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Probleme der Naturwissenschaften: Erläutert am Begriff der Mineralart PDF

251 Pages·1949·7.746 MB·German
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WISSENSCHAFT UND KULTUR BAND 5 PROBLEME DER NATURWISSENSCHAFTEN ERLÄUTERT AM BEGRIFF DER MINERALART VON PAUL NIGGLI PROFESSOR DER MINERALOGIE UND PETROGRAPHIE ·AN DER EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE UND AN DER UNIVERSITÄT ZÜRICH MIT IOO TEXTABBILDUNGEN Springer Basel AG NACHDRUCK VERBOTEN. ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN. ISBN 978-3-0348-6823-5 ISBN 978-3-0348-6822-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-0348-6822-8 COPYRIGHT 1949 BY SPRINGER BASEL AG URSPRÜNGLICH ERSCHIENEN BEI VERLAG BIRKHÄUSER AG. BASEL 1949. SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER IST EDITION 1949 VORWORT Vor etwa hundert Jahren, im Jahre 1842, erschien im Verlag Fr. Vogelsang-Graff in Solothurn von Gymnasiallehrer Professor ALEXANDER MoRITZI eine interessante Schrift, betitelt: «Reflexion sur l'espece en Histoire Naturelle». Kein Geringerer als ARNOLD LANG hat auf Grund dieser Arbeit MoRITZI zu den originellsten VorläufernDARWINS gerechnet. Der Verfasserunterzog den üblichen s'tarren Artbegriff in der Biologie einer eingehenden Kritik. Mit gro ßem Geschick wurde der Gedanke der Entwicklung der Arten aus e.inander vertreten und die Aufmerksamkeit auf die dadurch be dingte oft unscharfe Abgrenzung der Arten gerichtet. Es verwun dert nicht, daß manche Äußerungen MoRITZrs einer Ablehnung des Artbegriffes als Ganzes nahe kamen. Im Kampfe um die Anerken· nung der Variationsfähigkeit innerhalb einer Art und der Be ziehungen von Arten zu Arten mußte manches harte Wort fallen. MoRrTZI befaßte sich auch mit der Frage, ob es überhaupt Kristall bzw. Mineralarten gebe. Er verneinte dies, weil seiner Meinung nach die Teilbarkeit der Kristalle die Anwendung des Individual begriffes ausschließe. Viele Vorurteile, die MoRITZI zu beseitigen versuchte, existieren heute nicht mehr. Allein über Wesen, Zweck und Ziel der Natur wissenschaften und der Artenklassifikation auf verschiedenen Ge bieten sind Unklarheiten bestehen geblieben. Es scheint für eine allgemeine theoretische Morphologie unerläßlich zu sein, das Vor gehen in den verschiedenen Disziplinen kennen zu lernen. Des halb richtet sich auch die nachfolgende Schrift nicht nur an die Fachgenossen, sondern in erster Linie an die Biologen und Chemi- V VORWORT ker, die sich auf ihren Gebieten gleichfalls mit dem Artbegriff aus einanderzusetzen haben. Es wird versucht, einige allgemeine Ge sichtspunkte hervorzuheben, ohne besondere Kenntnisse auf dem Gebiet der Mineralogie und Kristallographie vorauszusetzen und zumeist ohne die elegante, jedoch nicht ohne weiteres verständliche Fachsprache des Kristallographen und Physikochemikers zu be nutzen. Naturgemäß hat dies zur Folge, daß auf Einzelheiten nicht näher eingegangen werden kann. Die Beschäftigung mit morphologischen Fragen und mit dem Typus- und Artbegriff gehört zu den beschaulichen und philo sophisch-kritischen Aufgaben einer Wii>senschaft. Es gibt Zeiten, in denen Erwägungen dieser Art nicht hoch im Kurs stehen. Dazu mag auch die Gegenwart gehören. Um so notwendiger schien es, auf sie hinzuweisen und daran zu erinnern, daß das höchste Ziel der Naturwissenschaften eine durch Anschauung und geistige Ge staltung zu erwerbende Erkenntnis ist. In nachstehender Abhandlung wurde dem Begriff« Symmetrie» eine mit dem Wortsinn und mit der Anwendung (etwa in der Kunst) durchaus verträgliche, jedoch in den Naturwissenschaften nicht allgemein übliche, umfassende Bedeutung gegeben. Es ist dies erlaubt, sofern man nicht .vergißt, einzelne Symmetriegesetze scharf (und wenn möglich mathematisch) zu formulieren. Es ist selbstverständlich, daß die der Schrift im übrigen zugrunde liegen den Gedanken mit dieser rein terminologischen Frage nichts zu tun haben, so daß es kaum sehr förderlich wäre, sie zum Hauptgegen stand einer Auseinandersetzung zu machen. Anderseits wäre denk bar, daß Zustimmung zum vorgeschlagenen Gebrauch des Be griffes mithilft, weitverbreitete Vorurteile zu zerstören. In der all gemeinen Symmetrielehre studiert man die Beziehung von Teilen, Individuen oder Vorgängen zueinander, ob es sich um bewegte oder starre Systeme handelt, um Evolutions- bzw. Veränderungs folgen oder um bestimmte Zustände, um Dynamik oder Statik. Es darf nicht die Meinung aufkommen, eine diesbezügliche Betrach tung sei weniger fruchtbar, wenn sich im Sinne einer mathemati schen Formulierung Niedrigsymmetrisches bemerkbar macht. Eine VI VORWORT allgemeine messend-vergleichende Symmetriebetrachtung ist nicht weniger nützlich, wenn eine idealisierte Höchstsymmetrie in Ein zelgebieten selten ·verwirklicht erscheint. Das Gegenteil ~st der Fall, wie sich gerade in der Stereochemie der organischen Molekül verbindungen oder in der Kristallographie komplexer V erbindun gen (relativ niedriger äußerer Symmetrie) gezeigt hat. Auf ein zweites mögliches Mißverständnis muß mit Nachdruck hingewiesen werden. Werden, wie das in der Kristallographie üb lich und auch nützlich ist, Symmetriegesetze und Auswahlprinzi pien an relativ starr gedachten Teilchenanordnungen erläutert, so geschieht das lediglich, weil sie sich auf diese Weise einfach ver bildlichen lassen. Nach genau analogen Grundsätzen lassen sich Schwingungssysteme oder allgemein Systeme mit der Zeit als mit bestimmendem Faktor behandeln. Auf Seite 3 r ff ist sehr deutlich darauf hingewiesen, daß das oben erwähnte Vorgehen keineswegs mit der wesentlichen Fragestellung verknüpft zu sein braucht. Im Gegenteil, es wird davor gewarnt, auf bildliehe Veranschaulichung zu großen Wert zu legen. Es ist ja in der Tat so, daß die wertende Symmetrielehre den dynamischen Systemen mindestens ebenso verpflichtet ist wie den statischen, ja, daß gerade im Gebiet der Atom- und Moleküldynamik Erkenntnisse dieser Art in den letzten Ja!.-,rzehnten die größten Triumphe feiern konnten. Der Verf:J.sser möchte sich auch bereits in der Vorrede und nicht nur in der Arbeit selbst (siehe z. B. Seite 37) d~mlich vor einseitig morphologischer oder einseitig dynamischer Grundeinstellung distanzieren. Da dieses kleine Buch nur dazu dient, andere, viel umfassendere und bedeutendere Werke nach einer bestimmten Richtung hin zu ergänzen, wurde das tektonisch-morphologische Erkenntnisstreben absichtlich in den Vordergrund gestellt. Daraus etwa ableiten zu wollen, die dynamisch-energetische Seite, die so oft behandelt wird; zu unterschätzen, würde ebenso unrichtig sein, wie wenn man einem Dichter vorwirft, sein Thema nicht als Maler oder Musiker behandelt zu haben. Es gibt auch innerhalb der Wissenschaften verschiedene Betrachtungsweisen, und wenn im folgenden eine besonders behandelt wird, soll dies nur dazu die- VII VORWORT nen, die bewußte Synthese der verschiedenen Methoden vorzube reiten, denn diese Synthese schafft nach der Meinung des Verfassers die größten Erkenntniswerte. Die vorliegende Arbeit stellt eine etwas erweiterte Vorlesung «Über den Artbegriff in der Mineralogie» dar, die im Sommer semester 1942 an der Universität und an der Eidg. Technischen Hochschule in Zürich gehalten wurde, und in dieser Form bereits 1943 druckfertig vorlag. Zürich 1948. P. NrGGLI Vlll INHALTSVERZEICHNIS Vorwort I. Natur und Wissenschaft I. Ziele der Naturwissenschaft 2 Erkenntnis, Verstehen, Gestaltung 2. Über die Voraussetzungen der wissenschaftlichen Begreiflichkeit der Natur 4 Unter- und Einordnen, Gleichartigkeit und Verschieden artigkeit, Einheit und Mannigfaltigkeit. Symmetrie. Stufenbau 3· Allgemeine Methoden naturwissenschaftlicher For- schung I2 Abstrahieren, Schematisieren. Exakte und beschreibende \Vissenschaften. Morphologische Elemente rx. Abstrakt-generalisierende, atektonisch-impera- tive, ursächlich-er klärende Methode 2 5 Ursache und Wirkung, Kausalbegriff. Finalkausale Dar stellung ß. Vergleichend-systematisch, tektonisch-normative, urbildlieh-erläuternde Methode 26 Idea'lisieren. Urbild und Norm. Form und Gestalt. Tek- tonik der Welt. Allgemeine morphologische Wissenschaft II. Individualität, eine der Grundlagen des Artbegriffes Definition und Charakter einer Individualeinheit und Ganz heit. Enteloprot III. Der Kristall als EinzelindividUJim (Phänotypus) I. Die Charakterisierung der Kristallgestalt Grundelemente der Kristallgestalt. Vektoren, Syml\lctrie. Zoncngesetze. Rationalitätsgesetz. Ganzheitsrelation IX INHALTSVERZEr C HNI S 2. Der morphonomische Zusammenhang zwischen den nach Metrik und Symmetrie verschied. Kristalltypen 7 3 Gesetze der Kristallsymmetrie. Die Syngonien. Abbau und und Aufbau. Stammbäume. Entwicklungsreihen. Typenlehre IV. Die kristallstrukturelle Typenklassifikation 1. Die Kristallstruktur Der Kristallstrukturraum. Korrespondenzprinzip. Koordina tionsschema, Koordinationspolyeder 2. Der Typus Steinsalz als Beispiel Der ideale Steinsalztypus. Isotypie, 1\forphotropie. Defor mierte Steinsalztypen. Analogien mit anderen Strukturtypen. Genotypische Verwandtschaften V. Genotypus und Phänotypus Beziehungen zwischen Struktur und Wachstumskörper. An lagefaktor und Milieueinflüsse VI. Ideal- und Realkrista!! 140 Störungsempfindliche Eigenschaften. l\Iosaikkristall. Kristall pathologie. Kristallzüchtung VII. Grundsätzliches über den Artbegriff 143 Natürliche Zusammenfassung von Individuen zu Arten m Biologie und Mineralogie. Begriff der Kristallart VIII. Die innere Variabilität der Kristallarten, bezogen auf den Idealbauplan 149 1. Substitutionen 149 Geometrie und Tcilchenkonfigurationen. Substitutions Misehkristallbildung. Diadochie. Entmischung. Einfluß von Fremdstoffen. Isomerie. Geregelte und ungeregelte Substi tution. Gekoppelter Atomersatz. Artgruppen 2. Ausfallserscheinungen r 8 3 Strukturdominanten. Anpassung von Kristallstrukturen durch Leerstellenbildung 3· Gitterträger und vagabundierende Strukturelemente 190 Innere Beweglichkeit im Gitterfeld X

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