verschiedener Kompetenzdi- mensionen. Noch stellen Fragen zu den Kompetenzen von Lehrkräften in vielen Fächern einen „recht großen weißen Fleck auf der Ergebnis-Landkarte der empi- rischen Bildungswissenschaften in Deutschland“ (Terhart, 2002, S. 10) dar. So auch in der Politikdidaktik. Systematisch angelegte Untersuchungen und theore- tisch fundierte Bestimmungen fehlen. Bislang ist wenig dazu bekannt, was Poli- tiklehrkräfte wissen und können, welche Überzeugungen und Motivationen sie haben, wie Kompetenzaspekte zusammenhängen und wie sie sich auf die Pla- nung und Gestaltung des Politikunterrichts auswirken. Aufgrund der Erkenntnis- E. Weschenfelder, Professionelle Kompetenz von Politiklehrkräften, DOI 10.1007/978-3-658-04193-9_1, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 10 1 Einleitung se anderer Fächer kann auch für Politiklehrkräfte vermutet werden, dass ihre Kompetenzen hinsichtlich der Optimierung von Bildungsprozessen einen wichti- gen Baustein darstellen (vgl. Kunter, Klusmann & Baumert, 2009, S. 153). Die Befunde zu den Kompetenzen von Lehrkräften anderer Fächer können aber nicht ohne weiteres auf die Politikdidaktik übertragen werden, sondern müssen von ihr domänenspezifisch bestimmt und untersucht werden (vgl. Neuweg, 2011). Für ein besseres Verständnis der Lehr- und Unterrichtsprozesse im Politik- unterricht bedarf es zunächst einer Bestimmung der Anforderungen, die an Poli- tiklehrkräfte gestellt werden, und der Kompetenzen, die sie zu ihrer Bewältigung benötigen. Erst durch klar definierte Konstrukte und auf Basis theoretischer Rahmenannahmen können Kompetenzen empirischen Messungen zugänglich gemacht sowie Ausprägungen und Zusammenhänge abgebildet werden (vgl. Köller, 2008). Die Beschreibung und Untersuchung notwendiger Kompetenzen können dann für eine fundierte Diskussion in der Politikdidaktik ein klareres Bild zeichnen und Fördermöglichkeiten identifizieren. Ziele der Arbeit sind deshalb, ein theoretisch fundiertes Modell professioneller Politiklehrerkompe- tenz zu entwickeln, das zentrale Facetten politikdidaktisch bestimmt sowie diese empirisch zu erfassen und abzubilden. Auf dieser Basis können erste Einblicke in das Zusammenspiel verschiedener Kompetenzdimension erlangt werden. Für die Konzeptualisierung politikdidaktischer Kompetenzen kann auf ver- schiedene Ansätze zurückgegriffen werden. Die Debatte um die professionelle Kompetenz von Lehrkräften wird im deutschsprachigen Raum maßgeblich durch struktur- und kompetenztheoretische Arbeiten beeinflusst (vgl. Terhart, 2011). Die strukturtheoretische Perspektive arbeitet die spezifischen Probleme und Widersprüche des Lehrerberufs heraus. Sie lässt allerdings häufig sachhaltige Aspekte von Lern- und Unterrichtsprozessen außer Acht (vgl. z. B. Helsper, 2007) und formuliert selten konkrete Kompetenzen, die zur Bewältigung struktu- reller Widersprüche beitragen und inhaltliche Lernprozesse anregen. Der kompe- tenztheoretische Ansatz hingegen versteht die Initiierung verständnisvoller Lern- prozesse durch die Planung, Inszenierung und Durchführung von Unterricht als Kernaufgabe von Lehrkräften und bestimmt Kompetenzen, die zur Bewältigung dieser Aufgabe benötigt werden (vgl. Baumert & Kunter, 2006; Terhart, 2011). Im Rahmen kompetenztheoretischer Arbeiten werden relevante Kompeten- zen in Modellen strukturiert, die durch den Rekurs auf kognitionspsychologische Annahmen und Erkenntnisse theoretisch fundiert sind. Baumert und Kunter (2006) entwickeln auf Basis kompetenztheoretischer Annahmen ein generisches Strukturmodell, das für Lehrkräfte aller Fächer gelten kann und von den jeweili- gen Fachdidaktiken ausdifferenziert werden muss. Es verbindet Annahmen und Ergebnisse der kognitionspsychologischen Expertiseforschung (vgl. Bromme, 1992) mit Weinerts (2001) Kompetenzbegriff. Dadurch werden Kompetenzen als 1 Einleitung 11 kontextspezifisch und erlernbar charakterisiert. Sie lassen sich zu anderen Kon- strukten, wie beispielsweise Intelligenz, abgrenzen (vgl. Klieme & Hartig, 2007; Klieme, Maag-Merki & Hartig, 2007). Die Kompetenzen, die Lehrkräfte für erfolgreiches Unterrichten benötigen, werden als Zusammenspiel professionellen Wissens, handlungsrelevanter Überzeugungen, motivationaler Orientierungen und selbstregulativer Fähigkeiten konzipiert (vgl. Baumert & Kunter, 2006, 2011; Blömeke, Kaiser & Lehmann, 2008; Krauss, 2011). Wissen wird in diesem Ansatz als eine Teilkompetenz verstanden. Professi- onelles Wissen ist nicht technologisch anwendbar, da sich pädagogisches Han- deln unter unsicheren und unstandardisierbaren Bedingungen vollzieht (vgl. Baumert & Kunter, 2006; Shulman, 1986; Bromme, 1992). Um es erfolgreich in Handlungen umsetzen zu können, kommen weitere Kompetenzaspekte wie Überzeugungen und motivationale Merkmale zum Tragen. Die Komplexität unstrukturierter unterrichtlicher Situationen wird durch die Abhängigkeit von den Interpretationen der Beteiligten, die in den Interaktionen weiterlaufen und keine eingefrorenen unterrichtlichen Momente darstellen, verschärft. Für erfolg- reiches Unterrichtshandeln ist daher die Verknüpfung unterschiedlicher Kompe- tenzbereiche erforderlich (vgl. Blömeke, 2006; Bromme, 1992). Gerade für ein flexibles und situationsgerechtes Handeln brauchen Lehrkräfte im Allgemeinen und Politiklehrkräfte im Speziellen ein breites technologisches Repertoire, das sich zusammensetzt aus fachspezifischen kognitiven und motivationalen Kom- ponenten, Erfahrungen und an Fälle gebundenes Wissen (vgl. Baumert & Kun- ter, 2006, S. 477). Die kompetenztheoretischen Annahmen wurden bereits erfolgreich in For- schungsdesigns umgesetzt. Beispiele hierfür sind das Forschungsprogramm COACTIV (Cognitive Activation in the Classroom: The Orchestration of Learn- ing Opportunities for the Enhancement of Insightful Learning in Mathematics) und die international vergleichende Studie MT21 (Mathematics Teaching in the 21st Century). Forschungsbefunde bestätigen die theoretischen Annahmen und belegen die Bedeutung der verschiedenen Kompetenzdimensionen für den Unter- richt (vgl. z. B. Brunner, Kunter, Krauss, Baumert et al., 2006; Dubberke et al., 2008; Voss et al., 2011). Nun gilt es, „innerhalb des durch die mathematikdidak- tischen Untersuchungen aufgespannten Paradigmas auch andere Fächer zu unter- suchen“ (Neuweg, 2011, S. 470). Da die Politikdidaktik noch kein eigenes Kompetenzmodell vorweisen kann, muss zunächst ein Modell entwickelt werden, das die Kompetenzen von Politiklehrkräften strukturiert und definiert. Diesem Desiderat stellt sich das Forschungsprogramm „Professionelle Kompetenz von (angehenden) Politikleh- rer/-innen“ (PKP), in dem diese Arbeit entstanden ist. Während sich die vorlie- gende Arbeit auf unterrichtende Politiklehrkräfte und die Untersuchung ihres

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