L. Jansen: Praktisches Beispiel einer einfachen Leistungs- und Betriebsabrechnung Leonard Jansen Praktisches Beispiel einer einfachen Leistungs- und Betriebsabrechnung I Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978-3-663-12567-9 ISBN 978-3-663-13128-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-13128-1 Verlags-Nr. 234 Copyright by Springer Fachmedien Wiesbaden 1955 UrsprOnglich erschienen bei Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler - Wiesbaden 1955 Vorwort Wenn in vielen Klein- und Mittelbetrieben noch heute davon abgesehen wird, sich durch eine besondere Betriebsabrechnung einen klaren Überblick über den Ablauf des betrieblichen Umwandlungsprozesses von Kosten in Werte zu ver schaffen, so liegt es nicht nur daran, daß die Inhaber sich damit zufrieden geben, zu beobachten, was - grob ausgedrückt - "unter dem Strich bleibt". Die Scheu, den bürokratischen Apparat zu vergrößern und den Mehrkosten dafür keinen greifbaren Erfolg gegenüberstellen zu können, ist in der Mehrzahl wohl die Begründung für die ablehnende Haltung. Der Einbau der Betriebsbuchhaltung in die Finanzbuchhaltung mit Hilfe des Betriebsabrechnungsbogens wird mehr und mehr fallen gelassen. Die Betriebs buchhaltung ist zu einem selbständigen Teil des Betriebes geworden. Sie wird statistisch geführt. Dennoch ist sie eng mit der Finanzbuchhaltung verknüpft, die, den Erfordernissen der Betriebsbuchhaltung Rechnung tragend, eine Viel zahl von Verrechnungskonten führen muß. Je stärker der Konkurrenzkampf wird, um so mehr werden die Betriebe ge zwungen, den Kosten nachzuspüren und an die Quelle ihres Entstehens vorzu dringen. Das gilt insbesondere im Hinblick auf den deutschen Export. Es müssen alle Mittel ausgeschöpft werden, die im Wettbewerb mit der ausländischen Kon kurrenz zum Erfolg verhelfen können. Entscheidend im Kampf um den Markt ist die "kostengerechte" Forderung. Den Kostenmaßstab bilden die Leistungen der Unternehmen, die ihre Erzeugnisse mit dem geringsten Aufwand belasten. Das muß jeden Unternehmer veranlassen, Vorsorge zu treffen, um den An forderungen des Marktes gerecht zu werden. Dazu ist eine Betriebsbuchhaltung unerläßlich. Die Art der Betriebs- und Leistungsabrechnung, die im folgenden beschrieben und erläutert wird, soll den Entschluß leicht machen, künftig nicht mehr auf dieses wertvolle Hilfsmittel der Betriebsführung zu verzichten. Andererseits sollen diese Ausruhrungen Anregung sein, die bisherige Betriebsbuchhaltung zu überprüfen, um sie erforderlichenfalls nach den hier gegebenen Richtlinien um zustellen. Stuttgart, im Januar 1955. Leonard Jansen Inhaltsverzeichnis Seite Anforderungen an die Betriebsbuchhaltung 9 Voraussetzungen zur Erfüllung der Anforderungen 9 Auftragswesen 9 Lohnzahlung 9 Lohnabrechnung 10 Buchungsbelege . 10 Kostenabgrenzung 10 Materialverwaltung 11 Betriebsstoffe . . . 11 Innerbetriebliche Leistungen 11 Anlagenkarteien 11 Konten und Journal 12 Kontenklasse 5 12 Kontenklasse 6 12 Das Betriebsabrechnungsjournal 12 Verbuchung ......... . 13 Verbuchung auf Grund angefallener Belege 13 Verbuchung der Gemeinkostenzuschläge 14 Erläuterung der Konten 15 Konten Nr. 500 und 501 . 15 Konto Nr. 510 . . . . . 15 Konten Nr. 511 und 512 16 Konto Nr. 590 . . . . . 16 Konten Nr. 6000 - 6003 16 Die Eintragungen auf den Kontenblättern 17 Der monatliche Abschluß 17 Der Abschluß der Konten . . . . . . . . 17 Die Betriebsübersicht 18 Der Zusammenhang mit der Finanzbuchhaltung . 19 Konten- und Journalblätter Konto Nr. 500 - Fertigungskostenstelle A 23 Konto Nr. 501 - Fertigungskostenstelle B 23 Konto Nr. 510 - Kostenstelle Materiallager 24 Konto Nr. 511 - Kostenstelle Vertrieb 24 Konto Nr. 512 - Kostenstelle Verwaltung . 24 Konto Nr. 590 - Abrechnungskonto Gemeinkosten 25 Konto Nr. 6000 - Auftrag Nr. 6000 . 25 Konto Nr. 6001 - Auftrag Nr. 6001 . 26 Konto Nr. 6002 - Auftrag Nr. 6002 . 26 Konto Nr. 6003 - Auftrag Nr. 6003 . 26 Betriebsabrechnungsjournal 27/28 Betriebsübersicht . . . . . 29 Abgerechnete Aufträge . . . 29 Nicht abgerechnete Aufträge 29 Monatsabschluß Finanzbuchhaltung 30 Anforderungen an die Betriebsbuchhaltung Von der Betriebsbuchhaltung sind zu fordern: 1. Laufende Erfassung der auf die einzelnen Kost ens te 11 e n ent fallenden Gemeinkosten. 2. L .auf ende Erfassung der auf die einzelnen K o s t e n t r ä g er entfallen den Aufwendungen. 3. M o n a t li c h e Erstellung einer Be t rieb s üb er sich t zur Kontrolle der Kostengestaltung auf den einzelnen Kostenstellen und zur Schaffung ein wandfreier Kalkulationsunterlagen. 4. Mon a t 1 i c h e Feststellung des B e trieb s e r g e b n iss es. 5. Durch den Vergleich der monatlichen Betriebsübersichten muß die Möglich keit geschaffen werden, für jede Kostenstelle den Punkt der b es t m ö g I ich e n Ausnutzung zu ermitteln, nämlich den Beschäftigungs grad, der erstrebenswert ist, um die Kosten im günstigsten Verhältnis zu den Leistungen zu halten, und den G e f a h r e n p u n k t zu erkennen, an dem bei ü b e r - o d e r U n t e r b e s c h ä f t i g u n g die Fertigung unrentabel wind. Voraussetzungen zur Erfüllung der Anforderungen Um mit der Betriebsabrechnung dieses Ziel zu erreichen, müssen folgende Vor aussetzungen erfüllt werden: 1. Auftragswesen Jeder Auftrag ist mit einer Auftragsnummer zu versehen. Der Zeit arbeiter muß wissen, für welche Auftragsnummer er arbeitet, damit er in der Lage ist, genau zu bezeichnen, für welche Aufträge er seine Zeit verwandt hat. Auf den Akkordscheinen ist die Auftragsnummer anzugeben. Das Materiallager darf nur solche Materialanforderungen erfüllen, aus denen ersichtlich ist, für welche Auftragsnummer das Material verwandt werden soll. Unter Auftrag ist nicht nur dessen Erteilung durch einen Kunden zu verstehen. Auch das Fertigwarenlager erteilt Aufträge. Bei Serienherstellung werden die nach den Betriebserfahrungen zu bildenden Teilmengen als Auftrag behandelt. 2. Lohnzahlung Der Lohn ist am besten d e k a d e n w e i s e zu zahlen, um eine genaue Ab grenzung der Aufwendungen für die monatliche Betriebsabrechnung zu er halten. Es wird folgende Lohnzahlungsweise vorgeschlagen: Dekade Zeitraum Zahltag Zahlungsart 1. 26.- 5. 10. Abschlag 2. 6.-15. 20. Abschlag 3. 16.-25. 30. Abrechnung 9 Die Zeit vom 26. - 25. umfaßt gerade den Zeitraum eines Kalendermonats. Für die monatliche Abrechnung ist diese Lohnzahlungsweise ausreichend. Die Dif ferenz von 5 Tagen wird sich zum Jahresschluß durch die dort liegenden Feier tage ausgleichen, so daß ~eine oder nur geringe Abgrenzungen notwendig werden. !. Lohnabrechnung Die Lohnabrechnung ist kostenstellenweise vorzunehmen. An Hand der Arbeits zettel ist von der Lohnbuchhaltung für jede Kostenstelle eine Lohnzusammen stellung anzufertigen, aus der folgendes zu ersehen ist: a) Zahl der Stunden, Summe des Fertigungslohnes und des Betrages der dazu gehörenden gesetzlichen sozialen Aufwendungen. b) Dasselbe für Iden Gemeinkostenlohn. c) Aufsch1üsselung der Fertigungslohnstun:den und -summen nach Aufträgen. Das gilt nicht nur für die Löhne der Fertigungskostenstellen, sondern auch für Löhne und Gehälter der Kostenstellen Material, Verwaltung, Vertrieb usw. 4. Buchungsbelege Der Betrieb bestimmt die Aufgliederung aller Kosten. Der Weg der Belege geht darum über die Betriebsbuchhaltung in die Finanzbuchhaltung. Für die Finanzbuchhaltung ist ein Beleg erst dann "buchungsreif", wenn er die Bearbei tungsvermerke der Betriebsbuchhaltung trägt. Um sicherzustellen, daß die Buchungen auf gleichen Konten erfolgen, muß der Betrieb auf den Belegen vermerken: a) ob Gemeinkosten, Material- oder Sonderkosten; b) d.as Buchungsdatum. Dadurch wird auch die zeitliche Übereinstimmung sichergestellt. Jeder noch mit einem Buchungsdatum des verflossenen Monats versehene Beleg muß auch von der Finanzbuchhaltung noch in diesem Monat verbucht werden. Grundsatz: Die Finanzbuchhaltung darf keine Buchung in den Klassen 3 und 4 vornehmen, von der die Betriebsbuchhaltung nicht unterrichtet ist. Bei der Bezahlung einer monatlichen Miete wird z. B. kein Originalbeleg den Weg durch die Betriebsbuchhaltung nehmen. In diesem Falle und ähnlichen Fällen muß idie Finanzbuchhaltung sofort einen Buchungsbeleg an die Betriebs buchhaltung geben und ihn mit den Buchungsvermerken zurückverlangen. Wenn das beachtet wird, ist die monatliche Übereinstimmung gewährleistet. Um der Betriebsbuchhaltung eine Belegsammlung großen Umfangs zu ersparen, ist es ratsam, daß die Finanzbuchhaltung alle Kostenbelege der Klassen 3 und 4 gesondert verwahrt. 5. Kostenabgrenzung Es muß sichergestellt sein, daß die nicht gleichmäßig .anfallenden Kosten am Jahresanfang so aufgeteilt werden, daß sie die Fertigung monatlich mit gleichen Beträgen belasten. Die Personalabteilung muß zum Jahresanfang den gesamten Urlaubs- und Feiertagslohn mit den d.azu gehörenden gesetzlichen sozialen Aufwendungen, 10 aufgeteilt nach Kostenstellen, in ungefährer Höhe feststellen. Die Finanzbuch haltung muß monatlich 1/12 dem Gemeinkostenkonto der Klasse 4 unter Er kennung eines Abgrenzungskontos der Klasse 2 belasten. Das Konto der Klasse 2 wird durch die tatsächlichen Zahlungen von Urlaubslöhnen ausgeglichen. Ewaige Spitzen sind als außerordentliche Erträge oder Aufwendungen zu ver rechnen und dem Betriebsergebnis am Jahresende hinzuzuzählen. Das gleiche gilt mir Aufwendungen, die im voraus oder nachträglich für größere Zeiträume gezahlt werden (Versicherungen, Grund- und Gewerbesteuern usw.), und für die Abschreibungen. Zum Anfang jeden Monats ist der Betriebsbuchhaltung die Belastung der Gemeinkostenkonten der Klasse 4 mit solchen Beträgen bekannt zugeben, damit sie sofort in die Kostenstellenrechnung übernommen werden können. Alle Abgrenzungen dieser Art werden mit Hilfe der Klasse 2 durch geführt. 6. Materialverwaltung Die Aufzeichnungen des Materiallagers sind Unterlagen der Betriebsbuch haltung. An Hand der Eingangsrechnungen ist von der Lagerverwaltung auf den Bestandskarten sofort der Einstandspreis oder durch Verrechnung mit den noch vorhandenen Vorräten der Mischpreis zu ermitteln. Auch die Belege über den Materialeinkauf gehen nur über das Lager in die Finanzbuchhaltung. Es ist bereits herausgestellt worden, daß das Lager nur solche Materialanfor derungen erfüllen darf, aus denen ersichtlich ist, für welche Auftragsnummer das Material verwandt wird. Die Materialverbrauchsnachweise sind von den verarbeit~mden Kostenstellen laufend der Betriebsbuchhaltung zur Verfügung zu stellen. Von der Lager verwaltung wird auf den Materialscheinen der Wert des verbrauchten Materials errechnet, damit es sofort den Auftragskonten belastet werden kann. 7. Betriebsstoffe Werden Betriebsstoffe in größeren Mengen eingekauft, empfiehlt es sich, sie zunächst einem Betriebsstofflager zuzuführen und in der Klasse 3 zu verbuchen. Erst auf Grund der Entnahmescheine sind sie dem entsprechenden Gemein kostenkonto zu belasten oder aber als Sonderkosten zu behandeln. 8. Innerbetriebliche Leistungen Jede innerbetriebliche Leistung ist wie ein Auftrag zu behandeln. Die Leistung wird mit dem Selbstkostenwert einem besonderen Ertragskonto der Klasse 8 gutgebracht und entweder der empfangenden Kostenstelle belastet oder dem An lagevermögen zugeführt. 9. Anlagenkarteien Die Betriebsbuchhaltung muß für jede Kostenstelle alle Daten, die für die Um legung von Gemeinkosten erforderlich sind, sammeln und laufend berichtigen. Es müssen genaue Unterlagen über die Ausstattung der Kostenstellen mit An lagewerten vorhanden sein. Wenn die Anlagenverzeichnisse nach Kostenstellen aufgeteilt geführt werden, ist es leicht, sie so zu gestalten, daß aus ihnen alle erforderlichen Angaben entnommen werden können. 11 Konten und Journal Kontenklasse 5 Hier werden die Kostenstellenkonten geführt. Für jede Kostenstelle, auch für die Hilfskostenstellen, Material-, Vertriebs-und Verwaltungskostenstellen, sind gesonderte Konten anzulegen. Die Reihe dieser Konten kann je nach den be trieblichen Erfordernissen erweitert werden. In unserem Beispiel werden fol gende Konten geführt: 500 Fertigungskostenstelle A 501 Fertigungskostenstelle B 510 Kostenstelle Material 511 Kostenstelle Vertrieb 512 Kostenstelle Verwaltung Mit Ausnahme des Abrechnungskontos für Gemeinkosten, das als 590 Abrechnungskonto Gemeinkosten in die Klasse 5 eingereiht wird, sind alle Kostenstellen-Kanten "Kreditoren" Konten. Sie werden für die von ihnen geleisteten Arbeiten und für die Über nahme der Gemeinkosten erkannt. Die Funktion des Abrechnungskontos Ge meinkosten wird an anderer Stelle näher erläutert. Kontenklasse 6 Hier werden die Auftragskonten geführt. Für jeden Auftrag ist ein besonderes Konto anzulegen. Diese Konten sind die "Debitoren"-Konten der Betriebs buchhaltung. Sie werden mit allen Leistungen und Kostenübernahmen der Kostenstellen-Kanten belastet. In unserem Beispiel werden geführt: 6000 Auftrag Nr. 6000 6001 Auftrag Nr. 6001 6002 Auftrag Nr. 6002 6003 Auftrag Nr. 6003 Das laufend zu ergänzende Verzeichnis der Konten der Klasse 6 ist gleichzeitig ein Verzeichnis der Aufträge. Es soll so geführt werden, daß aus ihm die er ledigten und noch in der Fertigung befindlichen Aufträge erkenntlich sind. Bei den erledigten Aufträgen sollen die errechneten Selbstkosten und die Abrech nungssummen eingetragen werden. Dadurch ist für jeden Auftrag der aus ihm erzielte Ertrag ersichtlich. Der Finanzbuchhaltung wird jede Buchung in den Klassen 5 und 6 erspart Das Betriebsabrechnungsjournal Die Konten werden auf das Journal in der .aus der Finanzbuchhaltung bekann ten Weise durchgeschrieben. Das Journal ist in drei Spalten aufgeteilt: Fertigungsmaterial Fertigungslöhne Gemeinkosten. 12