Praktikum der Pharmakognosie Von Dr. Robert Fischer a. o. Professor und Direktor des Pharmakognostischen Instituts an der Universität Graz Unter Mitarbeit von tit. a. o. Prof. Dr. W. Hauser Graz Dritte, neubearbeitete und vermehrte Auflage Mit 404 Abbildungen im Text Springer-Verlag Wien GmbH 1952 ISBN 978-3-7091-2038-5 ISBN 978-3-7091-2037-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-7091-2037-8 Alle Rechte, insbesondere das der 'Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1942 and 1952 by Springer-Verlag Wien Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Vienna 1952 Softcoverreprint ofthe bardeover 3rd edition 1952 Vorwort zur ersten Auflage. Der moderne Pharmakognosie-Unterricht zerfällt in zwei Teile: in den in der Vorlesung behandelten theoretischen Teil und in den den Übungen vorbehaltenen praktischen Teil. Bringen nun die vorhandenen Lehrbücher entweder den gesamten Stoff der Pharmakognosie, also Vor lesungen und Übungen, oder nur den theoretischen Teil, bzw. die all gemeine Pharmakognosie, so soll dieses Praktikum der Pharmakognosie die Lücke ausfüllen und den Studenten der Pharmakognosie mit der makro- und mikroskopischen Untersuchung und außerdem mit dem Nachweis und der Bestimmung der Drogeninhaltsstoffe vertraut machen und damit den Führer in den pharmakognostischen Übungen bilden. Auch in der Apotheke wird das Buch bei der Untersuchung und Beur teilung der Drogen von Wert sein. Der Hauptteil des vorliegenden Buches beschäftigt sich mit den ein zelnen Drogen, wobei an der üblichen Reihenfolge, beginnend mit den leichten, pulverförmigen Drogen, endend mit den schwierigen Kräutun, festgehalten wurde. Jeder dieser Drogengruppen ist eine für das Ver ständnis wichtige, morphologisch-anatomische Einleitung vorausge schickt. Die Auswahl der besprochenen Drogen erfolgte unter Berück sichtigung des Deutschen Arzneibuches und dessen Ergänzungsbandes, sie wurden ergänzt durch die neuen, in der letzten Zeit häufiger ver wendeten Drogen. Bei den einzelnen Drogen wurden, außer der makro und mikroskopischen Beschreibung der Drogen, der Pulver und Schnitt drogen noch mikrochemische Nachweismethoden und die Wertbestim mungen gebracht. Hier sind die Arzneibuchvorschriften erklärt und so weit neue Methoden vorliegen, auch diese behandelt. Ein Anhang enthält eine kurze Übersicht über die Morphologie und Anatomie der wichtigsten Pflanzenfamilien und eine Anleitung zur Tee analyse. Im Abschnitt "Mikrochemie" werden zuerst allgemeine mikroche mische Methoden und dann die Reaktionen der einzelnen Inhaltsstoffe besprochen. Im Abschnitt "Wertbestimmung" sind die physikalischen, chemi schen und biologischen Methoden beschrieben, die im Laboratorium praktisch durchführbar sind. Da ich bestrebt war, den Umfang des Buches nicht zu stark anwachsen zu lassen, wurde bei der Drogenbeschreibung der Text zugunsten der Abbildungen nach Möglichkeit beschränkt und im Abschnitt "Wert bestimmung" bewußt auf Methoden verzichtet, die in den phannako gnostischen Übungen (Drogenwertbestimmung) nicht durchgeführt werden. Ein Teil der Abbildungen wurde, da deren Darstellung kaum wesent lich verbessert werden kann, aus eimchlägigen WerkEn, so aus Gilg- IV Vorwort. Brandt-Schürhoff, Lehrbuch der Pharmakognosie und Moeller-Griebel, Mikroskopie der Nahrungs-und Genußmittel entnommen. Einige Bilder wurden neu angefertigt. Dem Verlag Wepf & Co. in Basel sei für die Überlassung einiger Druckstöcke aus dem Pharmakognostischen Atlas der Pharmakopoea Helvetica bestens gedankt. Herr Dozent Dr. W. Hauser hat die Bearbeitung der Früchte und Samen übernommen und mich bei der Überprüfung der neu aufgenom menen Methoden in dankenswerter Weise unterstützt. G r a z , im September 1942. R. Fischer. Vorwort zur zweiten Auflage. Da die erste Auflage des Buches bereits wenige Monate nach dem Erscheinen vergriffen war und ich danach annehmen kann, daß das Praktikum bei den Studierenden und Fachgenossen Anklang gefunden hat, kam ich der Aufforderung des Verlages gerne nach, eine Neuauflage zu besorgen. Abgesehen von Ergänzungen bei den Wertbestimmungs methoden und einigen hinzugefügten Drogen erfuhren die für ein Prak tikum so wichtigen Abbildungen eine Vermehrung. Im übrigen wurden auf Grund freundlicher Anregungen von Fachgenossen einige Zusätze angebracht. G r a z, im Januar 1944. R. Fischer. Vorwort zur dritten Auflage. Sieben Jahre, nachdem die zweite Auflage des Buches vergriffen war, erscheint dank der unausgesetzten Bemühungen des Verlages nun mehr die dritte Auflage. Es wurden wiederum mehrere Abbildungen durch neue ersetzt, das Kapitel Wertbestimmung erweitert und einige verbesserte Methoden zur chemischen Drogenanalyse aufgenommen. Dem Springer-Verlag sei für das immer wieder bewiesene Entgegen kommen gedankt. Graz, im Januar1952. R. Fischer. Inhaltsverzeichnis. Seite 1. Die makrc- und mikroskopische Untersuchung der Drogen . . . . . 1 Allgemeine Gesichtspunkte 1. - Der Gebrauch des Mikroskops 2. - Mikroskopische Präparation 4. - Messungen unter dem Mikros- kop 5. - Die einzelnen Drogen 7. 2. Pulverförmige Drcgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Amyla, Stärkesorten 7. - Amylum Solani, Oryzae, Maydis, Tritici, Sago, Manihot. Dextrinum 10. - Lycopodium 12. - Lupu· lin, Glandulae Lupuli 13. - Kamala 14. 3. Haare und Fasern 15 Gossypium depuratum 15. -Zellwolle 16. - LeinenfaseT 17. Seide 17. - Schafwolle 17. 4. Pilze, Algen, Flechten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Faex medicinalis 17. - Secale cornutum, (Fungus secalis) 18. - Agaricum, (Fungus Laricis) 20. - Fucus vesiculosus 21. - Lamina ria, Stipites Laminariae 21. - Carrageen 21. - Agar-Agar 22. - Lichen islandicus 23. 5. Folia, Blattdrogfn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Morphologie und Anatomie der Blätter 24. - Folia Althaeae 30. - Aurantii 32. - Belladonnae 33. - Betulae 36. - Boldo 37. - Bucco 37. - Coca 37. - Digitalis purpureae 39. - Digitalis lana tae 41. - Eucalypti 42. - Farfarae 43. - Fraxini 43. - Hama melidis 43. - Hyoscyami 44. - Jaborandi 46. - Juglandis 46. - Malvae 47. - Mate 48. - Melissae 49. - Menthae piperitae 50. - Menthae crispae 51. - Menthae aquaticae 52. - Myrtilli 52. - Nerii 52.-Orthosiphonis 53. - Plantaginis 53. - Ribes nigri 54. - Rosmarini 54. - Rubi fruticosi 54. - Salviae 56. - Sennae 57. - Stramonii 60. - Taraxaci 61. - Theae 62. - Trifolii fibrini 64. - Uvae ursi 65. - Vitis Idaeae 67. 6. Flores, Blütendrogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Morphologie und Anatomie der Blüten 68. - Die wichtigsten Blütenstände 72. - Flores Arnicae 73. - Aurantii 75. - Calen dulae 75.-Caryophylli 75.-Chamomillae Romanae 78.-Chamo millae vulgaris 79. - Cinae 82. - Crataegi 85. - Croci 85. - Cya ni 87. - Farfarae 87. - Koso 87. - Lamii 90. - Lavandulae 90. - Malvae 91. - Malvae arboreae 93. - Pruni spinosae 93. - Pyre thri 93. -. Rhoeados 96. - Sambuci 96. - Spartii Scoparii 97. - Spireae 97. - Stoechados 97. - Tiliae 97. - Verbasei 99. 7. Semina, Samendrogen . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . 100 Allgemeine Vorbemerkungen 100. - Semen Amygdali dulce 103. - Amygdali amarum 103. - Arecae 104.-Coffeae 105.-Colae 105. - Colchici 106. - Cydoniae 109. - Cucurbitae llO. - Erucae llO. - Foenugraeci 111. - Lini 113. - Placenta Seminis Lini 115. - Myristicae 115. - Arillus Myristicae (Macis) ll6. - Papaveris ll7. - Quercus 117. - Ricini ll8. - Sabadillae 118. - Sinapis 120. - Strophanthi Kombe 123. - Strophanthi grati 125. - Strychni 126. - Pasta Guarana 129. VI Inhaltsverzeichnis. Seite 8. Fructus, Fruchtdrogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Allgemeine Vorbemerkungen 130. - Fructus Anisi stellati 133. - Anisi vulgaris 135. - Anethi 137. - Aurantii immaturi 137. - Capsici 137. - Cardamomi 140. - Carvi 142. - Cassiae fistulae 143. - Ccratoniae 143. - Colocynthidis 144. - Coriandri 145. - Cra taegi 146. - Cubebae 146. - Cynosbati 148. - Foeniculi 149. - Bordei 151. - Juniperi 152. - Lauri 155. - Myrtilli 155. - Papa veris 156. - Phaseoli sine semine 156. - Pimentae 1.56. - Piperis nigri 157. - Piperis albi 160. - Rhamni catharticae 160. - Sennae 160. - Pericarpium Aurantii 161. - Pericarpium Citri 161. -Pulpa Tamarindorum cruda 161. 9. Ligna, Holzdrogen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 162 :Morphologie und Anatomie der Hölzer 162. - Lignum Guajaci 16e. - Juniperi 168. - Quassiae 168. - Santali rubri 168. - (Radix) Sassafras 169. 10. Cortices, Rinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Morphologie und Anatomie der Rinden 170. - Cortex Cascarillae 174. - Chinae 175. - Chinac Calisayae 178. - Cinnamomi ceyl:J nici 178. - Cinnamomi chinensis 181. - Condurango 182. - Fran gulae 183. - Granati 184. - Quebracho 186. - Quercus 188. Quillajae 190. - Rhamni Purshianae (Cascara sagrada) 192. - Salicis 192. - Viburni prunifolii 193. 11. Radices und Rhizome, Wurzeldrogen . . . . . . ......... 193 Einleitung, Rhizome und Stammgebilde 193. -Wurzeln, Radices 198. - Stipites Dulcamarae 201. - Radix (Tubera) Aconiti 201. - Althaeae 203. - Angelicae 205. -Rhizoma Arnicae 207. -Asari 209. -Radix Bardanae 209. - Belladonnae 210. -Rhizoma Calami 212. - Caricis 214. - Radix Colombo 214.-Rhizoma Curcumae 215. - Radix Derridis 216. - Rhizoma Filicis maris 217. - Galangae 220. -Rhizoma Gelsemii 222. -Radix Gentianae 222. - Graminis ?25. - Hellebori nigri 225. - Helenii 226. -Rhizoma Hydrastidis 226. - Imperatoriae 229. -Radix Ipecacuanhae 229. -Rhizoma Iridis 233. - Tubcra Jalapae 234. -Radix Levistici 236. - Liquiritiae 237. - Ononidis 239. - Petroselini 242. - Pimpinellae 240. -Rhizoma Podophylli 241. - Radix Primulac 242. - Pyrethri 244. - Ratan hiae 244. - Rhizoma Rhei 245. - Tubera Salep 249. - Radix Sapo nariae 2fil. - Sarsaparillae 252. - Scammoniae 254.- Senegae 255. - Symphyti 257. - Taraxaci 257. - Rhizoma Tormentillae 258. - Radix Valerianae 259. - Rhizoma V<-'ratri 262. - Zedoariae 263. Zingiberis 26.5. - Bulbus Allii 266. - Scillae 267. 12. Herbac, Kräuterdrogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2fi8 Einleitung, Herba Absinthii 268. - Adonidis 271. - Agrimoniae 271. - Alchemillae 271. - Anserinae 272. - Artemisiae 272. - Asperulae 27:3. - Basilici 273. - Bursae pastoris 273. - Cannabis indicae 273. - Cardui bendicti 276. - Cmtaurii minoris 277. - Chclidonii 2ii. - Chcnopodii 279. - Conii 279. - Convallariae 280. - Droserae 280. - Ephedrae 281. - Equisdi 281. - Euphrasiae 28:!. - .Fragariae 283. - Gakgae 28:!. - GalEopsidis 28:{. - Her niariac 284. - Hyperici 284. - Hysf:opi 285. - Lactucae virosae 285. - Leonuri cardiacae 28fi. - Loheliae 286. - 1\lajoranae 288. - :\lari veri 290. - Marruhii 290.-Meliloti 290.-1\lillefolii 292. - Origani 293. - Polygalae amarae 293. - Polygoni avicularis 293. - Pulmonariae 2!!4. - Rutae 294. - Sabinae 294. - Saturejae 296. - Serpylli 296. - Tanaceti 297. - Thymi 297. - Veronicae 298. - Violae odoratae 2!l!l. - Violae tricoloris 299. - ViEci 2\J9. VII Inhaltsverzeichnis. Seite 13. Restliche Drogen (Gallen, Pflanzensäfte und Extrakte, physiologische und pathologische Secrete und Excrete und tierische Drogen) 299 Gallae ( halepenses). 299 Gallae chinenses . 301 O~um . ~1 Aloe . . 304 Catechu. 305 Manna . . . 305 Resina und Gummiresina, Harze und Gummiharze 306 Resina Benzoe 306. - Colophonii 307. - Dammar 307. - Gua jaci 307. - Jalapae 307. - Mastix 307. - Podophylli 308. - Gum miresina Ammoniacum 308. - Asafoetida 308. - Galbanum 308. - Gutti 309. - Myrrha 309. - Euphorbium 309. - Balsamum Peru vianum 309. - Gummi arabicum 310. - Tragacantha 310. Tierische Drogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 Cantharides 311. - Fel Tauri 313. - Hirudines 313. - Glandula Thyreoidea 314. 14. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 a) Kurze Morphologie undAnatomie der wichtigsten Pflanzenfamilien 316 Coniferen 316. - Monocotyledonen 316. - Dicotyledonen 317. b) Geschnittene Drogen (Teeanalyse) .............. 322 Kräuterdrogen mit Blättern, Stengeln, Blüten, Früchten, ferner Blattdrogen 323. - Rinden, Hölzer, Wurzeln und Rhizome 325. c) Pulveranalyse. 327 15. Mikrochemie . . . . 328 a) Allgemeine Vorbemerkungen 328 b) Mikrosublimation . . 331 c) Mikroschmelzpunkt . . . . 336 d) Spezielle Mikrochemie . . . 346 Anorganische Verbindungen 348.-Organische Verbindungen 351. (Kohlehydrate 351, Monosaccharide 351, Polysaccharide 352, Cellu- lose 352, Fette, Öle 356, Kork und Cutin 357, Eiweiß 358, Sekrete und flüchtige Stoffe [ätherische Öle] 359, Glykoside 361, Sapo nine 362, Gerbstoffe 366, Alkaloide 367.) - Reagenzienver zeichnis 368. 16. Wertbestimmung von Drogen 372 a) Alkaloide. . . . . . . 372 b) Ätherische Öle . . . . . . ................ 376 Bestimmung des ätherischen Öle~ in :progen 376. - Wertbestim mung und Untersuchung ätherischer Öle 381. - (Refraktometrie 384). c) Bitterstoffe . . . . . . . . . . . . 385 d) Gerbstoffe . . . . . . . . . . . . 385 e) Glykoside und Zucker (Polarimetrie) 388 f) Saponine . . . . . . . . 392 g) Schleime (Viscosimetrie) . . . . . . 396 h) Asche . . . . . . . . . . . . . . 398 i) Extrakte und Extraktion . . . . . 399 k) Feuchtigkeitsbestimmung in Drogen. 402 l) Fluoreszenz. . . . . . . . . . . . 404 m) Colorimetrie . . . . . . . . . . . 407 n) Messung der Wasserstoffionenkonzentration. 412 Sachverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . 417 1. Die makro- und mikroskopische Untersuchung der Drogen. Allgemeine Gesichtspunkte. Die Untersuchung der Drogen erfolgt in der Weise, daß man zunächst mit unbewehrten Sinnen oder mit Hilfe einer Lupe Identität und Rein heit festzustellen sucht und dann das Mikroskop zur Hand nimmt, um die Anatomie der Ganzdroge und die Merkmale des Pulvers kennenzu lernen. Von diesen Methoden soll vorerst die Rede sein. Mikrochemische Methoden sind aufS. 328 angeführt, die Wertbestimmungen von Drogen aufS. 372. Bei der Untersuchung mit unbewehrten Sinnen kommt meist nur Ganzdroge oder Schnittdroge, seltener Pulverdroge in Frage. Die Ganz droge ist in vielen Fällen schon so charakteristisch, daß sie durch Be trachtung der Form und des Äußeren allein identifiziert werden kann. Bei der Betrachtung liefert auch eine abweichende Farbe Anhaltspunkte für Alter der Droge und den Zustand der Inhaltsstoffe. Z. B. deutet eine am Bruche braune Farnwurzel auf eine alte Droge minderwertiger Qualität hin. Die Konsistenz und Struktur der Droge ist ein weiteres Kennzeichen. Gewebe aus lockerem Parenchym, z. B. Aerenchym bei Calamus, ist leicht eindrückbar. Eine Anzahl von Samen besitzen hartes, im trockenen Zustand kaum schneidbares Endosperm (Strychnos). Der Bruch von Drogen, z. B. Rinden kann glatt (ohne Fasern bei Granatum) oder faserig und körnig sein (Cordurango, Quebracho, Quercus). Von anderen Sinneswahrnehmungen ist der Geruch zu nennen, der bei einigen Drogen für die Erkennung gute Dienste leistet. In diesem Buche werden nur solche Gerüche zu Unterscheidungen herangezogen, die auch für den Mindergeübten zu erkennen sind. Es lassen sich z. B. Folia Menthae piperitae, Menthae crispae und Melissae, abgesehen von den morphologischen Eigenschaften, leicht am Geruch unterscheiden. Be sonders bei der Beurteilung ätherischer Öle ist man mangels objektiver chemischer Methoden oft weitgehend auf den Geruch angewiesen. Zu dessen Prüfung tropft man Öl auf Filtrierpapier und beurteilt den Ge ruch, wobei man das Papier sanft vor der Nase hin-und herb ewegt. Das Auftreten charakteristischer Gerüche weist auch zuweilen auf verdorbene Drogen hin, wie ammoniakalischer Geruch bei Canthariden und Secale. Auch zur Erkennung von Pulvern ist der Geruch zur Orientierung verwendbar, jedoch ist Vorsicht nötig, da zuweilen verschiedene Drogen, z. B. Nelken und Piment ähnlichen Geruch besitzen. Fischer, Pharmakognosie. 3. Aufl. 2 Die makro- und mikroskopische Untersuchung der Drogen. Auch der Geschmack kann zur Erkennung von Drogen herangezogen werden. Von den verschiedenen Geschmacksqualitätenist beiden Drogen als wichtigste die bittere zu erwähnen. Zuweilenfindet man Geschmacks qualitäten, die sich während des Kauens ändern, z.B. zuerst süß, dann bitter. Geschmacks- und Geruchsempfindungen überschneiden sich zu weilen und werden miteinander verwechselt: der bittere Geschmack von Myrrha ist auch beim Riechen bemerkbar, da feine Staubteilchen der Droge in den Rachen gelangen, es "riecht" bitter. Galbanum hingegen riecht stark aromatisch, man hat aber auch den Eindruck eines bitteren Geschmacks. Die Beobachtung von Drogen mit der Lupe erfolgt bei auffallendem Licht, es ist hierbei auf intensive Beleuchtung, am besten von der Seite, Wert zu legen. Gewöhnlich verwendet man lOfache, zuweilen auch 20fache Lupen. Sehr praktisch sind die sog. Leuchtlupen, bei denen das nötige Licht in gleichmäßiger Stärke durch eine kleine elektrische Birne geliefert wird. Zu erwähnen sind noch die Meßlupen mit korrigierten Linsenkombinationen, bei denen der Maßstab in IOtel Millimeter ein geteilt ist. Zur Untersuchung von Teegemischen eignen sich auch Prä pariermikroskope, bei denen die Lupe mit Zahn und Trieb gesenkt und ge hoben werden kann, oder Stativlupen, die meist zweiteilig, mit Gelenken ausgestattet sind, die allseitige Bewegungen in der Horizontalebene ge statten. Schließlich sei noch auf die binocularen Lupen und Mikroskope hingewiesen, die ein plastisches Sehen ermöglichen und beim Arbeiten Ermüdungserscheinungen verhindern. Anwendung findet die Lupen betrachtung bei der Teeanalyse zur Untersuchung von Blattfragmenten, wobei größere Hautdrüsen, Haare und Emergenzen, Erhebungen auf der Blattoberfläche und in der Durchsicht auch Ölräume deutlich erkannt werden. Ferner dient die Lupe zur Besichtigung von Wurzel und Rindenquerschnitten, die vorher geglättet und evtl. mit Wasser befeuchtet wurden, um Einzelheiten besser hervortreten zu lassen. Gut erkannt werden auf diese Weise Steinzellennester und Libriformbündel, Balsamgänge, Markstrahlen und Holzstrahlen mit den darin enthaltenen Gefäßen. Beim Vergleich der mit der Lupe erhaltenen Bilder mit den im Mikroskop gewonnenen ist zu berücksichtigen, daß die Lupe mit Auf licht arbeitet und nicht aufgehellte Präparate vorliegen, während beim Mikroskop aufgehellte Präparate im Durchlicht beobachtet werden (s. Rhizoma Tormentillae). Der Gebrauch des Mikroskops. Zum Studium der Anatomie der Ganzdroge und der Bestandteile von Drogenpulvern dient das Mikroskop (Abb.l). Ein solches soll ausge stattet sein mit Zahn-, Trieb-und Mikrometerschraube, zweifachem Re volver (mit je einem Objektiv von 10-und 40-60facher Eigenvergröße- rung), etwa achtfachem Ocular und Beleuchtungsapparat, zu mindesten aber mit Irisblende. Für den Anfänger ist es von Vorteil, nur ein Ocular zu verwenden, da auf diese Weise von allen vorkommenden Objekten nur zwei Vergrößerungen eingeprägt werden müssen. Sehr zweckmäßig ist es, das Ocular mit einem Zeiger zu versehen, der an die Blende zwi-