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Probleme sozio-ökologischer Systemtheorie: Natur und Gesellschaft in der Soziologie Luhmanns PDF

276 Pages·1993·13.706 MB·German
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Andreas Metzner Probleme sozio-okologischer Systemtheorie Studien zur Sozialwissenschaft Band 129 Andreas Metzner Probletne sozio-okologischer Systemtheorie Natur und Gesellschaft in der Soziologie Luhmanns Westdeutscher Verlag Die Deutsche Bihliothek - CIP-Einheitsaufnahme Metzner, Andreas: Probleme sozio-okologischer Systemtheorie: Natur WId Gesellschaft in der Soziologie Luhmanns I Andreas Metzner. - Opladen: Westdt. VerI., 1993 (Studien zur Sozialwissenschaft; Bd. 129) ISBN-13: 978-3-531-12471-1 e-ISBN-13: 978-3-322-88748-1 DOl: 10.1007/978-3-322-88748-1 NE:GT D6 Aile Rechte vorbehalten © 1993 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikrover filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen System en. Umschlaggestaltung: Christine Nusser, Wiesbaden Gedruckt auf saurefreiem Papier ISBN-13: 978-3-531-12471-1 Inhalt 1. Voriiberlegungen: Zum Fortschritt der Wissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2. Einleitung: tiber Perspektiven der Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 21 3. Naturwissenschaftlich-technische 'Supertheorien' als Hintergrund der Luhmannschen Soziologie ........................ 28 3.1. Der Begriff des Systems und die Leit- differenzen der Systemtheorie .................................... 31 3.1.1. Ganzes -Teil; mechanisches und organisches System ................... 33 3.1.2. Geschlossenes System -Offenes System. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . .. 35 3.1.3. Selbstorganisation -Autopoiese .................................. , 42 3.2. Evolutio~begriff und Leitdifferenzen der Evolutionstheorie ............... 46 4. Luhmanns analogisch-synthetisierender Theorietransfer ....... " . . . . . . . . .. 49 4.1. Aspekte des Wissenschaftsdualismus im Zusammenhang , sozialwissenschaftlicher Grundlagenauseinandersetzungen . . . . . . . . . . . . . . . .. 49 4.2. Zur Legitimation des Theorietransfers mittels Komplexitiit ................ 57 4.3. Zur Emergenz von Ordnungsniveaus und der Analogieproblematik .......... 60 4.4. 'Funktionale Aquivalente' als Analyse-und Erkliirungsmodelle . . . . . . . . . . . .. 65 4.4.1. Organische Evolution und soziale Systemevolution ..................... 67 4.4.2. Entropie, Reduktion von Komplexitiit und gesellschaftliche Ordnung . . . . . . . .. 83 4.4.3. Autopoiesis -eine Theorie der Selbstorganisation ' organischer und gesellschaftlicher Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 94 5. Universale soziologische Theorie auf der Basis naturalistischer Epistemologie? ............................... 101 5.1. Evolutioniire Erkenntnistheorie und Radikaler Konstruktivismus ............ 101 5.2. 1m Spiegelkabinett der Selbstbeschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 108 5.3. Probleme erkenntnistheoretischer Zirkularitiit und die Wende zur postmechanizistischen Wissenschaft ..................... 113 6. Interpenetration und Co-Evolution sinnprozessierender Systeme ............ 120 6.1. Zur Problematik von Luhmanns Autopoiesis-Begriff im Kontrast zu Maturanas 'bio-soziologischen' Uberlegungen ................ 125 6.2. Interpenetration bei Parsons ..................................... 130 7. Die Marginalisierung der Individuen im Vergesell- schaftungsmechanismus der doppelten Konditionierung .................. 134 7.1. Das Hobbes'sche Ordnungsproblem und die Systemtheorie ................ 139 7.2. Aspekte der Engfiihrung des Selbstorganisationsgedankens zu einem Modell bewuBtseinsloser, subjektfreier Vergesellschaftung ................ 144 5 8. Die gesellschaftliche Evolution und die Fiihrungsrolle funktionaler Systeme ................................ 148 8.1. Gesellschaft als Residualkategorie und das Primat funktionaler Subsysteme ............................. 148 8.2. Systemtheoretische Paradoxien gesellschaftlicher Selbstbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 8.3. Die evolutionare Sequenz von segmentarer, hierarchischer und funktionaler Differenzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 8.4. Die Weltgese\lschaft -Evolutionares Telos, Fiktion oder Ralitat? ........... 163 9. Die Exterioritat 'natiirlicher' Umwelt im Verhiiltnis zur systemintemen 6kologischen Kommunikation ...................... 169 9.1. Programmatische Bemiihungen urn 6kologische Theorie .................. 169 9.2. Die Restriktion des Okologischen in der Theorieanlage Luhmanns ........... 171 9.3. Umwelt und 6kologische Kommunikation ............................ 174 9.4. Selektive und diffuse 6kologische Resonanz in funktionalen Systemen und sozialen Bewegungen ...................... 178 9.5. Okologische Vemunft & Ethik und das Primat der Systemrationaiitat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186 9.5.1. Azentrizitiit und 6kologische Vemunft .............................. 187 9.5.2. Selbstreferenz und Umwelt-Ethik .................................. 193 10. Resiimee: Zum theoretischen Umgang mit Realitiit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 11. Ausblick: Uber Konturen sozio6koiogischer Theorie .................... 205 11.1. Uberleitung: Von der Kritik zur Innovation ........................... 205 11.1.1. Exkurs zlir Erbmasse des dialektischen Materialismus ................... 206 11.1.2. Rationalitat -Destruktivitat und die Angebote der Theorie ................ 207 11.2. Erkenntnisziele sozio6kologischer Theoriebildung ...................... 209 11.3. Fortschrittsparadigma und Naturbeherrschung ......................... 211 11.3.1. Exkurs zur Irreduzibilitat der 6kologischen Krise auf die Dichotomie von Kapital und Arbeit ........................... 214 11.4. Leitgedanken zur Neukonzeptualisierung des sozio-6kologischen Verhaltnisses .................................. 215 11.4.1. Zur heuristischen Blockade des System/Umwelt-Modells durch Pramissen der Luhmannschen Theorie .......................... 216 11.4.2. Uberlegungen zur Synthese und programmatischen Wende . . . . . . . . . . . . . . . . 218 11.5. Natur & Gesellschaft vs. System & Umwelt .......................... '221 11.6. Selbstorganisation zwischen Systemtheorie und Dialektik . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 11.7. Okosystem, Co-Evolution und menschliche Gesellschaft .................. 240 11.7.1. Exkurs zum Begriff der Produktivkraftentwicklung ..................... 241 11.7.2. Prekare Konsequenzen der Evolution des Menschen .................... 242 11.7.3. Sozio6kologie des Menschen im Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 11.7.3.1. Exkurs zur Problematik des 'naturalistischen' Fehlschlusses ............... 245 11.7.3.2. Sozio6kologische Risiken der gesellschaftlicher Entwicklung .............. 247 11.8. Gesellschaftliche Praxis & 6kologische (Un)Vemunft .................... 249 11.8.1. Reprasentative und generative Wahrheit ............................. 252 Literaturverzeichnis ........................................... 255 6 Abbilduna-en und Tabellen Tab. 1 Kennzeichen des Selbstorganisationskonzepts im Unterschied zum 'klassischen' Systembegriff ......................... 48 Tab. 2 Synopse der evolutionaren Paradigmata Darwins und Spencers ............. 70 Abb.1 Zur begrifflichen Korrespondenz von Naturordnung und gesellschaftlicher Ordnung ...................................... 93 Abb.2 Ubersicht zu Aspekten des Autopoiesisbegriffs ........................ 95 Abb.3 Autopoiesis und Erkenntnis ...................................... 104 Abb.4 Interpenetration, Energie-und KontrollfluB bei Parsons .................. 131 Abb.5 Ubersicht zur funktionalen Differenzierung der Gesellschaft ............... 150 Abb.6 Ubersicht zur Reduktion von Komplexitlit im Zusammenhang evolutioniirer Differenzierung .................................... 160 Abb.7 Elementare Okologie der Gesel1schaft im Mehrebenen-SystemlUmwelt-ModeIl. . .............................. 244 7 "Vielleicht liefem eines Tages Untersuchungen am Gehim des Tintenfisches entscheidende Ein- sichten in solche GesetzmaSigkeiten der Vemetzung, die man gerade fiir ein besseres Verstiindnis unseres sozialen Systems und seiner Probleme benotigt."l "Bei einem Denker sollte man nicht fragen: welchen Standpunkt nimmt er ein, sondem: wie viele Standpunkte nimmt er ein ? Mit anderen Worten: hat er einen geraumigen Denkapparat oder leidet er an Platzmangel, das heiSt: an einem 'System' ?"2 1 Die Kemforschungsanlage liilich in einer Pressemitteilung zu ihrem lahresbericht 1989, zit. nach Frankfurter Rundschau vom 22. Sept. 1989, Rubrik: AufgespieBt. 2 Egon Friedell, Abschaffung des Genies, Gesammelte Essays 1905-1918, Ziirich 1985, S.7. 1. Voriiberlegungen: Zum Fortschritt der Wissenschaften 'Wahrheif 3, ist flir den Systemtheoretiker Luhmann das zentrale symbolische Kommu nikationsmedium der Wissenschaften.4 Dagegen ist zuniichst einmal nichts einzuwenden, denn bezogen auf ihr Selbstverstiindnis trifft dies sicherlich zu, und da eine Dissertation unter dem Aspekt ihrer Zweckorientierung einer InitiationS in die 'scientific community' gleichkommt, wird sie nicht umhin konnen, in irgendeiner Form und Sprache damit zu operieren. Was durchschnitt liche auf Kritik abzielende theoretische Arbeiten im Bereich der Sozialwissensc.haften angeht, scheint ein gewisser Standard -ein tradiertes Muster? -vorgegeben: Der in ihren Wahrheitsan spriichen zu kritisierenden Theorie wird eine andere theoretische Arbeit gegeniibergestellt, wodurch die Kritikwiirdigkeit jener herausgestellt wird. Sodann werden aus dieser Bezugstheorie Siitze deduziert, die in der Realitiit giiltig sein sollen (oder sind), und es wird nachgewiesen, daB sich aus der kritisierten Theorie solche Siitze entweder nicht deduzieren lassen, oder die Deduktion zu falschen Aussagen hinsichtlich der Realitiit fiihrt. SchlieBlich wird herausgearbeitet, warum die kritisierte Theorie gar nicht besser sein konnte, als sie nun einmal ist, - unter den herrschenden historischen Umstiinden -, und warum sie dennoch einen theoretischen Fortschritt darstellt, da sie in manchen Bereichen der Bezugstheorie nahekommt. Der diesem Verfahren zugrundeliegende Begriff von Wahrheit behandelt Theorien wie exklusive Summationen von wahren Aussagen; die Kritik wird dann schnell apagogisch: Die selbst vertretene Theorie ist richtig, weil das Gegenteil falsch -oder zumindest schlechter -ist. Von der Form und Wirkung her gesehen bleibt eine solche Kritik konservativ6; sie geht von (zumindest yom Autor) Anerkanntem aus und kritisiert das dazu nicht Passende, ohne daB sie produktiv oder konstruktiv gewendet werden konnte. Da ich einen eher pragmatischen Wahrheitsbegriff vertrete - Wahrheiten sind im ersten Zugriff Deokgebilde, an denen sich Handlungen erfolgreich orientieren lassen -, ist auch Theorie flir mich kein Medium, in dem sich Erkenntnisse einfach 3 An dieser Stelle sei vorsorglich darauf hingewiesen, daB FuBnoten in dieser Arbeit als Teile des Textes verstanden werden: Neben den obligatorischen literaturhinweisen enthalten sie Kommentare, ausge koppelte Gedanken und Erweiterungen des Haupttextes, die sonst Gedankenfiihrung oder I..esefluB storen wiirden. Die literaturhinweise erfolgen in der Regel bei der ersten Nennung eines Titels in voller Fonn {Autor, Titel, Erscheinungsort und -jahr}, bei spaterer Nennung aber nur als Kiirzel {Autor und Erscheinungsjahr, ggf. Kennbuchstabe (wie im Inhaltsverzeichnis ausgewiesen)}; Artikel in Zeitschriften werden davon abweichend immer in voller Form angegeben. Bei Aufsatzsammlungen Luhmanns oder sonstigen Sammelwerken wird zusatzlich der Titel des angesprochenen Aufsatzes in eckigen Klammem ausgewiesen. Klammern in Zitaten sind yom entsprechenden Verfasser oder enthalten aus GrUnden des Satzbaues ggf. notwendige Korrektureinfiigungen; von mir in Klammern hinzugefiigte Aussagen sind mit dem Kiirzel A.M. versehen. Kursive Hervorhebungen in Zitaten stammen yom jeweiligen Verfasser oder sind mit dem Kiirzel A.M. kenntlich gemacht. 4 Vg 1. Niklas Luhmann, Soziologische Aufldlirung Bd.2 - Aufsatze zur Theorie der Gesellschaft, [Einfiihrende Bemerkungen zu einer Theorie symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien], Opladen 1975,8.171-192, sowie ders., Okologische Kommunikation, Opladen 1986, 8.153f£., und dieser linie folgend auch ders., Die Wissenschaft der Gesellschaft, Ffm. 1990a. 5 In diesem Punkt liegt iibrigens eine bemerkenswerte Parallele zwischen den Riten sogenannter Primitiver und der wissenschaftlich-rationalistischen sogenannten Zivilisation vor, die besonders ins Auge sticht, da gerade die modernen Wissenschaften betroffen sind. Weniger verbreitet, aber nicht minder interessant, ist die Aggregation von Lehrmeinungen und deren Tradierung in '8chulen', die durchaus an tribale Verhiiltnisse erinnern kann. 6 1m AnschluB an Feyerabends Unterscheidung von konservativer und antizipativer Kritik; vgl. Paul Feyerabend, Erkenntnis fur freie Menschen, Ffm. 1980, 8.47. 9 akkumulieren lassen, zumal eine veriinderliche Praxis sie ja immer entwerten kann. Dement sprechend wird man nach meinem Verstiindnis von Kritik auch nicht einfach von einer theoretischen Gefallelage ausgehen konnen. Kritik darf nicht von vornherein sich in die Position der 'fortgeschrittensten Theorie' begeben und von da aus einseitig Cabwiirts') gerichtet andere Konzeptionen kritisieren, denn sie wird so selbst auf einem einmal erreichten Niveau stehenblei ben miissen. Statt des sen sollte sie in der Lage sein, nicht nur ihre Erkenntnisabsichten allseitig auf alle relevanten Theorien zu richten, - also auch ihre eigenen Orientierungsmarken mit dem selben MaB zu mess en wie den primiiren Gegenstand ihrer Kritik -, sondern vor allem bestehende Theorien im Lichte neuer Probleme zu bearbeiten. Was im Wissenschaftsbetrieb anerkannte Wahrheit ist, ist nicht allein vom sachlichen 'Fortschritt der Wissenschaften' abhiingig, sondern ist auch eine traditionsabhiingige GroBe.7 Eine Aussage mit Wahrheitsanspruch ist kaum mehr denkbar, ohne sich auf anerkannte Autoritiiten zu berufen und sich bestimmten Formen, Mustern, Denkstromungen, Priimissen oder Paradigmata zu unterwerfen. Nimmt man die Webersche Definition von Autoritiit und setzt sie auf die 'Autoritiit der Wissenschaften' urn, so wird erstens klar, daB der Wahrheits- oder Geltungsanspruch wissenschaftlicher Aussagen, fachlicher Expertisen usw., seine Legitimitiit nicht allein von der Basis einer richtigen Wiedergabe ihres Erkenntnisgegenstandes beziehen kann, sondern daB er auch der Zustimmung bedarf, da hier nicht nur eine epistemologisch kognitive Beziehung (zwischen Erkennenden und ihren Erkenntnisgegenstiinden), sondern auch eine soziale Beziehung (zwischen Wissenschaftlern untereinander und mit anderen Mitmenschen) vorliegt. Zweitens wird klar, daB diese Zustimmung nicht unabhiingig von geteilten kulturellen Denkmustern und allen moglichen sozialen VerhiiItnissen (Arbeitsteilung, Position in der Stellenhierarchie, okonomische oder institutionelle Abhiingigkeit, Bildungsgrad usw.) sein kann, die Skala sich also bis hin zu einer Zustimmung auf der Basis von Gehorchenden oder unhinterfragt Zustimmenden erstrecken kann.8 Die Praxis der Wissenschaften folgt also durchaus nicht allein dem Medium der Wahrheit, sie ist nicht in einer gesellschaftsfreien Zone angesiedelt, in der sie sich unbehelligt von gesell schaftlichen Interessen der Erkundung reiner Wahrheit widmen konnte. Die Wissenschaften stell en sich ihre Probleme nicht selbst, sondern diese werden ihnen durch die Kultur und die Gesellschaft, der sie selbst zugehoren, aufgedriingt - sie bilden ihre Antworten selbst, verfiigen aber im weiteren nicht allein iiber sie. Der wissenschaftliche Fortschritt ist damit kaum mehr als ein einfach kumulierender ProzeB der Anhiiufung von Wissen und Erkenntnissen zu verstehen, sondern er ist mindestens ebenso diskontinuierlich und widerspriichlich wie die kulturelle und sozio-okonomische Entwicklung, der er zugehOrt. Er kann daher in jedem Falle keine absolute Rechtfertigungeines monopolistischen Wahrheitsanspruchs bieten. Wiirde man eine menschheits- So wiirde ich jedenfalls die Ergebnisse der analytischen Wissenschaftstheorie auf den Punkt bringen 7 wollen, denn, angefangen von Kuhns' Paradigmata iiber Lakatos' Forschungsprogramme bis zu Feyerabends' Traditionslinien, zeigt die Gffnung der logisch-methodologischen Fixierung der Wissen schaftstheorie gegeniiber der Wissenschaftshistorie diese Richtung klar an; vgl. Thomas S. Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Ffm. 1967, und W. Diederich (Hrsg.), Theorien der Wissen schaftsgeschichte. Beitriige zur diachronischen Wissenschaftstheorie, Frankfurt 1974, sowie vor aHem P.K. Feyerabend, Der wissenschaftstheoretische Realismus und die Autoritiit der Wissenschaften, Braun schweig, Wiesbaden 1978, S.153ff., und ders. 1980, S.39ff. Dies gilt natiirlich auch und wahrscheinlich vor aHem hinsichtlich der Autoritiit der Wissenschaft nach 8 'auBen'; vgl. Tschiedel, Robert, Die miBbrauchte Autoritiit von Wissenschaft, in: Guha, Anton-Andreas, Sven Papcke (Hrsg.), Entfesselte Forschung -Die Folgen einer Wissenschaft ohne Ethik, Ffm. 1988, S.87-105. 10

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