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Praxissemester im Lehramtsstudium in Deutschland: Wirkungen auf Studierende PDF

296 Pages·2020·3.324 MB·German
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Edition ZfE Immanuel Ulrich · Alexander Gröschner Hrsg. Praxissemester im Lehramtsstudium in Deutschland: Wirkungen auf Studierende Edition ZfE Band 9 Reihe herausgegeben von Ingrid Gogolin, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland Die Reihe ‚Edition ZfE‘ wird von den Herausgeber(inne)n der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft verantwortet. In der Reihe werden Originalbeiträge publiziert, die den strengen Qualitätsmaßstäben für die Publikation von Manu- skripten in der Zeitschrift standhalten. Veröffentlicht werden von Expert(inn)en begutachtete erstklassige Beiträge zu aktuellen Befunden und Entwicklungen der Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung. Die Zahl solcher Beiträge übersteigt die Möglichkeiten der Publikation in der Zeitschrift für Erziehungs- wissenschaft. Mit der ‚Edition ZfE‘ wird hier Spielraum eröffnet. Durch die Auswahl von Herausgeber(inne)n und die Themenwahl stehen die Beiträge zur Buchreihe ebenso wie die ZfE selbst für den interdisziplinären Charakter einer umfassenden Erziehungswissenschaft, deren Gegenstand der gesamte Lebens- lauf des Menschen ist. Die gezielte Aufnahme internationaler Beiträge gewähr- leistet den Anschluss an erziehungswissenschaftliche Entwicklungen außerhalb Deutschlands. Die Leser(innen) der ‚ZfE-Edition‘ verfügen somit über eine zusätzliche Informationsquelle, die ihnen die für Erziehung und Bildung wichti- gen internationalen und interdisziplinären Entwicklungen in weiten Bereichen der Erziehungswissenschaft zuverlässig, nüchtern und nachvollziehbar präsentiert. Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/13862 Immanuel Ulrich · Alexander Gröschner (Hrsg.) Praxissemester im Lehramtsstudium in Deutschland: Wirkungen auf Studierende Hrsg. Immanuel Ulrich Alexander Gröschner IUBH Internationale Hochschule Friedrich-Schiller-Universität Jena Frankfurt am Main, Deutschland Jena, Deutschland ISSN 2512-0778 ISSN 2512-0786 (electronic) Edition ZfE ISBN 978-3-658-24208-4 ISBN 978-3-658-24209-1 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-24209-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Verantwortliche Reihenherausgeberinnen für diesen Band: Ingrid Gogolin, Bettina Hannover, Annette Scheunpflug Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Wirkungen des Praxissemesters auf Studierende: Erwartungen, Lernprozesse und Kompetenzerwerb Das Praxissemester hat sich in den meisten Bundesländern in Deutschland eta- bliert. Durch das Prinzip des bildungspolitischen Föderalismus ist es als spezi- fische Form eines Langzeitpraktikums dabei strukturell unterschiedlich in der Lehrerausbildung verortet worden (Weyland und Wittmann 2015). Grundsätz- lich wird mit der Ausdehnung berufspraktischer Lerngelegenheiten das Ziel verknüpft, Praxisnähe und Berufsfeldorientierung in das Studium zu integrie- ren. Allerdings zeigt eine genauere Betrachtung der Ausgestaltung von Praxis- semestern in Deutschland sowie Langzeitpraktika im deutschsprachigen Raum insgesamt, dass durchaus heterogene „Praxiskulturen“ vorzufinden sind (Arnold et al. 2014; Fraefel und Seel 2017; Artmann et al. 2018; Košinar et al. 2019), die nicht zuletzt einen Einfluss auf die Wirksamkeit des Praktikums ausüben. Betrachtet man die Zielsetzungen, die mit dem Praxissemester verbunden werden, so sind einerseits Parallelen zwischen Hochschulstandorten und Bundes- ländern erkennbar, die vor allem – auch in historischer Perspektive – mit dem Wunsch der Theorie-Praxis-Relationierung (Gröschner 2019) verbunden sind. Andererseits werden spezifische Akzentsetzungen in der Ausgestaltung und Begleitung deutlich, die auf ambitionierte Professionalisierungserwartungen schließen lassen. Diese Erwartungen lassen sich u. a. am Beispiel der zahlreichen Interaktionen und sozialen Beziehungen darstellen, die im Praxissemester im Rahmen der professionellen Begleitung und Betreuung auftreten (Abb. 1). Neben den zentralen Lehrer/in-Schüler/innen-Interaktionen in den eigenen Unterrichtsversuchen der Studierenden sowie den peer-Erfahrungen, die den Austausch über das Praktikum in der Gruppe der Studierenden (z. B. in Begleit- seminaren) ermöglichen, sind es vor allem die Diskurse mit Praktikumslehr- personen (häufig auch Lehramtsanwärter/innen in der zweiten Ausbildungsphase) an den Schulen, Dozierenden an der jeweiligen Hochschule sowie in einigen V VI Wirkungen des Praxissemesters auf … Abb. 1 Interaktionsbeziehungen im Praktikum. (Quelle: eigene Darstellung) Bundesländern (wie in Nordrhein-Westfalen) der Austausch mit Fachleiterinnen und Fachleitern, die einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung der Studie- renden im Praxissemester bilden. Die Forschung zeigt, dass die jeweiligen Ziele und Erwartungen, die die entsprechenden Gruppen an die Ausgestaltung und Begleitung (das Mento- ring) im Praktikum haben, sich deutlich voneinander unterscheiden. Während Praktikumslehrpersonen insbesondere professionelle Handlungskompetenzen vermitteln wollen und als Rollenmodelle und Coaches auftreten (vgl. Beck und Kosnik 2002; Rozelle und Wilson 2012; Aspfors und Fransson 2015; Matsko et al. 2020), streben Dozierende häufig nach einer (kritischen) Reflexion beruf- licher Praxis und forschenden Lernerfahrungen der Studierenden (Allen und Wright 2014; Lawson et al. 2015; Schüssler et al. 2016). Diese Erwartungen an das Praxissemester schließen sich nicht genuin aus, jedoch sind sie häu- fig auch nicht explizit benannt, sodass gegenseitige Bezugnahmen und ein gemeinsamer common ground oftmals kaum möglich sind. Lösungsversuche dieser häufig vorschnell als Theorie-Praxis-Kluft bezeichneten Konstellation an Erwartungen und Anforderungen stellen zunehmend strukturell enger gerahmte Kooperationsbeziehungen in Form von Partnerschulkonzepten (Fraefel und Seel 2017) oder Mentoring-Qualifikationsprogramme (Reintjes et al. 2018) dar. Die konzeptionelle Vielfalt ist dabei insbesondere in der konkreten Begleitung der Wirkungen des Praxissemesters auf … VII Lernerfahrungen der Studierenden im Praktikum (allgemein) und im Praxis- semester (im Spezifischen) groß (Gröschner 2012; Gröschner und Hascher 2019). Ansätze wie die genannten sollen positive professionsbezogene Lernprozesse und schließlich Wirkungen des Praktikums auf Studierende entfalten. Die Forschung zum Praxissemester hat in den letzten Jahren im Zuge der Reform des Studienelements in Deutschland deutlich zugenommen. Der vor- liegende Band berücksichtigt daher ausschließlich Studien, die sich mit dem Praxissemester als Langzeitpraktikum beschäftigen. Jedoch überwiegen derzeit immer noch zumeist wenig belastbare Evaluationsstudien, die nur eingeschränkt Aussagen auf die Lernprozesse der Studierenden und den Kompetenzerwerb zulassen. Das Beispiel der vielfältigen Interaktionsbeziehungen im Praxis- semester verdeutlicht dabei einen wesentlichen Grund, nämlich die Komplexi- tät des Untersuchungsfeldes (für weitere Gründe und fundierte Ansätze siehe Gröschner und Hascher 2019; Hascher und Kittinger 2014; König et al. 2018; Mertens und Gräsel 2018). Das hat für die sozialwissenschaftliche Forschung die Folge, dass Studien stets deutliche Limitationen aufweisen. Der vorliegende Band hat das Ziel, aktuelle empirische Befunde zu Lern- prozessen und Wirkungen des Praxissemesters bei Studierenden vorzustellen. Dabei wurden Studien mit Untersuchungsdesigns ausgewählt, die innovative the- matische Ansätze sowie zentrale Akzente in der Auswahl der Prozess- und Ziel- variablen fokussieren. Wir möchten damit einen Beitrag leisten, den Blick auf das Forschungsfeld Praxissemester aus inhaltlicher und methodischer Hinsicht zu erweitern. Bei der Auswahl der in der Edition versammelten empirischen Bei- träge wurde auf methodische Qualität und Diversität Wert gelegt: Es wurden Bei- träge mit quantitativen (survey, quasi-experimentell), qualitativen sowie mixed method-Untersuchungsdesigns aufgenommen. Die Studien wurden im Rahmen der Praxissemester in verschiedenen Bundesländern durchgeführt. Die Mehr- heit der Beiträge weist quasi-experimentelle Designs sowie Längsschnittdesigns mit größeren Stichproben (zumeist im dreistelligen Bereich) auf. Zudem kamen unterschiedliche Erhebungsmethoden zum Einsatz. Inhaltlich fokussiert der Band verschiedene Bereiche und leuchtet damit in zentrale Forschungsfelder des Praxissemesters hinein. Im Anschluss an die vorliegende Einführung zeigen Ulrich, Klingenbiel, Bart- els, Staab, Scherer und Gröschner in einem systematischen Review, wie sich die Forschung zum Praxissemester in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt hat. Dabei wird deutlich, dass vor allem Konferenzbeiträge das Handlungsfeld aufgreifen, während Aufsätze (vor allem auch mit peer-Review) bislang kaum VIII Wirkungen des Praxissemesters auf … verbreitet sind. Das Review zeigt, dass insbesondere hinsichtlich der Wirkungen des Praxissemesters noch ein großer Forschungsbedarf besteht. Im Anschluss liegt der Fokus auf kognitiven Aspekten und der Bedeutung der Studieninhalte. König, Darge und Kramer weisen in ihrer Studie nach, dass das pädagogische Wissen eine Voraussetzung für erfolgreiches eigenes Unterrichten im Praxissemester bildet. Bleck und Lipowsky gehen der Frage nach, inwieweit das Praxissemester im Lehramtsstudium eher zu einer Theorieverdrossenheit führt und sie zeigen auf, dass diese eher nicht hervorgerufen wird. Im Vergleich zu einem eher klassischen Kurzpraktikum bewerten die Studierenden im Durch- schnitt die theoretischen Studieninhalte für beide Praxisformate eher als praxis- nah denn als praxisfern. Anschließend werden unterschiedliche Einstellungsmerkmale im Forschungs- feld Praxissemester thematisiert. Zorn und Rothland untersuchen die Professionalisierungsvorstellungen von Studierenden in Bilanz- und Perspektiv- gesprächen, die verpflichtend zwischen Studierenden und ihren universitären und schulischen Betreuer/innen im Praxissemester in Nordrhein-Westfalen geführt werden. Sie zeigen, dass Professionalisierung von einigen Studieren- den als autonomer Lern- und Entscheidungsprozess, von anderen als auto- matischer, passiver (Erleidens-)Prozess wahrgenommen wird, wobei letztere den professionsbezogenen Entwicklungsprozess eher einschränken. Bartels, Grölz, Müller, Stecher, Stöppler und Wissinger unterstreichen die Bedeutung der schulischen Lernbegleitung für die Selbstwirksamkeit der Lehramtsstudierenden im Inklusionsbereich sowie die Relevanz des fachdidaktischen Begleitseminars an der Universität für das Kompetenzerleben der Studierenden. Klingenbiel, Mähler und Kuhn zeigen daraufhin, dass das generelle Kompetenzerleben der Studierenden durch das Praxissemester steigt und bis zu einem Jahr nach dessen Abschluss sogar stabil bleibt. Festner, Gröschner, Goller und Hascher fokussie- ren die Einstellungen der Studierenden, unterrichten zu lernen. Anhand eines erst- mals in Deutschland eingesetzten Fragebogens zeigen sie, dass praxeologische Einstellungsmuster stark vertreten sind und die identifizierten Muster über das Praxissemester hinweg relativ stabil bleiben sowie diese je nach Ausprägung eher positiv oder negativ mit der Kompetenzeinschätzung und Wahrnehmung der (schulischen) Lernbegleitung zusammenhängen. Im abschließenden Teil der Edition werden emotionale Faktoren der Studie- renden in den Blick genommen. Kumschick, Böhnke und Thiel zeigen auf, dass die professionelle Unterrichtskompetenz der Studierenden bedeutsam mit ihrer Bewertung eigener Unterrichtsfehler und ihrer Affektivität zusammenhängt. Wirkungen des Praxissemesters auf … IX Krawiec, Fischer und Hänze untersuchen schließlich das Belastungserleben im Verlauf des Praxissemesters und belegen, dass dieses eher sinkt. Sie zeigen zugleich den Zusammenhang von emotionaler Erschöpfung und berichteten Pro- blemen in der Praktikumsschule bei den Studierenden, wobei die Häufigkeit der Probleme in den ersten fünf Wochen signifikant abnimmt. Der vorliegende Band der Edition der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft leistet einen systematischen Beitrag in der Diskussion um die Forschung zum Praxissemester. Sowohl in der qualitativen als auch in der quantitativen empi- rischen Sozialforschung hat es mittlerweile einen festen Platz als forschungs- relevantes Studienelement eingenommen. Zukünftig sollten verstärkt auch komplementäre und mixed-method Ansätze zur Evaluation des Praxissemesters gewählt werden, um die Komplexität des Untersuchungsgegenstandes noch bes- ser abbilden zu können. Es muss allerdings betont werden, dass das Praxissemester nur eine von vielen Lerngelegenheiten zum Erwerb professioneller Handlungskompetenzen darstellt und universitäre Praxisbezüge (z. B. in Lehr-Lern-Laboren) sowie strukturell nachfolgende Phasen (Vorbereitungsdienst und Berufseingangsphase) eine ebenso wichtige Rolle im Professionalisierungsprozess spielen. Bislang werden diese Lerngelegenheiten in der Forschung zum Praxissemester nur selten systematisch mit berücksichtigt. Was die Frage der Wirkungen betrifft, gilt auch für das Praxissemester, dass professionelles Handeln von Lehrpersonen letztlich an der Förderung von Schülerlernprozessen gemessen werden sollte (Ronfeldt et al. 2018). Wie sich der Kompetenzerwerb der Studierenden im Praxissemester langfristig in Schüler- leistungen niederschlägt, kann allerdings nur auf der Basis anspruchsvoller längs- schnittlicher Designs beantwortet werden, die den Mehrebenencharakter und die institutionellen Kopplungen des Hochschul- und Schulsystems der unterschied- lichen Länder berücksichtigen.1 1Wir bedanken uns herzlich bei der Redaktionsassistenz der Zeitschrift für Erziehungs- wissenschaft, Frau Christin Güldemund, ohne die der vorliegende Sonderband nicht so reibungslos entstanden wäre. Darüber hinaus danken wir den externen Gutachterinnen und Gutachtern, die wertvolle Hinweise und stets konstruktive Vorschläge zur Überarbeitung der einzelnen Beiträge geliefert und damit zur Qualität des Bandes beigetragen haben.

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