ebook img

Praktische Metallkunde: Schmelzen und Gießen, spanlose Formung, Wärmebehandlung PDF

210 Pages·1935·7.974 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Praktische Metallkunde: Schmelzen und Gießen, spanlose Formung, Wärmebehandlung

Praktische Metallkunde Schmelzen und Gie13en, spanlose Formung, Warmebehandlung Von Dr.-lng. G. Sachs VDl Leiter des Metall-Laboratoriums der MetaJlgesellschaft A. G., Fraukfurt a. M. a.o_ Professor an der Universitat Frankfurt a. M. auswintiges MitgJied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften Dritter Teil: Warmebehandlung Mit einem Anhang: "Magnetische Eigenschaften" von Dr. A. Kussmann, Regierungsrat an der Physikalisch -'l'echnischen Reichsanstalt Mit 217 Textabbildungen Berlin Verlag von Julius Springer 1935 ISBN-13 978-3-642-48539-8 e-ISBN-13 978-3-642-48606-7 DOl 101007/978-3-642-48606-7 Alle Rechte, insbesondere das der Dbersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1935 by Julius Springer in Berlin. Softcover repnnt of the hardcover 1s t edItIOn 1935 Vorwort. Der dritte und letzte Tell meines Werkes "Praktische Metallkunde" behandelt die vergutbaren Legierungen. Die Eigenschaften solcher technischen Metalle und Legierungen, einschlieBlich des Eisens, in denen sich Zustandsanderungen im festen Zustande abspielen, werden im zweiten Kapitel moglichst vollstandig gebracht. 1m ersten Kapitel werden die allgemeinen GesetzmaBigkeiten der Zustands anderungen und der damit verbundenen Eigenschaftsanderungen behandelt. Um diese vollstandig zu verstehen, muBten die neueren kristallphysikalischen Erkenntnisse, wie sie besonders mit Hllfe von Rontgenverfahren gewonnen worden sind, herangezogen werden. Es ist jedoch versucht worden, die Zusammen hange so darzustellen, daB keine Spezialkenntnisse auf diesem Gebiet vorausgesetzt sind. Dagegen wird eine Kenntnis der allgemeinen Metallkunde in ihren Grund zugen wieder vorausgesetzt. In einem Anhang ist ferner von Herrn Dr. A. K ussmann auf die magnetischen Eigenschaften besonders eingegangen. Ihre Aufnahme in diesen Teil der prak tischen Metallkunde begrundet sich dadurch, daB schon von altersher die Stahl hartung, und neuerdings auch Ausscheidungs- und Umwandlungsvorgange von groBer Bedeutung fur die Praxis und Theorie des Magnetismus sind. Die ge schlossene Darstellung ist deshalb gewahlt worden, weil fur die Anwendung dieser Legierungen die magnetischen Eigenschaften ausschlaggebend sind, und deren Kenntnis nicht gleich verbreitet ist wie die anderer Metalleigenschaften. Fur das Lesen von Korrekturen zum dritten Teil bin ich wieder den Herren Dr.-Ing. Fcllr. v. Goler, Patentanwalt Heine und Dr. Scheuer zu besonderem Danke verpflichtet, gleicherweise auch Frl. Schulz fur die Herstellung einiger Photographien und Schliffbilder. Fur die Uberlassung von Abbildungsvorlagen habe ich ferner den Herren Dr.-lng. H. Mann, Berlin-Adlershof und Dr.-lng. F. Dorge, Duren zu danken. Nach dem AbschluB meines Werkes mochte ich nicht verfehlen, auf die wert vollen Dienste hinzuweisen, welche mir die Bande des "Journal of the Institute of Metals" mit ihren umfassenden Referatenteilen fur die Erfassung der ein schlagigen Literatur geleistet haben. Frankfurt a. M., Januar 1935. G. Sachs. Inhaltsverzeichnis. Seite Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 A. Allgemeine Gesetze der Zustandsiinderungen. . . . . . . . . . . . . . . . . 2-96 Die Bedeutung des Zustandsschaubildes fur die Warmebehandlung . 2-13 1. Zustandsanderungen und Zwischenzustande ..... 2 2. Zustandsimderungen in Legierungen. . . . . . . . . 4 3. EinfluB kleiner Beimengungen auf Zustandsanderungen 6 4. Warmebehandelbare quasibinare Legierungen. 7 5. Zustandsanderungen in Mehrstofflegierungen . . . 9 6. Unterdruckte Zustandsanderungen . . . . . . . 10 7. Fehlen von mechanischen Eigenschaftsanderungen 12 Zustandsanderungen und Gefugeanderungen . . 13-33 8. Mannigfaltigkeiten und Ahnlichkeiten bei Zustandsanderungen . 13 9. Gitteranderungen und Atombewegungen . 15 10. Kristallwachstum . . . . . . . . . . 18 11. Martensitisches Gefuge. . . . . . . . . 20 12. Eigenschaften martensitischer Zustande . 22 13. Orientierungszusammenhange zwischen den an Umwandlungsvorgangen be teiligten Kristallgittern. . . . . . 25 Ausscheidungsvorgange ...... . 33-63 14. Eigenschaften von Mischkristallen. . 33 15. Unterdruckter und stabiler Zustand . 36 16. Bestimmung der Loslichkeitsgrenzen. 39 17. Der Ausscheidungsvorgang . . . . . 44 18. Vorgange im Mischkristall vor der Ausscheidung 47 19. Interkristalline Korrosion. . . . . . . . . . 51 20. Aushartung und chemische Zusammensetzung 54 21. Aushartung und Warmebehandlung 55 22. Aushartung und Kaltverformung 60 Umwandlungsvorgange ..... 63-96 23. Umwandlungen remer Metalle 63 24. Atomordnung in Mischkristallen. 68 25. A tomordnung ohne Gitteranderung 73 26. Atomordnung mit Gitteranderung. 78 27. Normale Umwandlungen m Legierungen . 81 28. Umwandlungen in Elseniegierungen ... 83 29. Die eutektoide Aufspaltung von Kohlenstoffstahl . 86 30. Eutektoide Aufspaltung von fl-Phasen in Kupferlegierungen . 91 31. Die eutektoide Aufspaltung m Aluminium-Zinklegierungen. 95 B. Wiirmebehandelbare Legierungen . . . . . . . . . . . . . 96-181 Leichtmetalle ..................... . 96--126 32. Bedeutung der Warmebehandlung fur Leichtmetalle .. . 96 33. Der EinfluJ3 von Silizium und Elsen auf Reinaluminium 97 34. Aluminiumleltlegierungen. . . . . . . 100 35. Vergutbare Aluminiumlegierungen ........ . 102 36. Aluminium-Magnesiumsllizidlegierungen . . . . . . 103 37. Warmvergutbare kupferhaltige Aluminiumlegierungen 104 38. Duralumln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 InhaltsverzelChrus. v Seite 39. Sonstige vergiitbare Aluminiumlegierungen • 107 40. Verarbeitung vergutbarar Aluminiumlegierungen 110 41. Durchfilhrung der Vergiitung. . . . . . . . . 112 42. Die Korrosion vergiitbarer Aluminiumlegierungen. 117 43. Aluminium-Magnesiumlegierungen . 122 44. Magnesiumlegierungen 125 Kupferlegierungen ........ . 126-139 45. Berylliumbronze. . . . . . . . . 126 46. Weitere aushartbare Zweistofflegierungen des Kupfers. 128 47. Aushartbare Mehrstofflegierungen des Kupfers 130 48. Messinge ........... . 133 49. Zinnbronze und Aluminiumbronze . 136 Edelmetalle .......... . 139-150 50. Silberlegierungen . . . . . . 139 51. Kupferhaltige Goldlegierungen 142 52. WeiJ3golde ......... . 146 53. Platin- und Palladiumlegierungen . 148 Nickel- und Kobaltlegierungen 150---155 54. Aushartbare Nickellegierungen 150 55. Kobaltlegierungen . . . · .. 152 56. Chrom-Nickellegierungen . . . · .. 153 Eisen und Stahl . . . . . . . . 155-177 57. Das Altern von technischem Eisen 155 58. Umwandlungen in Zweistoffsystemen des Eisens 159 59. Umwandlungen in DrBistoffsystemen des Eisens 161 60. Kohlenstoffstahle . . 163 61. NlCkelstahle. . . . . . . . . 167 62. Nichtrostender Stahl. . . . . 171 63. Aushartbare Eisenlegierungen . 175 Niedrigschmelzende Legierungen 177-181 64. Blei- und Zinnleglerungen . . . · .. 177 65. Zinklegierungen . . . . . . . . · .. 180 C. Anhang: Magnetisehe Eigensehaften von A. Kussmann 182-198 66. Magnetische Grundbegriffe . . 182 67. Dia- und Paramagnetismus. . 183 68. Theone des Ferromagnetismus 184 69. Sattigung und Konstitution . 186 70. Hysterese und Konstitution . 187 71. Magnetisch weiche Werkstoffe 190 72. Hochpermeable Nickel-Eisenlegierungen 191 73. Legierungen mit Sondereigenschaften 193 74. Martensitische Dauermagnetstahle . 194 75. Aushartbare Dauermagnetstahle. 196 76. Heuslersche Legierungen 197 Saehverzeichnis . . . 198-203 Einleitung. Die eigentliche Warmebehandlung oder Warmebehandlung im engeren Sinne1 besteht darin, daB ein Stoff Temperaturanderungen unterworfen wird, welche wiederholbareZustands- und Gefiigeanderungen in ihm hervorrufen. Hand in Hand mit diesen gehen mehr oder weniger starke Veranderungen der Eigenschaften vor sich, die ebenfalls groBtenteils durch reine Temperaturbewegungen wieder aufgehoben werden konnen. Obwohl es sich bei der Warmebehandlung urn einen verhaltnismaBig einfach zu handhabenden technologischen Vorgang handelt, der auch seit altersher beirn Stahl weitgehend durchexerziert worden ist, hat die Praxis doch erst sehr spat gelernt, ihn mit allgemeinem Nutzen anzuwenden. Erst die Erfindung des Dur alumins gab den AnstoB zu einer planmaBigen Erforschung und Ausnutzung der Zustandsanderungen in Legierungen. Diese fanden sich in iiberraschend zahl reichen Legierungen; und die Erkenntnisse auf diesem Gebiete fiihrten mit zu den wichtigsten Fortschritten der Metalltechnik in den letzten J ahrzehnten. Es scheint auch, als ob diese Entwicklung noch durchaus nicht abgeschlossen ist. Jedes Jahr werden weitere Legierungen aufgefunden, deren Eigenschaften durch eine bestimmte Warmebehandlung zum N utzen der Technik gesteigert werden k6nnen. Es sei nur aus den letzten Jahren auf einige Legierungen verwiesen, die sich teilweise schnell in groBem Umfange eingefiihrt haben, die Aluminium legierungen Hiduminium (R.R.-Legierungen) und Silumin-Gamma (als GuB), die vergiitbaren MagnesiumguBlegierungen, die Kupferlegierungen mit Nickel und Zinn und mit Nickel und Aluminium (Kunial), die Chromnickelstahle mit Zusatzen an Titan, die aushartbaren Dauermagnetlegierungen usw. Auf diesem Teilgebiet der Metallkunde sind, wie auf keinem anderen sonst, die praktischen und theoretischen Erkenntnisse in gleicher Front fortgeschritten. In den Betrieben wurden zahlreiche Legierungssysteme durchprobiert und, sobald man durch gewisse Eigentumlichkeiten im Verhalten aufmerksam geworden war, in vielen Fallen Verfahren der Warmebehandlung entwickelt. In den wissenschaftlichen Laboratorien wurden die GesetzmaBigkeiten der Zustands anderungen aufgedeckt, ebenfalls neuartige warmebehandelbare Legierungen auf gefunden und die Grundlagen fur eine planmaBige Ziichtung der gilllstigsten Eigenschaften in jedem Einzelfalle geschaffen. Aus dieser Entwicklung ergibt es sich schon, daB fiir denjenigen, welcher sich in irgendeiner Weise mit warmebehandelbaren Legierungen zu beschaftigen hat, eine umfassende Kenntnis aller diesbeziiglichen Erscheinungen von Nutzen sein wird. Es gilt dies gleicherweise fiir die besonderen Eigenttimlichkeiten jeder einzelnen Legierung, als auch fiir die grundsatzliche Abhangigkeit des Gefiiges und der Eigenschaften vomAufbau der Legierung und denBetriebsbedingungen. 1m folgen den ist daher eine moglichst vollstandige Wiedergabe der feststehenden Ergebnisse auf dem Gebiete der Warmebehandlung von Legierungen angestrebt worden, ins besondere insoweit als sie fiir deren praktische Behandlung von Nutzen erscheinen. 1 Unter Warmebehandlung im weiteren 8inne wird dagegen jede Temperaturbewegung verstanden; sie umfaBt also auch die Rekristallisationsglilhung, Entspannungsgluhung usw., die in Teil I und II besprochen worden sind. Sachs, Metallkunde III. A. Allgemeine Gesetze der Zustandsanderungen. Die Bedeutung des Zustandsschaubildes fur die Warmebehandlung. 1. Zustandsanderungen und Zwischenzustande. Sowohl in reinen Metallen, als auch - in viel starkerem und mannigfaltigerem MaBe - in Legierungen gibt es Veranderungen im festen Zustande, welche die Eigenschaften in auBerordentlich starkem MaBe beeinilussen. Die Zustandsschaubilder von Legierungen, auf die wir uns in allen ihr Gefiige und ihre Eigenschaften betreffenden Fragen zu stiitzen pflegen, geben an sich nur Auskunit iiber die Gleichgewichtszustande bei jeder Temperatur. Bei hOheren Temperaturen stellen sich diese zwar verhaltnismaBig schnell ein - wenigstens bei dem uns im folgenden vorwiegend interessierenden, durch spanlose Formung weitgehend durchgearbeiteten Material (Walzmaterial). Bei niedrigen Tempe raturen frieren jedoch die meisten Veranderungen im festen Zustande ganz oder teilweise ein. Dabei fiihren sie oft zu merkwiirdigen Erscheinungen, die sich bis heute noch einer vollstandigen Erkenntnis entziehen. FUr die Metallkunde spielen die dadurch hervorgerufenen Eigenschaftsande rungen in zweierlei Hinsicht eine groBe Rolle. Einmal ist es viel£ach moglich, Zustande, die an sich nur bei hoher Tempe ratur bestandig sind, durch eine verhaltnismaBig schnelle Abkiihlung aufrecht zuerhalten. Das allgemein iibliche und schanst wirkende Venahren hierzu ist die Abschreckung in kaltem Wasser. In gewissen Legierungen sind auch die Zu standsanderungen so trage, daB sie schon bei gewohnlicher Luftabkiihlung aus bleiben. Die bekanntesten FaIle von derartigen vollstandig unterdriickten Zu standsanderungen sind die nichtrostenden Chrom-Nickelstahle, die so besonders gute chemische und mechanische Eigenschaften aufweisen, und die 18karatigen Gold-Kupferlegierungen, die sich nur in diesem Zustande einwandfrei verarbeiten lassen. Viel haufiger sind jedoch die FaIle, wo der bei hoher Temperatur bestandige Zustand entweder nur teilweise erhalten bleibt, oder aber der bei niedriger Tempe ratur bestandige Zustand zwar anscheinend vorliegt, aber mit ganzlich anderen Eigenschaften behaftet ist, als man es von ihm erwartet. Dabei handelt es sich entweder um eine Storung, die davon herriihrt, daB die Zustandsanderung trotz schroffster Abschreckung nicht vollig unterdriickbar ist, oder auch nach aniang licher Unterdriickung allmahlich bei der Arbeitstemperatur ablauft. Ein Beispiel hierfiir ist die Karbidausscheidung in den nichtrostenden Stahlen. Oder aber man benutzt diese Erscheinungen zu einer mehr oder weniger planmaBigen Ver besserung des Werkstoffes, da sich hierbei sonst nicht erreichbare Eigenschaften einstellen. Eine solche Verglitung ist bei einer iiberaus groBen Zahl von Legie rungen moglich und gewinnt eine standig steigende praktische Bedeutung. Zustandsanderungen und Zwischenzustitnde. 3 Der Ubersichtlichkeit halber zahlen wir noch einmal diese drei grundlegenden FaIle auf, in denen Veranderungen im festen Zustande fiir die Metalltechnik von groBer Bedeutung sind: 1. Ausnutzung giinstiger Eigenschaften von Zustanden, die nur bei hoheren Temperaturen stabil sind. 2. Storungen durch unvollstandige Zustandsanderungen, die nicht planmaBig hervorgerufen vverden. 3. Vergiitung von Legierungen durch planmaBige Erzeugung besonders giin stiger Eigenschaftsvverte in Zwischenzustanden. Das Gefiige und die Eigenschaften eines Stoffes mit vollstandig unterdriickter Zustandsanderung sind an sich aus dem Zustandsschaubild zu ersehen. 1m Sinne der alteren Thermodynamik wird dabei der Zustand einer Legierung zunachst durch die Zusammensetzung und Menge der darin enthaltenen besonderen Kri stallarten oder Phasen beschrieben. 1m Zustandsschaubild erkennen wir, vvelcher Zustand bei einer bestimmten Temperatur stabil ist. Lassen vvir eine Legierung auf dieser Temperatur solange, bis wir sicher sind, daB sie den dazugehorigen Zustand angenommen hat, und kiihlen sie dann schnell genug ab, so besteht. die Moglichkeit, daB dieser Zustand erhalten bleibt. Wir konnen dann auch die Eigenschaften dieses Zustandes einigermaBen voraussagen, da er sich genau so verhalt, als vvare keine Zustandsanderung im Schaubild vorhanden. Sind etvva Legierungen bekannt, die der betrachteten sehr nahe liegen, so konnen deren Eigenschaften durch Extrapolation vorausgesagt vverden. So kann man yom regular-flachenzentriert kristallisierenden Nickel herkommend die durch Eisen und Chromzusatze hervorgerufenen Veranderungen bis zu Zusammensetzungen nahe dem nichtrostenden Chrom-Nickelstahl genau verfolgen, und erhalt dann, auf dessen Zusammensetzung extrapolierend, ganz die Eigenschaften, wie sie der nur durch Abschrecken fixierbare, eigentliche nichtrostende Stahl tatsachlich aufvveist. In vielen anderen Legierungen dagegen ist, wie schon ervvahnt, die Zustands anderung nicht vollstandig unterdriickbar. Ob dies der Fall ist oder nicht, und wie der im letzteren FaIle erreichte Zustand aussieht, daruber gibt das Zustands schaubild keinerlei Auskunft. Die nachstliegende Annahme, daB vvir es dann mit einem Gemenge der beiden Zustande mit entsprechenden Eigenschaften zu tun haben, ist, vvie wir heute vvissen, nur in vvenigen, meist technisch uninter essanten Fallen erfiillt. Anderseits ist es fur eine Weiterverarbeitung durch span lose Formung oft von Vo rteil, durch langes Ausgluhen diesem Zustande moglichst nahe zu kommen, da die sonst vorhandenen Storungen die Verarbeitbarkeit beeintrachtigen. Auch das Gefiige und die Eigenschaften derjenigen Zustande, die aus dem unterdriickten durch eine zusatzliche planmaBige Behandlung erzeugt vverden konnen, sind in keiner Weise aus dem Zustandsschaubild ableitbar. In vielen Fallen reicht also die Angabe von Kristallarten oder Phasen, ihrer Menge, GroBe und Anordnung nach, zur Beschreibung einer Legierung nicht aus. Die groBe praktische Bedeutung der Zustandsanderungen beruht ja gerade darauf, daB sich dabei Eigenschaften einstellen, vvelche sich von denen der gevvohn lichen Phasen des Zustandsschaubildes erheblich unterscheiden. Die Ursache hierfur vvird in neuerer Zeit darin gesehen, daB die meisten Phasenanderungen iiber 1* 4 Allgemeine Gesetze der Zustandsanderungen. merkwiirdige "Zwischenzustande" fiihren, welche die Trager der besonderen Eigenschaften sind 1. Diese Zwischenzustande lassen sich phasen- und gittermaBig bisher nicht genau beschreiben; es scheint auch, daB sie bei der gleichen Legierung je nach deren Behandlung in sehr weiten Grenzen verschieden ausfallen konnen. Das kennzeichnende Merkmal aller Zwischenzustande ist also der Umstand, daB ihre Eigenschaften sich nicht aus denen der Legierungsbestandteile und der dem Zustandsschaubild entsprechenden Zustande ableiten lassen. Sie zeichnen sich vielmehr ausnahmslos durch irgendwelche ausfallenden mechanischen, che mischen oder physikalischen Eigenschaften aus. Diese lassen sich allerdings in ein verhaltnismaBig einfaches System bringen. Dagegen sind die Zwischen zustande seIber viel zahlreicher und mannigfaltiger als man fruher auf der Grund. lage der Zustandsschaubilder und der bekannten Kristallstrukturen von Legie. rungen angenommen hatte. Erst dadurch, daB in den letzten Jahren ein erheb licher Teil der praktisch interessierenden Legierungen sehr genau untersucht worden ist, kann heute eine gewisse Ordnung in dieses Gebiet der Metallkunde gebracht werden. Die in Legierungen durch Zustandsanderungen hervorgerufenen Eigenschaften zu verstehen und sich ihrer mit vollem Nutzen zu bedienen, ist nur moglich, wenn man die allgemeinen GesetzmaBigkeiten dieser Vorgange einiger maBen iibersieht. 2. Zustandsanderungen in Legierungen. Es gibt eine erhebliche Zahl zunachst sehr verschieden erscheinender Ver anderungen im festen Zustande. Zwischen der UberfUhrung des Stahls in den geharteten Zustand und der Vergiitung des Duralumins sieht man weder in den Zustandsbedingungen noch in den erreichten Eigenschaften eine besondere Ahn lichkeit. Die durch die Duraluminvergutung und die Erkenntnis ihrer Ursache angeregten Untersuchungen haben aber heute eine groBe Zahl von Legierungen aufgedeckt, die sich sowohl ihren Zustandsschaubildern als auch ihren Eigen schaftsanderungen (bei der Warmebehandlung) nach in eine fast ununterbrochene Skala einordnen lassen. ",Vas zunachst die Zustandsschaubilder anbetrifft, so pflegen wir nach diesen drei Grundfalle von Zustandsanderungen zu unterscheiden: Ausscheidungsvor gange, Phasenumwandlungen und eutektoiden Zerfall. Die Phasenumwandlung schlieBt die Umwandlung reiner Metalle als Grenzfall ein, so daB auf diese zunachst nicht besonders eingegangen zu werden braucht. Obwohl diese Gliederung, wie jetzt erkannt ist, nicht mehr von ausschlag gebender Bedeutung in bezug auf die mit den Zustandsanderungen verbundenen Eigenschaftsanderungen ist, bleibt sie doch diejenige, die wir nach wie vor als Leitregel fiir eine systematische Behandlung beibehalten. Die eigentlichen Ausscheidungsvorgange stellen sich im Zustandsschaubild in einer der Formen Abb. 1-8 dar. Der haufigste Fall ist die Ausscheidung einer intermediaren Kristallart oder Verbindung f3 aus dem an den reinen Stoff A 1 Sachs, G.: Erg. techno Rontgenkde. Bd.2 (1931) S.251-261; Trans. Amer. lnst. min. metallurg. Engr., lnst. Met. Div. 1931 S. 39-50; Z. Metallkde. Bd. 24 (1932) S. 241-248. - Dehlinger, U.: Erg. exakt. Naturwiss. Bd. 10 (1931) S.325-386; Metallwirtsch. Bd.12 (1933) S.207-210. Zustandsanderungen in Legierungen. 5 angrenzenden oc-Mischkristalll gemaB Abb. 1. Es kommt auch seltener vor, daB die Ausscheidungen entsprechend Abb.2 aus dem anderen reinen Stoff B oder .\ ~ ~~ ~ ~::::-:-=-=~ /-:-7 « + A Abb. 1. Ausscheidung einer Abb. 2. Ausscheidung emer Abb. 3. Zerfall einer luckenlosen intermediaren Krlstallart. Grenzphase aus der anderen. MischkristaIIreihe m zwei begrenzte. Abb. 1-3. Grundfalle von Ausscheidungsvorgangen. B Abb. 4. Umwandlung eines Abb.5. Umwandlung eines Abb.6. Umwandlung zweier reinen Stoffes mit anschIie- ]\'lischkrlstalls stochlOmetrlscher verschiedener Phasen ineinander. Llenden Mischkristallen. Zusammensetzung. Abb. 4-6. Grundfalle von Umwandlungen. dem daran angrenzenden Mischkristall bestehen. Dieser Fall liegt bei Kupfer Silberlegierungen, sowie auch bei einigen niedrigschmelzenden Legierungen vor. Ein solches Schaubild steht in sehr naher Beziehung zu einer Ausscheidung bzw. einem Zerfall einer liickenlosen oc-Mischkristallreilie in zwei gesat tigte Mischkristalle OCl und CX:! nach Abb.3. Es sind bisher zwei Systeme dieser Art bekannt: Gold-Nickel und Gold-Platin. Von den Umwandlungsvor gangen ist der einfachste der Ubergang eines oc-Mischkristalls in A B B einen oc' -Mischkristall nach Abb. 4. Abb.7. Eutektoider Zero Abb. 8. Eutektoider Zer Dieser schlieBt die Umwandlung fall mit Umwandlung des fall einer intermediaren reinen Stoiies. Krlstallart. eines reinen Sto££es als Sonderfall Abb. 7 und 8. Grundfalle des eutektoiden Zerfalls. ein. Zahlreiche wichtige Eisen- legierungen zeigen eine derartige Zustandsanderung (y - oc) 1, insbesondere die Nickelstahle. Es kann auch ein oc-Mischkristall mittlerer Zusammensetzung, etwa 1 Gnechische Buchstaben werden in der Metallkunde mit verschiedener Bedeutung verwandt. Eine EinheitIichkeit in dieser Beziehung ist kaum mehr erreichbar.

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.