Ökonomische Herausforderungen und Dienst- leistungsorientierung im Gesundheitswesen Prof. Dr. Bernhard Güntert, curafutura/UMIT Careum Weiterbildung, 14. September 2016 in Aarau Tagung: In Führung gehen – Komplexität im Gesundheitswesen managen Inhaltsübersicht 1) Ausgangslage: Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage 2) Definitionen: ökonomische Rationalität 3) Ökonomische Reaktion: Suche nach Gleichgewicht 4) Weshalb Nutzenmaximierung nur eingeschränkt wirkt − Personale Dienstleistung und Rationalisierung − Reziprozität und statt Nutzenoprimierung − Marktstruktur im Gesundheitswesen: das ökonomische Dreieck − Personale Dienstleistung und Dienstleistungsdreieck 5) Die Marktsituation im Gesundheitswesen 6) Grundprinzip: Wertschöpfung 7) Herausforderungen und Lösungsansätze curafutura | Die innovativen Krankenversicherer Ausgangslage Demografische Entwicklung und andere Krankheitsbilder zu Mehrbedarf an Gesundheitsversorgung. Medizinische und pflegerische Fort- schritte führen zu mehr Behandlungs- möglichkeiten. Dem gegenüber stehen: abnehmende personelle und finanzielle Ressourcen eingeschränkte Möglichkeiten zu Rationa- lisierung und Produktivitätssteigerung und damit die Notwendigkeit Ressourcen und Prozesse auf optimale Wertschöpfung auszurichten. curafutura | Die innovativen Krankenversicherer Definitionen : Ökonomik ... (1) • ... ist die Wissenschaft von der optimalen Verwendung knapper Ressourcen (dismal science) • ... heisst, vorhandene Ressourcen so einsetze, dass sie möglichst vielen Menschen zur Bedürfnisbefriedigung dienen und möglichst wenigen Menschen schaden. (Dubs 1998) • ... bedeutet die Untersuchung von marginalen Verhal- tensänderungen bei veränderten Rahmenbedingungen mittels Vorgehen nach dem „methodologischen Indivi- dualismus“ unter der Annahme von „rationalem Ver- halten“ (individuelle Nutzenmaximierung, Neoklassik) Univ.-Prof. Dr./MHA Bernhard Güntert Wie reagieren die Wirtschaftswissenschaften auf Ungleichgewichte von Angebot und Nachfrage? • Rationalisierung - - r • Produktivitätssteigerung, t e r t i n • Lean Management w U g s n • Lean Administration b / u e t m • Beeinflussung der Nachfrage/ f i r a t h h Marketing e e c B s n • Wertschöpfungsmanagement • Beeinflussung der Anbieter und Nachfrager / Marketing - t • Staatliche Leistungserbringung r i / w t k • Selektion von Leistungen (HTA) f i s a t k i • Transferzahlungen h l o o c V P • Rationierung s (cid:1) Suche nach einem neuen Gleichgewicht (Gleichgewicht ist eine Fiktion der ökonomischen Theorie) curafutura | Die innovativen Krankenversicherer Wie reagiert das Gesundheitswesen auf Ungleichgewichte? kurzfristig : (betriebliche Ebene) • operatives Patienten- und HR-Management • Warteschlangen • Leistungseinschränkung oder -ausweitung mittel- und langfristig : Effektivitäts- und Effizienzssteigerung (Institutionenebene) • Lean Management • Prozessmanagement • EBM/EBN • Leitlinien • Patientenpfade • Managed Care / Integrierte Versorgung / DMP • medizinisch-technische, pflegerische Fortschritte mittel- und langfristig : Effektivitäts- und Effizienzssteigerung (politische Ebene) • staatliche Leistungserstellung • Leistungskatalog / HTA • Tarifierung/DRG/Budgetierung • Ausbildung und Zulassung von Health Professionals • Regelungen für Versorgungsmodelle (cid:1) Entlang dem politisch akzeptierten Entwicklungspfad curafutura | Die innovativen Krankenversicherer Jährliche Produktivitätssteigerung des Gesundheitswesens (ohne gegenüber anderen Branchen in der Schweiz Heime) (Durchschnitt von 50) Jährliche Veränderung gegenüber Vorjahr, Angaben in %, Quelle BFS/Kaufmann,Schüpfer curafutura | Die innovativen Krankenversicherer Fazit: Versuch zur Schaffung … • eines neuen (temporären) Gleichgewichtes (operatives Management) • einer Marktposition (z.B. durch Spezialisierung) um Patienten- ströme und der Ressourcen (z.B. Health Professionals zu beein- flussen (strategisches Management) • von staatlicher Regulierung oder/und von Rahmenbedingungen mit ökonomischen Anreizen (Nutzung der Tendenz zu Nutzen- maximierung, bzw. -optimierung) Allerdings im Gesundheitswesen: • eingeschränkte Optimierungsmöglichkeiten • spezielle Marktsituation • gesellschaftliches Optimum gesucht. curafutura | Die innovativen Krankenversicherer 7 Definitionen : Reziprozität = (2) wechselseitiges Austauschverhältnis zwischen Individuen oder Gruppen, wobei sowohl gegenständliche Güter und Dienstleistungen als auch die Vermitt- lung von Bewusst- seins- und Gefühls- zuständen in die Bewerbung der Reziprozität ein- fliessen können. (Diewald 1991) Definition : Arten von Reziprozität: (3) Unmittelbare Reziprozität = Marktbeziehung: • Voraussetzung: Wert und Gegenwert bestimmbar, Ressourcen vorhanden • Beispiel: Kaufprozess • Nachteil: ungeeignet in Notsituationen Aufgeschobene Reziprozität: • Voraussetzung: Vertrauen in Beziehung, Erwartung dass die Beziehung stabil ist. • Beispiel: Alterssicherung • Nachteil: Austausch mit momentan, nicht mit prinzipiell Schlechtergestellten Generalisierte Reziprozität: • Voraussetzung: Ausgleich findet in einer Gemeinschaft statt, aufgrund akzeptierter moralischer Normen • Versorgungsleistung in Familie, Gemeinschaft • Nachteil: Verlässlichkeit klein, da nur moralisch abgestützt
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