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Praktische Baustatik: Teil 3 PDF

406 Pages·1984·31.526 MB·German
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Praktische Baustatik Teil 3 Von Professor Oipl.-Ing. Walter Wagner t und Professor Oipl.-Ing. Gerhard Erlhof Fachhochschule Rheinland-Pfalz, Mainz unter Mitwirkung von Or.-Ing. Hans Müggenburg, Ouisburg 7., neubearbeitete und erweiterte Auflage Mit 582 Bildern und 32 Tafeln B. G. Teubner Stuttgart 1984 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Wagner, Walter: Praktische Baustatik / von Walter Wagner u. Gerhard Erlhof. - Stuttgart : Teubner Frühere Aufl. u.d.T.: Ramm, Hermann: Praktische Baustatik NE: Erlhof, Gerhard: Teil 3. Unter Mitw. von Hans Müggenburg. - 7., neubearb. u ..e rw. Aufl. - 1984. ISBN 978-3-519-25203-0 ISBN 978-3-663-01237-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-01237-5 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, besonders die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Bildentnahme, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege, der Speicherung und Auswertung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei Verwertung von Teilen des Werkes, dem Verlag vorbehalten. Bei gewerblichen Zwecken dienender VervieWiltigung ist an den Verlag gemäß § 54 U rhG eine Vergütung zu zahlen, deren Höhe mit dem Verlag zu vereinbaren ist. © B. G. Teubner, Stuttgart 1984 Satz: Schmitt u. Köhler, Würzburg Umschlaggestaltung: W. Koch, Sindelfingen Vorwort Ziel dieses 3. Teiles der "Praktischen Baustatik" ist die Vertiefung der Kenntnisse für die Behandlung statisch unbestimmter Systeme. Er wendet sich vornehmlich an die Studenten des Bauingenieurwesens der oberen Semester von Fachhochschulen und Technischen Universitäten sowie an die in der Praxis tätigen Bauingenieure. Für die Berechnung statisch unbestimmter Systeme ist die genaue Kenntnis der Form änderungsgesetze von grundlegender Bedeutung; sämtliche Formänderungen lassen sich mit dem Prinzip der virtuellen Arbeit berechnen. Der gründlichen Behandlung dieses wichtigen Hilfsmittels des Kraftgrößenverfahrens wird deshalb ein besonders breiter Raum zuteil. In diesem Abschnitt findet der Leser auch die Ableitung der w-Werte und W-Gewichte sowie die wichtigen Sätze von Betti und Maxwell. Betrachtungen über die kinematische Unverschieblichkeit und über die statische Unbestimmtheit ebener und räum licher Tragwerke schließen sich an. Mit Hilfe dieser Grundlagen wird das Kraftgrößenver fahren zur Bestimmung der Schnittgrößen und EinflußIinien entwickelt; einfach und mehr fach statisch unbestimmte Systeme werden für ruhende und bewegliche Lasten behandelt. Die zweite Methode der Berechnung statisch unbestimmter Systeme ist das Weggrößen verfahren. Dieses Verfahren wird oft mit Vorteil bei statischen Untersuchungen vielfach statisch unbestimmter Systeme, besonders auch der Rahmen, benutzt; deshalb wird seine Anwendung an solchen Tragwerken gezeigt. Dabei wird auch dargestellt, wie sich der Einfluß von Wärmewirkungen mit diesem Verfahren erfassen läßt. Mit Hilfe des Weggrößenverfahrens läßt sich wie die meisten Iterationsverfahren auch das Momentenausgleichsverfahren von Kani erklären. Dies wird oft, und zwar besonders bei Rahmen, dem im Teil 2 besprochenen Crossschen Verfahren vorgezogen. Der eingehenden Behandlung das Kanischen Verfahrens mit Ableitung und zahlreichen Beispielen unverschieblicher und verschieblicher Systeme, die auch Rahmen mit geneigten Stielen enthalten, ist deshalb ein ganzer Abschnitt gewidmet. In einem neuen Abschnitt wird eine kurze Einführung in die Methode der finiten Elemente gegeben: Nach einem allgemeinen Überblick werden die Formeln für die Berechnung ebener Fachwerke abgeleitet und auf drei Beispiele angewendet. Hierbei wird deutlich, welchen Einfluß elektronische Taschen- und Tischrechner auf die Baustatik gewonnen haben: Während in der vorigen Auflage dieses Teils noch 10 Seiten dazu verwendet wurden, die Auflösung von Gleichungssystemen mit maximal 4 linearen Gleichungen zu erläutern, wird in der vorliegenden Auflage beim 2. und 3. Beispiel für die Anwendung der finiten Elemente vorausgesetzt, daß fürodie Auflösung eines Systems mit 12 linearen Gleichungen ein programmgesteuerter Rechner zur Verfügung steht. In der neuen Auflage werden die in DIN 1080 festgelegten Benennungen verwendet: Gegenüber der vorigen Auflage wurde Normalkraft durch Längskraft ersetzt, Eigen gewich t durch Eigenlast, Auflagerkraft und Auflagerreaktion durch Lagerkraft und Stützgröße, und aus einem Balken auf drei Stützen wurde ein Balken auf drei Lagern. An einer Vielzahl von Stellen wurde außerdem durch kleine Änderungen versucht, Verständlichkeit und Genauigkeit von Formulierungen und Ableitungen zu erhöhen. IV Vorwort Die erste Auflage dieses Teils der" Praktischen Baustatik" erschien 1964 als Teil 4; Verfasser der ersten bis dritten Auflage waren Hermann Ramm und Walter Wagner. Im Jahre 1972 zog sich Hermann Ramm aus Altersgründen von der Bearbeitung der "Praktischen Baustatik" zurück, nachdem er über 25 Jahre lang dieses Werk zunächst allein, ab 1957 zusammen mit Walter Wagner durch Neubearbeitungen und Überarbeitungen auf dem neuesten Stand gehalten hatte. Walter Wagners Mitarbeit an der "Praktischen Baustatik" wurde im Jahre 1982 durch seinen jähen Tod beendet. Die Bearbeitung der vorliegenden Auflage erfolgte durch den Unterzeichnenden und Dr.-Ing. Hans Müggenburg, der diesen Teil bereits von der ersten Auflage an mitgestaltet hat. Auch zu dieser Auflage hat Dr. Müggenburg wertvolle Anregungen und Ergänzungen beigetragen; dafür wie für die angenehme Zusammenarbeit sei ihm herzlich gedankt. Wir hoffen, daß wir diesen Teil im Sinne von Hermann Ramm und Walter Wagner fortgeführt haben. Wiederholt werden soll auch in dieser Auflage der Dank der an diesem Werk Beteiligten an ihre verehrten Lehrer, die Professoren Dr.-Ing. E. h. Dr.-lng. Kurt Klöppel, Dr.-Ing. habil. Dr.-Ing. E. h. Gün ter W orch und Dr.-Ing. habil. Kurt Hirschfeld, für das in Kollegs, Übungen und Gesprächen vermittelte Wissen. Dem Verlag B. G. Teubner danke ich für die vorzügliche Zusammenarbeit wie für die sorgfältige Herstellung und gute Ausstattung des Buches, insbesondere für den Entschluß, bei der neuen Auflage die vielfältigen gestalterischen Möglichkeiten des Fotosatzes zu nutzen. Vorschläge aus dem Leserkreis für Verbesserungen der "Praktischen Baustatik" sind stets willkommen. Mainz, im August 1984 G. Erlhof Inhalt 1 Elastische Formänderung 1.1 Einleitung . . . . . . 1 1.2 Ebene Formänderungen von Stabelementen ................. . 2 1.2.1 Formänderung infolge mittiger Längskraft - 1.2.2 Formänderung in folge gleichmäßiger Temperaturänderung - 1.2.3 Formänderung infolge Biegemoments - 1.2.4 Formänderung infolge ungleichmäßiger Temperatur änderung - 1.2.5 Formänderung in folge Querkraft -1.2.6 Formänderung infolge Torsion 1.3 Virtuelle Arbeit am elastischen Tragwerk. . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.3.1 Begriff der Arbeit - 1.3.2 Begriff der virtuellen Arbeit - 1.3.3 Prin zip der virtuellen Verrückungen am elastischen Tragwerk - 1.3.4 Prin- zip der virtuellen Belastungen am elastischen Tragwerk - 1.3.5 Ersatz der Formänderungen durch Schnittgrößen und Temperaturänderungen - 1.3.6 Praktische Anwendung 1.4 Formänderungen, Grundaufgaben und zugehörige Einheitsbelastungen .. 14 1.4.1 Erste Grundaufgabe: Verschiebung eines Punktes - 1.4.2 Zweite Grundaufgabe : Verdrehung eines Querschnitts :.. 1.4.3 Dritte Grundaufgabe : Gegenseitige Verschiebung zweier Punkte - 1.4.4 Vierte Grundaufgabe: Gegenseitige Verdrehung zweier Querschnitte 1.5 Auswertung der Integrale. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 23 J 1.5.1 Auswertesatz - 1.5.2 Integrationstafel M Mdx -1.5.3 Anwendung J J der MMdx-Tafel - 1.5.4 Deutung des Ausdrucks MMdx als Volumen 1.6 Formänderungen infolge gegebener Lagerverschiebungen und -verdrehungen 31 1.7 Veränderliches Flächenmoment I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 34 1. 7.1 Abschnittsweise konstantes Flächenmomentl - 1.7.2 Stetig veränder liches Flächenmoment I 1.8 Anwendungen...................... . . . . 36 2 Zustandslinien elastischer Formänderung 2.1 Punktweise Ermittlung der Biegelinie ................ . 41 2.1.1 Biegelinie des Stabwerks - 2.1.2 Biegelinie des Fachwerks 2.2 Bestimmung der Biegelinie mit Hilfe von w-Zahlen . . . . . . . . . 43 2.3 Ermittlung der Biegelinie mit Hilfe der W-Gewichte. . . . . . . . . 46 2.3.1 W-Gewichte beim Stabwerk mit konstantem Flächenmoment I - 2.3.2 W-Gewichte beim Stabwerk mit veränderlichem Flächenmoment I - 2.3.3 W-Gewichte beim Stabwerk aus der l/)'-Belastung - 2.3.4 W-Ge wichte beim Fachwerk - 2.3.5 W-Gewicht im Gelenk VI Inhalt 3 Die Sätze von der Gegenseitigkeit der elastischen Formänderungen 3.1 Satz von Betti ... 55 3.2 Satz von Maxwell. 56 4 Einflußlinien für Formänderungen. 58 5 Statisch unbestimmte Systeme 5.1 Betrachtungen zur Bestimmung der kinematischen Unverschieblichkeit eines Tragwerks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 5.2 Gleichungen zur Bestimmung der statischen Unbestimmtheit. 68 6 Kraftgrößenverfahren, einfach statisch unbestimmte Systeme 6.1 Balken auf 3 Lagern ................... . 77 6.1.1 Mittlere Lagerkraft B als statisch unbestimmte Größe Xl - 6.1.2 Stützmoment MB als statisch unbestimmte Größe Xl 6.2 Lagerverschiebungen und Temperaturänderungen bei statisch unbestimmten System. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 80 6.3 Zweigelenkrahmen ............................... , 83 6.3.1 Beispiel - 6.3.2 Zweigelenkrahmen mit Zugband -6.3.3 Zweigelenk rahmen mit geknicktem Riegel 6.4 Hängewerk.......................... 105 6.5 Langerscher Balken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 6.6 Zwei durch einen Stab verbundene eingespannte Sützen. 113 6.7 Kehlbalkendach ........ . 114 6.8 Unterspannter Fachwerkträger. 119 6.9 Zweigelenkbogen . . . . . . . . 123 7 , Kraftgrößenverfahren, mehrfach statisch unbestimmte Systeme 7J Gleichungen für ein zweifach statisch unbestimmtes System. 130 7.2 Gleichungen für ein mehrfach statisch unbestimmtes System 133 7.2.1 n-gliedriges Gleichungssystem für n statisch Unbestimmte - 7.2.2 Dreigliedriges Gleichungssystem für n statisch Unbestimmte 7.3 Anwendungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 7.3.1 Zweifach statisch unbestimmter Rahmen - 7.3.2 Eingespannter Rahmen - 7.3.3 Geschlossener Rahmen - 7.3.4 Stockwerkrahmen - 7.3.5 Eingespannter Bogen 7.4 Einflußlinien bei statisch unbestimmten Systemen. . . . . . . . . . . . . . . 185 7.4.1 Allgemeines - 7.4.2 Anwendungen - 7.4.3 Ermittlung der Einfluß linien mit Hilfe des (n-l)-fach statisch unbestimmten Systems\~Satz von Land) 7.5 Formänderung an statisch unbestimmten Systemen 209 7.5.1 Reduktionssatz - 7.5.2 Anwendungen 7.6 Statisch unbestimmte Grundsysteme ........ . 214 Inhalt VII 8 Weggrößenverfahren 8.1 Einführung ................. . 221 8.2 Grundlagen.................. 222 8.2.1 Begriffe und Bezeichnungen - 8.2.2 Vorzeichenregeln 8.3 Tragsysteme mit unverschieblichen Knoten. . . . . . . . . . . .... 224 8.3.1 Gleichungen für Stabendmomente - 8.3.2 Aufstellen der Knoten gleichungen - 8.3.3 Anwendungen 8.4 Tragsysteme mit verschieblichen Knoten . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 248 8.4.1 Allgemeines - 8.4.2 Gleichungen für Stabendmomente - 8.4.3 Auf stellen der Knotengleichungen - 8.4.4 Aufstellen der Verschiebungs gleichungen - 8.4.5 Anwendungen - 8.4.6 Das Verfahren der Belastungs umordnung 8.5 Einfluß von Temperaturänderungen . . ... 277 8.5.1 Gleichmäßige Temperaturänderung - 8.5.2 Ungleichmäßige Tem peraturänderung - 8.5.3 Anwendungen 9 Momentenausgleichsverfahren nach Kani 9.1 Allgemeines.................................. 293 9.1.1 Weggrößenverfahren und Momentenausgleichsverfahren - 9.1.2 Be griffe und Bezeichnungen 9.2 Tragsysteme mit unverschieblichen Knoten. . . . ..... 295 9.2.1 Ableitung des Verfahrens - 9.2.2 Anwendungen 9.3 Stockwerkrahmen mit horizontal verschieblichen Knoten. . . . . . . . 310 9.3.1 Ableitung des Verfahrens - 9.3.2 Gang des Verfahrens - 9.3.3 An wendungen 9.4 Rahmen mit horizontal und vertikal verschieblichen Knoten ... 352 9.4.1 Allgemeines - 9.4.2 Anwendungen 10 Berechnung von Fachwerkträgern mit der Methode der finiten Elemente 10.1 Allgemeine Einführung in die Methode der finiten Elemente 370 10.2 Steifigkeitsmatrizen 371 10.3 Beispiele ..... . 376 Literatur . ... 393 Sachverzeichnis. 395 VIII Hinweise Für dieses Buch einschlägige Normen sind entsprechend dem Entwicklungsstand ausge wertet worden, den sie bei Abschluß des Manuskriptes erreicht hatten. Maßgebend sind die jeweils neuesten Ausgaben der Normblätter des DIN Deutsches Institut für Normung e. V., die durch den Beuth-Verlag, Berlin und Köln, zu beziehen sind. - Sinngemäß gilt das gleiche für alle sonstigen angezogenen amtlichen Richtlinien, Bestimmungen, Verordnungen usw. 1 Elastische Formänderung 1.1 Einleitung Jedes belastete Tragwerk steht unter Spannungen. Diese rufen Fonnänderungen hervor: Längenänderungen, Verschiebungen, Gleitungen, Durchbiegungen und Verdrehungen. Bleiben die Spannungen unterhalb der Elastizitätsgrenze des Baustoffes, so sind die Formänderungen elastisch und gehen bei Entlastung vollständig zurück. Überschreiten die Spannungen die Elastizitätsgrenze des Baustoffs, so treten elastische und plastische Fonnänderungen auf. Bei manchen Baustoffen entstehen plastische oder bleibende Verfonnungen, nachdem die Lasten aufgebracht worden sind. DIN 4227 (12.79) Tl; Abschn. 8.1 nennt das Kriechen als zeitabhängige Zunahme der Verfonnungen unter andauernden Spannungen und die Relaxa tion als zeitabhängige Abnahme der Spannun gen unter aufgezwungenen Verfonnungen konstanter Größe. Eine zwar von der Zeit, nicht aber von der Last abhängige plastische Verfonnung ist das Schwinden des Betons. Unter den elastischen Fonnänderungen ist die Durchbiegung bei Trägern aus Holz und Stahl von unmittelbarer Bedeutung: Sie muß nachgewiesen werden und darfvorgeschriebe ne Werte nicht überschreiten. In den Berechnungen statisch unbe stimmter Systeme spielen elastische Formänderungen eine große Rolle: Beim Kraftgrößenverfahren (KGV) treten sie als Vorzahlen und Lastglieder in den Verfonnungsbedingungen oder Elastizitäts Spannungszustand : gleichungen auf; beim Weggrößenver fahren (WGV) sind die unbekannten Kno r-----:t---------'+ F/2 ten- und Stabdrehwinkel elastische Fonn FI2 +L... __+ '---_.J! a änderungen. Die plastischen Fonnänderungen treten gegenüber den elastischen in ihrer Bedeu tung zurück: Das Traglastverfahren des Stahl ba us als ein Sonderfall der allgemei nen Plastizitätstheorie legt der Bemessung von vorwiegend ruhend belasteten Stahl Verformungszustand : bauten plastische Verformungen in ein zelnen Punkten der Stabachsen, den Fließ gelenken, zugrunde; ferner sind Schwin den und Kriechen des Betons bei Spann beton-, Stahlbeton- und Verbundkonstruk tionen zu berücksichtigen. 1.1 Spannungs-und Verformungszustand 2 1.2 Ebene Formänderungen von Stabelementen Wir unterscheiden in der Baustatik zwei Zustände: Der Spannungszustand gibt die Beanspruchung eines Tragwerks durch Momente, Querkräfte und Längskräfte an; Lasten und Stützgrößen sind unter Beachtung der wirklich vorhandenen oder angenommenen Lagerung des Tragwerks im Gleichgewicht. Der Verformungszustand ist durch die Biegelinie des Tragwerks beschrieben; die wirklich vorhandenen oder angenommenen geometrischen Randbedingungen werden erfüllt (Bild 1.1). Bei der Berechnung statisch unbestimmter Systeme mit dem Kraftgrößenverfahren ist jeder Spannungszustand des statisch bestimmten Hauptsystems im Gleichgewicht; der zugehörige Verformungszustand braucht nicht mit den geometrischen Rand- oder Kontinuitätsbedingungen des wirklichen Systems verträglich zu sein. Umgekehrt erfüllt bei Berechnungen mit dem Weggrößenverfahrenjeder Verformungszustand des kinematisch oder geometrisch bestimmten Hauptsystems die Verträglichkeitsbedingungen; die Lasten und Stützgrößen des zugehörigen Spannungszustandes brauchen jedoch nicht im Gleichge wicht zu sein. Den Zusammenhang zwischen Spannungs- und Verformungszustand stellen Spannungs Dehnungs-Gesetze, Formänderungsgesetze, Elastizitätsgesetze, Momenten-Krümmungs Beziehungen und Schnittgrößen-Krümmungs-Beziehungen her. Im Teil 3 der Praktischen Baustatik legen wir der Ermittlung von Formänderungen aus Schnittgrößen nur die einfachste Beziehung zugrunde: das Hookesche Gesetz mit seinem linearen Zusammen hang zwischen elastischer Dehnung und Spannung, anders ausgedrückt: mit seiner linearen Elas tizi tät. Das Hookesche Gesetz stimmt für Stahltragwerke unter Gebrauchslast gut mit der Wirklichkeit überein, da die Proportionalitätsgrenze ßp des Stahls über den zulässigen Spannungen zul liegt. Beim Beton gibt es dagegen auch unter niedrigen Spannungen keine (I Proportionalität zwischen Spannungen und Dehnungen; die Berechnung von anfänglichen Formänderungen mit Hilfe der E-Moduln für Beton nach DIN 1045, Tabelle 11 und DIN 4227, Tabelle 6 ergibt deswegen nur Näherungswerte. Solange man die durch das Hookesche Gesetz beschriebene lineare Elastizi tät auf einen Baustoff anwenden kann, gilt für Formänderungen aus verschiedenen Belastungszuständen das Superpositionsgesetz; liegen andere Formänderungsgesetze zugrunde, sind Über lagerungen nich t mehr möglich: Die Formänderung aus einer Summe von Belastungen ist nicht mehr gleich der Summe der Formänderungen der einzelnen Belastungen. 1.2 Ebene Formänderungen von Stabelementen An Formänderungen treten am Element die einheitenlosen Verzerrungen /; und l' auf (DIN 1080n Abschn.7.4). 1.2.1 Formänderung infolge mittiger Längskraft Das Hooke sche Gesetz lautet (s. Teil 2, Abschn.1.2.3) M tls (I €=T=---;=Ji (2.1)

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